Einfluss [13.05.2008] Doppelmond

Malik nickte kurz und ging dann weiter, wobei er jedoch eine Weile schwieg.
"Ob du nun schillernd im Schatten stehen willst oder blass im Licht ist mir ziemlich egal. Mit deiner letzten Aussage hast du den Nagel aber auf den Kopf getroffen. Ich biete dir meine schützende Hand an und verlange dafür Informationen. Wie du dir deine Organisation aufbauen willst überlasse ich vollkommen dir." Malik schaute wieder zu Gretchen. "Schließlich bin ich nicht Wahnsinnig und glaube voraussagen zu können, was du machen wirst." Der Schwarze lachte kurz und sprach dann heiter weiter.

"Ich will auch nicht die Fäden hinter dir ziehen, dazu bin ich einfach nicht geschaffen. Ich will einfach zu dir kommen können und dann die Infos bekommen, die ich brauche. Natürlich bin ich bereit dafür zu bezahlen." Malik zwinkerte der jungen Frau vor sich zu. "Falls es mir doch zu langweilig wird, kann ich ja dann anfangen ein wenig herumzuspielen und mich auch einmal darin üben eine Organisation aufzubauen. Hat vielleicht auch seinen Reiz." Malik reagierte dabei ein wenig auf Gretchens geistliche Stimulierung und ließ nun ein wenig seinen Geist tanzen. Wobei seine Gefühle eher wild waren und an einen Kampf erinnerten als an kühles Planen. Ein Streichler war es nicht, sondern eher ein heraufziehender Sturm der den Geruch von Blut mit sich trug. Auch eine Stimulation aber eben eine ganz andere!
 
Gretchen blickte ihn mit ausdrucksloser Miene an.

'Schließlich bin ich nicht Wahnsinnig und glaube voraussagen zu können, was du machen wirst' ? Nur wer seine Natur annimmt, umarmt und sich ihr hingibt wird mit dem Blute Malkavs zurecht kommen, alle anderen reißt es ins Verderben! Vielleicht stünde Dir ein ehrlicher Umgang mit Dir selbst besser an, oh mein Primogen?
Der Gedanke durchzuckte Gretchen so schnell und blitzhaft, dass sie selbst erstaunt war, davon auf ihrem Gesicht nichts verraten zu haben.
Doch dann beruhigte sie der Gedanke, mit Malik gemeinsame Sache machen zu können. Und plötzlich senkte er den Schutzwall und seine Emotionen überspülten sie.

Gretchen gab sich dem Sturmwind aus Maliks Gedanken hin, spannte ihre Segel auf und segelte davor auf einer Gischt aus Blut davon, innig in den Sturm umarmt und damit Malik näher, als jemals zuvor. Einige Sekunden schwelgte sie in diesem Gefühl innigster Intimität - kein Geschlechtsakt hätte sie ihm näher gebracht - dann löste sie zögerlich, langsam aber sorgfältig ihre Gedanken aus den seinen.

Sie rückte ihr Kleid zurecht, fast so als wäre sie nach einem heftigen Liebesspiel zerwühlt. Dann sammelte sie sich wieder und sprach erneut.
"Um das aufzubauen werde ich ein wenig brauchen... ich habe hier Kontakte... auch wenn ich eher von "Bekannten" sprechen möchte... aber all das ist noch keine Garantie. Die Kreise des düsteren Gewerbes sind fast noch misstrauischer als es die Unsrigen sind... ich plane hier eher auf Nummer sicher denn auf einen schnellen Gewinn zu spielen, nur damit Du weißt, was Dich erwartet, Malik..."
 
Eigentlich wollte Malik damit nur einen Scherz machen, als er sagte, dass er nicht wahnsinnig war, doch Gretchen hatte sicher auch etwas recht damit, dass der Schwarze immer noch glaubte, seinen Wahnsinn beherrschen zu können. Doch auch irgendwann würde diese Illusion von ihm abfallen...

Malik lächelte jedoch verschwörerisch. "Oh sicher, alles braucht seine Zeit und Zeit ist etwas, dass wir nun wirklich haben. Ich bin schon gespannt, was du so planst und anstellen wirst. Ich hoffe es wird nicht langweilig."

Malik streckte sich nun etwas und dabei hörte man die alten Knochen knacken. "So es in meiner Macht steht, werde ich dich schützen und die etwas piesacken, die dir im Weg stehen. Doch nun wird es Zeit, dass ich mich wieder auf die Pirsch begebe.

Du musst wissen, dass deine beiden Buben eigentlich meine Beute waren." Dabei musste der Malkavianer nun leicht lachen. "Vielleicht sollte ich ihnen einmal einen Besuch abstatten und ihnen raten nicht mehr so offen Leute zu ärgern? Das könnte sicher lustig werden, ihre Spur müsste ich sogar noch finden können." Malik hob ein wenig seinen Kopf und fast sah es so aus, als würde er eine Fährte wittern. Dass er dazu wahrscheinlich fähig war, konnte Gretchen sich sicher gut vorstellen, denn auch sie war mit der Gabe des Auspexes gesegnet.
 
Ja, gesegnet waren die beiden Kinder und verflucht. Ein Teil von Schmidt mußte noch an den niedlichen kleinen Gretchensplitter denken. Stark genug, um ein mentales Auge auf sie zu haben.
Und wie gut es war, das getan zu haben. Es stimmte den Alten fast etwas traurig, was er da sah. Da waren sie schon beide vom gleichen Schlag und mußten offenbar trotzdem über eine Art primitiver Lohnsklaverei verhandeln. Dabei war doch so furchtbar offensichtlich, wohin das führen würde. Von Trapper hatte er es nur gehofft, aber bei Gretchen hatte er es erwartet, das genug Phantasie da war, um es zu erkennen.
Als ob die Ketten, die andere ihnen auferlegen wollten, nicht schon reichen täten, nein, sie mußten sich auch noch selbst welche basteln.
Ein tiefes malkavianisches Seufzen wehte durch die Straße, in der die beiden Mondkinder miteinander sprachen. Und das hörte sich so an.



Deutlich konnten die beiden Malkavianer es hören und auch Gretchen's Dienerschaft spüre genug, das der Eine im Takt mitpfiff, während der Andere mit den Fingern schnippte.
Der Alte fragte nichts, sagte nichts. Da war nur dieses, wie bei Schmidt üblich, musikalische Gefühl.
Das sagte doch alles.
Oder ?
 
"Ein Besuch Deinerseits wird nicht notwendig sein. Natürlich darfst Du gerne auf einen kleinen Plausch vorbei kommen und Dir die Jungs anschauen wenn Du magst, aber für diese Aktion heute Nacht werden sie noch bezahlen, glaube mir." Gretchen tippte ungeduldig und ungehalten mit ihrem Schuh auf und der Stakkatoklang ergab einen Rhythmus. Einen Rhythmus, in den sich Musik malte, die nur sie und die anderen Mondblütigen hören konnten.

Wieder zog der intensive Duft nach Lebkuchen auf und ihr Hirn wurde von Pheromonen und Lustgefühlen geflutet. Gretchens Knie fühlten sich an wie Gummi und zitterten unmerklich und sie griff sich instinktiv in den Schritt. Die Erregung, die bei Schmidts geistiger Berührung durchfluteten erschreckten sie zwar, aber sie hatte nicht die Zeit darüber nachzudenken und versuchte ihre Gefühle wieder unter Kontrolle zu bekommen. Unwillkürlich griff sie nach Maliks Arm und blickte ihn alarmiert an.

Spürte er das auch?
 
Unwirkürlich schnippte Malik mit seiner rechten Hand, hörte dann aber abrupt damit auf, als Gretchen ihn am Arm berührte. Die Malkavianerin konnte spüren, dass Maliks Muskeln leicht zitterten und zum Zerreißen Gespannt waren.

Maliks Gesichtsausdruck war nicht mehr heiter, sondern ernst und in seinen Augen leuchtete nicht etwas Furcht auf sondern grenzlose Wut. Könnte Gretchen in den Ahnen blicken, so würde sie sehen, dass sein Tier wütete und der Malkavianer es gerade nicht daran hinderte. Seine Fänge zeigten sich nun auch deutlich und die Wut ein seinem Gesicht nahm zu.

Schneller als Gretchens Augen folgen konnte, schlug Malik mit seiner Faust gegen die Wand, wobei es zwei Geräusche gab, einmal das Krachen der Mauer, die ein wenig nachgab und das brechen von Knochen. Zu Gretchens Glück konnte der Schwarze sich noch beherrschen sonst wäre wohl sie Ziel seiner Wut auf den Alten Malkavianer geworden.
Schmidt hatte gerade wieder eine Grenze übertreten und diesmal würde Malik es nicht mit einem Achselzucken hinnehmen. Der Alte konnte sein wer er wollte, doch wenn er noch einmal so in ein Gespräch hineinplatzen sollte und versuchte ihn zu beeinflussen, würde Malik ihn jagen und zur Strecke bringen, auch wenn es seinen Tod bedeuten sollte.

Malik sagte jedenfalls nichts und erwiderte auch den Blick seiner Begleiterin nicht, sondern ging stumm weiter. Wobei nun der leichte Geruch von Vitae in den Luft hing.
 
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