[12.05.2008] Der erste Schultag

Ninaran

Sachiko Rin
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13. Mai 2011
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Als Rin an diesem Pfingstmontag die Augen öffnet, kehrt sofort die Nervosität vom letzten Morgen wieder zurück. Doch daran hatte er sich inzwischen gewöhnt, es ist lange her, dass er sich wirklich sicher und geborgen gefühlt hat. Die letzten Tage in Finstertal haben dieses Gefühl sogar noch verstärkt.
Er wurde von Nosferatu für deren Sache missbraucht, ist ein Spielball der Ahnen und seine Existenz steht auf des Messers Schneide. Die nächsten Tage werden nicht einfach und über sein gesamtes Unleben entscheiden. Wahrlich keine einfache Bürde.

Nach dem Aufstehen öffnet er zuerst das Fenster und trauert noch einmal der frischen Brise hinterher, die er als Mensch noch in solchen Momenten gefühlt hat. Wie lange ist es nun her? Drei Monate? Vier Monate? Schon so lange, aber trotzdem ist er noch immer nich darüber hinweg. Aber für große Trauer hatte er weder Zeit, noch die Muße derzeit. So seufzt er nur einmal leise auf um sich für die Nacht vorzubereiten. Im Hinterkopf noch die Einladung für die Feierlichkeit im Ballsaal der Akademie beginnt er direkt, sich am Waschbecken frisch zu machen.

Nachdem so etwa 20 Minuten verstrichen sind verlässt er das Zimmer, gekleidet in einem hellgrünem Hemd und einer dunkelgrauen Jeans.

So begibt er sich dann in Richtung Scheune. Ob es einen anderen größeren Raum in dem Gestüt gab hatte er gestern vergessen zu fragen, deswegen ist dies seine erste Anlaufstelle.
 
Offenbar wohnte Roxana in der Scheune in einem der Wagen, denn sie war wach, saß dort an einem kontrollierten Feuer, denn in einer Scheune konnte sowas schnell gefährlich werden.

Sie blickte auf als Rin hereinkam und winkte ihn zu sich. "Guten Abend, Rin, ich hoffe, du hast gut geschlafen", sagte sie. "Komm, setz dich zu mir."

Wie immer waren die Hunde hier, liefen aber rein und raus und schnupperten nur kurz an dem jungen Mann. Sogar ein paar Kinder spielten weiter hinten noch fangen. Es hatte was, was an die alte Zeit erinnerte.
 
Rins Gesicht hellt sich auf, als er die Ahnin sieht. Als er bei ihr ankommt, verbeugt er sich erst leicht, bevor er sich setzt. "Ebenfalls einen guten Abend. Ich habe wunderbar geschlafen, das Gestüt ist wirklich gemütlich eingerichtet." Er stockt kurz und beobachtet die Hunde und das Feuer aus den Augenwinkeln, bevor er sich wieder zu Roxana wendet. "Ich hoffe Sie..." Er räuspert sich ".. du hast ebenfalls gut geschlafen. Entschuldigung, daran muss ich mich erst noch gewöhnen. Wie ist das Leben hier im Gestüt und wie lange unlebst du hier schon?"
 
"Natürlich hier in dieser Umgebung kann man gut schlafen, das kann ich bestätigen", sagte Roxana. "Das Gestüt benutzen wir nicht wirklich, aber für unsere Pferde ist es natürlich sehr schön, dass es hier Stallungen und auch Auslauf gibt, vorher waren wir auf einem Gelände außerhalb der Stadt, doch als es kritisch wurde, hat uns der Prinz vorgeschlagen, unser Lager hier aufzuschlagen." Sie überlegte kurz. "Wir sind nun schon fast 2 Jahre hier in Finstertal und es ist eine gute Stadt, unsere Kinder können hier endlich auch mal zur Schule gehen."

Nein, sie war nicht wirklich wegen sich selbst hier geblieben, sondern wegen ihrer Leute.

"Nachher ist ein Ball, ich hoffe, du hast etwas entsprechendes zum Anziehen, wenn nicht, muß einer gleich noch losgehen."
 
"Dieser Ball wäre auch mein erstes Gesprächsthema gewesen. Das wird meine erste Veranstaltung unter Vampiren sein und ich bin dementsprechend nervös. Ich kenne ja weder Dress-Codes, noch Verhaltenskodex, noch weiß ich, wem ich wie viel Respekt darbringen muss und so weiter. Ich habe einen Anzug, der ist zwar nichts besonderes, sieht aber immerhin schick genug für eine menschliche Veranstaltung aus. Wie sehr das allerdings in diese Veranstaltung passt, ist mir nicht bekannt.

Ich würde mich sehr freuen, wenn du mir beibringen könntest, wie man sich unter Vampiren auf einem Ball bewegt, ohne wie ein bunter Hund aufzufallen."
 
"Gut, dann werde ich Vigil bitten, für dich einen Anzug zu kaufen, sag ihm doch einfach mal, welche Grösse du brauchst, damit es auch gut passt", sagte Roxana und hielt Rin einen Becher mit Blut hin. "Hier, das Blut ist ganz frisch. Wie würdest du es trinken, wenn du in Gesellschaft bist?"

Sie machte ein kurze Pause.

"Ich werde bei dir bleiben, damit nichts schiefgeht. Die Erherbietung hat der Prinz zu bekommen, in diesem Fall ist es allerdings der Interimsprinz, was aber nicht bedeutet, dass du vor ihm auf die Knie gehen solltest, wenn er dich anspricht. Allerdings gehe ich nicht davon aus. Du wirst auch keinen zuerst von dir aus ansprechen, wenn dann ein Gespräch entstanden ist, kannst du dich ganz normal äußern."

Sie zeigte dem Jungen, wie man sich verhalten sollte. Sie waren Ravnos, da erwartete keine Perfektion, aber ein wenig die Ettikette einhalten sollte man schon können.
 
Es gibt sogar beim Trinken von Getränken Verhaltensregeln? Oh Gott, den Abend werde ich nicht überunleben.

Rin nimmt den Becher entgegen. "Danke. Nun, ich würde ihn trinken, wie damals ein Getränk bei den Menschen. Allerdings brauchen wir ja keine Flüssigkeit mehr, um unsere Kehlen zu benetzen, also würde ich es als reines Genussmittel ansehen. Deswegen würde ich immer nur einen Schluck auf einmal nehmen um nicht gierig zu erscheinen, so als wär ich nur des Blutes wegen da. Beim Trinken selber würde ich in den Becher schauen und den Augenkontakt kurzzeitig abbrechen."
Er schaut in den Becher und scheint kurz zu überlegen.

Aber halt, hier ist ja alles ein bisschen anders...

"Jedoch... bei Vampiren gibt es Gefahren, anders als bei den normalen menschlichen Genussmitteln. Das Blut könnte ja auch von einem anderen Vampir sein. Normalerweise sollte das in einem Elysium ja verboten sein, aber nicht jeder hält sich an die Regeln. Ergo würde ich nur Getränke annehmen und trinken, wenn sie vom Personal kommen, oder ich es mir selber geholt habe. Kein Blut trinken, das mir ein anderer Vampir bringt. Allerdings ist das auch unhöflich... Gnaarrr. Ist das alles kompliziert.."
 
"Schön, das heißt, du sollest dich vorher sättigen, damit dich nicht die Gier übermann", erwiderte Roxana. "Die Angestellten eines Elysium werden dir nie unreines Blut verabreichen, außerdem schmeckt man das. Vampirblut schmeckt anders." Sie biss sich eine winzige Wunde auf der Hand, so dass nur ein Tropfen erschien. "Probiere es, aber nur auf die Zunge nehmen, nicht runterschlucken, sondern wieder ausspucken.
Du solltest auch nicht dein Glas unbeaufsichtigt stehen lassen, das war schon dieser Nosferatu, der deine Unwissenheit ausgenutzt hat, wer weiß, ob es nicht ein anderer tut. Sollte dir irgendwas komisch vorkommen, sofort ausspucken, das ist schwierig, aber du mußt es tun, egal wie.
Am besten behältst du das Glas in der Hand bis es leer ist und du es einem der Bediensteten geben kannst."

Sie sah den jungen ernst an.

"Verstanden?"
 
Ich soll ihr aus der Hand lecken? Wirklich? Naja gut, wenn es zu zur Anschauung dient.

"Verstanden. Immer auf das Glas aufpassen und absolute Vorsicht beim Umgang mit anderen Vampiren."

Etwas zögernd beugt sich Rin vor, um das Blut aufzulecken, innerlich so angespannt, wie noch nie zuvor in seinem Leben. Darauf vorbereitet, das Blut wieder auszuspucken, nachdem er es gekostet hat. Würde es viel Überwindung kosten? ... Wer weiß?
 
Es würde wirklich anders schmecken, süß, verlockend, stark und es würde Rin nicht leicht fallen, es wieder auszuspucken, doch er würde es mit Sicherheit schaffen, denn wer wollte schon bei seiner Ahnin der Gier nachgeben? Zumal er vielleicht auch die Funktion eines Blutbandes kannte.

"Weißt du, was ein Blutband ist?" fragte sie, als er es ausgespuckt hatte, zumindest sah es für dir Ravnos so aus.
 
Rin behält das Blut etwa zwei Sekunden im Mund um den Geschmack genau zu schmecken, er ist schon versucht, es zu schlucken, und als er es nicht mehr länger zurückhalten konnte, spuckte er es wieder aus.

"Das war... überraschend lecker. Ich glaube ich habe noch nie etwas so leckeres in meinem Leben geschmeckt." Er schüttelt kurz den Kopf um wieder zu Sinnen zu kommen. Auf die Frage der Ahnin hin legt er kurz den Kopf schief und scheint nachzudenken. "Ein Blutband entsteht, wenn man das Blut eines Vampirs trinkt. Je häufiger man davon trinkt, desto stärker ist das Band, bis man diesem Vampir vollkommen erlegen ist, wie ein Sklave. Deswegen sollte man auf sein Getränk aufpassen und das Blut ausspucken, wenn es verdächtig vorkommt."
 
"Genau richtig, also sollte etwas besonders lecker sein, auf keinen Fall trinken", faßte Roxana nochmal zusammen. "Manche versuchen einem was von ihrem Blut unterzujubeln und wenn du von deinem Blut einem Menschen gibst, dann hört er auf zu altern und bekommt auch besondere Kräfte, mit dem Nachteil, dass er dann ein Blutband mit dir hat und jeden Monat Blut von dir bekommen muß, damit seine Kräfte und seine Bindung nicht verschwinden, die Kräfte schnell und die Bindung langsam und er ist dann wie ein Junkie, also nicht so toll."
 
"Diese Menschen nennt man dann 'Ghule', richtig? Ich hörte so ziemlich viele Vampire halten sich einen. Sind eine Art Diener, richtig? Man nutzt ihre Abhängigkeit zu dem Blut dazu aus, um sie als Diener zu halten, die niedere Aufgaben übernehmen oder Aufgaben, die man selber nicht erledigen kann. Tagsüber vor allem. Ob es ethisch korrekt ist, diese Schwäche auszunutzen ist da eine ganz andere Sache, aber ich kann mir den Nutzen aus einem Ghul gut vorstellen.
Doch noch einmal zurück zu dem bevorstehendem Ball, ich bin noch immer nervös deswegen. Gibt es bestimmte Vampire, vor denen ich mich in Acht nehmen soll? Aufpassen sollte ich allgemein sowieso, das ist klar, aber vor wem sollte ich besonders vorsichtig sein?

Ach, bevor ich's vergesse, entschuldige, ist ganz in der Informationswut untergegangen, meine Anzuggröße dürfte Konfektionsgröße 52 passen."
 
Roxana gab die Kleidergrösse an einen der Männer weiter, die auch noch hier in der Nähe waren bevor sie antwortete.

"Man nennt sie Ghule, aber man muß sie nicht so nennen", erwiderte sie. "Es kommt auch ganz darauf an, wie man so jemanden behandelt. Jemand der allgemein zufrieden ist, wird es weniger schlimm oder vielleicht sogar angenehm empfinden im Gegensatz zu denen, die nur gequält werden. Ethisch korrekt, was ist schon ethisch korrekt oder meinst du das verhalten der Menschen ist soviel besser, ich habe soviel grausames gesehen und längst nicht alles davon ging von unsereins aus. Du solltest halt versuchen, nicht gerade einen Familienvater oder sowas zu wählen, das ist Qual und auch nicht sofort den erst besten nehmen, sondern gut überlegen, wer in Frage kommt.

Am meisten mußt du dich vor den Tremere in Acht nehmen und vor den Nosferatu, beide sind verschlagen ohne Ende, nicht dass es bei den anderen auszuschließen wäre, aber diese sind dabei am geschicktesten. Bei den Nosferatu hast du das ja schon gemerkt und ich weiß nicht, die neue Regentin drängt genauso an die Macht, wie eine Ventrue und bei denen kann schon ein Händedruck schädlich sein."
 
"Nun, danke schon einmal für die Warnung. Allerdings kann ich einem Vampir nicht ansehen, was er ist. Wäre ja auch ein ziemlich schlechter Vampir, wenn man das könnte. Kannst du mir die hiesigen Tremere und Nosferatu etwas beschreiben, die du kennst? Damit ich weiß, bei wem ich besonders vorsichtig sein soll? Oder wäre es am besten, wenn ich einfach bei jedem absolute Vorsicht walten lasse und nur rede, wenn es die Höflichkeit erfordert?"

Rin schaut zerknirscht zu Boden und kratzt sich am Kopf.

"Oh, wo bin ich hier nur wieder reingeraten. Mit Etiketten hatte ich es sowieso noch nie so, sonst wär ich gar nicht hier. So kurz in der Stadt und schon eine Party. Na klasse. Am besten lächel ich einfach freundlich und halt die Klappe."
 
"Ich schlage vor, wir werden nicht als letzte hingehen", schlug Roxana vor. "Normalerweise werden die Ankommenden angekündigt und somit sollte klar sein, wer zu welchem Clan gehört. Aber wenn du am Anfang in meiner Nähe bleibst, dann kann ich dir auch jeweils sagen, wer denn nun wer ist, sofern nicht doch jede Menge neue Leute angekommen sind, was in dieser Stadt nicht immer einfach zu sagen ist."

Sie grinste.

"Ach, es wird dich schon keiner fressen, du lernst das schon alles noch und sag bloß, du wärst als Mensch nicht nervös gewesen, wenn du zu einer grossen Veranstaltung geladen worden wärst. Das ist jetzt nicht anders."
 
Rin nickt langsam bei Roxanas Worten. "Ja, ich glaube das wäre am besten. Ich bleibe einfach in deiner Nähe, dann solltest du mich eigentlich von den dümmsten Fehlern abhalten können. Da wäre ich sehr dankbar drüber. Ich denke, wir verschieben den sonstigen Unterricht auf nach dem Ball, der scheint erstmal das dringenste und wichtigste zu sein...
Wer ist eigentlich der Herr Galante, der zu dem Ball einlädt? Und muss ich ihn mit Monsin.. Mongis.. Monsgi.. Monseñor... ach verdammt, keine Ahnung wie man das ausspricht. Mit seinem Titel halt ansprechen? Oder sollte ich am besten gar nicht mit ihm sprechen? Ich dachte die Frau d'Auvergne aus der Akademie ist der Chef der Stadt."
 
Roxana legte Rin eine Hand auf die Schulter.

"Herr Galante ist der derzeitige Prinz und ich denke nicht, dass er sich mit dir unterhalten wird, Küken sind meistens nicht so interessant für solche Leute", sagte sie dann. "Wenn er dich doch ansprechen sollte, nenne ihn Monsigniore oder eure Exzellenz.
Frau d'Auvergne ist die Vertreterin des Prinzen, Seneschal nennt man das. Keine Angst, du bekommst das schon hin."
 
"Frau d'Auvergne, Seneschall, Stellvertreter. Monsignore Galante, Prinz. Gut, soweit ist es klar. Gibt es außer den Getränken noch andere Etikette, die sich von denen der Menschengesellschaft unterscheiden?"
 
"Ich werde dich den einzelnen Leuten vorstellen und dir vorher jeweils sagen, was du tun sollst, ich glaube, so lernst du das am besten", meinte Roxana. "Am besten solltest du dir jetzt noch eine Grundlage besorgen, denn hungrig ins Abenteuer stürzen ist selten gut. Wenn du hier aus dem Haus raus, links gehst kommst du zu einem kleinen Park, da gehen um die Zeit viele Leute mit den Hunden aus und etliche Jogger sind auch unterwegs, da sollte es nicht so schwierig sein, passende Beute zu finden, es gibt auch einige Arbeiterkneipen, aber ich bin mir nicht sicher, ob du da nicht zu sehr auffällst."

Im Moment hatte sie keine Zeit mitzugehen.

"Wenn du dann wieder da bist, kannst du dich umziehen und wir brechen auf zum Fest, einverstanden?"
 
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