12.04.2004 - "Celtic Night" im Kings Pub

Irgendwie hat sie genau sowas wie Viktors Blick erwartet. Warum auch immer, er erinnert sie da ein bißchen an Lurker, der sie auch vor Ärger beschützen will ohne zu ahnen wie tief sie schon andauernd drinsteckt, mal ganz abgesehen davon, dass sie sich lieber in die erste als die zweite Reihe stellt und sich auch von niemandem davon abhalten läßt. Sie schmunzelt zurück und zusammen mit ihrem Blick könnte das sagen: Erzähl mir mal was Neues.

Sein nächster Blick enthüllt ihm, dass auch die Gangrel afrikanischer Abstammung sich vorbeugt um von dem Gespräch möglichst viel mitzubekommen... schließlich ist es sicherlich interessant, was Viktor so alles weiß über die Geister. Eigentlich ist es halb zum Ausrasten: Seit ihrer frühesten Kindheit hätte sie sicherlich die Möglichkeit gehabt, die spirituelle Welt ihrer Vorfahren genau kennenzulernen, aber stattdessen mußte sie irgendwann in die Kirche mitgehen und sich anhören, dass sie das ganze Heidenzeug von orisha und Nyasaye vergessen kann. Viel mehr als diverse Namen hat sie dann auch nicht mehr aufgeschnappt und nur hin und wieder mal das ein oder andere Ritual gesehen. Und jetzt bekommt sie mehr Geisterwelt (orun und ilé, Himmel und Unterwelt, ja die kennt sie auch noch) als je zuvor.

Sehr interessiert hört sie dem zu, was Viktor ihr da erzählt (naja, eigentlich Tatjana, aber das ist ja herzlich egal), auch wenn es ihr für Zauberei ein wenig zu wissenschaftlich klingt. Sie hebt die Brauen, als er die Spinnennetze erwähnt und die dazu passenden Spinnengeister... die hat sie gesehen. Er kann also wirklich ins Umbra schauen. Seine letzte Bemerkung veranlaßt sie dann wieder zum Stirnrunzeln. "Du hattest Ärger mit einer Plage? Wo?" fragt sie unwillkürlich. Ähm... macht sie jetzt schon den Kampf der Garou gegen derartige Mistviecher zu dem ihren?

Aber warum auch nicht, wie Tati schon sagt, sie war mal da und hat auch prompt ihren eigenen Ärger mit bleichen Gestalten bekommen. Als ihre Freundin die Umbrareise erwähnt, murmelt sie: "Urlaub machen würd ich da aber nicht gerade..." Sie sind schon ein feines Trio... sitzen da am Tisch in einem irischen Pub, hören keltische Musik in der es um Feenwesen und Geister geht und haben alle drei schon ihre Erfahrungen mit dem Gesocks, zumindest jedenfalls mit den nicht so toll wohlwollenden.

Auch von Tati bekommt sie das ein oder andere noch zu hören, das sie bisher nicht kannte... und endlich kapiert sie das mit dem Wyrm auch richtig. Sie wäre ja dafür, den irgendwie wieder aus dem Netz zu bringen und der Weberin in den achtbeinigen Hintern zu treten... aber die Garou beschäftigen sich schon ein paar Jahrtausende mit dem Zeug, vermutet sie, die werden das besser wissen. Und wenn sie so an den Tänzer zurückdenkt, ist der Wyrm ja wirklich kein angenehmer Geselle.

Ansonsten enthält sie sich der Stimme. Wenn Viktor sich überrascht zeigt wegen ihrer Umbrareise, bekommt er einen kleinen 'Jahaa, hätt'ste nicht gedacht, was?'-Blick, aber das war es dann auch...
 
Und diesen Blick war Viktor nur zu gern bereit, zu empfangen.
Natürlich war er überrascht.
Bedächtig hatte er zugehört, die Hände vor seinem Mund gefaltet und seine beiden Zeigefinger gestreckt gegeneinandergelegt.

Wyrm, Weberin.... er hatte es schon mal gehört und es ergab alles seinen Sinn!
Und es bestätigte, was er schon immer über den Konflikt zwischen Werwölfen und Vampiren vermutet hatte..

"Keine Sorge, meine Ausrichtung beschreiten nur wenige, da muss ich nichts weiter erzählen!
Garou nennt ihr euch also selber!?
Interessanter Name..erinnert mich an die Loup Garou aus dem Voodoo- oder Santeria-Glauben!
Plagen...na, das passt! Nein, das Biest hat tatsächlich durch den ...Todesgürtel ... gegriffen und seine Klauen in meinen Kopf gegraben, weil ich ihm nicht ...böse genug war!
Ich bin nicht in der Lage, hinüber zu gehen...es ist ein großes Ziel von mir!
Ob ich das jemals schaffe, weiß ich nicht, und ich muss gestehen, das mich da Meyyes Erfahrung ziemlich neidisch macht!"

Er wägte kurz die Möglichkeit, zu fragen, ob man das auch mit ihm machen könnte gegen die Tatsache, als 'Nicht-Gangrel-Vampir' einem Rudel Werwölfe gegenüberzutreten ab und beschloß, damit definitiv noch zu warten!
Nicht, das er Angst hatte, aber er war auch nicht dumm!

"Was aber diese Plage betrifft...möchte ich euch bitten, da nichts zu unternehmen! Noch nicht!
Der Ort, wo sie ist, ist mein Hinweis zu den Verursachern eines....ziemlichen ...naja, Schandflecks im ...Umbra, sagst du?"

Er blickte fragend zu Tatjana.

"Demnächst würde ich da sowieso gerne was unternehmen, aber ich muss mich erst um die Gründe kümmern, bevor ich die Symptome angehe!
Du kannst dir also vielleicht vorstellen, worum es geht, Meyye!"

Er blickte hinüber zu der farbigen Gangrel, hoffte, das sie sich nicht zu sehr in gewisse Dinge reinsteigerte.
Er wirkte nachdenklich und seine Stimme grüblerisch, als er sich wieder der jungen Garou zu wandte.

"Der Wyrm! Hm, man müsste schon taub und blind sein, um nicht zu bemerken, das mit dem Kreislauf nicht mehr alles in Ordnung ist!
Das wir...Nocturnen zumindest im spirituellen Sinne Geschöpfe des Wyrm sind, ist offensichtlich. Wir ernähren uns von Leben!
Wir sind weit davon entfernt, schöpferisch oder lebenschaffend zu sein, sondern stehen außerhalb des Kreislauf...wir tragen mit unserer unsterblichen Unveränderlichkeit wohl auch ein gehöriges Stück Stasis, also Weberin in uns...nicht besonders schmeichelhaft, aber da mache ich mir nichts vor!
Das bestätigt mir, warum die Garou gegen ..meine Art vorgehen oder sie als Feinde betrachten!
Und ich kann es nachvollziehen!
Trotzdem..ich zumindest versuche, anders zu handeln, als es mein Ursprung...sagen wir mal..vorschreiben würde.
Aber ich war schon immer ein wenig anders.....naja, zumindest bin ich es so gewöhnt!"

Und selbst, wenn man es ihnen in ihre Schädel trichtern würde, würden sie sich nicht ändern!
Viktor schaute ein wenig versonnen.
Er schien sich dabei nicht unbedingt aufs Vampirsein zu beziehen.
Dann fuhr er fort:

"Aber mal eine Frage: Den Wyrm vernichten?
Ist das nicht ein Riesenfehler?
Wenn ich das richtig verstanden habe, wurde er durch seine Gefangenschaft krank.
Sollte man ihn nicht befreien und heilen?
Seiner ursprünglichen Bestimmung zurückführen?
Wenn man einen Teil eines Kreislaufs zerstört, zerstört man den gesamten Kreis...."

Ihm war bewusst, das er mehr über kosmische Prinzipien als über Wesen sprach, aber zumindest für Tatjana schienen sie personifiziert zu sein.
Und immerhin bekämpften sie eines davon.
 
Tatjana nickte. "Ja, es gibt vor allem einen Stamm, der versuchen will den Wyrm zu heilen und wenn ich von vernichten spreche ... dann meine ich eher zurückstutzen ... denn man kann keines dieser ... naja ... Wesenheiten ganz zerstören ... Und frei ist der Wyrm schon wieder ... er ist nur verrückt geworden ... ich finde, dass man sich das so am besten vorstellen kann ... "

Dann überlegte sie kurz ... wahrscheinlich hatten die Plagen etwas mit dem Sabbat zu tun, davon hatte Meyye zumindest schon etwas erzählt ...

"Also, wenn ich dir mal im Umbra helfen soll ... dann sags ruhig, vielleicht kann ich ja was machen ..."
 
Weiterhin lauscht die Gangrel mit bei Sachen, die sie nur rudimentär versteht, die sich aber ziemlich schnell in ihr Weltbild einordnen, warum denn auch nicht... gewisse Grundlagen waren schon immer da und nur lange verschüttet, und nur weil sie jetzt mit Infos über die Geisterwelt und Mythen der Garou gefüttert wird, heißt das noch lange nicht dass sich ihre pragmatische Sicht der Dinge großartig ändern wird... eher wird das was sie erfährt zu einem Teil ihrer Weltsicht und ersetzen sie nicht.

Als Viktor seinen Neid eingesteht verzieht sie nur leicht den Mund und zuckt die Schultern. "Ist ja nicht so dass es ne Expedition gab oder es mir sonderlich toll gefallen hätte." Mehr sagt sie dazu erstmal nicht, auch wenn ihr gerade jetzt der Gedanke kommt, dass sie so eine Tour durch die Geisterwelt vielleicht doch mal reizen würde... auch wenn sie völlig anders aussieht als das, was sie von ihren verschwommenen Kindheitserinnerungen noch weiß.

Was nun die Plage angeht und den Schandfleck in Verknüpfung mit dem Sabbat, setzen sich für Meyye mit dem was sie inzwischen weiß und auch am Ritualort des Tänzers gesehen hat, die Puzzlesteine zusammen. Es würde sie wirklich gar nicht wundern, wenn ein, sagen wir mal, Massaker Plagen anziehen würden, die durchaus auch einem geistersehenden Tremere gefährlich werden können. Und da sitzt er, der Mann der sich um sie Sorgen macht und sich selber mit einer Plage einläßt. Sie schnaubt. "Hört sich so an als wär ich nicht die einzige, die vorsichtig sein sollte." sagt sie darauf mit Blick zu ihm auf.

Ganz kann sie Viktors Analyse, was Vampire und ihre Zugehörigkeiten angeht, nicht von der Hand weisen, trotzdem ist das der Anlaß für ihren nächsten Ausbruch, den sie beinahe auch schon mal beim Tribunal gehabt hätte, genau hier im Pub, nur ein paar Tage früher. "Kann ja alles sein, dass unsereins eher Wyrm oder Weber-Dings zugehörig zu sein scheint, aber ich bin immer noch ich... Meyye, ein Individuum, und ich such mir meine Seite selbst aus. Was ich bin hat damit nichts zu tun. Was ich tue ist wichtig. Und bei dir ist es ganz genauso. Wir sind keine Ameisen die tun was die Wyrm-Königin befiehlt." sagt sie mit Nachdruck und einem wilden Funken in den Augen. Bei dem Thema ist sie wirklich empfindlich, wie es scheint. Dass Viktor da nicht unbedingt vom Vampirdasein an sich gesprochen hat, entgeht ihr völlig. Himmel, sie kennt die Garou inzwischen um einiges besser als die Tremere... oder jeden anderen Clan der Kainiten, außer dem ihren vielleicht.

Was die eher philosophische Diskussion angeht, hört sie zwar zu, hält sich aber raus. Wenn der Wyrm vor ihr steht und ihr an den Kragen will, wird sie sich wehren. So einfach ist das für sie. Nur dann sieht sie fragend Tatjana an, als sie andeutet, Viktor vielleicht auch einen Weg ins Umbra zu eröffnen. Wie will sie das denn Silvia weismachen?
 
'Zurückstutzen'?!
So ein kleines Wort, und so viele Möglichkeiten!


Als Meyye beginnt, sich aufzuregen, macht er eine beschwichtigende Geste, damit sie nicht lauter wurde.
Als sie fertig war erwiderte er leise:
"Natürlich Meyye! Es sind unsere Taten, die uns definieren...genau das habe ich doch auch vorhin gesagt!
Aber würdest du das auch für diesen Dela sagen?
Für Di Gano?
Dumont?
Oder für irgend jemand anderen von uns in dieser Stadt?
Für die, die Menschen anscheinend zum Spaß massakrieren?
Mag sein, das wir Ausnahmen sind, aber wir sind beide auch noch nicht so lange im 'Verein'! Bei mir sind es keine 10 Jahre, aber ich bin mir bewusst, das in mir etwas ist, das Blut will!
Das töten möchte, wenn es die Gelegenheit dazu bekommt.
Wenn ich diese ganzen Alten von uns sehe, habe ich Angst, mal genauso zu werden. Immer wieder sage ich mir: Ich bin nicht wie ihr!
Aber vielleicht haben Die auch mal so gedacht...wer weiß?!
Jetzt stecken sie in ihren Netzen aus Intrigen und Machtspielchen..."

Er machte eine kleine Pause, schien nachzudenken.

"Egal! Bleib einfach wie du bist, Meyye! Naja, vielleicht etwas vorsichtiger!"

Er lächelte wieder. Ein ehrliches Lächeln!

Als das Angebot von Tatjana kam, sah er sie ernst an, schwieg aber erst.
Dann überwandt er sich.
Vorsichtig griff er ihre Hand.
Seine Stimme klang ernst und eindringlich.
"Hör gut zu Tatjana! Glaub mir, ich weiß dieses Angebot wirklich zu schätzen und nichts wäre mir lieber, es anzunehmen, je schneller, desto besser....
Aber im Augenblick muss ich ablehnen!
Ich fühle mich noch nicht bereit dazu!

Und du must dir über etwas im klaren sein:
Ich ... wir sind nicht wie du!
Du kennst mich jetzt erst ein paar Minuten, und erzählst mir Dinge, die bei uns kaum jemand weiß und machst mir Angebote für die so mancher töten würde.
Du musst mir versprechen, immer ein gesundes Misstrauen gegenüber uns zu behalten!
Vertrauen ist ein wertvolles Gut, und ich hoffe, das Meyye und auch ich es wert sind, aber da draußen gibt es Leute von uns, die dir weiß machen können, deine engsten Freunde, ja gar deine Familie zu sein, nur um dann zu sehen, wie sie dich mit einem Blick in die Augen in den Wahnsinn treiben können oder um nachzusehen, wie du und deine Freunde von innen aussehen... zu Forschungszwecken, oder einfach nur zum Spaß gegen die jahrhundertelange Langeweile!
Lern mich erstmal richtig kennen, beurteile meine Taten und wäge dann ab, ob du mir immer noch dieses Angebot machen würdest!
Meyye schien es wert zu sein, und vielleicht bin ich es ja auch!
Sei bitte vorsichtig! Und ein bißchen Misstrauen kann bei uns nie schaden!"

Immer noch ernst sah er ihr direkt in die Augen.
Ihre Hand ließ er langsam wieder los.
Neugier tötet die Katze...lass es keinen Wolf sein!
 
Tatjana zog nach dieser Rede ihre Hand ganz zurück und sah Viktor etwas ... ja ... belämmert an. Hatte sie wirklich soviel erzählt? Aber da war doch gar nichts neues für ihn dabei ... das mit der Statik und so ... das kannte er doch alles ... und sie hat doch nur gesagt, was die Garou für Begriffe dafür nehmen ...

Sie war wirklich etwas schockiert ... und sie biss sich auf die Lippe. Sie lächelte nicht mehr sondern dachte über das nach, was er gesagt hatte ... dann sah sie auf einen Punkt auf der Tischplatte und nickte.

Leise meinte sie. "Tut mir leid ... aber ich hab eigentlich nicht gedacht, dass ich dir soviel neues erzählt habe ... und ... und Meyye hat ja auch recht häufig mit dir telefoniert ... und ... naja ... tut mir leid ..." Sie seufzte und knetete dann auf ihrer Unterlippe herum. Ihr war die Situation sehr unangenehm ... und naja ... am liebsten wär sie jetzt doch lieber weit weg ...
 
Viktor reagierte schnell.
"Hey, keine Sorge! Ich glaube, du hast mich falsch verstanden!
Es geht nicht so sehr darum, was du mir gerade erzählt hast, sondern das du mit mir ... uns hier sitzt!
Du scheinst mir ein wenig Vertrauen entgegenzubringen, und glaub mir, das macht mich fast ein wenig glücklich und ich möchte es nicht enttäuschen, aber nicht jeder ist so wie Meyye oder ich!
Ich halte Meyye für etwas ganz besonderes, weswegen ich mich auch um ihre Freundschaft bemühe, und wie gesagt, mich interessieren viele Dinge unseresgleichen auch nicht, aber das macht uns zu Ausnahmen!

Viele von uns sind wirklich Monster und absolute Profis darin, eine Maskerade der Menschlichkeit und Freundschaft aufrecht zu erhalten.
Ich möchte nur nicht, das du ein falsches Bild von unseresgleichen bekommst und auf so jemanden herreinfällst!
Wir alle tragen ein Tier in uns, das uns zum ..naja, Bösen zu treiben versucht.
Obwohl viele von uns auch hochanständig sind...
Sei vorsichtig, nicht paranoid!

Also mach dir keine Sorgen, aber diese Warnung wollte ich dir einfach nochmal mit auf den Weg geben, obwohl bestimmt auch Meyye ein wachsames Auge haben wird!
Verlass dich da einfach auf ihre Erfahrung!"

Seine Stimme hatte einen fürsorglichen, warmen Klang.
Er schien wirklich nur ein wenig besorgt zu sein.
Immerhin wollte ihr doch keine Angst oder ein schlechtes Gewissen machen... er hatte nur Angst, das sie und Meyye in große Schwierigkeiten geraten konnten.
Da konnte etwas Vorsicht nicht schaden!
 
Tatjana überlegte ... und wahrscheinlich hatte Viktor auch recht. Es war wirklich ein Problem. Bei den Garou hatte sie immer eine Familie gesucht, aber ihr Leben lang wurde sie gequält, missbraucht und als unfähig hingestellt. Sie hatte sich so sehr bemüht endlich einmal anerkannt zu werden ... Oder von ihrem Vater geliebt zu werden ... sie hatte es nie geschafft. Sie war bisher der große Versager und auch diejenige auf der man immer rumtrampeln konnte. Sie war ihr ganzes Leben schon Garou!! Nicht wie die anderen ... Sie hatte seit 17 Jahren ein beschissenes Leben und wurde nur mit Füssen getreten.

Aus ihren Augen kullerten Tränen und sie schluckte. Hilfesuchend sah sie zu Meyye. Endlich hatte sie ihre Familie gefunden ... und zwar in einer Vampirin ... und auch Viktor schien anständig zu sein ... War es nicht verständlich, dass sie jetzt versuchte bei ihnen eine Familie zu suchen? Wenn sie die doch nicht bei Ihrer Rasse finden kann, warum dann nicht bei den Vampiren? Ihre Hände zitterten und sie hielt sie fest ... Aber von alledem wusste Viktor nichts und das was er sagte ... davon war er überzeugt und es muss auch was wahres daran sein, denn es wurden ja auch Geschichten erzählt, dass Vampire Monster sind, die einem das Leben aussaugen und es gibt auch Geschichte, wo erzählt wird, dass mächtige Vampire einen Garou als Marionette hielten ... das alles muss irgendwie richtig sein ... Sie war tatsächlich etwas zu weit gegangen ...

Aber sie doch erst 17! Verdammt! Durfte sie denn keine Fehler machen? Meyye hatte sie vollkommen in der Hand ... und auch das war eine Abhängigkeit ... aber es war Freundschaft ... und ist das nicht einfach nur ein anderes Wort dafür.

Sie nickte dann Viktor zu. "Ich habs verstanden ... und ... ich paß auf." Und Meyye paßt auch auf mich auf ...
 
Viktor schaute hilfesuchend zu Meyye, dann wieder zu der jungen Werwölfin, die völlig aufgelösst zu sein schien.
Aus seiner rechten hinteren Hosentaschen zog er ein hellblaues Tuch und reichte es ihr.
"Hey, tut mir leid! Hab ich was falsches gesagt?!
Ich wollte dir ganz bestimmt nicht weh tun!
Du hast auch nichts falsch gemacht!
Ich bin nur manchmal etwas übervorsichtig!"

Behutsam legte er ihr seine große Hand auf die Schulter.
 
Dela? Ach ja, der freundliche Sabbat-Passant von nebenan. Sie winkt ab, als er mit all diesen Negativbeispielen daherkommt. "Die haben auch gewählt, sie haben es sich halt einfach gemacht. Kein Kampfgeist gegen das innere Tier. Gibts bei Menschen übrigens auch." Wenn ihr natürlich auch bewußt ist, dass das Tier bei ihresgleichen deutlich stärker und lauter ist. Sie zuckt die Schultern. Nein, für keinen anderen ihr bekannten Vampir würde sie die Hand ins Feuer legen (na gut, Feuer schonmal gar nicht).

Sie bleibt stumm und erwidert seinen Blick nicht mehr, als er diese äußerst unangenehme Zukunftsvision heraufbeschwört, über die sie auch schon oft nachdenken mußte. Und immer wieder begehrt sie wütend dagegen auf, bis sie sich fragen muß ob ihre Wut dem Tier nicht eher in die Pranken spielt... sie weiß es nicht. Sie will es gar nicht wissen. Sie will nur nicht so werden wie das, was in ihr... meistens eben nicht schlummert, das ist ja das Problem.

Als sie wieder aufsieht, hat er es schon wieder gesagt. Vorsichtiger. "Du kannst es nicht lassen, was?" stellt sie mehr fest als sie fragt und ein feines Schmunzeln erscheint auf ihren Lippen. Oh nein, sie wird nicht bleiben wie sie ist. Sie wird besser als sie eine ganze Weile lang war. Aber sie weiß ja, was er damit meint.

Und dann erklärt er Tatjana groß und breit, was sie ihr auch schon hin und wieder, vielleicht ein wenig zu zaghaft, hat beibringen wollen. Sie läßt ihn gewähren, letztlich ist es nur gut für sie, sich das gesunde Mißtrauen zu bewahren, das sonst angeblich so typisch ist für die Garou den Kainiten gegenüber. Solange sie mit Meyye eine Ausnahme macht, so egoistisch erlaubt sie sich jetzt einfach mal zu sein.

Aber dann läßt Tatis Aussage sie blinzeln und den Kopf schütteln. Soviel Naivität bei ihrer Freundin? Ihr kommt die Aussage von gestern Nacht in den Sinn, die sie wirklich beunruhigt hat... kaum dem einen Monster entronnen sucht sie jetzt nach einer Familie bei den anderen? Es ist ein Trugschluß, zu glauben Meyye wäre mehr als eine große Ausnahme, das muß sie ihr klarmachen. Okay, vielleicht ist Viktor auch eine. Aber soweit zu gehen, ihn als großen Bruder in die Wohnung ziehen zu lassen, würde auch Meyye nicht gehen.

Leicht erstaunt legt sie den Kopf schief, als er über sie spricht. Bist du etwas Besonderes, Meyye? Du versuchst eigentlich nur, du selbst zu bleiben und bist dabei auf seltene Gefährten gestoßen. Also eher nein, wenn wir uns deine Vergangenheit so ansehen. Ansonsten kann sie zu allem, was Viktor da sagt, nur bekräftigend nicken. Das wollte sie Tatjana schon von Anfang an beibringen, aber wie es scheint hat es nicht ganz geklappt weil da ein bestimmter Drang, eine Sehnsucht in ihr, stärker war...

Sie sieht die Wirkung dieser Worte schon bevor sie sich in Tränenform zeigen und steht von ihrem Platz auf, um an Viktor vorbei zu Tatjana zu gehen und sie von hinten zu umarmen. Ich bin da, zeigt die Geste, und für Viktor hat sie erstmal nur einen flüchtigen Blick übrig, während sie ihre Freundin tröstet. Ja, schau nur Mr. Thorson. Meyye knuddelt jemanden, eigentlich bräuchtest du ja ein Beweisphoto, sonst glaubt dir das niemand.

"Du hast schon das Richtige gesagt." spricht sie ihn schließlich wieder an. "Was das hier angeht..." wobei sie eine vage Geste macht, die wohl sie als Trio meint, "das ist wohl meine Schuld. Ich hab ihr gesagt, was ich über dich denke." Na, das ist doch mal eine schmeichelhafte Aussage, wenn sich daraus das Verhalten der Garou herleiten läßt. "Ist schon gut." flüstert sie Tatjana danach ins Ohr. "Du weißt ja, sogar mit mir mußt du vorsichtig sein... umso mehr bei anderen. Viele von uns... sind eben leider doch vom Wyrm..."
 
Tatjana nickte ... und es war ihr peinlich, dass sie weinen musste. Schnell wischte sie die Tränen weg und meinte dann zu Viktor. "Ich ... Du hat ja recht, ich hab nur ... ich kann es dir nicht erzählen ... " Dann löste sie sich aus Meyyes Umarmung. "Es ist vielleicht besser ... wenn ich was frische Luft schnappen gehe ... ich geh in den Park ..." Dann stand sie auf.
 
Wenn jemand hier Tatjana versteht, dann Meyye, soviel ist auch für sie zu erkennen. Sie tritt einen Schritt zurück, als sich ihre Freundin anschickt, aufzustehen und zu gehen, was bei ihr ein Stirnrunzeln hinterläßt. Was sie nun tut steht fest, und so schaut sie Viktor an und sagt: "Ich werd mitgehen. Genieß die Musik, sie ist ja wirklich gut. Und... geh nicht jagen." Das mußte sie einfach nochmal betonen.
 
Tatjana bleibt stehen und dreht sich um. "Meyye, du musst nicht mit mir mitgehen ... Ihr könnt doch zusammen noch einen schönen Abend haben ... Ich wollte euch den Abend nicht versauen ... wirklich nicht ..." Sie zuckt kurz mit den Schultern und schaut zwischen den beiden Vampiren hin und her.
 
Viktor stand etwas hilflos da, nachdem er sich auch von seinem Stuhl erhoben hatte.
Scheinbar hatte er etwas berührt, was besser unangetastet geblieben wäre.
Beschwichtigend und leise sprach er zu ihnen als er näher an sie heran trat.

"Hey, wie ich Meyye vorhin schon gesagt habe, habe ich leider nicht soviel Zeit heute Abend.
Scheinbar habe ich die bestens genutzt, um dir irgendwie weh zu tun, was mir wirklich, wirklich leid tut!
Das wollte ich nicht, und ich habe es wirklich nur gut gemeint, weil ich....nicht wollte, das dir jemand weh tut...aber anscheinend braucht es dafür gar niemand anderen..ich schaffe das wohl ganz gut allein!"

Er blickte ein wenig bedröppelt drein.

"Ich glaube schon, das deine und Meyyes Einschätzung bezüglich meiner Person ganz richtig waren und sind, aber es kommt selten vor, das man jemanden wie uns Vertrauen entgegenbringt, wenn man weiß, womit man es zu tun hat!
Dabei habe ich aber wohl irgendwie vergessen, das du genauso wie wir ungewöhnlich bist wie wir selber!
Wenn du jetzt allein sein möchtest und es mir nicht erklären kannst oder möchtest, ist das absolut okay!
Ich kann das verstehen, aber ich wollte dir wirklich nicht weh tun und den Abend kaputt machen!
Und ehrlich gesagt fühle ich mich jetzt sehr furchtbar!
Wenn ich dir irgendwie helfen, es wieder gut machen kann, dann sags mir ruhig!"

Er schaute entschuldigend zu Tatjana.
 
"Das hast du nicht." sagt sie, als Tatjana von einem vermasselten Abend spricht. Eigentlich hat sie sowas ja erwarten können. Soetwas wie die Geschehnisse der letzten Nacht gehen nicht einfach vorüber und werden vergessen, die haben einen nachhaltigen Einfluß auf das weitere Leben. Einen davon hat sie gerade kennengelernt: Geradezu verzweifelt sucht Tati neue Bezugspunkte, nur dass sie sich da gleich wegen Meyye den Vampiren an sich zuwendet, ist bestimmt nicht das Richtige. "Ich hab dir gestern gesagt, dass ich dich nicht alleinlasse. Außer du willst das so." Aber das bezweifelt Meyye eigentlich.

Auch Viktor, nachdem er ebenfalls darüber gesprochen hat, bekommt ein paar Worte von ihr: "Ist schon gut, du kannst nichts dafür. Sie hat eine harte Zeit hinter sich..." Was noch untertrieben ist, aber solche Dinge wird sie gewiss nicht ausplaudern.
 
Tatjana sah von Viktor zu Meyye. Von ihrer Freundin wusste sie einfach, dass sie ihr vertrauen konnte und auch, dass sie ohne sie nicht mehr sein wollte. Nun lernte sie einen anderen Vampir kennen, der auch wirklich nett ist ... und beide stehen hier und warnen sie ... sie warnen, wie böse doch Vampire sein können ... Die Garou kann die Warnung aber nicht verstehen. Die ganzen Geschichten, die sie gehört hat ... bisher hat sie diese nicht bestätigt gesehen. Vor ihr standen zwei Vampire, die beide Gefühle hatten und Viktor glaubt, dass er sich entschuldigen muss. Wie soll sie das alles nur sortieren können? Es war einfach zuviel in letzter Zeit ... viel zu viel ...

Sie stand immer noch vor den beiden. Die Tränen waren verschwunden. Zu Viktor meinte sie: "Mach dir keine Gedanken, du hast wirklich nichts falsch gemacht ... Es ist nur sehr viel in letzter Zeit passiert ... Du musst dich nicht entschuldigen und du hast mir auch nicht weh getan. Ich bin nur ... auf der Suche ... Aber anstatt das festzuhalten und mit dem zufrieden zu sein was ich bereits gefunden habe ... will ich mehr. Und das war ein Fehler. Mir tut es leid, dass ich dich in die Situation hier gebracht hatte ... Eigentlich wollte ich nur einen entspannten Abend ... aber ich wurde mit einer Wahrheit konfrontiert, die ich nicht sehen wollte."

Tatjana seufzte. "Und Meyye ... ich will nicht alleine sein ..." Sie wollte zwar Luft schnappen ... aber sie wollte das nicht alleine machen ... Sie wollte mit Meyye laufen ... "Schwing dich auf dein Fahrrad und lass uns ... einfach ... du weißt schon ..." Tatjana genoß es einfach ihrer Freundin auf dem Fahrrad hinterher zu laufen ... es war so, als wenn sie als zwei Wölfe durch den Wald hetzen würden ... Ein Scheinbild ... aber es kam fast an das Gefühl dran ...
 
Sollte ausgerechnet die Tatsache, dass sie bisher nur nette Vampire kennengelernt hat, jetzt zu Tatis Verhängnis werden? Meyye hat zwar schon oft genug angedeutet, dass sie den Großteil der anderen Vampire nicht mag, ihnen mißtraut und ihnen fernbleibt, aber das sind natürlich nur Worte, die gegen die Erfahrung sprechen, die Tati nun zum zweitenmal macht. Kompliziert, natürlich, aber trotzdem wünscht ihr Meyye keine Begegnung mit einem der fiesen Vampire, um ihr das Weltbild zurechtzurücken.

"Es ist kein Fehler, mehr zu wollen als man hat." merkt sie nur an, als die Freundin mit Viktor geredet hat. Natürlich wird die Sache dadurch nicht einfacher. Immerhin, sie will nicht alleine irgendwo hingehen. Unwillkürlich verzieht Meyye das Gesicht als Tati das Fahrrad erwähnt. "Schon wieder die Reifen? Das wird langsam teuer..." mault sie nicht allzu ernsthaft, ein Insider zwischen den beiden, wie Viktor wohl ganz richtig vermuten wird. An ihn richtet sich die Gangrel auch nochmal. "Also dann, wir sehen uns." Ihre Augen blitzen auf. "Gib mir bescheid, wenn ihr den Sabbat gefunden habt." Das hat sie also doch nicht vergessen.
 
Ein wenig hatte sich der große Mann wieder beruhigt.
Immerhin schien er nicht wirklich etwas beleidigendes oder bösartiges zu der Garou gesagt zu haben.
Meyyes Worte waren ein weiterer Grund für ihn, etwas runterzufahren.
Als sich die beiden mehr oder weniger verabschieden wollen, wirft er ein:

"Klar! Mach ich!
Aber etwas möchte ich noch tun!
Ihr habt mir beide Vertrauen entgegengebracht, und das möchte ich nicht unerwidert lassen!"

Er griff in seine Hosentasche, nahm seine Brieftasche in die Hand und nahm zwei Visitenkarten herraus.
Diese reichte er den beiden.

"Hier, meine Privatadresse!
Lauft damit bitte keine Werbung....
Vielleicht können wir uns ja mal bei mir treffen, da könnten wir auch offener reden!
Ich mache tolle Spaghetthi mit Schinkensahnesauce und Blauschimmelkäse!"

Er zwinkerte Tatjana zu.

"Schmeckt wirklich klasse...aber ich könnte auch Steak machen!
Aber jetzt macht euch noch einen ruhigen Abend!
Und Tatjana.....du hast mir den Abend nicht kaputtgemacht!
Im Gegenteil!
Das Treffen mit dir war fast die Erfüllung eines...Herzenswunsches von mir!
Und was Du und Meyye gesagt haben, gibt mir den Glauben an einige Dinge wieder!
Dafür möchte ich euch beiden danken!"

Er hob die Hand.

"Na, dann los mit euch beiden! Eure Rechnung übernehme ich!
Bis zum nächsten Mal!"

Selbst der gefühlsloseste Klotz musste bemerken, das den Tremere die ganze Gelegenheit emotional mitgenommen hatte.
Gefühle mögen eine Schwäche sein, aber das war Viktor in diesem Moment egal.


Out of Character
Auf den Visitenkarten steht neben einer Adresse ganz in der Nähe der Eishalle auch eine Festnetznummer!
 
Essen! ... Tatjana lächelte dankbar. "Danke für die Einladung. Wenn wieder Ebbe im Kühlschrank ist ... und das ist es bei Meyye immer, sie ist einfach zu faul, um einkaufen zu gehen ... Wir kommen bestimmt mal zum Essen vorbei ... und ich verdrück richtig viel!" Sie weiß es zu schätzen, dass er die Adresse gegeben hat ... obwohl sie ihn jetzt zu jeder Tages- und Nachtzeit finden würde ... Das weiß Viktor nur nicht ... aber Meyye. Aber Tatjana würde dieses Wissen nicht missbrauchen.

"Nochmal Danke ..." Wieder ein lächeln, sie hob die Hand und ging vorbei in den inneren Schankraum. Silvia sah kurz fragend auf, als die beiden so rasch den Pub verließen. Aber sie hatte von den ganzen Gesprächen nichts mitbekommen, weil der Pub wirklich gut voll war. Sie winkte ihnen noch knapp hinterher.

Draußen auf der Straße dann ... "Hol du schon mal dein Rad ... ich such eben noch eine ruhige Ecke ... bin gleich wieder da ..." Tatjana verschwand hinter dem Häuserblock und kam als ... einohriger Wolf mit Halsband wieder zurück. Hauptsache schnell durch die Stadt!
 
Nachdem die beiden gegangen waren nahm Viktor wieder Platz, um sich noch ein wenig die Musik und den wunderschönen Gesang anzuhören.

Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, das er wirklich bald los musste...und gejagt hatte er immer noch nicht...würde er wohl die Nacht auch nicht mehr zu kommen.
Und bevor er den Pub verließ, musste er unbedingt auf der Toilette noch das Ale los werden.

Seine Gedanken wanderten wieder zu Tatjana und Meyye.
Und Bilder von Thomas kamen ihm auch wieder in den Sinn.
In sein Lächeln mischte sich Traurigkeit.
Die emotionale Musik tat ihr übriges, ihn dazu zu zwingen, sich zu kontrolieren, damit ihm nicht ein paar blutige Tränen aus den Augen drangen.
Verdammt, das Ganze war über 8 Jahre her, aber es hatte sich tief in sein Herz gegraben und der Besuch der Beiden hatte die Errinnerungen wieder hervorgeholt.
Ich hatte es dir doch versprochen....Verdammt!
 
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