Als Dimitri ihn heran winkte schlurfte Lurker neugierig hinüber. Was mochte er wollen ? Dann war er verblüfft über den Gefühlsausbruch. Lurker hatte nicht befürchtet das der Andere ihm etwas antun mochte, nicht solange ein Gegenseitiger Nutzen bestand.
Aber als der Tzimisce ihm erklärte das er in nur einer Nacht ein Band zu ihm geknüpft hatte war er doch überwältigt. Er und seine Brüder hatten oft die Nähe zueinander gesucht, sich in der kalten, lichtlosen Einsamkeit des unlebens aneinander gedrängt um sich vor den Schrecklichen Dingen die in ihrer Welt lauerten zu schützen. Aber außerhalb seines Clans war ihm zuneigung fremd. Gut es gab da May, aber sie gehörte zu ihm, war sein Augapfel, sein Töchterchen wenn man so wollte, aber dies hier ?
Das war nicht nur ein fast fremder Vampir, das hier war ein Unhold, ein Mitglied des furchtbaren Sabbat. Eine Perversität.
Doch er war auch Dimitri. Er hatte einen Namen. Sie hatten miteinander getrunken, sie hatten miteinander gelacht und Lurker hatte seit einer sehr langen Zeit nicht mehr gelacht, und er spürte vertrauen und Kraft. Der Andere strahlte eine Selbstsicherheit aus, er hatte keine Angst ihnen zu sagen was er für sie empfand. Er fürchtete sich nicht, wahrscheinlich vor nichts und solange Lurker in seiner Nähe war, schienen die Stimmen seiner eigenen unzähligen Ängste leiser.
Dann kam Dimitri nahe zu ihm und flüsterte ihm zu das er ihm vertraute, bat ihn darum zu ihm zu stehen und Lurker fühlte sich als schlügen Wellen über ihm zusammen. Er sah das Tränen über das Gesicht des Unholdes flossen. Sah die Einsamkeit die er selber kannte, wenn auch aus anderen Gründen. Er war ein Monster weil er so aussah wie eines, Dimitri war ein Monster weil er eine Abart war, eine wunderschöne Perversität.
Entäusche mich nicht, bat er. Und Lurker fühlte sich klein und schäbig, er wußte um seine eigene Schwäche, seine Feigheit. Immer auf der Suche nach dem eigenen Vorteil, so hatte man es ihm beigebracht. Spiele einen nach dem Anderem gegeneinander aus. Er hatte kein tapferes, Ritterliches Herz, stehts nagte an ihm der Zweifel, er war nicht gut genug, er war unbedeutend und er hatte zuviel Angst.
Aber er konnte den nötigen Mut finden. Er konnte sein wie Dimitri, er durfte nur nicht zulassen das die Stimme des Lurkers der hundertmal gebrochen und geschändet worden war ihn mit ihrem leisem Gift ansteckte und er zurück in die jämmerliche Kreatur kroch die er manchesmal so sehr verabscheute.
Er würde hier Treue beweisen und zeigen das er dieses Vertrauens würdig war.
Lurker sah hoch in Dimitris Augen die in Blut schwammen. Dann nahm er ganz langsam den breitkrempigen Hut ab und löste die beiden verbleibenden Halstücher, zeigte Dimitri sein Gesicht und schließlich nickte er nur und sah ihm dabei fest in die Augen. Er knetete nicht an sich herum oder wipte auf und ab, er winselte nicht leise oder machte andere linkische Bewegungen, sondern stand einfach nur still und ruhig, griff nach Dimitris Hand und hielt diese fest als er ihm sein stummes Einverständniss sandte.
Dann setzte er seinen Hut wieder auf und brachte seine Halstücher wieder an. Brenda entzündete die Fackel und Lurker wich zurück, als wäre der Lichtkreis Wasser und er hätte Angst nasse Füsse zu bekommen.
Dann ging er, immer wieder einen Blick in Richtung der Flammen, werfend, ohne diese jedoch selber anzusehen, hinab in die Finsterniss des Kellers.
Die Schwärze schien zu dröhnen um ihn herum und das Licht teilte den Vorhang und gab den Blick auf alte, uralte Steine frei. Einige Minuten ließ Lurker den Raum auf sich wirken, sprachlos über all das was diese Steine gesehen haben mochten. Dann ging er hinüber in die Verengung und hockte sich hin um die Stelle genauer zu untersuchen. Vielleicht konnte er anhand der Erde und des Gerölls ungefähr bestimmen wie lange der letzte Versuch zu graben her war, indem er die Farbe der oberen Erde mit der der unteren verglich. Je feuchter und dunkler die Erde war, desto frischer wäre die Grabung wohl. Und je trockener und heller die Erde war, je mehr sie dem Rest der Gerölhaufen glich, desto älter mußte sie sein. Dann versuchte er selber ob graben dort etwas bringen würde.