[09.06.06] Nosferatu in Hell

Fabian stand in der Schlange und zog sich die Mütze tiefer ins Gesicht. Er hatte keine Lust erkannt zu werden. Heute nicht.
Trotzdem tuschelten eine Gruppe junger Menschen vor ihm scheinbar über ihn. Zumindest deutete er so ihre Blicke. Man konnte hier draußen den typischen tiefen Bassschlag des Hardcore Technos hören. DJ Nosferatu war gut bei Werke. Fabians Fuß zuckte automatisch mit ohne das das Gehirn großartig eine Information senden musste.
Als Fabian vor dem muskelbepackten Türsteher stand, sah er kurz auf und das reichte auch um den Securityman dazu zu bringen, ihm einlass zu gewähren. Immerhin handelte es sich um eine landesweit bekannte Berühmtheit, die gerade durch die Tore direkt in die Hölle geschritten war. Für Fabian jedoch war es mehr wie aus der Hölle in den Himmel treten. Als er die blitzenden Lichter und die vibrierenden Menschenmassen sah, vergaß er viel von dem, was dort draußen stattfand und stattgefunden hatte. Er vergaß Tek, er vergaß den Ball, er vergaß Horst und er vergaß Zieges Art. Schnell bewegte sich sein Körper auf die Tanzfläche zu und schon bald ergoss sich selbiger völlig in die Menge. Nichts hatte mehr Bedeutung, nichts hinderte mehr an dem Exzess, alles war Euphorie.

Nach einer unbestimmten Zeit fand Fabian Dani wieder und sie tanzten gemeinsam. Sie bewegten sich auf einander zu, entfernten sich und rieben sich schließlich wieder aneinander. Es schien eine Art Zelebration der Zusammenkunft zu werden. Wie zwei Gegensätze ergaben sie zusammen das Ganze, Bedeutsamme und einzig Wichtige. Die Lösung von allem. Der Sinn des Lebens offenbahrte sich in diesen kurzen Momenten, die wie in Zeitlupe verstrichen und alles in ein gutes Licht tauchten. Religionen würden kapitulieren, Sinnsuchende gaffend die Augen aufreißen und Pessimisten würden das Leben in seiner ganzen Schönheit bejahen.

Doch all das war nur ein unbeschriebens Gefühl, dass Fabians Körper und Geist durchströmte und in voll erfüllte. All das war nicht Wirklichkeit, sondern nur eine Ahnung, eine Idee. Banal gesehen konnte man es auch als Vorspiel bezeichnen, doch das würde, zumindest aus Fabians Sicht, nicht der Sache gerecht werden. Dani mochte ganz anders darüber denken, doch sie bemerkte durchaus, das Fabian ganz im Tanz aufging, und tanzen konnte er. Nach weiteren zeitlich nicht definierbaren Augenblicken fanden sich die beiden in einem Sofa wieder und setzten die physische Annäherung auf einem anderen Level fort. Als der Zeitpunkt gekommen war Lebenssaft zu nehmen, war auch Dani in der Lage, alles bisherige zu vergessen und nur für die Ekstase zu leben. Fabian trank nicht viel, denn es ging ihm nur sekundär um Ernährung. Nach weiteren Momenten außerhalb jedwediger Zeitrechnung, während dessen die Zwei sich dem menschlichen Körper widmeten, gesellte sich eine Gruppe Skinheads zu ihnen und es wurden rege Gespräche geführt. Die Skins schienen Dani zu kennen und Fabian sowieso. Es wurde bewundert, Lob ausgesprochen und kritisiert. Fabian entfalltete sich und begann zu plaudern. So zog sich die Nacht in die Länge und nach einer anschließenden Stunde tanzen wusste Fabian, das es so weit war. Er musste gehen um nicht zu sterben. Auch wenn es nicht schlimm gewesen wäre nach solch einer Nacht zu sterben rief sich Fabian ein Taxi, das ihn zu seiner Zuflucht brachte.

Out of Character

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