[09.05.2008] Rekrutierung

Richard klappte die Mappe zu. Sie war soweit ausgefüllt, wie er es im Moment schaffen konnte. Was nun fehlten, waren seine Bürgen. Jenny war dazu bereit. Vielleicht auch Meyye. Ansonsten müsste er tatsächich seinen Erzeuger fragen.
Das Taxi hielt. Richard hatte Kopfschmerzen. Er hatte noch immer nichts getrunken. Am Rücken klaffte die Wunde. Das kommt davon, wenn man sich mit Hexern anlegt... Er lächelte schief und zahlte.

Die Taxitür öffnete sich und sein Springerstiefel wurde sichtbar. Richard stieg aus, sah auf die Uhr seines Handys. Ich hab noch mindestens ne halbe Stunde... Wann wollte Steven nochmal hierher kommen? Und wann dieses junge Fräulein?

Es waren noch gut drei Minuten bis zum Hovel. Richard wollte die Zeit nicht verschwenden. Es kann nicht schaden sich vorher anzukündigen... Um 22.00 Uhr wollten wir uns hier ja treffen.. Richard wählte, drückte auf den Hörer.

Jennys Handy klingelte.

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"Färber hier, hey!"

Die Stimme der Caitiff verriet keine besondere Emotion. Recht ungewöhnlich für eine Frau, die es nur selten für notwendig hielt sich in irgendeiner Form zusammenzunhemen. Wenn es ihr schlecht ging, konnte das ruhig jeder wissen und wenn nicht eben auch. Trotzdem war etwas über die junge Frau zu erfahren. Anscheinend befand sie sich in einem ihrer Verstecke unter der Erde, denn ihre Stimme war begleitet von einem Hall, den es nur in großen leerstehenden Räumen gibt.

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Richards Stimme klang müde und dennoch sehr erfreut.: "Ich bins, Richard. Ich bin so in 3, 4 Minuten im Hovel. Bist du schon da?"

Richard stampfte weiter seinen Weg Richtung Hovel.

"Ich habe ziemlich gute Neuigkeiten, denke ich."

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"Schon da? Nee, ich bin noch zu Hause. Bin gerade dabei mich fertig zu machen. Weißt schon schminken, Klamotten raus suchen, Haare stilen... Frauendinge eben."

Sie pausierte kurz, weil sie unnötiger Weise auf ihre Armbanduhr sah und die Zeit berechnete.

"Rechne in ungefähr ner halben Stunde mit mir. Ich habe auch ein paar Neuigkeiten. Ob die aber alle so gut sind, kann ich nicht unbedingt sagen."

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"Ist OK. Dann würde ich sagen, bis gleich im Hovel. Da besprechen wir dann den Rest." Richard lächelte. Was das wohl für neuigkeiten sind? Besser man spricht nicht am Telefo drüber.

Falls Jenny nicht noch was zu sagen hätte, würde er nach dem typischen Verabschiedungsdialog auflegen.

Kurze Zeit später erreichte er das Hovel. Gott, war das leer hier! Ob Jenny was dagegen hätte, wenn ich mir hier was suchen würde? Keine Ahnung... Lieber nicht... Und ich brauch für sowas länger als ne Halbe Stunde..

Richard sah sich um. Die Musik dröhnte aus den Boxen. Er hatte sowieso Kopfschmerzen... Und dann sowas. Kurze Zeit späterwich jedoch der Schmerz... Sein Kopf wurde matt. Dieser stumpfe Punk aus den Boxen tat gut. Er betäubte sein Hirn.

Richard setzte sich irgendwo hin, beobachtete die Szene und wartete auf die Anderen.

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Ziemlich genau zum verabredeten Zeitpunkt betrat Jenny das Hovel. Sie zögerte als sie die Halle betrat und sah sich verwundert um. Seit Jahren hing sie in diesem Schuppen ab, heute Nacht war aber das erste Mal das wirklich gar nicht los war. Normalerweise begann die Party zwar auch erst ab Elf, aber das sich so gut wie niemand im Inneren der Disco aufhielt war mal neu.

Dank der guten Übersicht erkannte sie schnell wo sich Richard aufhielt und steuerte auf ihn zu.

"Hi! Schön das es dir wieder besser geht. Ich war echt ein wenig in Sorge. Ist schon jemand von den anderen hier?"

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Richard schüttelte den Kopf. "Ne, ich bin der Erste. Und Esteban hat ja gesagt, er verspätet sich." Er sah sie strahlend an. "Wer sollte denn sonst kommen? Also Esteban und ich... Wir haben schon mal zwei Leute eingeladen. Steven, ein Gangrel. Den kenn ich aus Bielefeld. Scheint vernünftig zu sein. Und er hat seine Probleme mit der Camarilla... Er schie sehr interessiert. Und so ne kleine. Gestern erst angekommen. Schien von esteban ziemlich eingeschüchtert... Hieß Marta Hagen. Ach ja: Dann habe ich noch heute morgen Alfons Thürmer getrofen. Guter Mann! Fragt einen sehr geschickt aus. Ich habe ihm soviel gesagt um ihn neugiereig zu machen... Aber nicht genug, damit er genug damit machen kann. War schwer, aber ich glaube besser hätte das Gespräch kaum verlaufen können. Ist ein Nosferatu, oder? Esteban ist ja gerade bei Meyye. Keine Ahnung wie das gerade läuft. Außerdem: Ich habe mir erste Üerlegungen gemacht, wie denn das alles dann aussehen könnte. Aber... Ich lass dich ja gar nicht zu Wort kommen."
Richard war euphorisch am Erzählen gewesen. Ganze Zeit mit diesem strahlenden Lächeln auf dem Gesicht. "Wollen wir uns irgendwo hinsetzen?"

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Na wenn sich das nicht gut anhörte...

"Bei mir war es weniger erfolgreich! Den Brujah Max konnte ich nicht erwischen. Aber ich habe ihm eine Nachricht auf dem Handy überlassen, hoffentlich meldet er sich wenigsten heute noch irgendwann. Mit Roxana Dragomir habe ich ziemlich lange geredet. Richtig abgeneigt schien sie mir nicht. Leider aber steckt die Frau derart voller Vorurteile, das ich da zur zeit wenig Sinn drin sehe sie in unsere Reihen mit aufzunehmen. Für sie sind wir eine Bande krawallgeiler Schläger ohne Hirn und Organisation. Außer einer Reihe von Vorwürfen und klugen Sprüchen hatte sie nicht viel auf Lager..."

Es war Jenny anzusehen, dass sie sich sehr über dieses Gespräch ärgerte. Sie hätte nie gedacht, dass ausgerechnet die Ravnos derartig mit Klischees überladen war. Um sich den Abend nicht vollends zu versauen, wechselte Jenny das Thema.

"Thürmer ist ein Nosferatu, ja. Ich kenne den kerl recht gut und mag ihn auch. Wäre sicher ein Gewinn für unsere Sache, wenn er mitmacht. Der Name Steven sagt mir nichts, aber Marta Hagen kommt mir bekannt vor. Ich kann die Gute gerade nicht richtig zuordnen, aber irgendwoher kenne ich die..."

Ein Lächeln, wenn auch noch etwas gezwungen.

"Nicht schlecht, nicht schlecht! Das läuft besser als ich es mir nach meinem erfolglosen Abend hätte Träumen lassen. Kommt den heute einer der drei hier her?"

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Richard nickte erneut. "Ja. Steven kommt um eins, Marta schon um zwölf hier ins Hovel. Wir haben den beiden gesagt, wir bereden alles genauere heute mit ihnen. Sie sind interessiert. Wir haben gute Werbung gemacht. Heute müssen wir sie mit eingliedern. Falls das ein passendes Wort ist... Was Thürmer angeht: Ich weiß nicht. er war sehr reserviert... Aber er ist neugiereig. Wir sollen uns bei ihm melden, wenn es uns passt. Aber ich glaube er will nur wissen was hier abgeht. Ob der sich zu uns gesellen will... Glaube eher nicht... Kann aber sein..."

Richard holte Luft.

"Gestern war vielleicht ne scheiß Nacht! Hast du schon mal ne Kuh leer getrunken?" Richard fing an zu lachen. "Die Wunden von den Krallen habe ich immer noch. Und ich habe etwas Hunger, muss ich sagen. Außerdem war die Übernachtung in Estebans Kofferaum mehr als nur ungemütlich... Ich hab ne Menge Blut dabei verbraucht... Und hab nen Scheiß geträumt! Von meiner Erzeugung!"

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In genau diesem Moment klingelte Richards Mobiltelefon. Unterdrückte Nummer.

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" 'Tschuldigung. Da ruft wer an." Richard nahm ab.

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"Hi Richard! Esteban hier. Es gibt wichtige Neuigkeiten. Bist du im Hovel? Ich fahre gerade dort hin."

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Esteban hörte im Hintergrund den Punk.

Zu Jenny sagte er: "Jenny, es ist Esteban." Zu Esteban dann wieder: "Ja wir sind schon da. Wie lange brauchst du noch? Und was gibts Neues?"

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"Nicht am Telefon. Gut, dass Jenny auch da ist. Bin in fünf Minuten da. Bis gleich!"

Esteban steckte sein Mobiltelefon wieder ein und trat das Gaspedal durch.

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Richard zuckte mit den Schultern.

"Einfach aufgelegt.... Er hat wichtige Neuigkeiten, will es aber nicht am Telefon ausplaudern. Er sagt in fünf Minuten ist er da..."

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"Nun ja, sein wir ehrlich! Es stand zu erwarten das uns die Jungs der Camarilla nicht einfach machen lassen werden. Gut möglich, dass Esteban hier mit schlechten Neuigkeiten aufschlägt. Wir werden sehen, aber zurück zur Plaunung!"

Jenny entzündete sich eine Zigarette und blickte sich unsicher um. Das das Hovel derartig leer war, schien ihr nicht recht zu behagen. Normalerweise begann der Laden sich bereits um diese Zeit zu füllen. Doch kaum jemand war hier.

"Ich spreche noch einmal mit Thürmer. Mit den Nosferatu kann ich ganz gut. Mal sehen was ich da machen kann. Was Roxana angeht ist es möglich, dass sie heute Abend noch hier vorbeischaut. Sollte sie es tun, wäre es ein gutes Zeichen dafür das sie doch ein gewisses Interesse für unsere Sache aufbringt. Wenn ich dies bisher auch nicht richtig einschätzen kann. Ihre Meinung über uns schien wie gesagt nicht besonders hoch zu sein..."

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Richard nickte, setzte sich auf einen leeren Bierkasten und sagte: "Das klingt gar nicht so schlecht. Guck mal: Wir drei, Steven, das junge Fräulein, Frau Hagen, Meyye, vielleicht auch die Nosferatu und dieser Max. Wenns richtig gut läuft, dann auch die Ravnos. Wir können locker sechs Personen groß werden. Das ist mehr als ich erwartet hätte...." Er lächelte sie an.

"Und was Esteban angeht: Warten wir es ab! Der klang weder besonders schlecht gelaunt, noch euphorisch... Ganz schön leer, die Stadt, was? Mann hab ich Kopfschmerzen! Und niergenswo kann ich meine Tablette herbekommen. War das Aufstehen heute früh nur für mich so schwer, oder wie sah das bei dir aus?"

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"Scheiße ist es! Ich habe das Gefühl als ob der Tod nun doch ganz langsam das Spiel gegen meinen Körper gewinnt. Als ich noch lebte habe ich viele Nächte durchgefeiert, oftmals mit mehr als nur Sex und Alkohol. Trotzdem ging es mir nie so beschissen wie jetzt im Moment. Ich meine, ich bin so stark wie zehn Ochsen und so biegsam wie ne Brezel. Wenn du mich aber bitten würdest jetzt und hier nen scheiß Purzelbaum zu schlagen würde ich mir wahrscheinlich den Hals brechen und dabei wirken als wäre ich ne geplatzte Pellwurst."

Sie seufzte und zog an ihrer Zigarette.

"Aber gut zu wissen das es auch dir so geht! Gestern Nacht habe ich mit ein paar der anderen über dieses seltsame Phänomen gesprochen und auch die haben die gleichen Probleme wie wir. Meinst du, das es dieses miese Feeling ist, das die Menschen von der Straße verscheucht? Ich meine wenn wir Leichen uns wie ausgekotzt fühlen, wie muss es da erst einem zerbrechlichen Sterblichen gehen? Anfangs dachte ich das es nur uns Vampire trifft. Weißt schon. Totenstarre, Verwesung... Dinge die Tote eben so machen. Das unsere Probleme eben etwas mit unserem unnatürlichen Dasein zu tun haben. Jetzt aber, wo man kaum noch Menschen sieht, bzw wo die wenigen die man sieht schlimmer mitgenommen aussehen als unsereins, bin ich da nicht mehr so sicher...?"

Richards Aufzählung der positiven Vermehrung ihrer Anarchenbewegung lies Jenny erst einmal unkommentiert. Auch sie freute sich natürlich tierisch das es so gut voranging, aber was nützte das, wenn die Welt vorher zu Grunde ging?

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Esteban kam mittlerweile in einer Seitengasse nahe des Hovels an. Im geparkten Wagen griff er kurzerhand zu seiner Ersatzkleidung, die im Plastikschoner auf der Rückbank lag. Ihm passte es gerade nicht wirklich, eben diesen Dress anzuziehen, doch die übrige Ersatzkleidung war für eventuelle Treffen nicht angebracht und seine jetzigen Klamotten waren definitiv zu dreckig. Er biss in den sauren Apfel und zog sich im Wagen um. Dies dauerte natürlich eine Weile, Autos waren eben keine Umkleidekabinen...

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Richard sah sie mit verständnisvollen Blick an.

"Ich weiß auch nicht. Aber immerhin haben wir, im Gegensatz zu den Anderen einen vernünftigen Grund zu kämpfen. Wir werden das überstehen... Irgendwie. Ich habe Zach schon zweimal überlebt..." Richard drehte sich um, so dass ein Blick auf seinen Rücken möglich gewesen wäre, wäre er nicht angezogen. "und hab meinen Tribut dafür bezahlt. Wir müssen zusehen, dass wir was zwischen die Kiefer bekommen... Und sei es 100 Liter Kuhblut."