[09.04.2004] Am Waldrand

B

Blue Custer

Guest
„Danke, daß sie mich mitgenommen haben.“ Ich wuchte meinen schweren Rucksack auf den Rücken und schließe die hintere Tür des Autos. Die Frau schaut nochmal lächelnd in den Rückspiegel und fährt dann los.



Finstertal stand auf dem Ortseingangsschild. Aber finster sah es hier nun wirklich nicht aus.

Es ist April und die Sonne scheint mir schon erstaunlich heiß in das Gesicht. Ich lasse kurz meinen Blick schweifen. Hundert Meter weiter entdecke ich einen Supermarkt. Ich gehe hin, denn ich brauche noch etwas zu essen. Mein Reisebudget ist knapp kalkuliert, reisen per Bus und Bahn sind nicht drin. Alles was ich mithabe ist fürs Essen gedacht und eventuell Campingplatz, wenn ich nichts anderes finde.



„2,35 € bitte.“ Sagt die Dame an der Kasse.

„Gibt es hier irgendwo einen Campingplatz? Ich denke um diese Uhrzeit komme ich hier heute wohl nicht mehr weg.“

„Leider nein, aber wenn sie die Hauptstraße ganz durchgehen, dann kommt auf der rechten Seite eine Wiese die am Wald grenzt, dem Bauern stört es nicht, wenn da mal für eine Nacht ein Zelt steht.“

„Danke für die Auskunft.“ Ich zahle und gehe raus.

Eine Tütensuppe und zwei Flaschen Wasser umfaßt mein Einkauf.



Irgendwann erreiche ich den Ortsrand und damit die besagte Wiese. Am Waldrand suche ich mir eine relativ ebene Fläche und lasse meinen Rucksack fallen. Endlich.

Es dämmert schon und ich beeile mich, mein kleines Zelt aufzubauen. Die letzten Heringe schlage ich schon beim Schein meiner Taschenlampe in den weichen Boden der Wiese.



Mit dem Schlafsack über den Schultern und dem leisen Zischen des kleinen Kartuschenkochers schaue ich in die Dunkelheit. Am Rand der Wiese ist die Straße noch als dunkles Band zu erkennen. Feuchte Luft steigt auf und ein Nebelband wabert lautlos vom unteren Rand der Wiese hinauf zum Waldrand, an dem mein Zelt steht.

Es ist sternenklar und da keine Lampe in der Nähe die Nacht erhellt, kann ich die Sterne in ihrer vollen Pracht bewundern...
 
Ich weiß gar nicht, wie spät es ist. Aber ich bin müde und auf der Straße ist nun auch schon länger kein Auto mehr vorbeigekommen.
Ich räum den kleinen Kartuschenkocher weg, spül den kleinen Blechtopf mit etwas Wasser aus und ordne im Zelt meinen Schlafsack.

Ich schaue mich kurz um. So nah das Zelt bei Finstertal steht, so unbeobachtet ist es doch.
Ich stelle mich vor das Zelt und winde mich aus der engen Jeans. T-Shirt und Unterwäsche packe ich sorgsam zusammen und stopfe die Socken in die Turnschuh.
Die Nacht ist zwar kühl, aber ich genieße die kalte feuchte Luft an meiner Haut. Wie Gesiterfinger streicht der nasse Nebel über meine Haut und läßt eine Gänsehaut entstehen.
Ich stehe still da und schaue dabei zu den Sternen empor.
Kurz bevor alle Wärme aus meinem Körper gewichen ist, krieche ich in das kleine Zelt und kuschel mich nackt in meinen Schlafsack. Ein alter Camper-Trick, denn nackt wirds im Schlafsack am schnellsten warm.
Ich lag noch eine Weile wach, genoß wie mein Körper sich wieder aufwärmte und schlief dann endlich ein.
 
Out of Character
Arrrgghhh ... es juckt so in den Fingern ... würde ja gerne was kleines schreibe ... so einsam und alleine ... an meinem Wald ... ;)
 
Unruhig ist mein Schlaf und irgendwann wache ich auf.
Es ist noch immer Nacht, die Zeit scheint stillzustehen. Ich schlängel mich aus dem Schlafsack heraus, öffne das Zelt und krieche hinaus.
Der Nebel wallt nun etwas dichter und ich gehe einem menschlichen Bedürfnis nach. Meine nackten Füße werden naß im feuchten Gras und bald spüre ich Tannennadeln unter meinen Fußsohlen. Ich wähne mich weit genug weg vom Zelt, hab auch an ein Papier gedacht.

Auf dem Rückweg stolpere ich, komme ins Straucheln und mein linker Fuß knickt haltlos weg. Ich schrei kurz auf, als der Schmerz in meinen Knöchel schießt Er wird augenblicklich heiß. Auf einem Bein hüpfe ich in Richtung Zelt, will mich ohne Kleidung nicht ins nasse Gras setzen.
Im Zelt wühle ich nach der Taschenlampe. Der schmale Lichtstrahl geistert über mein Bein bis zu meinem Knöchel, der schon beachtlich geschwollen ist.

"Na prima, damit komm ich keinen Kilometer weit. Zwangspause in Finstertal." Ich bin wütend und frustriert und werde niemals mehr nachts ohne Taschenlampe und Schuhe nackt in den Wald gehen, nur weil ich mal muß.
Das ist mir eine echte Lehre. Ich kann nichts ändern, mich nur wieder in den Schlafsack wickeln und auf den Tag warten. Mein Budget ist sehr begrenzt, aber für eine Sportsalbe wirds wohl noch reichen. Jedenfalls zeigt mir die Beweglichkeit des Fußes an, daß er nicht gebrochen ist. Ist ja auch schon was.
Ich liege noch länger wach, achte auf das Pulsieren des Blutes in meinem Knöchel und schlafe dann auch endlich wieder ein.
 
In der Nacht hatte sie einen seltsamen Traum. Sie hörte etwas...zwei Stimmen...
"Sie ist eine von uns." eine weibliche, sanfte Stimme flüsterte da...
"Bist du sicher?" erwiderte eine männliche, ruhig und irgendwie abgehoben...
"Natürlich...sieh sie dir doch an...Sie muss eine Dunsir sein"
"Wir sollten..."
"...ihm davon erzählen?"
"Ja. Ich denke schon"
"Bist du sicher..."
"Sie ist verletzt. Sieh nur. Fühlst du den Schmerz?" man hörte ein genieserisches seufzen...
"Ich bleibe...du gehst und berichtest ihm. Ich kümmere mich um sie..."

Die weibliche Stimme blieb leise und sanft.
"Meine kleine...Ich werde auf dich aufpassen..."
Sie fühlte etwas kaltes über ihr Gesicht streichen...eine eiskalte Berührung.
Sie wachte schweißgebadet auf aus diesem Albtraum. Es schien vorbei. Nur ihre Wange fühlte sich noch immer kalt an...
 
Mit einem leisen Aufschrei wache ich auf. Rucke panisch hoch. Taste mit ausgebreiteten Armen und meine Hände streifen über die Innenwand des kleinen Zeltes, sie tasten am Boden entlang und finden die Taschenlampe. Mein Haar ist schweißnaß und mein Herz klopft panisch, aber der kleine Lichtstrahl spendet Trost.
Ich leuchte um mich herum, es sieht alles aus, wie es am Abend auch schon aussah und noch immer ist es dunkel draußen. Ich lausche, aber es ist nichts zu hören. Absolute Stille, nur mein Atem und mein Herzschlag ertönt. Sogar die Tiere der Nacht schweigen.
Ich kann meinen Atem sehen, normal in einer April nacht, die Tage schon warm und die Nächte kalt.
"Brenda" flüstere ich "Es ist nur ein Traum gewesen, Du dumme Gans, leg Dich hin und schlaf weiter."
Ich höre meine eigene Stimme und es beruhigt mich.
Wie gewohnt lege ich mich auf meine rechte Seite und schrecke wieder hoch.
Ich befühle mein Gesicht. Die linke Wange normal warm, aber die rechte eiskalt. Wie kann das sein?
Ich muß auf der linken Seite gelegen haben, deswegen ist sie so ausgekühlt. Ja, so wirds gewesen sein
Ich versuch mich zu erinnern, auf welcher Seite ich lag, als ich aufschreckte, aber ich kann mich nicht erinnern.
Halbberuhigt lege ich mich wieder hin. Mein Knöchel pocht noch immer heiß und ich spüre einen dumpfen Schmerz, aber die Müdigkeit überdeckt alles und ich schlafe wieder ein.
 
So verstrich die Nacht ereignislos. Nur wenige der vielen Träume blieben ihr in Erinnerung, doch eine Gestalt erschien in allen...eine Frau, sie war jung, hatte schwarzes kräftiges Haar und einen sanften Ausdruck auf ihrem Gesicht, wenn auch ihre Augen eine gewisse Härte ausstrahlten.
Diese Gestalt war auch das letzte, was sie aus ihren Träumen mitnahm diese Nacht...
 
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