AW: [08.05.2008] Eine Zuflucht zu finden...
Man fand sich oft an unheimlichen Orten wieder, wenn man sich zu einer Gesellschaft zählte wie der Familie, der auch der neueste Besucher der Finstertaler Unterwelt angehörte. Zunächst mochte es wie eine gute Idee erscheinen die Dunkelheit, die nur aus leisem Tröpfeln, seinen eigenen Schritten und dem dahin plätscherndem Wasser zu bestehen schien, mit einem kleinem Liedchen zu vertreiben. Spätestens wenn das eigene Pfeifen aber als heiseres Echo aus der weiten, tiefen Ferne zurückgebrochen wurde und plötzlich mehr klang, als wenn irgendetwas dort das Geräusch gehört hätte und nun auf verzerrte und groteske Art und Weise antwortete, würden aber wohl die meisten verstummen.
Fortuna, das wankelmütige Biest, meinte es auch nach mehreren Minuten anscheinend nicht übermäßig gut mit ihm. Glücklicherweise schien sie aber auch nicht in der Laune ihm einen Streich spielen zu wollen. Somit landete er weder in der Firmenzentrale, aber auch nicht in der dunklen Seitengasse wo man ihn bereits mit Knüppeln und Mistgabeln erwartete. Das Rohr führte einfach immer nur weiter geradeaus. Es beschrieb zwar dabei durchaus ab und an einen Bogen, aber es ging zielstrebig immer weiter voran. Soweit er dies beurteilen konnte, nach Osten.
Wie effektiv wäre wohl ein Schlägertrupp, um Eindringlinge abzuhalten? War eine Falle nicht im Grunde der beste Weg um einem Eindringling zu signalisieren 'du bist auf dem richtigem Weg'? War nicht zermürbende Langeweile der beste Wächter um Neugierige Gesellen abzuwehren? Wenn man etwas schützen wollte, sollte man keine hohe Mauer errichten, bei der sich jeder Passant fragte was wohl dahinter liegen mochte und keine Wachtürme errichten, die jeder schon von weitem in den Himmel aufragen zu sehen vermochte. Das war nicht die Art ihres Blutes. Wenn man etwas beschützen wollte, dann war der beste Weg dazu, dafür zu sorgen, dass niemand überhaupt wusste, dass es dieses etwas gab.
Ob die Gedanken des Nosferatu sich um derartiges drehen mochten, während er weiter gebückt durch dem Gang folgte oder nicht, eines zumindest mochte ihm schließlich doch noch klar werden. Wenn es ihm gar nicht gelingen würde eine brauchbare Bleibe zu finden, dann wäre immerhin dieser Tunnel durch den er sich bewegte geeignet genug für eine Nacht. Je nach dem wie weit er dem stoischem, unterirdischem Pfad folgen wollte, war dies aber vielleicht auch die einzige Erkenntnis die ihm am Ende blieb, wenn er wirklich so weit nach Osten ging, dass er irgendwann die Stadtgrenze Finstertals passierte und schließlich an das Ende des Rohrs trat, dass mit einem weiterem, schwerem Eisengitter versehen war. Sackgasse. Oben am Himmel wölbten sich die tintenschwarzen Wolken und quollen wie kochender Teer aus einem Kessel, Unten wand sich die Finster in ihrem dunklem Glanz in Richtung Burgh und vor einem prangten die fingerdicken Stäbe des Gitters, dass diesesmal bereits auf den ersten Blick den deutlichen Eindruck vermittelte, dass es sich in keinsterweise kooperativ verhalten wollte.