[06.05.2008] Und was bringt diese Nacht?

AW: [06.05.2008] Und was bringt diese Nacht?

"Ich danke Ihnen.", sagte Julia ruhig.

Die Bibliothek von Nox lag also in Burgh und nicht direkt in Finstertal. Das war jetzt fast schade, damit dürfte die Fahrtstrecke ähnlich sein wie zum Hotel.

Nun, auch auf der Rückfahrt würde sie sich die Zeitabstände merken und welche Abfahrten genommen wurden, auch wenn sie diesen Ort wahrscheinlich schon auf Grund des Restaurantnamens wieder finden konnte. Es war eigentlich ein müßiges Spielchen, aber es trainierte die Wachsamkeit und die Wahrnehmung. Julia lächelte leicht, als sie noch einmal ihren Kopf zum Zeichen des Respekts etwas neigte. Vermutlich hätte Schmidt mehr zugestanden, aber er hatte von selbst darauf verzichtet, durch die Art, wie er dieses 'Bewerbungsgespräch' verlaufen ließ.

Auch wenn der Herr vergaß, das er Julia kaum Zeit zu Vorbereitung auf eine fremde Stadt gegeben hatte, die sie nie zuvor besucht hatte - Julia wusste, dass sie diese große Stadt kaum kannte und nur oberflächliche Daten vorab noch hatte besorgen können. Auch die Dame und der Herr erhielten jeder noch ein knappes Nicken als Zeichen des Respekts und der Verabschiedung von ihr.

Julia war bei weitem nicht davon überzeugt, das die 'Familie Schmidt' auch nur halbwegs ehrlich mit ihr spielte. Sie würde sehr vorsichtig sein müssen, um ihre Haut hier heil heraus zu bringen. Ob ihr hier auch nur ansatzweise die Wahrheit gesagt worden war, blieb auch noch abzuwarten.

Auch der Fahrer erhielt ein Lächeln, und ein leichtes Nicken als Dank für seine 'Höflichkeit'.
 
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Es würde wieder fast die gleich Zeit dauern, bis der Wagen in der Nähe der Bibliothek anhielt und der Fahrer ihr die Tür öffnet, damit sie aussteigen konnte.

Das grosse, düstere Gebäude war kaum zu übersehen. Es fiel ihr sogar sofort ins Auge und noch was fiel ihr auf, das Gefühl beobachtet zu werden.
 
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"Ich danke Ihnen, Herr Schmidt.", sagte sie freundlich zu dem Fahrer und war als bald schon mit ihren Blicken bei dem Gebäude. Was sie spürte gefiel ihr nicht sonderlich und ob der Anweisungen würde sie sich sicher auch nicht allein in die Bibliothek eindringen. Aber sie wollte einen Eindruck von dem Gebäude erlangen und von der näheren Umgebung. Ihre Tasche hatte sie dabei, so dass der Fahrer fahren konnte, wenn er wollte. Sie passte einen Moment ab, als sie von niemanden ausser eventuell dem Fahrer zu sehen war und begab sich in die Schatten. Sie mochte dieses Gefühl in ihrem Nacken nicht. Ob das von einem realen Beobachter kam oder durch die Magie, die an diesem Ort gewirkt worden war? Von einem Koldunen, der in der Stadt sein Unwesen tireb, hatte sie bisher ja noch nichts erfahren. Ob der Fahrer sie beobachtete, auf sie wartete oder weg fuhr, war ihr gleich.

Sie ging um das Gebäude herum, merkte sich den Namen der Bibliothek, die Hausnummer, den Straßennamen. Aber sie achtete auch auf andere Dinge. Was gab es hier für Besonderheiten und wenn es nur Kleinigkeiten waren wie Vegetation und Steine. Auch die Tür, durch die eingebrochen wurde, nahm sie näher in Augenschein, aber sie versuchte dort nichts wie eine geistige Berührung oder ähnliches. Für die Beobachtungen, die sie an diesem Abend machen wollte, reichten ihre normalen Fähigkeiten vollkommen aus. Insgesamt verbrachte sie eine gute halbe Stunde damit, das Gebäude und seine nähere Umgebung zu betrachten. Später würde sie noch versuchen durch das Internet einige Inneneinblicke zu erhaschen. Aber auch, wenn es hier Fenster oder Plakate gab, bekamen sie ihre besondere Aufmerksamkeit.
 
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Nun, der Fahrer fuhr weg. Er hatte nicht den Auftrag ihr Babysitter zu sein.

Auch aus der Sicht verschwunden, hörte das Gefühl nicht auf. Im Gegenteil, als sie dem Gebäude näher kam, wurde es sogar noch stärker, es war als säße ihr etwas im Nacken, das sie beobachtete und jeden ihrer Schritte im Auge behielt.

Die Bäume in der Nähe schienen als wären sie lebendig und als würden sie sich entgegen der normalen Windrichtung zu bewegen, doch war es nur ein Täuschung, narrte sie ihr eigenes Unterbewußtsein? Was hatte hier stattgefunden? Die Spuren an der Tür waren nicht genau zu erkennen und die beiden Seitentüren fest verschlossen, das konnte sie deutlich erkennen.

Weiter oben schien ein Fenster geborsten. Kein gescheiter Kainit und auch kein sensibler Mensch würde hier hinein wollen.
 
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Julia hatte hier auch nichts angenehmes erwartet. Wenn es gut möglich gewesen wäre, hier allein einzudringen, dann hätte 'Herr Schmidt' sicher nicht von ihr erwartet, ihren gesamten Clan mit zu bringen. Selbst wenn sie jetzt nicht das gerngste gespürt hätte, hätte sie davon abgesehen. Sie besah sich noch die Schlösser der Türen, welches Werkzeug sie im Zweifelsfall brauchte, um sie zu öffnen. Gab es eine Möglichkeit, das geborstene Fenster bequem über einen Baum oder so zu erreichen? Wenn ihr die Stelle geeignet erschien, würde sie ihre Emilie beauftragen, noch einen Wurfanker zu besorgen. Besser, man war auf verschiedene Varianten vorbereitet. Sie musste den anderen Malkavianern ja auch nicht zwingend zeigen, das sie Schlösser knacken konnte, oder?

So bald sie hier fertig war, ging sie ein Stückchen weiter weg auf eine Bank, wo diese merkwürdige Präsenz nicht mehr spürbar war, und packte ihren Laptop aus. Natürlich googelte sie nach diesem Waldrestaurant aber auch nach der Bibliothek selbst.
 
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Ein Waldrestaurant mit dem Namen fand sich nichts, irgendwie schien das nächste mit dem Namen gut 150 Kilometer entfernt zu sein und die Bibliothek war nur als Auslagerungsgebäude des Stadtarchives verzeichnet, es gab auch Öffnungszeiten, die aber alle in den Tagesstunden lagen.

Dann eine kleine Meldung dazu, im Moment geschlossen wäre.

Ein Baum war nicht vor dem Fenster. Das Schloß schien nicht so stabil zu sein, als daß man es nicht aufbrechen könnte. Ob man übers Dach rein könnte, das würde man feststellen müssen, wenn man oben war. Auch die Kellerfenster waren vergittert und zudem nicht unbemerkt zu erreichen.
 
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Das mit dem Restaurant war... interessant und Julia war jetzt froh über die kleine Sache, die sie lediglich als Fingerübung betrachtete hatte.

Als aller erstes schrieb sie sich in ein Dokument die Daten, auf die sie geachtet hatte. Jetzt wollte sie sie doch fest halten. Dabei handelte es sich um relativ einfache Parameter. Nach wie viel Zeit war jeweils abgebogen worden, wann waren schärfere Kurven ohne blinken - herzlichen Dank an das feine Geräusch des Blinkers - und ohne die starke Geschwindigkeitsreduktion gewesen, die bei einem normalen Abbiegen vor genommen wurden und wie hatte sie die Geschwindigkeit während der einzelnen Zeiten eingeschätzt.

Natürlich war der Mann unter Umständen auch nicht den direkten Weg gefahren. Hatte sie den Eindruck gehabt, das sie zum Teil in einem Kreis oder etwas ähnlichem gefahren waren oder ließen sich ein bis zwei Hauptrichtungen bestimmen, in die es gegangen war? Die Notizen waren recht kyptisch und man wusste schon recht genau wissen, was damit gemeint war, um daraus schlau werden zu können oder mehr Zeit damit zu verbringen. Die ersten Zeilen sahen wie folgt aus.

PH 0
r90 4 15
r90 40 55

Die geschätzte Geschwindigkeiten nahm sie +- 20 km/h und rechnete auch noch mögliche Stops durch Halt an roten Ampeln heraus. Die Datei wurde verschlüsselt an drei verschiedene e-mail Adressen verschickt. Einer der Adressaten würde sie sogar ausdrucken und abheften, jedoch nichts weiter damit tun oder gar anfangen können.

An dieser Stelle machte Julia eine Pause. Sie klappte ihren Laptop zu und begab sich wieder auf den Weg. Sie suchte sich eine Kneipe, die nicht all zu voll war und dort einen Tisch möglichst in einer Ecke und einer Wand. Und dieses mal achtete sie auf mögliche Überwachungstechnik, vor allem auf mögliche Kameras, die den Bildschirm ihres Laptops im Blick haben könnten. Das wollte sie jetzt unter allen Umständen vermeiden


Sie zog sich aus dem Netz eine Umgebungskarte in passendem Maßstab in ein schlichte Zeichenprogramm hinein und zeichnete dort vier Kreise, zwei kleinere und vier größere. Der je ein kleiner und ein großer Kreis hatten ihren Mittelpunkt beim Hotel des Parkplatzes und die anderen beiden bei der Bibliothek. Die kleineren Kreise markierten den Bereich, den sie ihrer Ansicht nach mindestens gefahren sein mussten, die größeren Kreise den Bereich, der wohl maximal möglich gewesen wäre. Wäre die Bibliothek in Finstertal selbs gewesen hätte sie natürlich noch wesentlich aussagekräftigere Überschneidungen heraus bekommen, aber auf der anderen Seite konnte sie so auch besser beurteilen, ob es ungefähr den gleichen Weg zurück gegangen war.

Welche Orte auf dieser hübschen Karte könnten also wohl für dieses Restaurant in Frage kommen? Und was sagten die Satelitenbilder von Google über die Örtlichkeiten aus, die sie näher ins Auge fasste? Ja, es war eine mehr müßige als ernsthaft sinnvolle Arbeit, aber da ihr Gegenüber sich so viel Mühe mit ihr gab, scheute sie nicht, diese Mühe zu vergelten. Sie hatte für ihren Geschmack ohnehin viel zu wenig Möglichkeiten derzeit und wenn über solche Methoden wenigstens ein my an Information heraus kam, dann war es schon mal etwas. Zusätzlich war es eine Fingerübung und mindestens als solches zu gebrauchen.
 
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Es hätte bestimmt Möglichkeiten gegeben, wo es hätte sein können oder sie hatte sich ganz einfach vertan. Wirklich was brauchbares dabei heraus gekommen war nicht.

Aber wer auch immer sich überhaupt die Mühe gemacht hatte, hatte bestimmt auch seine Möglichkeiten, mit denen nicht zu spaßen war. Es wäre jetzt auch eine Frage der Zeit und ob es die Sache überhaupt wert war und wenn, was sie davon hätte. War es einfach nur verletzter Stolz bei Julia?
 
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Das war selstam. Julia war sich ihrer Berechnungen und Überlegungen recht sicher und trotzdem fand sie scheinbar nicht das geringste heraus. So wirklich schien keines der Satelitenbilder von den Orten, die in die engere Wahl kamen, auf das zu passen, was sie gesehen hatte. Nachdenklich blickte sie den Bildschirm ihres Laptops an. Das war nicht gut.

Es hatte wenig bis gar nichts mit verletztem Stolz zu tun, das Julia sich um diese Dinge kümmerte. Sie traute ihrem Auftraggeber nicht. Wie sollte sie das auch tun nach derartig offenen Drohungen? Wer garantierte ihr denn, das dieser Auftraggeber sie nicht entsorgte, nachdem sie ihren Zweck für ihn erfüllt hatte? Sie war die einzige, die für eine solche Garantie sorgen konnte. Das würde niemand anderes für sie tun. Der erste Aspekt dabei war: Nützlich sein. So lang sie für ihren Auftraggeber von Nutzen war, würde er sie am Leben lassen und sie auch ihre Erinnerung behalten. Der zweite Aspekt war, sich ein Sicherungsnetz aufzubauen und genau dieses Netz wollte sehr unauffällig installiert werden. Nur brauchte sie dafür Informationen, die sie offensichtlich sehr schwer bekam.

Was hatten die gemacht? Hatten sie ihre Wahrnehmung verändert? Hatten sie 'einfach' die Umgebung anders erscheinen lassen als sie war oder hatten sie die Satelitenbilder selbst manipuliert? Keine dieser Möglichkeiten war dazu geeignet, Julia zu erfreuen. Vor allem würde es etwas anderes schwieirger machen. So zögerte sie mit einer weiteren SMS. Selbst wenn die Antwort negativ ausfiel, konnte sie sich unter diesen Umständen einfach nicht sicher sein.

Wenn genügend Zeit blieb, würde sie sich später noch einmal mit diesem Thema beschäftigen und vielleicht würde sie doch noch etwas heraus bekommen. Aber sie musste auch vorsichtig abwägen, was sie anschubsen konnte ohne auffällig zu werden. Sie legte keinen Wert darauf, ihren Auftraggeber auf die Idee zu bringen, sie spionerte hinter ihm her und würde versuchen mehr heraus zu finden, als ihm lieb war, obwohl das fast eine Selbstverständlichkeit war, so, wie er sich gegeben hatte.

Jetzt galt es erst einmal einen Primogen zu überzeugen, der ihr bestimmt nicht wohlgesonnen sein würde, so bald die Hüterin mit ihm gesprochen hatte. Nachdem auch diese Datei 'versorgt' worden war, schloß sie ihren Laptop. die bestellte Selter war inzwischen unauffällig nach und nach im Blumentopf auf der Fensterbank gelandet. Nach dem bezahlen ging sie zu ihrem Wagen, der ein wenig weiter entfernt stand aber doch von hier aus gut zu erreichen war und legte im verdunkelten Fond zu nächst ihre Verkleidung ab, bevor sie sich wieder auf in das Hotel machte.

In ihrer Suite angekommen, machte sie sich an die Bearbeitung des Auftrages für Rothschild. Wenigstens waren sie hier in einer großen Stadt. Ihre Ghul hatte nur einen kleinen schwarz-weiss Drucker mit gebracht, aber so wurde sie nach der Zusammenstellung der Unterlagen zu einem Copy-Shop los geschickt mit einem USB-Stick, der die erforderliche Präsentation enthielt und dort von ihr in Farbe ausgedruckt wurde. Rothschild würde sich bestimmt nicht gern Bilder auf einem PC ansehen sondern hatte lieber Papier in den Händen, wie Julia vermutete.

So bald sie alle Unterlagen besiammen hatte, hinterließ sie für Herrn Rothschild eine Nachricht an der Rezeption.

"Sehr geehrter Herr von Rothschild,

ich habe erste Vorschläge für ein Schlafzimmer für sie zusammengestellt und würde sie Ihnen gern bei Gelegenheit präsentieren.

Mit freundlichen Grüßen

Julia Albrecht"
 
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