[05.05.2008] Finstertal, hier komm ich!

Daisy

Lillian Flynn - Brujah
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10. Januar 2010
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Zuerst die Vorstellung hinter sich bringen, das war das Vernünftigste. Sie hatte sich sogar für diesen Anlass fein angezogen, das war hier schließlich eine Toreadoromäne.
Lilly hatte ihr Haar hochgesteckt und trug ein dunkelblaues Kostüm, wirkte dadurch sehr damenhaft. Ihr Haar war heute ungefärbt und hatte heute seinen normalen relativ hellen Blondton.

Ob die Domäne tatsächlich so schlimm war wie ihr Ruf?
Aber das mochte von Nutzen sein, denn in einer ruhigen, stabilen Domäne, da waren die Herrschaftsstrukturen so gefestigt, dass man die so leicht nicht aufbrechen konnte.
Hier aber, wer weiß, hier konnte man vielleicht etwas ganz Neues entstehen lassen.

Viele Kainskinder waren natürlich nicht wirklich empfänglich für neue Ideen, da musste Lilly wie üblich vorsichtig sein.
Wer hatte denn schon das Bedürfnis über den Tellerrand zu schauen? Wer hatte noch Ideale und Visionen? Das starb doch ab bei den meisten Kainskindern, je älter und verknöcherter sie wurden. Falls sie nicht schon als Menschen mit dem zufrieden gegeben hatten was die Gesellschaft zu bieten hatte.

Waren denn alle nur darauf bedacht, den Status Quo zu erhalten?
Wo andere in Zynismus versanken, loderte in Lilly noch immer ein Feuer, das nach Veränderung strebte. Man durfte sich nicht mit gegebenen schlechten Umständen abfinden. Wer das tat war nicht nur äußerlich sondern auch innerlich tot.
Nichts war „Schicksal“ und „gottgegeben“, Ungerechtigkeiten konnten mit Mühe und Geduld beseitigt werden. Mit der Zeit.
So viele Utopien waren schon gescheitert, aber man durfte sich davon nicht entmutigen lassen. Jammere nicht, dass es dunkel ist, sondern zünde ein Licht an! Und aus einem kleinen Licht konnte ein großes Licht werden.

Finstertal, hier bin ich!

Was würde sie hier erwarten?
Würde sie hier bleiben? Das war noch nicht sicher, ihr Ghul war vorerst noch in Frankfurt geblieben, er käme erst nach wenn sie sich tatsächlich entschloss sich hier niederzulassen.

Nach einigem Suchen fand Lilly schließlich einen Eingang, der vielleicht der richtige war.
 
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Die Kunstakademie schien aus einem wahren Labyrinth aus Wegen und Gebäuden zu bestehen. Selbst altgediente Studenten verliefen sich noch hier und da, wenn sie mal außerhalb der üblichen Räume einen Kurs besuchen mussten. Ein sehr altes, beinahe ein Jahrhundert zurückreichendes Spiel unter den Studierenden war, Neulinge und Pennäler über Wochen auf falsche Wege zu führen und dafür zu sorgen, dass diese sich möglichst hoffnungslos verirrten. Dies galt zum einen natürlich dem Spaß der älteren Semester zum anderen aber auch dazu, den Neuen eine Möglichkeit zu geben, das Gewirr kennenzulernen.

Lilly aber hatte Glück. Wie von Schicksalshand geführt, fand sie relativ problemlos den richtigen Weg und fand sich nur wenig später - verfolgt von etlichen Kameras - vor der Tür des Prinzenbüros wieder. Dieses war natürlich nicht als solches zu erkennen, entsprach aber der Beschreibung die man ihr mitgeliefert hatte.

In eben der Sekunde, in der sie mit der Faust gegen die Tür hämmern wollte, ertönte ein deutliches Geräusch, dass einen freien Zugang signalisierte.
 
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Diese Akademie war ja der reinste Irrgarten, und dieses Büro lag ziemlich versteckt. War das Absicht, war das ein erster Test?
Lilly trat durch die Tür, in den kleinen Flur, klopfte an die dort vorhandene Tür und betrat das Büro.

Das chaotische Büro überraschte sie dann doch etwas, bei den Toreador hätte sie so etwas eigentlich nicht erwartet, wo die doch so sehr auf das Äußere bedacht waren, aber das ließ Lilly sich nicht anmerken. Und solange es nicht ihr eigenes Büro war, warum sollte sie sich daran stören.

Oder vielleicht war sie hier doch falsch, also besser auf Nummer sicher gehen und nicht gleich mit Begriffen rausplatzen, die nicht für die Ohren von Uneingeweihten gedacht waren.

„Guten Abend, mein Name ist Lillian Flynn, ich hoffe doch, ich bin hier richtig? Ich bin neu in der Stadt und gekommen um mich vorzustellen.“

Wenn sie hier falsch war würde sie jetzt sicher einen erstaunten Blick ernten.
Sie wirkte gelassen, ziemlich ernst und sehr selbstbewusst. Ihre Stimme war recht dunkel, bei Lillys Aussehen hätte man wohl eher eine hohe Piepsstimme erwartet.
 
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Ghul der Seneshall, Laura Raabe:

"Guten Abend Frau Flynn. Bitte setzen Sie sich doch zu mir, damit wir alles weitere besprechen können."

Laura, die junge Frau mit dem nicht zu übersehenden und ganz gewiss für einen Job wie diesen, mehr als außergewöhnlichen Gothik Stil, deutete auf den Platz vor sich. Ihr Lächeln erschien aufrichtig, war aber von Falten der Belastung umrahmt. Offensichtlich stand die junge Frau gehörig im Stress.

"Woher kommen Sie denn und wie lange gedenken Sie in unserer schönen Stadt zu bleiben?"

Den Gefallen Lilly zu beweisen, dass sie in diesem Büro richtig war, tat sie ihr nicht. Für Laura war alles klar, denn Anmeldungen außerhalb der Geschäftszeiten gab es für Studenten nicht. Außerdem hatte Buchet es schon vor Jahrzehnten so eingerichtet, das Neuankömmöinge durch die Studentenverbindungen selbst abegeholt und eingeführt wurden.
Aber das konnte Lilly natürlich nicht wissen.
 
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Lilly setzte sich, anscheinend war sie hier richtig, denn sonderlich überrascht wirkte die ungewöhnliche Vorzimmerdame nicht.

„Und wie ist ihr Name?“ erkundigte sie sich.

War doch ganz gut wenn man wusste mit wem man da sprach.

„Ich wohne jetzt seit einem halben Jahr in Frankfurt, und ich muss sagen, es ist mir dort ein wenig zu ruhig, ich suche eine neue Herausforderung. Ob ich mich hier jedoch dauerhaft niederlassen werde weiß ich noch nicht, das wird sich zeigen.“
 
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Ghul der Seneshall, Laura Raabe:

"Oh, bitte verzeihen Sie, mein Name ist Laura Raabe, ich bin die Sekretärin der Seneshall. Ich habe eine Menge um die Ohren und scheine langsam unter den ersten Folgen der Belastung zu leiden. Kommt nicht wie der vor."

Die Sekretärin zauberte ein charmantes Lächeln auf ihr Gesicht und fuhr dann mit der Standardprozedur fort.

"Über übermäßige Ruhe hat sich hier noch niemand beklagt. Im Gegenteil, Finstertal gilt nicht unbedingt als sichere Stadt. Wenn Sie also Gefahren und Abenteuer lieben, sind sie bei uns goldrichtig. Bitte füllen Sie die Akte die ich Ihnen gleich gebe in den nächsten Tagen aus. Zumindest soweit es Ihnen möglich ist. In der Mappe finden sie ebenfalls diverse Kontaktadressen, wie zum Beispiel über das Cafe de Trois oder dem Hotel El Privilegio. Im letzteren können Sie die ersten Nächte kostenfrei unterkommen, die Rechnung trägt die Akademie. Ihre Aufenthaltserlaubnis beschränkt sich vorerst auf drei Tage. Mit Ablauf der letzten Nacht bitte ich Sie hier noch einmal vorstellig zu werden und eine Verlängerung oder einen dauerhaften Verbleib zu beantragen. Bis dahin müsste ich auch den Fragebogen zurück haben. Sind Sie nach fünf Nächten noch hier bei uns und wünschen es auch, gelten Sie von da an, als vollwertiges Mitglied dieser Stadt!"

Ein Lächeln umspielte die Lippen der Goth. Nichts vergessen und fehlerfrei vorgetragen. Wird doch.
Ohne weitere Worte hielt die Lilly den besagte Ordner hin.
 
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Einen ganzen Ordner musste man hier ausfüllen? Na gut, wenn´s denn sein musste.
Aber Kontaktadressen zu bekommen, das war gut, und auch dass für die ersten Übertagungen gesorgt war.

„Danke für die Informationen.“

Lilly lächelte Laura an, nahm den Ordner entgegen und blätterte kurz darin.

„Und wie ist das mit dem Vorstellen, wann hätte denn die Seneschall für mich Zeit?“

Wenn das heute nichts mehr wurde musste sie sich nochmal in Schale werfen, das blieb ihr hoffentlich erspart.
 
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Ghul der Seneshall, Laura Raabe:

"Wenn Sie es wünschen direkt im Anschluß an unser Gespräch. Wobei wir meiner Meinung nach fürs Erste alles besprochen hätten. Wenn Sie es also wünschen, können Sie direkt nach hinten durchgehen. Es ist die zweit Tür links, nicht zu übersehen. Ich melde Sie an."

Laura wie auf eine Tür hinter sich und lächelte aufmunternd. Nicht das es nötig gewesen wäre, aber bei den meisten konnte eine derartige Geste nicht schaden. Viele Kainiten fürchteten sich vor den mächtigen Oberhäuptern einer Stadt.

"Wenn Sie fragen haben, können Sie sich jederzeit an mich wenden. Rufen Sie einfach an oder kommen Sie vorbei!"
 
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„Es wäre mir eine Freude, wenn ich direkt mit der Seneschall sprechen kann, ganz abgesehen davon, dass es den guten Sitten entspricht sich persönlich vorzustellen.“

Reden wir ruhig mal eine Runde geschwollen, dann bin ich schon mal warmgelaufen für gleich bei der Seneschall.

Lilly durchquerte das Büro, gelangte auf einen Gang und schon bald zur Tür der Seneschall, klopfte an und trat ein, dann machte sie einen Knicks.

„Guten Abend, verehrte Seneschall. Mein Name ist Lillian Flynn, ich bin Ancilla des Clans Brujah, aus Frankfurt.“

Und nun wartete sie erstmal ab.
Sie sagte stets Clan Brujah und nicht Clan der Gelehrten. Sich selbst würde sie als gebildet aber nicht als gelehrt bezeichnen, und außerdem war dieser Begriff schon viel zu oft als „Clan der Geleerten“ verhöhnt worden.
 
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"Wie angenehm auf jemanden zu treffen der sich noch entsprechend der Etikette zu benehmen weiß. Ich bin nicht kleinlich, aber gutes Benehmen ist selten geworden in diesen Zeiten. Bitte Miss Flynn, setzen Sie sich doch zu mir. Ich bin neugierig was Sie in unsere schöne Stadt getrieben hat. Gedenken Sie länger zu bleiben?"

Noir wies mit der rechten Hand auf einen freien Sessel nahe ihres Schreibtisches. Ihre Blicke waren einladend und strahlten eine Wärme aus, die es einem sehr einfach machten die Frau gern zu haben. Aber sie war auch eine Toreador und als solche stets mit Vorsicht zu genießen. Nichts von dem was nach außen drang musste den Gefühlen im Inneren entsprechen. Genau genommen, war dies sogar fast nie so.

"Haben Sie schon mit Herrn Pareto sprechen können?"
 
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Lilly lächelte die Seneschall an und setzte sich.
Es war doch gut wenn man mal dem Klischee des ungehobelten Brujah entgegenwirken konnte, schon allein deshalb legte Lilly Wert darauf sich gegenüber einem Prinz oder Seneschall vorbildlich zu verhalten.

„Wie lange ich bleiben werde weiß ich noch nicht, doch es könnte gut sein, dass ich länger bleibe, denn ich suche nach einer neuen Heimatdomäne. Meine Zelte in Frankfurt möchte ich abbrechen, dort ist es mir zu ruhig, es fehlt mir die Herausforderung, und dort kommt man eigentlich auch ganz gut ohne mich aus. Aber hier, scheint es, könnte man ein paar weitere tatkräftige Kainskinder gut gebrauchen. Es hat sich herumgesprochen, dass es hier unter anderem Probleme mit Werwölfen gibt. Mit Werwölfen habe ich noch keine Erfahrungen, aber in Bezug auf den Sabbat bin ich recht kampferprobt. Es wäre mir eine Ehre, wenn ich mich hier nützlich machen kann.
Ich bin auf direktem Wege hier zur Akademie gekommen, außer mit Frau Raabe und jetzt mit Ihnen habe ich in dieser Stadt noch mit niemandem gesprochen. Ich werde mich heute natürlich noch mit meinem Primogen in Verbindung setzen.“

Die Brujah machte nicht den Eindruck als sei sie eine Draufgängerin, die sich kopfüber in jedes Abenteuer stürzt, ohne Rücksicht auf Verluste, vielmehr strahlte sie kühne Entschlossenheit aus. Und würde sie unnötige Risiken eingehen hätte sie sicher nicht so lange überlebt.
 
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"Schön das zu hören! In der Mappe die Ihnen gegeben wurde, finden Sie eine Nummer unter der Sie Herrn Pareto erreichen können. Er ist nebenbei ebenfalls der Sheriff der Stadt und darüber hinaus auch federführend mit dem Kampf gegen die Garou betraut. Sollten Sie helfen wollen, wenden Sie sich vertrauensvoll an ihn. Ebenfalls in den Unterlagen finden Sie die Adressen des Hauptelysiums, des Cafe de Trois und des Hotels El Privilegio. Es wäre mir eine Ehre sie in den ersten Tagen dorthin einladen zu dürfen? Es ist eine liebgewonnene Tradition, dass wir Neuankömmlingen dort eine kostenlose Unterkünfte zum Übertagen anbieten."

Noir war durchaus angetan von der neuen Brujah. Verglichen mit dem Rest der die letzten Nächte hier vorstellig geworden war, schien sie kultiviert und wohl erzogen. Scheinbar selten gewordene Künste, aber was verlangte man in Nächten wie diesen?
 
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Lilly zeigte sich von ihrer besten Seite, was für sie auch gar nicht weiter schwer war wenn sie eine Gesprächspartnerin wie Noir hatte. Die Brujah fand es angenehm mit der Toreador zu reden, und so musste Lilly nicht einmal schauspielern.

„Vielen Dank für die Einladung, die nehme ich gerne an, denn ich habe noch keine Unterkunft.
Finstertal ist ja nicht nur bekannt wegen jüngster unangenehmer Vorkommnisse, sondern auch für seine Kunst und Architektur. Ich hoffe doch, ich werde Gelegenheit finden mir davon etwas anzuschauen. Neben dem Notwendigen sollte auch die Kultur niemals zu kurz kommen, sonst rostet man ja geistig ein. Was würden Sie mir empfehlen, was ich mir in der Stadt unbedingt anschauen sollte? Der Finstertaler Dom soll ja recht beeindruckend sein?“

Auch Lillys Interesse für Kunst und Kultur war echt, denn sie käme sich einfach nur idiotisch vor wenn sie so etwas vorspielen würde. So etwas vorzugaukeln klappte sowieso nicht lange wenn man von der Materie nicht viel Ahnung hatte.
Die Brujah war in der Tat der Überzeugung, dass auch das Geistige, das Ästhetische einen hohen Wert hatte, auch wenn sie natürlich besonders die Ästhetik des Kämpfens liebte.
Und auch wenn sie nicht arbeitsscheu war, so sollte doch das Vergnügen nicht zu kurz kommen. Sie konnte sich in Clubs und Discos vergnügen, aber genauso gut im Theater oder in einer Ausstellung, da war sie sehr vielseitig und offen für Neues.
 
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"Den Dom auf jeden Fall, darüber hinaus lohnt sich auf jeden Fall ein genauer Blick auf die Akademie, den Stieed und das Schloß in der Weststadt. Wenn Sie es eher modern bevorzugen, stechen besonders der Bahnhof und das Burgher Casino heraus. Aber das sind nur die Highlights, wenn Sie sich die Mühe machen sich genauer umzusehen. Es gibt unzählige Kleinigkeiten die zu bestaunen sich lohnt."

Noir erhob sich von ihrem Platz. Fürs Erste war sie mit dem Gespräch zufrieden, alles weitere würde sich ergeben, wenn Lilly in drei Nächten noch immer zu den Bewohnern der Stadt zählen würde.

"Angaben zum Hotel finden Sie in den Unterlagen die Ihnen Laura mitgegeben hat. Melden Sie sich an der Rezeption unter Ihrem Namen und mit dem Hinweis auf die Akademie. Der Rest ergibt sich von selbst. Sollten darüber hinaus Fragen auftauchen, wenden Sie sich bitte an die Hüterin Frau O'Niell."
 
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„Vielen Dank, ich bin gespannt auf die Stadt, und danke auch, dass Sie sich die Zeit genommen haben mit mir zu sprechen.“

Auch Lilly erhob sich.

„Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Abend, auf Wiedersehen, Lady Noir.“

Lilly machte auch zum Abschied einen Knicks und vergaß auch die drei Schritte Rückwärtsgehen nicht.
Im Büro von Laura nahm Lilly die Mappe an sich, die sie so lange dort hatte liegen lassen, sie verabschiedete sich noch von Laura und verließ dann die Akademie, ging zurück zu ihrem Auto.

So, dann mal auf zum Hotel.
 
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