[03.05.2006] Versteckspielchen!

Ja, hier ist kein Telefon, du hast recht. Mal abgesehn von deinem Handy natürlich. Aber wir telefonieren ja auch nicht.

Und die Sache...nun...
Ich dachte ich könnte dir vertrauen. Ja ich dachte doch glatt einmal Gefühle für dich zu empfinden, aber ich hab mich wohl geirrt. Ich bin tot. Da empfindet man nichts mehr.


Carolas Blick war traurig bei diesen Worten.

Und ich habe mich wohl ebenso geirrt, als ich dachte, dass du mich auch liebst. So etwas wie Liebe gibt es nicht. Du hast mich verraten. Du hättest mich vorstellen müssen. Du hast extra noch gesagt, dass du alles regeln wirst. Und damit nicht genug, du hast dich auch noch aufgeführt wie man das vielleicht von Jemandem meiner Stellung erwarten würde.
Ich habe einen Fehler gemacht, aber dieser Fehler war nicht am Ausgang der Situation Schuld und es wäre auch gar nicht so weit gekommen, wenn du nicht diese Fehler gemacht hättest.

Dankeschön noch einmal, hierfür.


Carola zog ihr Oberteil leicht tiefer. Man konnte die große, klaffende Wunde sehn. Sie war schon zum Teil verheilt, aber sie tat sicherlich ziemlich weh. Carola müsste sich ganz schön beherrschen, dass sie diese Wunde scheinbar einfach ignorierte.
 
Ian schloss einen Moment die Augen. Vor seinem inneren Auge spielt sich alles nochmal ab, was er sonst nie im Leben getan hätte.

"Ja, herzlichen Glückwunsch!..." Die Gratulation war wohl sehr verwirrend für jeden Anwesenden gewesen. "... Jetzt bist du wirklich tot!!! Solltest du wirklich keine Gefühle haben, dann kann man dich nicht mehr anderes nennen."
Ian öffnete wieder langsam die Augen. Dann aber etwas mehr mitgenommen und konfrontativer: "Doch bitte verschone mich dann mit diesem heuchlerischen 'Ich habe dich geliebt!', denn schließlich bist du tot und kannst das nicht beurteilen. 'Tote haben nämlich keine Gefühle'. Der wohl einzige Grund, warum du gerade mit mir reden kannst, ist, dass ich mich immer gewehrt habe einen solchen Zustand zu erreichen, in dem ich sage 'Ich empfinde nichts mehr'. Denn es ist falsch zu sagen, man ist tot und deshalb gefühlslos. Man ist tot, wenn man gefühlslos wird."
Ian schloss die Augen wieder und sprach wieder ruhiger: "Vielleicht verstehst du das ja noch! Ich hoffe es für dich."

Er wuchtete sich in die Höhe. "Ich denke, eine Unterhaltung darüber, warum alles wirklich passiert ist, hat sich dann erledigt. Du vertraust mir ja nicht mehr... und glauben setzt das voraus..."

Carola hat Recht. Teilweise! Ich würde mir auch nicht vertrauen, so oft wie ich gelogen habe. Aber doch zeigt sich immer wieder wie weit man mit der Wahrheit kommt. Und heute bin ich froh, dass Carola nicht alles weiß... In Wirklichkeit kannst du niemanden vertrauen, ausser dir selbst... Das hat Dad auch schon immer gesagt...
Es tut mir Leid, Carola! Es hätte ganz anderes laufen können, wenn... ja wenn....
 
Jetzt bin ich wirklich allein. Jetzt habe ich niemanden mehr. Und bald werde ich wohl auch nicht mehr da sein. Was ich hier plane ist doch wahnsinn. Den Seneschall hintergehn. Gut, dann werden mich meine Eltern zumindest beerdigen können und ich muss niemandem mehr etwas vor machen.

Carola stand auf. Sie murmelte noch ein leises:
Aber es tut so sehr weh, nahm ihre Sachen und war im Begriff zu gehn.
 
Carola stand auf und wollte gehen. Sie hatte die Türe schon aufgemacht, da sagt Ian noch: "Sei froh! Schmerz ist ein Gefühl. Vielleicht bist du ja doch nicht so tot, wie du glaubst... Es liegt nur an dir, wer dir das sagt, ein Neugeborener, dem man nicht vertrauen kann oder ein sehr guter Freund, der gezwungen ist zu lügen um sich zu schützen!"

Ian hob eben die Arme und ließ sie dann wieder seitlich wegfallen, als würde er sagen 'Tja'. Im nächsten Moment wendete er sich jedoch wieder ab und hob etwas vom Boden auf, um es wieder ordentlich auf einen Stuhl zu legen.
Ian überließ es ab hier Carola. Die Weichen waren gestellt, die Wege jedoch ungewiss.
 
Carola nickte.
Leb wohl.

Sie öffnete die Tür und ging hinaus. Hinter sich schloß sie die Tür wieder.

Machs gut Ian.
 
Ian blickte kurz zur Tür, die gerade zufiel. Sobald das letzte Knacken des Schlosses verklungen war, begann Ian zu nicken und sagte sich selbst: "Also nur der Neugeborene."

Mit diesem Moment schieden wohl Ian und Carola, obwohl sie sich sicher wieder sehen werden. Carola wird feststellen, dass ihre Notizen fehlen. Frühstens dann, spätestens wenn der Weg endet.

Jetzt sollte nur noch Martin und Andrew Bescheid wissen, dass Carola sich möglicherweise als die Schwachstelle in ihren Plan herausstellt, wie Carola es selbst schon in ihren Notizen erwähnte.
 
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