AW: Was ist "Pulp" eigentlich?
Änderung: unötigen Off Topic gelöscht.
*Friede*
Die Löschung im Kriterienkatalog-Thread finde ich, offengestanden, BESCHEUERT.
Nach der Verschiebung in eine WESENTLICH besser passende Rubrik hätte doch der Thread nicht komplett verworfen werden dürfen!
Ich selbst finde das Thema SEHR interessant und hätte gerne was dazu beigetragen, nur war ich der Meinung, daß Pulp ein ganz klar ALLGEMEIN INTERESSANTES Thema für viele verschiedene Rollenspiele ist, so daß eine Diskussion darüber im Savage-Worlds-Unterforum nicht gut plaziert gewesen wäre.
Also GERADE der schon angefangene Kriterienkatalog hat mich so interessiert, daß ich Laufe des Abends/der Nacht zu ein paar Punkten etwas hätte schreiben wollen.
Nun ist er weg.
Schade.
Was ich hier an diesem Thread etwas seltsam finde, ist die - geradezu selbsverständliche - Verbindung des Themas "Pulp" mit Savage Worlds.
Ich hätte diesen Thread hier nämlich auch BESSER im "Rund um Rollenspiele"-Unterforum aufgehoben gesehen, weil sich die Diskussion hier kaum noch um Savage Worlds im Speziellen, sondern um die Definition von "Pulp" (in unterschiedlichen Medien!) dreht.
Savage Worlds kommt hier nur am Rande vor. Und das für SW Geschriebene könnte man auf SotC, HEX, Two-Fisted Tales, u.v.a.RSP anwenden.
Wenn man sich mal die Savage Worlds REGELN anschaut, dann ist da nicht so arg viel Pulpiges zu finden.
Pulp-Helden sind nicht immer, aber doch mehrheitlich "unkaputtbar". SW-Helden sind laut Grundregeln sterblich. Sogar durch einen One-Hit-Kill eines namenlosen, gesichtslosen Extra!
Pulp-Helden können sich durch Horden von Gegnern durchsetzen - naja, eigentlich nicht. Das kommt fast nur in MODERNEN KINO-Darstellungen pulp-artiger Geschichten vor. Die meisten Pulp-Helden werden schon von einer kleinen Gruppe gesichtsloser Schergen überwältig, nur eben nicht umgebracht, sondern vor den Oberbösen gebracht. - Und dieses Überwältigen aus PLOT-GRÜNDEN ist in SW kaum möglich. Cinematic Unisystem bietet da das Drama-Punkte-"Schmerzensgeld" für den SC, den der Spielleiter einfach sang- und klanglos KO schlägt, auf daß er im Hauptquartier der Schurken wieder zu sich kommen möge. - Savage Worlds bietet nicht einmal Bennies dafür (nicht daß man nicht DOCH für so etwas Bennies vergeben könnte, aber es liegt nur im Ermessen des SW-Spielleiters, wird aber NICHT im Regelwerk vorgeschlagen!).
Pulp-Helden STARTEN ausgesprochen KOMPETENT, haben aber während ihrer Abenteuer kaum merklichen Kompetenzzuwachs. - Nur, SW-Helden starten auf Novice-Rank und sind zwar kompetenter als ein Statist, aber eben noch lange nicht wirklich KOMPETENT im Vergleich mit Doc Savage und Co. Und SW-Helden lernen ständig was dazu, so daß mindestens jede zweite Spielsitzung ein SPÜRBARER Kompetenzanstieg zu verzeichnen ist. - Das ist alles sowas von überhaupt nicht Pulp. (Ich hatte mal für einen One-Shot als vorgenerierte Charaktere Indiana Jones, Rick und Evie O'Connell, usw. nach SW-Regeln für Charaktererschaffung und -entwicklung zusammengebastelt. Die kamen ALLE weit in Heroic Rank raus, bei konservativer Modellierung, ansonsten wären sie satt-weit in Legendary gelandet. - Auf diesem Rank müßte also eigentlich ECHTE Pulp-Helden in SW anfangen - nur macht da das SW-Regelsystem für Charakterentwicklung nach Grundregelwerk schon langsam wieder zu.)
Wieso braucht denn Savage Worlds, wäre es denn tatsächlich ein Pulp-Rollenspiel-Regelwerk, tatsächlich in JEDEM Pulp-Setting, daß für SW verfügbar ist, explizite Settingregeln, die insbesondere die Tödlichkeit des Kampfsystems herabsetzen, mehr cinematische Elemente einbauen, Schergen-NSCs noch schwächer und weniger gefährlich machen, usw.?
Sowohl TRES, als auch Legends of Steel (Pulp-Fantasy), als auch Slipstream (Pulp-Sci-Fi im Flash-Gordon-Stil), als auch die Daring Tales of Adventure (Pulp-Kino-Abenteuer im Indiana Jones Stil) kommen mit Settingregeln daher für genau diesen Zweck: Aus dem generischen FFF-Regelsystem von Savage Worlds, ein PULP-Regelsystem FÜR DIESES SETTING zu machen.
Und die beiden Bände des Pulp-Toolkits stellen sogar zwei umfangreiche, eigene Publikationen dar, mit denen man aus SW für seine eigenen Pulp-Settings oder Conversions wie Crimson Skies usw. ein Pulp-Regelwerk machen kann.
Wäre SW tatsächlich ein Pulp-Rollenspiel-Regelwerk, dann bräuchte man weder explizite Settingregeln für Pulp-Settings, noch einen Pulp-Toolkit.
SW ist bestenfalls "pulpig", weil einige wenige Regelelemente wie die Unterscheidung in Hauptcharaktere und Schergen ein wenig in die Richtung Pulp-Untergenres gehen. Aber dennoch FEHLEN jede Menge Pulp-typischer Eigenschaftsumsetzungen im Grundregelwerk, so daß man eben Add-Ons, Toolkits, Settingregeln, etc. braucht.
HEX ist ein Pulp-Rollenspiel, aber NICHT generisch.
SotC ist ein Pulp-Rollenspiel, aber NICHT generisch.
Aus beiden kann man den Regelkern, das Ubiquity-System oder das Solar-System, herausziehen und damit andere Settings bespielen, aber das "nackte" Kernsystem gibt/gab es zum Erscheinenszeitpunkt dieser Pulp-Rollenspiele NICHT separat zu erhalten.)
SW ist ein GENERISCHES Rollenspiel, kommt aber im Grundregelwerk NICHT als Pulp-Rollenspiel (hat ja noch nicht einmal ein Setting!).
Mit Settingbänden oder dem Pulp-Toolkit kann man aus SW ein Pulp-Rollenspiel machen.
Wenn man SW als "Pulp-Rollenspiel" bezeichnet, dann impliziert man ein Pulp-SETTING!
Doch das liefert SW nicht im Grundregelwerk, sondern nur als eines von vielen anderen Settings, die NICHT Pulp-Settings darstellen.
Tour of Darkness und Necropolis sind alles andere als Pulp-Settings.
Was meines Erachtens hier in diesem Thread und generell bei Aussagen, daß SW ein "Pulp-Rollenspiel" sei, verwechselt wird ist, daß man nicht PULP meint, sondern "Kino-Film-Action wie in Indiana Jones". Und in demselben Atemzug wie Indiana Jones wird auch Pirates of the Caribbean genannt und Superhelden-Filme und vieles mehr, was mit Savage Settings wie DTA, PotSM, NE/DoL abgebildet und umgesetzt wurde.
Das ist aber eben NICHT ALLES "Pulp", aber sehr wohl alles Action-Kino bzw. cinematische Action-Settings.
Aber auch ein RICHTIGES cinematisches Regelsystem ist SW NICHT. Das können andere besser, die rein erzählungsorientiert ausgerichtete Regeln aufweisen.
Somit ist SW zunächst einmal ein grobgranulares, schnell in der Regelanwendung/-abwicklung spielbares, generisches (nicht universelles!) Rollenspielregelwerk, welches "pulpige" Elemente und cinematische Elemente aufweist, aber auch taktische und tabletop-miniaturenspiel-orientierte Elemente.
Eine Mischung.
Eine VERDAMMT GEILE Mischung!
Aber eben KEIN "reinrassiges" Pulp-Rollenspiel, sondern ein "kann mit den passenden Setting-Regeln auch Pulp"-Rollenspiel.