Löwenclub Wie verändert Fantastik und Fiktion unsere Gesellschaft?

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Skar

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Wie verändert Fantastik und Fiktion unsere Gesellschaft?

Darüber mache ich mir schon seit längerer Zeit Gedanken und der neueste Call for Papers der Gesellschaft für Fantastikforschung hat mich erneut ins Grübeln gebracht.

(Ich lande da aber schnell bei ganz allgemein soziologischen Themen wir Kulturbildung und entferne mich von der Fantastik und Fiktion im speziellen.)

* Hier der Call for Papers. Am Ende findet ihr die eigentlichen Fragen: GFF 2011 (CfP)
* Hier der gut gemachte Artikel der Wikipedia zu Fiktion: Fiktion


  • Was meint ihr, gibt es einen direkten Wirkungsbereich der Fanatstik auf unsere Gesellschaft (auf uns)? Und wo liegt der?
  • Was machen die gedanklichen Freiräume der Fantastik mit uns?
  • Und wie wirkt der Konsum von oder die vermehrte Berührung mit Fantastik und Fiktion auf uns?
  • Bzw zusammengefasst: In welchem Grad wirkt das hohe Potenzial der Identifizierung mit fantastischen/fiktionalen Themen identitätsstiftend?
 
AW: Wie verändert Fantastik und Fiktion unsere Gesellschaft?

Meiner Meinung nach beeinflusst uns alles was wir lesen, sehen, oder hören. Sei es, das es uns in unserer Meinung zu bestimmten Themen bestärkt, oder uns neue Denkanstöße beschert, die uns eventuell dazu bewegen unsere Meinung zu Korrigieren. Es werden neue Handlungsmöglichkeiten aufgezeigt, neue Ideen werden aufgenommen und lösen vielleicht andere Ideen bei uns selbst aus.

In der Fantastik ist die behandelte Thematik oft abstakt, und nicht direkt auf unser Leben zu übertragen, aber werden uns nicht grade dort besonders viele Ideale präsentiert?
Der edle Krieger, der selbstlos den Schwachen hilft?
Der böse Magier, der lebensverachtend alles zu tun bereit ist, um seine Macht zu mehren?
Der kleine Hobbit, der endlose qualen auf sich nimmt, um die Welt von einem Übel zu befreien?
Der Priester, der Anfangs noch um Gutes zu tun verbotene Wege beschreitet, und sich langsam immer weiter dem Bösen zuwendet?

Wenn diese "Ideale" vom Autor fesselnd dargestellt sind, und sich die Leser/Zuschauer... mit dieser Figur zu identifizieren beginnen, könnte es meiner Meinung nach eine kleine Änderung in der Persönlichkeit des Konsumenten ergeben. Auf Dauer, und bei "einseitigem" Konsum womöglich eine große Änderung. Dadurch, das es sehr viele Konsumenten sind vielleicht sogar auch in der Gesellschaft.

Zur Frage der Identitätsstiftung, habe ich ein persöhnliches Beispiel.
Als Kind habe sehr viel die "Schreckensstein" Bücher gelesen. Dort geht es um ein Jungeninternat, in dem die Schüler aus eigenem Antrieb heraus den Idealen der Ritter nacheifern. Lügen ist bei den Schülern in diesen Büchern sehr stark verpöhnt.
Noch heute, als Erwachsener bereitet es mir unbehagen, wenn ich die Kinder wegen des Weihnachtsmannes "belügen" muss.
 
AW: Wie verändert Fantastik und Fiktion unsere Gesellschaft?

Als Kind habe sehr viel die "Schreckensstein" Bücher gelesen.
Ich auch. :)

In der Fantastik ist die behandelte Thematik oft abstakt, und nicht direkt auf unser Leben zu übertragen, aber werden uns nicht grade dort besonders viele Ideale präsentiert?
Der edle Krieger, der selbstlos den Schwachen hilft?
Der böse Magier, der lebensverachtend alles zu tun bereit ist, um seine Macht zu mehren?
Der kleine Hobbit, der endlose qualen auf sich nimmt, um die Welt von einem Übel zu befreien?
Der Priester, der Anfangs noch um Gutes zu tun verbotene Wege beschreitet, und sich langsam immer weiter dem Bösen zuwendet?

Wenn diese "Ideale" vom Autor fesselnd dargestellt sind, und sich die Leser/Zuschauer... mit dieser Figur zu identifizieren beginnen, könnte es meiner Meinung nach eine kleine Änderung in der Persönlichkeit des Konsumenten ergeben. Auf Dauer, und bei "einseitigem" Konsum womöglich eine große Änderung. Dadurch, das es sehr viele Konsumenten sind vielleicht sogar auch in der Gesellschaft.
Schön gesagt.
Also dargestellte Ideale können den eigenen Idealismus formen - bzw überhaupt aktivieren.

Für Fantastik und Fiktion ist das dann vorwiegend darauf zu beziehen, was die beiden besonders gut darstellen und vernitteln können. Dummerweise wird dort aber auch oft von einer großen (Entscheidungs)Freiheit ausgegangen, die in dieser Form dann doch nicht so einfach aufzugreifen ist...
 
AW: Wie verändert Fantastik und Fiktion unsere Gesellschaft?

Mal abgesehen davon, dass ich die Ausbildung von Moral nicht so unmittelbar auf Jugendbücher rückbeziehen würde, glaube ich nicht das wir so weiter kommen.
Zuerst wäre doch zu beantworten warum sih dieser moralische Inhalt, der neben Mama, Papa, meinen schulfreunden und zahllosen anderen Alltagsumfeldern auch in Literatur, Fernsehen, Spielen etc. verhandelt wird in der Form Phantastik ausdrückt.

ich denke dass sich dieses entstehen von Phantastik daraus erklären lässt dass
-Die umgebende Gesellschaft langweilig und grautönig ist, man sich also einen fiktionalen raum erdichtet
-Dieser in der aufgeklärten Welt immer offener unwirklich wird und nicht einfach von fernen Inseln unentdeckten Tieren und Kulturen etc.pp. träumen kann (und daher auch wesentlich 'abgedrehter' werden kann)
-Sich der Wunsch nach die alltägliche Gegenwart Transzendierendem ausdrückt (banaler: eine unzufriedenheit)
-Das format Mittelalter/Fantasy regressive bedürfnisse nach heimeligkeit, geborgenheit, echtheit, unvermitteltheit etc. ausdrückt/befriedigt
-das faible für eine Pseudokosmologie und Pseudomythen die sich garnicht mehr als wirklich behaupten nicht zufällig mit einem ende von gelebten Glauben zusammenfäkllt und die faszination von einmal toternst gemeinten Mythen, Sagen, Glaubenssystemen spielerisch aufhebt
-usw. usf.

das wäre in sofern ein wirklich wichtiger ideologiekrtischer Forschungszweig als das Interesse nach Phantastik größer denn je ist. Hollywood wird davon überschwemmt, Fantasy ist bei jugendlichen selbstverständlicher denn je und gerade die typisch amerikanische verquickung von städtischer gegenwart und Fiktion (Superhelden) ungeahnt aufblüht.
und wennd as geklärt ist kann man vermutlich auch die wirkweise ebsser verstehen, wobei ich ja fast behaupte dass sie einfach inexistent ist... eine subkultur die nerdtum zum kulturgut erhebt und alles andere als charakterbildend ist.

Leider habe ich keine Ahnung von Literatur und sowas und muss da auf euch hoffen...
 
AW: Wie verändert Fantastik und Fiktion unsere Gesellschaft?

ich glaube, man muss da stark zwischen "richtiger"fantasy, also jene, die sich an buecher und rollenspiele anlehnt und der im gegensatz dazu weit verbreiteten onlinespielen unterscheiden.
ersteres traegt imo schon zu identitaetsstiftung bei. dadurch, dass es nicht so, wie die zumeist auf hack&slay ausgerichteten computevertreter, eher dazu anregt, die identifikation nicht nur der kurzfristigen zufriedenstellung von (macht-)phantasien auszuleben, sondern dazu, sich mit einem vollstaendigen charakter mit verschiedenen aspekten zu beschaeftigen.

bedauerlicherweise sehe ich das anspruchsvolle rollenspiel, bei dem die beteiligten auch mal wieder buecher in die and nehmen und aus dem gelesenen visuelle kreationen erstellen, auf dem rueckmarsch.

etwas gutes hat die verlegung des rollenspiels auf die konsumbranche aber schon: die akzeptanz fuer rollenspiele wird in der breiten masse gestaerkt, einen verbesserten identifikationswert oder gar eine weiterbildung von persoenlichkeit des einzelnen kann ich aber nicht erkennen. dies wuerde ich einer selbstkritisch reflektierten herangehensweise mit pen&paper aber schn zubilligen wollen.
 
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