Wer hat eigentlich Zwerge mit Bartzöpfen erfunden?

Skar

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Tolkien? Ist ja im Hobbit jetzt recht präsent.

Aber was ist das für ein Zwergenbild? Der Zwerg, der nach dem Aufstehen vom Strohlager nicht die Handaxt in den Gürtel schiebt und sich mit dem Bierkrug von gestern aus der Tränke nen Pfund Wasser ins Gesicht haut und dann mit dem Teil weiter zur Schänke spaziert?

Erstmal duschen, Haare waschen + Spülung und dann vorn Spiegel und mit elfenartiger Fingerfertigkeit die Haare gemacht?

Wann hat sich das Bild gewandelt? Oder gab und gibt es schon immer beide Bilder und ist das auch gut so?
 
Bei DSA sind Zwerge bspw. auch reinlich. P&P ist allerdings natürlich jünger als Tolkien ;)

Davon ab halte ich es allerdings nicht für per se überreinlich, sich die Haare zu flechten, genauer gesagt sind geflochtene Haare einfach praktischer - was natürlich weniger für dekorative Zöpflein inmitten eines riesigen Bartes gilt. Barbaren, zumindest wikinger-artige, werden doch auch häufig mit Zöpfen dargestellt. Männer und Zöpfe ist etwas, das eigentlich nur dann geht, wenn der Mann an sich sehr männlich und grob ist, damit es nicht zu weiblich wirkt. Zu Zwergen passt es meiner meinung nach sehr gut.
 
Aus Wikipedia "Zwerge"

Mittelhochdeutsche Heldenepik und höfische Dichtung

[...]
Die unterirdischen Wohnungen der Zwerge und der goldene Saal auf den „dunklen Feldern“ der nordischen Mythologie verbinden sich in der höfischen Dichtung zu unterirdischen Palästen voller Schätze und Wunderdinge, die z. B. allein durch den Glanz der Edelsteine beleuchtet werden.
Während die Zwerge zuvor praktisch nie selbst zur Waffe gegriffen hatten (sondern diese nur für die Götter und Helden herstellten), erscheinen die Zwerge in der höfischen Dichtung oft in Gestalt verkleinerter Ritter in wunderbaren, äußerst prächtigen Rüstungen. So besitzt der Zwergenkönig Laurin ein Schwert, für das man ein ganzen Land kaufen könnte, einen Helm auf dem automatische singende Vögel angebracht sind, einen Schild, den keine Lanze durchdringen kann, usw.

[...]

Immer wieder wird auf die nahezu engelsgleiche Schönheit der Zwerge und Zwerginnen hingewiesen (so bei Laurins Sohn Walberan, oder bei der Zwergenkönigin Syrodame im Friedrich von Schwaben), die aber vor allem auf ihrer kostbaren, edelsteinverzierten Kleidung zu beruhen scheint. Nur sehr selten werden sie, unter dem Einfluss altfranzösischer Literatur, als missgestaltet, etwa buckelig, geschildert.
Zuweilen wird auf den Bartwuchs der Zwerge angespielt. Trotz ihrer kleinen Statur können die (dank einer Tarnkappe oder eines Kraftgürtels) übermenschlich starken Zwerge oft nur überwunden werden, indem man sie (in äußerst unritterlicher und beleidigender Weise) am Bart packt, soSiegfrieddenAlberichimNibelungenlied(wodurch er den Nibelungenhort und die Tarnkappe gewinnt), undHildebrandden Eggerich (der ihm danach im Kampf gegen den RiesenSigenothelfen muss).

Wir haben also schon in der mittelhochdeutschen Epik, technisch weit entwickelte Zwerge, die äußerst gepflegt und hübsch sind. Die selbst kriegerisch sind und zur Waffe greifen und außerdem noch als prominentes Merkmal einen ausgeprägten Bartwuchs haben.

Der ungewaschene Zwerg hingegen ist auch nicht "neu".
Denn noch früher oder auch später in der französischen und anderen Sagenkreisen, sind Zwerge missgestaltet und hässliche Gesellen denen nicht zu trauen ist. (vlt. vergleichbar mit dem klassischen Gnom aus D&D?). Mit einer Verschmelzung mit den kriegerischen Zwergen von oben kommt dann schnell der stinkende Zwerg mit der Axt raus.

Also ist vielleicht die Kombination nicht gaaaanz normal, aber beide Bilder oder zumindest deren Elemente sind durchaus seit Ewigkeiten vorhanden.
 
Skar schrieb:
Aber was ist das für ein Zwergenbild?
Eins in dem die Zwerge keine, versoffenen widerlichen Schlagetods sind, sondern ein Volk kultivierte Krieger (und Handwerker). Die vielleicht etwas rauh und goldgierig sind und auch mal einen etwas derberen Humor haben,, aber doch ebenso auf ihr Äußeres achten, Lieder und Gedichte rezitieren, gern und gut kochen, großes Talent und ebenso große Bewunderung für Kunst, Handwerk und Kunsthandwerk besitzen und halt ganz im Allgemeinen die Art von Soldat und Abenteurer sind, mit denen man ein Abenteuer oder Krieg noch am ehesten durch stehen kann ohne alle Zivilisation fahren zu lassen.
Verdammt nu hab ich wieder Bock auf Standartfantasy, mit Zwergen und Äxten und Liedern und Bier und Handwerkskunst.
 
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