harekrishnaharerama
Geist
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Das ist also Deuce deVille. Ich habe mir das alles ganz anders vorgestellt. Nicht so urban, eher ländlich. Gegründet 1757 ist die Stadt durch die Waffenfabriken groß geworden, aber man ist eher stolz auf seine Meat Balls, eine Fleischspezialität, der ich bislang noch nichts abgewinnen konnte. Das Gebiet mit seinen Sümpfen auf der einen und der Steppe auf der anderen Seite wurde einstmals einem Indianerstamm entrissen. Die Siedlung nahm Schwerverbrecher aus dem Umland auf, hielt sie gegen Geld gefangen oder richtete sie hin. Daher der Name Deuce - Henker. Draußen vor der Stadt gibt es noch Codo-Indianer, die Nahe ihrem Reservat ein recht ansehnliches Casino betreiben, daneben ein Bordell der Mexikaner, oder nein Verzeihung, es heißt Tabledancebar. Das neue Correctional Center, dass 1998 seinen Betrieb aufnahm liegt auf halber Strecke dorthin. Sie haben auch gleich eine Irrenanstalt daneben errichtet. Deuce deVilles Innenstadt ist sehr spießig. Erlaubt ist weder das Rauchen noch das öffentliche Ausspeien. Direkt am Stadtpark mit See findet sich das Rathaus, der große Bau der Fundamentalistischen Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage neben diverser anderer Bürogroßbauten. Mein Chef beim Houston Chronicle hat mich hier auf eine Geschichte angesetzt. Bei einer Hinrichtung 1892 – damals noch im alten Stadtgefängnis – soll sich etwas seltsames abgespielt haben. Der Schlachter Arthur Drago hatte zugegeben, für „seinen Meister“ mindestens 10 Menschen getötet und zu Hackfleisch verarbeitet zu haben. Immer wieder beteuerte er, er habe unter Zwang gestanden und wollte eigentlich niemandem Schaden. Selbst im Gefängnis noch wunderte er sich darüber, dass sich noch niemand nach ihm erkundigt hatte. Von einem auf den anderen Tag wurde er plötzlich still und wirkte unheimlich gefaßt. Er verriet seinem Wärter – einem Mr. Penningworthy – sein Meister habe ihm versprochen, er werde ihn aus dem Gefängnis heraus holen. Die Elektrokution am 13.7.1892 verlief ohne Zwischenfälle. Der Tod trat pünktlich um 12 pm ein. Als jedoch die Bestatter am nächsten Tag den Sack mit der Leiche abholen wollten, fanden sie die Leiche nicht mehr. Gut - damals nahm man an, jemand hätte die Leiche aus unerfindlichen Gründen gestohlen. Letzte Woche rief mich jedoch ein Mann an, der seinen Namen nicht nennen wollte. Er behauptete steif und fest, es gäbe einen Zusammenhang zwischen Arthur Dragos Verschwinden und ein paar ungeklärten Verbrechen – in den letzten Jahren - immerhin über ein Jahrhundert später. Er will sich mit mir heute Abend in einem kleinen Restaurant namens Joeys Roadhouse im Vorstadtbezirk Narrow Creek treffen. Das ist nur etwa eine halbe Stunden von meinem Motel entfernt. Mal sehen, was dieser Mann mir zu berichten hat. Hoffentlich verschwendet er nicht meine Zeit.