Allgemein Warum Traveller und Harnmaster scheiße sind

Registriert
28. August 2012
Beiträge
292
Traveller ist mir zuerst vor knapp 30 Jahren begegnet in seiner ersten deutschen Inkarnation aus dem Hause FanPro. Schon damals fand ich viele Ideen großartig und war beeindruckt von der Andersartigkeit des Spieldesigns. Dennoch empfand ich Traveller nie als attraktiv, sondern eher als abstoßend. Das hat mich aber nicht davon abgehalten, Charaktere auszuwürfeln und Raumschiffe auszustatten. Komisch. Über die Jahre sind mir in schöner Regelmäßigkeit glühende Fans von Traveller begegnet - und waren mir in ebensolcher Regelmäßigkeit herzlich unsympatisch. So ähnlich ergeht es mir sonst eigentlich nur mit Fans und Material des strukturähnlichen Harnmaster.

Nachdem ich gerade zwei ebenso alte wie brilliante Travellerabenteuer zwecks Vorbereitung und Konversion für Edge of the Empire herausgekramt habe, überfiel mich direkt das mittlerweile wohlvertraute Gefühl gesunder Antipathie und ich weiß sofort wieder, was mich an dem Spiel so abstößt: es ist der antiseptische, gefühllose, kastriert neutrale Ton. Es ist die unbekümmert-offensiv vorgetragene Aura der eigenen Überlegenheit, der die Designer, die sich des eigenen Narzissmus kaum bewusst zu sein scheinen, umweht. Es ist die erschreckende Humorlosigkeit, die kalte Präzision und die nüchterne Verbissenheit der Sprache. Es ist der Verzicht auf Schönheit, auf Design, auf Verpackung, auf Ästhetik zugunsten reiner Form und Pragmatik. Es ist die Brutalität, Arroganz und Kompromisslosigkeit des spielerischen Ansatzes. Es ist die Kleinteiligkeit und Pedanterie des Tabellenfetischismus. Und es ist noch so vieles mehr. Vor allem aber ist das alles zusammen für mich in Summe unfassbar unsympathisch. Menschen, die sich von all dem nicht abgest0ßen fühlen, ticken auf eine unangenehme, inkompatible Art anders als ich. Gerade viele IT-Freaks und Historiker scheint das zu betreffen.

Aber viele der Bücher sind nichtsdestotrotz einfach geil - selbst wenn die Quälerei durch die Textwüsten nervt und es mich bei der Lektüre immer mal wieder vor Ekel schüttelt. Und nun weiter mit Murder on Arcturus Station. Danach Prison Planet. Edge of the Empire wartet. Danke für die Erlaubnis dieses kathartischen Posts. Lang lebe Marc Miller. Den Vogel würd ich ja gerne mal kennenlernen. Vermutlich würde es mich schütteln. Over and out.
 
Dann ists ja gut, dass ich mich mit den Systemen nie tiefergehend beschäftigt habe.^^

(Die Toten des Winters (Abenteuer Harnmaster) hab ich mir mal angetan, fand es ganz gut, aber nicht so umwerfend, wie viele andere.
 
Die Toten des Winters finde ich inhaltlich klasse. Klar: das Abenteuer quillt nicht über vor umwerfenden Ideen oder irrsinnigen Neuerungen. Aber es spielt sich extrem flüssig, ist leicht adaptierbar, gut geschrieben, erlaubt dem SL große Flexibilität und kommt ohne logische Brüche daher. So wünsch ich mir das. Es wurden leider nicht viele Abenteuer auf diesem Niveau publiziert. Die Toten des Winters zählt für mich durchaus zu den Highlights und All-Time-Faves..

Dennoch weist es strukturell die gleichen Probleme auf wie im Eingangspost beschrieben. Richtig schlimm wirds bei Harnmaster aber bei den prall gefüllten Sourcebooks zu abseitigeren Themen - z.B. Dutzende Seiten zu verschiedenen Hunderassen. Kein Witz - und da regen sich die Leute bei DSA über Detailfülle auf. Handelsherr und Kiepenkerl ist nichts im Vergleich zu dessen Pendants von Harnmaster :)

2/10. Would not feed.
Vermutlich ein Historiker mit Faible für Traveller und Harn :D
 
Traveller ist mir zuerst vor knapp 30 Jahren begegnet in seiner ersten deutschen Inkarnation aus dem Hause FanPro. ... Vermutlich würde es mich schütteln. Over and out.

Musste offensichtlich mal geschrieben werden.
Vielen Dank für die realistische Einschätzung zu "Toten des Winters".
Jetzt werde ich mir das Ding doch mal zulegen.
 
Vielleicht will er einfach nur verschiedene Meinungen hören? Wenn einem das Thema wichtig ist, macht es doch Sinn, mehr als eine Comunity erreichen zu wollen. Zu dem Thema an sich hab ich eigentlich nichts zu sagen.
 
Ach dieses Manifesto ist eine Frage nach Meinungen?
(Längerer Rant entfernt statt dessen ein seltenes Like an Wulfhelm gegeben - wo er recht hat...)
 
Eigentlich bin ich grade zu müßig um für Trveller ne Lanze zu brechen besonders da es für mich nur ein Nebensystem ist (nach WoD,WoD2, CoC, WHFRPG2ed, DH40k und Barbaren! so ziemlich an siebter stelle) und ich mich primär immer eher über Gurps mit dem 3.Imperium befasst hatte, aber ich habs aktuell in der Signatur ...

... also...

.. dann wollen wir mal...



@Wellentänzer

Gar kein Hassflame gegen die gute alte Charaktererschaffung und die fehlende Charakterentwicklung?
Das währ das erste mit dem ich anfangen würde wenn ich Traveller zerreißen wollte...

Vorab:

Was Hardcorefanboys angeht... irgendwie hab ich immer so einen Ekel wenn es an Hardcore D&D Fanboys aus den Löschern kriechen... ich mein jetzt die Leute die nie was anders gespielt haben und alles irgendwie daran messen... wenn ich diese Leute mitbekomme... JA Dann schäm ich mich immer ein klein wenig dafür ein "Nerd" zu sein.

und ja:

Können wir neben Harmmaster (Welches mir nie wirklich untergekommen ist) auch Rolemaster oder Rollmeister mit auf die Tabellen sind scheiße hass liste nehmen???



****



Aber gut zurück zu Traveller:

Dank Monguse/13Mann muss man ja jetzt trennen zwischen:

Dem "System" Traveller an sich und dem "Setting" Drittes Imperium.



Eigentlich hab ich mich mehr mit dem Setting als dem Regelwerk befast.

Ein Problem mit dem Spiel ist das KEIN Verlag oder Autor es wirklich an die Rollenspielgewohnheiten der Moderne anpassen wollte. Ich meine wer hatte die Idee: Ja wir haben ein 30 Jahre altes Rollenspiel, welches zu den ersten P&Ps überhaupt gehörte... ... ABER Anstelle wie die ganzen andern Urgesteine früheren wir es nicht in die Moderne sondern machen ein RETRO Spiel daraus.... Hoffnungen das es anders wird hab ich auch bei Traveller 5 nicht.



Der Vorteil von Traveller ist aber:

Es ist absolut antiseptisch, gefühllos, kastriert neutral im Ton. So das der Spielleiter keine Hemmschwellen im Weg hat das Setting absolut frei zu formen. Petrischalen auf dennen man seine Krankheitserreger züchten will müssen ja auch vollkommen neutral sein.

Auf der Andern Seite Schaft das Setting in seiner Neutralität aber dennoch ein sehr belastbares Skelet auf die beine zu stellen, an dem man sich Orientieren kann.

Wenn man sagt:

So wir machen ein SiFi Rollenspiel, das Setting ist ziemlich "Alles geht" mäßig dann würde es länger dauern mit den Mitspielern auf einem Gemeinsamen Konsens zu kommen als das gesamte Spiel.



Das ist ein Risen Bonus, es fällt SEHR Leicht in das Setting als Spieler rein zu kommen.

Man muss sich nicht wie zum Beispiel in den abgedrehten WoD Settings Ewigkeiten lang als Spieler durch Hintergrundwerke lesen um Überhaupt mitspielen zu können (In einer Runde die Primär WoD2 "Mage" spielt eine echte Erleichterung, wenn man daran gewöhnt ist für einen neuen Charakter 30-80 Seiten Welthintergrund und Fraktionshintergrund zu lesen)

Man kann einfach einen Charakter machen und ein Oneshot spielen, das Konzept die Spieler haben ein Raumschiff und fliegen damit in einem Freien Universum in das Abenteuer auf sie grade Bock haben macht Traveller zu einem Idealen "Neben" Rollenspiel.



Am ende kann ich über fast 20 Jahre Rollenspiel eins sagen:

Bier und Titten Rollenspiel kann man genau so in JEDEM Setting und Spiel haben wie Regelfickerrei (Oder sich von Regeln und Tabellen Ficken zu lassen)

 
Es ist absolut antiseptisch, gefühllos, kastriert neutral im Ton.

Exakt. Nur das das nicht für jeden ein Vorteil ist. Das Regelwerk liest sich nicht angenehm sondern mehr so wie eine Bedienungsanleitung für ein Gerät. Humor scheint den Autoren nicht bekannt zu sein*. Und ja, man kann auch Systemneutrale Regelwerke "netter" schreiben.

* Errata: Offenbar ist der Qualitätssicherung des alten GDW/FP Regelwerkes ein Mißgeschick passiert: Es gibt doch tatsächlich eine (1) Humorvolle Zeichnung im Buch !
 
bei Gurps traveller gibts einige lustige Illustrationen. Vielleicht hilft das ja. :)

Außerdem ist Traveller (unabsichtlich?) per se schon sehr humorvoll. Hunden, Elfen, Pferde und Katzen im Weltraumanzug waren für mich stets ein Quell des Amüsements!

Und Harnmaster - komm echt. Alleine der Name ist witzig...

Ja, ja...ich lach auch wenn ein Haus brennt.
 
Ich kenne genau einen Harnmaster-Fan, und der ist 'ne feine Type. Bin also 100 % anders erfahren, was diese Spezies angeht. (Das Spiel ist mir Lattich.)
 
Bei Traveller kenn ich ja ehrlich gesagt auch welche. Muss ich zugeben. Son Scheiß. Dafür aber bei Harnmaster KEINEN EINZIGEN! Ha ;-)
 
Traveller bashen? Wofür? Weil es verdammtnochmal generell Dinge besser macht als euer Lieblingssystem X?
Weil es grundlegend als "Baukasten" angelegt ist?
Weil es Mikromanagement bietet, wenn man das will?

Und warum zur Hölle befassen wir uns ernsthaft mit diesem Thread, der von einem Unbekannten stammt, der kompetent alle Vorteile von Traveller unter den Tisch fallen lässt, und seine Abneigung gegen das System daran aufhängt, dass er viel komische Leute getroffen hat, die halt Traveller mögen? WTF, sind wir wieder auf dem Level gelandet, ja?

Ich würde sagen, dass jemand, der den Clusterfuck Edge of the Empire kauft/spielt, sich mal bezüglich des Statements wie schlecht doch Traveller sei, mal komplett bedeckt halten sollte.
 
Hat der neue Lover von Jace eigentlich schon erwähnt, welche Systeme er (oder sie?) bevorzugt? Ich finde das in dem Kontext ja unglaublich wichtig.
 
Zurück
Oben Unten