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22. Dezember 2014
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Moin!
Vorab: Vielleicht kennt mich noch jemand. Das letzte Mal, dass ich mich hier rumgetrieben habe, dürfte vor sieben Jahren gewesen sein. Damals war ich mit meinem Rollenspiel "Rage against the Dehumanization" beschäftigt. Ich hatte es auf einer Webseite, hab´s hier kurz vorgestellt und dann haben sich ein paar positiv Verrückte gefunden, die daran interessiert waren, richtig was daraus zu machen. Letztlich ist nichts daraus geworden, was an mir lag und wahrscheinlich auch daran, dass ich eigentlich anfangs gar nicht vorhatte, das grobe Konstrukt weiter auszubauen. Nun denn. Die Jahre sind vergangen und ich hab mich anderen Ideen gewidmet und eigentlich nun ´ne ganze Reihe von Rollenspielen geschrieben. Mit dem Unterschied, dass ich diesmal von vornherein einen Plan und die richtige Motivation hatte. (Ich bin eigentlich recht schwierig, kann mich sehr für Dinge begeistern und dann zum nächsten wechseln ...) Eines meiner Rollenspiele möchte ich euch hier vorstellen:

Tänzer der Stadt – Ein Rollenspiel in den Schatten von York
Willkommen in einem York, das nicht auf Karten existiert – ein fiktiver Albtraum, 1984, wo Nebel die Gassen würgt, die Ouse nach Verfall stinkt und die Stadt ein blutiges Varieté aufführt. Ein Sumpf aus Ruß und Sünde, wo Korruption die Luft vergiftet und die Mächtigen ihre Geheimnisse in den Schatten vergraben. In Tänzer der Stadt schlüpft ihr in die Rolle einsamer Gestalten, Rebellen und Verlorene, die durch die Unterwelt von York schleichen, um die Wahrheit aufzudecken, Verbrecher zur Strecke zu bringen und die Stadt zum Beben zu bringen – oder selbst im Nebel zu verschwinden.

Das Setting
York, 1984, ist ein Theater der Verdammten. Die Nebelhöfe sind ein Labyrinth aus Gassen, wo die Rats, Punks mit toten Augen, ihre Messer wetzen. Die Coalfield, ein Arbeiterbezirk tief unter der Erde, pulsiert mit dem Schweiß und Staub der Kohlegruben. Die Mitternachtsbühne, ein wanderndes Varieté, spuckt auf Kirche und Staat, während es den Tänzern Unterschlupf bietet. Die York City Constabulary, angeführt von dem skrupellosen Samuel Arnhem, hält die Stadt mit Knüppeln und Lügen im Griff. Jeder Bezirk, jede Gasse hat ihren eigenen Takt, und die Stadt selbst ist ein Gegner, der beißt.

Die Geschichten
Ihr seid die Tänzer in Weiß, Außenseiter, die für Gerechtigkeit kämpfen – oder für Rache. Ihr grabt nach der Wahrheit, verfolgt Spuren korrupter Polizisten und Machenschaften des Bürgermeisters und stoßt auf ein Netz aus Erpressung, Drogen und Vertuschung, das bis in die höchsten Kreise reicht. Jede Entscheidung hat Konsequenzen – rettet ihr eine Zeugin oder jagt ihr den Mörder? Gebt ihr Beweise auf oder riskiert ihr ein Leben? Die Stadt beobachtet euch, und der Nebel vergisst nichts.

Spielmechanik
Tänzer der Stadt ist ein narratives Rollenspiel, das eure Kreativität und eure Entscheidungen in den Vordergrund stellt. Die zentralen Mechaniken drehen sich um:
  • Kerben: Attribute wie Wut, Instinkt und Schatten bestimmen, wie eure Charaktere kämpfen, schnüffeln oder überleben. Keine Würfel, sondern erzählerische Vergleiche, die die Spannung hochhalten.
  • Spielchips: Eure Ressourcen, um das Schicksal zu drehen – eine Flucht, ein kritischer Schlag oder ein Moment im Rampenlicht. Aber sie sind knapp, wie Münzen für den Fährmann.
  • Der Conférencier: Der Spielleiter, ein schattenhafter Regisseur, der die Stadt lebendig macht, eure Tänze lenkt und die Bühne mit Blut füllt. Der Conférencier entscheidet, wie die Stadt reagiert, und hält die Fäden in der Hand.
  • Narben: Jeder Kampf, jeder Sturz hinterlässt Spuren – physisch und emotional. Eure Charaktere wachsen oder brechen an ihren Wunden.
Die Regeln sind leicht, damit ihr euch auf die Geschichte konzentrieren könnt. Eure Fantasie ist der Zaubernebel, der die Kulissen füllt, und die Stadt tanzt nach euren Schritten – oder zerreißt euch.

Warum mitspielen?
Tänzer der Stadt ist für alle, die düstere Geschichten lieben, wo Moral grau ist und jede Entscheidung schwer wiegt. Ob du ein Veteran des Rollenspiels bist oder neu in der Szene, hier zählt deine Kreativität. Tauche ein in ein York, das wie ein Albtraum lebt, wo die Tänzer in Weiß die einzigen sind, die den Mut haben, gegen die Korruption zustehen. Schreibe deine Narben, finde die Wahrheit und lass die Stadt beben – oder falle im Nebel.



So. Ihr merkt schon - ich hab da ein paar seltsame Begriffe drin. Tänzer in Weiß, Conférencier und letztlich noch jede Menge mehr. Das liegt daran, dass ich einerseits selber eine Vorliebe für Varieté und Theater habe und andererseits eine nicht fassbare Truppe in York ihr Varieté im Schatten aufführt und gleichzeitig als Anlaufpunkt und Auftraggeber fungiert.

Ich setz einfach mal noch ein paar Seiten aus dem Werk rein:






„Tänzer der Stadt“ ist wie Varieté: Sprech-, Musik- und Zaubereieinlagen, die Spieler sind die Tänzer und der Spielleiter der Conférencier, der das Chaos irgendwie zusammenhält.




Vorhang auf!
Die Bühne

York, England

Der Regen pisst auf York runter, ein endloser Strom aus Dreck, der die Straßen in glitschige, schwarze Flecken verwandelt. Es ist 1984, und die Nacht ist nur ein weiterer beschissener Abend, wo die Neonlichter flackern wie sterbende Seelen, die mit Macht an ihrer jämmerlichen Existenz festhalten wollen. Die Fabrikschlote spucken Ruß, der dir die Lunge verklebt und die Bullen lungern in den Gassen, die fetten Finger voller Bestechungsgeld. Ein Bischof lutscht an seinen Gebeten wie an einer billigen Kippe, während der Bürgermeister Geld zählt, das nach Schweiß und totem Fisch stinkt. Engelsstaub ist das Gift hier – ein dreckiger Trick, der dir das Hirn weichklopft, bis du denkst, du könntest fliegen, während du in den Gulli fällst.

Hier gibt’s keine sauberen Hände. Die Kanäle sind voll mit Müll und Geheimnissen, die niemand hören will. Der Nebel trägt den Rauch von den Fabriken, der dir die Kehle zuschnürt, während du durch den Abfall schlurfst.

Aber aus dem ganzen Scheiß kriechen Typen hoch – die Tänzer der Stadt, mit Fäusten aus Beton und Augen, die so leer sind wie die Flasche auf dem Tresen. Sie haben nichts mehr, außer vielleicht ’nem Rest Wut, der in ihren Knochen brennt. Sie treten gegen die Lügen und die Korruption, hetzen durch die Gassen wie Hunde, die keinen Knochen mehr haben, aber immer noch beißen. Das hier ist kein verdammtes Gedicht, das ist York – ein Loch, wo du entweder kämpfst oder im Dreck verreckst, und die Stadt lacht, während sie dir die Taschen leert.

Märchenerzähler
Bischof Elias Crowe

Bischof Elias Crowe hockt in der Kathedrale von Samael’s Fall wie ein Raubvogel, der sich ’nen Heiligenschein aus Pappe aufgesetzt hat. Er ist ein langer Schatten in ’ner schwarzen Soutane, ein Gesicht wie ein Geier, die Augen tief wie ’ne Gasse, in der du nicht gefunden werden willst und der Mund lügt süßer als ein Zuhälter, der dir ’ne gute Nacht verspricht. Sein graues Haar ist kurz wie Stacheldraht, seine Stimme kracht über die Kanzel wie Donner, aber da ist kein Gott drin, nur Gift, das dir die Ohren bluten lässt. Der Typ ist kein Hirte – er ist ein Wolf, der dich frisst mit blutverschmiertem Gesicht.

Crowe kam aus der Finsternis, ein Bastard, der in ’nem Armenhaus geboren wurde, wo die Milch sauer war und die Liebe nach Schlägen schmeckte. Jetzt predigt er Reinheit bei der Messe und bespringt danach junge Dinger in der Sakristei wie ein Hund, der nicht genug kriegt. Seine Bloods ziehen durch die Stadt, brechen Knochen im Namen von ’nem Gott, an den sie selber nicht glauben und in den Krypten der Kathedrale „taufen“ sie die, die nicht spuren, mit Ketten und kaltem Wasser, bis sie aufhören zu zappeln. Er schwingt sein Kruzifix wie ’nen Knüppel – man sagt, er hat ’nen Priester damit erledigt, das Blut vom Altar gewischt und weitergesungen, als wär’s ein Lied, das er mag. Bürgermeister Vane ist sein Kumpel, aber die zwei tanzen wie Ratten, die um den letzten Brocken kämpfen – einer wird bald beißen.

Nachts schleicht Crowe in die Krypta, starrt auf ’nen Grabstein ohne Namen, die Finger weiß um sein Kreuz, als würd’s ihn verbrennen. Vielleicht seine Mutter, die er verkauft hat, vielleicht ein Stück von sich selbst, das er längst verloren hat. Crowe ist ein Bastard mit ’nem Evangelium aus kaltem Stahl, und in York beten die Verzweifelten zu ihm, weil der Himmel sie längst abgeschrieben hat.


Tänzer in Weiß
Grimes

In den Kanälen unter York stapft Grimes durch die Schatten wie ein Bulle, der nicht mehr stehenbleibt. Er ist ein Riese, groß wie ein Schrank, mit ’nem Stiernacken, der aus ’nem speckigen Unterhemd quillt, die Glatze glänzt wie ’ne Pfütze, die Neonlicht fängt. Seine Boxernase, zigmal gebrochen, hängt schief im Gesicht voller Narben und sein Körper, behaart wie ein Grizzly, ist ein Haufen Schwielen und Muskeln. Er redet kaum, und wenn, knurrt’s wie ein Laster, der auf leerem Tank fährt – ein Typ, der mehr zuschlägt, als er spricht.

Grimes haust jetzt in den Kanälen, ein Schatten zwischen Viecherzeugs und Leichen, wo ein Schwarzweiß-Fernseher an ’ner Autobatterie flackert – die Nachrichten sind sein Beichtstuhl, jede Meldung ein Streichholz, das seine Wut anzündet. Er sieht die Lügen von Bürgermeister Vane, hört die Scheiße, die Bischof Crowe predigt, und dann steigt er hoch, ein Titan aus der Hölle, vor dem die Bloods und Rats wegrennen wie Kinder vorm Donner.

Er kämpft mit roher Kraft – nichts Elegantes, nur Schläge, die dir die Knochen brechen, oft mit Schlagringen, rostig wie Zäune, oder ’ner Brechstange, die er schwingt wie ein Schlachter sein Beil. Die Bullen kriegen ihn nicht – er ist zu schnell, zu zäh, ein Sturm, der zuschlägt und weg ist. Engelsstaub hat ihm alles genommen – Frau, Freunde, ein Leben –, und jetzt ist Rache sein Drink, sein Morgenkaffee, sein verdammtes Gebet. Er jagt Verbrecher durch die Stadt, knickt sie wie Streichhölzer, und seine Augen suchen schon den Nächsten.

Aber seine Seele ist kaputt, zerschellt wie ’ne Flasche auf der Straße und sein Herz schlägt nur, weil die Wut ihn treibt. Er hat ’nen Blick, der dir zeigt, dass er innerlich längst tot ist. In Mayhem’s flüstern sie von ihm, in der Kathedrale von Samael’s Fall verfluchen sie ihn, aber Grimes geht weiter – ein Tier, tollwütig wie ein Wolf, der auf die Schafsherde starrt und zuschlägt. Das ist sein Tanz, und er tanzt ihn allein.


So. Das war´s erstmal. Was meint ihr? Kann man damit was reißen? Trifft sowas vielleicht auf Anklang?
 
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