Caninus
heiliges Caninchen!
- Registriert
- 20. Oktober 2005
- Beiträge
- 11.462
The Dark Knight Rises
Comicverfilmung [T-Rezi]
Das ist er also, der Abschluss einer Trilogie. Regisseur Christopher Nolan zierte sich zwar nach Heath Ledgers Tod einen weiteren Teil zu drehen, schlussendlich sagte er doch zu und machte sich an die Arbeit. Die bekannten Darsteller der beiden vorangegangenen Teile waren ebenfalls mit im Boot und so konnte ein runder Abschluss in Angriff genommen werden. Und wie das bei Hollywood-Filmen so ist, irgendwann ist einmal zu viel.
2005 startete Nolan mit "Batman Begins" neu durch und servierte dem Zuschauer und Fan einen neuen, düsteren und weltlicheren Batman. Dann kam 2008 "The Dark Knight" mit einem grandios spielenden Heath Ledger, der dem Joker neues Leben einhauchte. Während Regisseur Tim Burton 1989 seinen "Batman" noch comichaft inszenierte, war Nolan um Pseudo-Realität bemüht. Während die Marvel-Helden in bunten Kostümen gegen Götter antreten ("Marvel's The Avengers", "Spider-Man") schickt Nolan seinen DC-Heroen gefestigter in den Ring. So auch in "The Dark Knight Rises".
Trotz einem futuristischen Ambiente bleibt Nolans Batman auf dem Teppich. Christian Bale verkörpert einen Helden, der alleine durch hartes Training, mentale Stärke und ein paar Milliarden auf dem Konto, zum Superhelden avanciert. Die Ereignisse der letzten beiden Filme haben Bruce Wayne jedoch ziemlich mitgenommen, was Bale sehr gut darstellt und beinahe den ganzen Film über hervorragend umsetzt. Vor allem im grandiosen Zwischenspiel mit Michael Caine (als Alfred Pennyworth), der ebenfalls überzeugend schauspielert.
Die Story selbst ist ziemlich banal und kommt ohne große Höhepunkte aus: Batman hat sich zurückgezogen, um die zurückliegenden Ereignisse zu verarbeiten. Bruce Wayne ist emotional und mental am Ende. Da schickt sich Bösewicht Bane (Tom Hardy) an, in Gotham City Unruhe zu stiften und ruft somit Batman auf den Plan, der sich dem Widersacher in den Weg stellt. Nebenbei lernt Wayne die schöne Catwoman Selina Kyle kennen (gespielt von Anne Hathaway) und wird von ihr ausgetrickst.
Es kommt zum Konflikt mit Bane und Batman wird regelrecht auseinandergenommen. Die ganze Sache ist eine private Abrechnung, die ihre Kreise zieht und Opfer fordert. Während Bruce Wayne körperlich am Ende ist, nimmt Bane ganz Gotham City als Geisel und droht alle in die Luft zu sprengen. Wird es Batman gelingen, seine Stadt zu retten …?
Machen wir uns nichts vor, die Antwort liegt auf der Hand: Natürlich wird Batman die Stadt retten. Die Frage ist keinesfalls ob, sondern wie. Das Ziel ist vorgegeben und der Zuschauer darf gespannt sein, den Weg zu verfolgen. Der düstere Ritter, ein cleverer Bösewicht, da werden die Erwartungen gepuscht. Aber weitgehend enttäuscht. "The Dark Knight Rises" ist zwar ein guter Film, aber der schlechteste Film innerhalb Nolans Batman-Trilogie. Und nahe am Rande auch eine schlechte Batman-Verfilmung zu sein.
Das hat mehrere Ursachen, die nur schlecht kaschiert werden. Wer sich einen Eimer Popcorn kauft und abschaltet, wird über die meisten Kritikpunkte hinwegsehen können. Eine etwas genauere Betrachtung des Films offenbart allerdings die Schwächen. Und da gibt es - leider - einige. Das diese so stark ins Gewicht fallen, mag auch an den starken Vorgängern liegen, die Nolan ablieferte. Und ja, Nolan trifft die Alleinschuld, denn seine Darsteller und sein Stab leisten hervorragende Arbeit. Da passt alles. Alleine Drehbuch und Regie sind eines Batmans etwas unwürdig.
Sehr auffällig ist primär der Aufbau von Gotham City. Zwar gibt es genug dunkle Szenen und aktionsgeladene Einsätze bei Nacht, aber schlussendlich entpuppt sich Gotham City als aufgeräumte und lichte Weltmetropole. Die Stadt erinnert mehr an New York, als an einen düsteren Moloch. Der Eindruck wird durch die Kamera verstärkt, die in manchen Bildern an die Occupay-Bewegung erinnert. Das scheint von Nolan auch so gewollt zu sein, denn schlussendlich übt er auch Kritik am Finanzmarkt und ist das Aufbegehren gegen die Oberen ein Thema. Jedenfalls ist Gotham City zu freundlich gestaltet.
Auch der Aufbau von Batmans Gegenspieler Bane weist so seine Macken auf. Tom Hardy gab sich zwar alle Mühe an diese Figur heranzureichen, aber er bekommt weder die Größe, noch das Gewicht hin, dass Bane ausmacht. Trotzdem wirkt er bedrohlich, wird aber zum zahnlosen Tiger in dem Augenblick, in dem er zum ersten Mal gegen Batman antritt. Der Zuschauer kann schon einiges erwarten, immerhin steht sich plötzlich die Elite der Gesellschaft der Schatten gegenüber und schließt Nolan somit den Kreis, in dem er in "The Dark Knight Rises" Bezug auf "Batman Begins" nimmt. Hier stehen sich die besten Ninjas der Welt gegenüber, vollgepumpt mit Testosteron. Und dann liefern diese Super-Ninjas einen langweiligen und drögen Kampf ab, der ans alte Hollywood-Kino erinnert. Langsame Kämpfe, ein bloßer Schlagabtausch. Mehr Boxen und Wrestling, als Martial-Arts auf hohem Niveau. Und das geht im ganzen Film so weiter. Um ehrlich zu sein, Box- und Wrestlingkämpfe sind stellenweise um einiges spannender. Zumal Bane eine so offensichtliche Schwachstelle besitzt, das es beinahe schon lächerlich ist.
Eventuell liegt das Problem darin, dass Nolan Batman menschlicher gestalten möchte und auch den normalen us-amerikanischen Helden Platz einräumt. Das würde den Pathos erklären, der in "The Dark Knight Rises" ständig mitschwingt und am Ende einen lächerlichen Höhepunkt feiert, wenn Polizei und Banes Revoluzzer aufeinandertreffen. Ja, New Yorker Cops sind die Helden des einfachen Mannes. Upps, es muss natürlich heißen: Gotham City Cops sind die Helden des einfachen Mannes. Sie folgen jeder Anweisung, harren aus bis sie gebraucht werden und erledigen dann problemlos eine Armee aus gut bewaffneten Schwerstkriminellen. Natürlich in Uniform und möglichst auch auch noch in Paradeuniform mit Auszeichnung, in schönen Bildern schön zu sehen. Grausam!
Es gibt etliche dieser Szenen, in denen der Held von der Straße schlussendlich Batman den Rang abläuft. Nolans Botschaft ist hier eindeutig. Immerhin bemüht er symbolträchtige Bilder (ein Footballstadion, Brücken, Schulbusse) und setzt bei Cameoauftritten auf Helden des Alltags (etliche Spieler der Pittsburgh Steelers, deren ehemaligen Cheftrainer). Jeder kann ein Held sein, jetzt wissen wir es. Und das Gute siegt immer, auch wenn es nur Hose und Hemd trägt und vor ihm ein Irrer mit einem Sturmgewehr steht. Nolan nimmt Batman im Grunde aus der Gleichung heraus. Aber warum?
Wahrscheinlich, weil er seinem Helden ein Happy End gönnen möchte. Und das macht Christopher Nolan auch. Anstatt wenigstens für ein offenes Ende zu Sorgen (wie in seinem Streifen "Inception"), konstruiert er ein süßes, familientaugliches Happy End. Damit stutzt er dem Film gänzlich die Fledermausflügel, ganz entgegen dem Filmtitel. Wie viele andere Kritikpunkte auch, kann das nur als Anbiederung an den Markt verstanden werden.
Dieser Absturz der Fledermaus ist Schade, denn der Film hat großes Potenzial. Da wären erst einmal die hervorragenden Darsteller, bei denen das Zuschauen einfach Spaß macht. Allen voran die alten Herren Gary Oldman, Morgan Freeman und Michael Caine. Sie sind einfach grandios. Auch Hauptdarsteller Christian Bale überzeugt und verleiht seiner Rolle eine angemessene Tiefe. Jedenfalls soweit ihn Nolan lässt. Bei den männlichen Darstellern gibt es also wenig zu mäkeln. Bei den Frauen sieht die Sache anders aus.
Sicherlich, sie könnten zeigen was in ihnen steckt, würde Nolan ihnen Freiraum und eine angemessene Rolle geben. Stattdessen sind sie nur hübsche Stichwortgeberinnen. Wie erbärmlich. Anne Hathaway versucht zwar einiges in ihrer Rolle als Catwoman zu geben, aber tatsächlich ist die Rolle ziemlich überflüssig und mehr den Erwartungen den Fans geschuldet, als dem Bezug zur Story. An Catwomans Stelle könnte auch jede andere Frau stehen, die einen Zündschlüssel bedienen kann. Die Rolle der Catwoman wirkt einfach aufgesetzt. Schade für Hathaway.
Handwerklich ist jedenfalls alles in Ordnung. Wohltuend ist vor allem, dass Nolan "The Dark Knight Rises" klassisch in 2D drehte und sich dem 3D-Hype verweigerte. Damit liegt der Film auf einer Linie mit seinen beiden Vorgängern. Gleichzeitig wird dadurch das Erzähltempo und der Schnitt gefördert, was dieser Batman dringend brauchen kann, denn er ist sehr dialoglastig (zeitweise beinahe an der Grenze zur Langeweile) und kommt mit weniger Action als gedacht aus.
Richtig Laune machen mal wieder die ganzen Spielereien, die Lucius Fox (gespielt von Freeman) auf Lager hat. Das erinnert schon ein wenig an James Bonds Q. Herrlich die Anspielung auf "Batman Beginns" und Waynes Test des Tumblers. Wunderbar. Leider gibt es zu wenige dieser Augenblicke.
Glücklicherweise weiß Christopher Nolan Filme zu inszenieren und bietet dem Zuschauer wenigstens normale Popcorn-Unterhaltung. Sein Versuch einen endgültigen und runden Abschluss zu finden ist leider gescheitert. Was bleibt ist ein manchmal langgezogenes Spektakel und ein Batman, der besser hätte sein können. Aber Nolan hatte ja im Vorfeld selbst die Frage aufgeworfen, wie viele gute dritte Filme eines Franchises die Leute überhaupt nennen können ("That’s the overriding question. On a more superficial level, I have to ask the question: How many good third movies in a franchise can people name?" - Quelle: http://herocomplex.latimes.com/2008/10/27/christopher-nol/). "The Dark Knight Rises" gehört leider nicht dazu.
Wer sich für eine weitaus detailliertere Kritik und Analyse interessiert, dem sei Olivia Collettes Artikel auf Chicago Sun-Times empfohlen (Spoilerwarnung, Englisch): http://blogs.suntimes.com/foreignc/2012/08/what-makes-a-really-good-bad-guy.html.
Copyright © 2012 by Günther Lietz, all rights reserved
Diese Rezension erschien ebenfalls auf Taysals WebBlog und Filmbesprechungen.de.
The Dark Knight Rises
Originaltitel: The Dark Knight Rises
Produktionsland: USA, Vereinigtes Königreich (2012)
Originalsprache: Englisch
Länge: 164 Minuten
Altersfreigabe: FSK 12
Regie: Christopher Nolan
Drehbuch: Christopher Nolan, Jonathan Nolan, David S. Goyer
Produktion: Emma Thomas, Charles Roven
Musik: Hans Zimmer
Kamera: Wally Pfister
Schnitt: Lee Smith
Christian Bale (Bruce Wayne/Batman), Gary Oldman (James „Jim“ Gordon), Tom Hardy (Bane), Anne Hathaway (Selina Kyle/Catwoman), Joseph Gordon-Levitt (John Blake / Robin), Marion Cotillard (Miranda Tate), Morgan Freeman (Lucius Fox), Michael Caine (Alfred Pennyworth), Matthew Modine (Lt. Foley), Cillian Murphy (Jonathan Crane/Scarecrow), Nestor Carbonell (Bürgermeister Garcia), Aidan Gillen (CIA Agent), Juno Temple (Holly Robinson), Ben Mendelsohn (John Daggett), Joey King (junge Talia al Ghul)Den Artikel im Blog lesen
Comicverfilmung [T-Rezi]
Das ist er also, der Abschluss einer Trilogie. Regisseur Christopher Nolan zierte sich zwar nach Heath Ledgers Tod einen weiteren Teil zu drehen, schlussendlich sagte er doch zu und machte sich an die Arbeit. Die bekannten Darsteller der beiden vorangegangenen Teile waren ebenfalls mit im Boot und so konnte ein runder Abschluss in Angriff genommen werden. Und wie das bei Hollywood-Filmen so ist, irgendwann ist einmal zu viel.
2005 startete Nolan mit "Batman Begins" neu durch und servierte dem Zuschauer und Fan einen neuen, düsteren und weltlicheren Batman. Dann kam 2008 "The Dark Knight" mit einem grandios spielenden Heath Ledger, der dem Joker neues Leben einhauchte. Während Regisseur Tim Burton 1989 seinen "Batman" noch comichaft inszenierte, war Nolan um Pseudo-Realität bemüht. Während die Marvel-Helden in bunten Kostümen gegen Götter antreten ("Marvel's The Avengers", "Spider-Man") schickt Nolan seinen DC-Heroen gefestigter in den Ring. So auch in "The Dark Knight Rises".
Trotz einem futuristischen Ambiente bleibt Nolans Batman auf dem Teppich. Christian Bale verkörpert einen Helden, der alleine durch hartes Training, mentale Stärke und ein paar Milliarden auf dem Konto, zum Superhelden avanciert. Die Ereignisse der letzten beiden Filme haben Bruce Wayne jedoch ziemlich mitgenommen, was Bale sehr gut darstellt und beinahe den ganzen Film über hervorragend umsetzt. Vor allem im grandiosen Zwischenspiel mit Michael Caine (als Alfred Pennyworth), der ebenfalls überzeugend schauspielert.
Die Story selbst ist ziemlich banal und kommt ohne große Höhepunkte aus: Batman hat sich zurückgezogen, um die zurückliegenden Ereignisse zu verarbeiten. Bruce Wayne ist emotional und mental am Ende. Da schickt sich Bösewicht Bane (Tom Hardy) an, in Gotham City Unruhe zu stiften und ruft somit Batman auf den Plan, der sich dem Widersacher in den Weg stellt. Nebenbei lernt Wayne die schöne Catwoman Selina Kyle kennen (gespielt von Anne Hathaway) und wird von ihr ausgetrickst.
Es kommt zum Konflikt mit Bane und Batman wird regelrecht auseinandergenommen. Die ganze Sache ist eine private Abrechnung, die ihre Kreise zieht und Opfer fordert. Während Bruce Wayne körperlich am Ende ist, nimmt Bane ganz Gotham City als Geisel und droht alle in die Luft zu sprengen. Wird es Batman gelingen, seine Stadt zu retten …?
Machen wir uns nichts vor, die Antwort liegt auf der Hand: Natürlich wird Batman die Stadt retten. Die Frage ist keinesfalls ob, sondern wie. Das Ziel ist vorgegeben und der Zuschauer darf gespannt sein, den Weg zu verfolgen. Der düstere Ritter, ein cleverer Bösewicht, da werden die Erwartungen gepuscht. Aber weitgehend enttäuscht. "The Dark Knight Rises" ist zwar ein guter Film, aber der schlechteste Film innerhalb Nolans Batman-Trilogie. Und nahe am Rande auch eine schlechte Batman-Verfilmung zu sein.
Das hat mehrere Ursachen, die nur schlecht kaschiert werden. Wer sich einen Eimer Popcorn kauft und abschaltet, wird über die meisten Kritikpunkte hinwegsehen können. Eine etwas genauere Betrachtung des Films offenbart allerdings die Schwächen. Und da gibt es - leider - einige. Das diese so stark ins Gewicht fallen, mag auch an den starken Vorgängern liegen, die Nolan ablieferte. Und ja, Nolan trifft die Alleinschuld, denn seine Darsteller und sein Stab leisten hervorragende Arbeit. Da passt alles. Alleine Drehbuch und Regie sind eines Batmans etwas unwürdig.
Sehr auffällig ist primär der Aufbau von Gotham City. Zwar gibt es genug dunkle Szenen und aktionsgeladene Einsätze bei Nacht, aber schlussendlich entpuppt sich Gotham City als aufgeräumte und lichte Weltmetropole. Die Stadt erinnert mehr an New York, als an einen düsteren Moloch. Der Eindruck wird durch die Kamera verstärkt, die in manchen Bildern an die Occupay-Bewegung erinnert. Das scheint von Nolan auch so gewollt zu sein, denn schlussendlich übt er auch Kritik am Finanzmarkt und ist das Aufbegehren gegen die Oberen ein Thema. Jedenfalls ist Gotham City zu freundlich gestaltet.
Auch der Aufbau von Batmans Gegenspieler Bane weist so seine Macken auf. Tom Hardy gab sich zwar alle Mühe an diese Figur heranzureichen, aber er bekommt weder die Größe, noch das Gewicht hin, dass Bane ausmacht. Trotzdem wirkt er bedrohlich, wird aber zum zahnlosen Tiger in dem Augenblick, in dem er zum ersten Mal gegen Batman antritt. Der Zuschauer kann schon einiges erwarten, immerhin steht sich plötzlich die Elite der Gesellschaft der Schatten gegenüber und schließt Nolan somit den Kreis, in dem er in "The Dark Knight Rises" Bezug auf "Batman Begins" nimmt. Hier stehen sich die besten Ninjas der Welt gegenüber, vollgepumpt mit Testosteron. Und dann liefern diese Super-Ninjas einen langweiligen und drögen Kampf ab, der ans alte Hollywood-Kino erinnert. Langsame Kämpfe, ein bloßer Schlagabtausch. Mehr Boxen und Wrestling, als Martial-Arts auf hohem Niveau. Und das geht im ganzen Film so weiter. Um ehrlich zu sein, Box- und Wrestlingkämpfe sind stellenweise um einiges spannender. Zumal Bane eine so offensichtliche Schwachstelle besitzt, das es beinahe schon lächerlich ist.
Eventuell liegt das Problem darin, dass Nolan Batman menschlicher gestalten möchte und auch den normalen us-amerikanischen Helden Platz einräumt. Das würde den Pathos erklären, der in "The Dark Knight Rises" ständig mitschwingt und am Ende einen lächerlichen Höhepunkt feiert, wenn Polizei und Banes Revoluzzer aufeinandertreffen. Ja, New Yorker Cops sind die Helden des einfachen Mannes. Upps, es muss natürlich heißen: Gotham City Cops sind die Helden des einfachen Mannes. Sie folgen jeder Anweisung, harren aus bis sie gebraucht werden und erledigen dann problemlos eine Armee aus gut bewaffneten Schwerstkriminellen. Natürlich in Uniform und möglichst auch auch noch in Paradeuniform mit Auszeichnung, in schönen Bildern schön zu sehen. Grausam!
Es gibt etliche dieser Szenen, in denen der Held von der Straße schlussendlich Batman den Rang abläuft. Nolans Botschaft ist hier eindeutig. Immerhin bemüht er symbolträchtige Bilder (ein Footballstadion, Brücken, Schulbusse) und setzt bei Cameoauftritten auf Helden des Alltags (etliche Spieler der Pittsburgh Steelers, deren ehemaligen Cheftrainer). Jeder kann ein Held sein, jetzt wissen wir es. Und das Gute siegt immer, auch wenn es nur Hose und Hemd trägt und vor ihm ein Irrer mit einem Sturmgewehr steht. Nolan nimmt Batman im Grunde aus der Gleichung heraus. Aber warum?
Wahrscheinlich, weil er seinem Helden ein Happy End gönnen möchte. Und das macht Christopher Nolan auch. Anstatt wenigstens für ein offenes Ende zu Sorgen (wie in seinem Streifen "Inception"), konstruiert er ein süßes, familientaugliches Happy End. Damit stutzt er dem Film gänzlich die Fledermausflügel, ganz entgegen dem Filmtitel. Wie viele andere Kritikpunkte auch, kann das nur als Anbiederung an den Markt verstanden werden.
Dieser Absturz der Fledermaus ist Schade, denn der Film hat großes Potenzial. Da wären erst einmal die hervorragenden Darsteller, bei denen das Zuschauen einfach Spaß macht. Allen voran die alten Herren Gary Oldman, Morgan Freeman und Michael Caine. Sie sind einfach grandios. Auch Hauptdarsteller Christian Bale überzeugt und verleiht seiner Rolle eine angemessene Tiefe. Jedenfalls soweit ihn Nolan lässt. Bei den männlichen Darstellern gibt es also wenig zu mäkeln. Bei den Frauen sieht die Sache anders aus.
Sicherlich, sie könnten zeigen was in ihnen steckt, würde Nolan ihnen Freiraum und eine angemessene Rolle geben. Stattdessen sind sie nur hübsche Stichwortgeberinnen. Wie erbärmlich. Anne Hathaway versucht zwar einiges in ihrer Rolle als Catwoman zu geben, aber tatsächlich ist die Rolle ziemlich überflüssig und mehr den Erwartungen den Fans geschuldet, als dem Bezug zur Story. An Catwomans Stelle könnte auch jede andere Frau stehen, die einen Zündschlüssel bedienen kann. Die Rolle der Catwoman wirkt einfach aufgesetzt. Schade für Hathaway.
Handwerklich ist jedenfalls alles in Ordnung. Wohltuend ist vor allem, dass Nolan "The Dark Knight Rises" klassisch in 2D drehte und sich dem 3D-Hype verweigerte. Damit liegt der Film auf einer Linie mit seinen beiden Vorgängern. Gleichzeitig wird dadurch das Erzähltempo und der Schnitt gefördert, was dieser Batman dringend brauchen kann, denn er ist sehr dialoglastig (zeitweise beinahe an der Grenze zur Langeweile) und kommt mit weniger Action als gedacht aus.
Richtig Laune machen mal wieder die ganzen Spielereien, die Lucius Fox (gespielt von Freeman) auf Lager hat. Das erinnert schon ein wenig an James Bonds Q. Herrlich die Anspielung auf "Batman Beginns" und Waynes Test des Tumblers. Wunderbar. Leider gibt es zu wenige dieser Augenblicke.
Glücklicherweise weiß Christopher Nolan Filme zu inszenieren und bietet dem Zuschauer wenigstens normale Popcorn-Unterhaltung. Sein Versuch einen endgültigen und runden Abschluss zu finden ist leider gescheitert. Was bleibt ist ein manchmal langgezogenes Spektakel und ein Batman, der besser hätte sein können. Aber Nolan hatte ja im Vorfeld selbst die Frage aufgeworfen, wie viele gute dritte Filme eines Franchises die Leute überhaupt nennen können ("That’s the overriding question. On a more superficial level, I have to ask the question: How many good third movies in a franchise can people name?" - Quelle: http://herocomplex.latimes.com/2008/10/27/christopher-nol/). "The Dark Knight Rises" gehört leider nicht dazu.
Wer sich für eine weitaus detailliertere Kritik und Analyse interessiert, dem sei Olivia Collettes Artikel auf Chicago Sun-Times empfohlen (Spoilerwarnung, Englisch): http://blogs.suntimes.com/foreignc/2012/08/what-makes-a-really-good-bad-guy.html.
Copyright © 2012 by Günther Lietz, all rights reserved
Diese Rezension erschien ebenfalls auf Taysals WebBlog und Filmbesprechungen.de.
The Dark Knight Rises
Originaltitel: The Dark Knight Rises
Produktionsland: USA, Vereinigtes Königreich (2012)
Originalsprache: Englisch
Länge: 164 Minuten
Altersfreigabe: FSK 12
Regie: Christopher Nolan
Drehbuch: Christopher Nolan, Jonathan Nolan, David S. Goyer
Produktion: Emma Thomas, Charles Roven
Musik: Hans Zimmer
Kamera: Wally Pfister
Schnitt: Lee Smith
Christian Bale (Bruce Wayne/Batman), Gary Oldman (James „Jim“ Gordon), Tom Hardy (Bane), Anne Hathaway (Selina Kyle/Catwoman), Joseph Gordon-Levitt (John Blake / Robin), Marion Cotillard (Miranda Tate), Morgan Freeman (Lucius Fox), Michael Caine (Alfred Pennyworth), Matthew Modine (Lt. Foley), Cillian Murphy (Jonathan Crane/Scarecrow), Nestor Carbonell (Bürgermeister Garcia), Aidan Gillen (CIA Agent), Juno Temple (Holly Robinson), Ben Mendelsohn (John Daggett), Joey King (junge Talia al Ghul)Den Artikel im Blog lesen