Löwenclub Rollenspielläden

Dies Thema ist aus dem ehemalien Löwnclub veröffentlicht worden.

Skar

Dr. Spiele
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Wenn ich zurückblicke, würde ich Münster schon für die Mitte der 80er Jahre einen Rollenspielladen bescheinigen. Durch Anzeigen in Magazinen ist dieser ("Die Sprechblase") aber zumindest ab 1990 belegt.
Ein kleiner Laden, ca. 300-400 Meter von der Einkaufsstraße entfernt. Also noch recht zentral gelegen und gut zu erreichen, wenngleich er auch in einer Wohngegend lag. Es gab Comics, Würfel und Rollenspiele, von einer Spielmöglichkeit noch keine Spur.

Als ich sie einmal mitnahm, war meiner Mutter dieser Laden gleich suspekt. Es wurde von rechtsradikalen Einschlägen gesprochen, was wahrscheinlich an den Sturmtruppen-Comics lag. Womöglich waren sogar irgendwelche Schmierereien an der Hauswand gewesen, das entzieht sich aber meiner Erinnerung. Es war halt ein unkonventioneller Laden mit deutlicher Handschrift des lockeren Ladenbesitzers und meine Mutter wollte mich wohl nur vor schlechten Einflüssen bewahren. Man möge ihr verzeihen; der Kalte Krieg lag in den letzten Zügen, es gab klare Feindbilder und NoGos.

Doch möchte ich hier mit meinen familiären Erfahrungen niemanden langweilen. Es interessiert mich vielmehr, wie sich die Rollenspielläden in Deutschland entwickelten. Gab es eine einheitliche Sortimentsstruktur? Eine Entwickung von der Szeneadresse zum Szenetreffpunkt (Spielort)? Gab es wirklich ein großes Sterben, oder war das eher ein ständiger Prozess?
Meine Herren, was können sie zu dieser Thematik beisteuern?
 
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Kennst du noch den alten Spieltraum in Münster? Rechts neben dem heutigen Spielkultur, höchstens 1/3 so groß und vollgestopft bis an die Decke. Bei mehr als zwei Kunden wurde es schon klaustrophobisch. :D
 
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Ja, ich erinnere mich. Allerdings meine ich, dass der nicht rechts daneben lag, sondern dass es einfach der rechte Teil vom heutigen Laden war. Allerdings war das wie oben erwähnt schon die 2te Generation an Läden in Münster.

Die Sprechblase war an der Schützenstraße.

Was mich hier vor allem interessiert sind eben die Veränderungen von dunklen Löchern zu dunklen Löchern mit Spielmöglichkeit. Und ähnliche prägende Veränderungen.
Und wo waren die großen Adressen der Szene angesiedelt?
 
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Also ich stamme aus Neuwied (bei Koblenz) und kann mich daran erinnern, dass es überhaupt keine Rollenspielläden weit und breit gab. Als ich 1983 meine ersten D&D-Sachen bekam, konnte man die in Kaufhäusern und den beiden örtlichen Spielwarengeschäften kaufen - neben D&D führten die ausschließlich DSA, was mir aber erst so etwa ab 1985 als "Konkurrenzprodukt" auffiel.

Ende der 80er Jahre war ich dann ab und zu in Köln und dort gab es zuerst "Spielwaren Feldhaus" in der Schildergasse, die eine größere Rollenspielabteilung hatten.

Ich habe allerdings das Glück, dass ich zeitgleich auch längere Zeit (in den Schulferien) bei in einer befreundeten Familie in Parid verbringen durfte, wo ich durch viele Spiel- und Rollenspielläden (vor allem "Jeux Descartes") auch an internationales Rollenspielmaterial herankam und meinen Horizont erweitern durfte.

Neuwied selber hatte nie einen Rollenspielladen, aber ich kann mich entsinnen, dass eines der beiden Büchergeschäfte (Kehrein) im Rollenspielsektor ziemlich gut bestückt war.

Meine nächste größere Rollenspielphase hatte ich dann im Studium in Köln (ab 1994). Dort gab es damals neben Spielwaren Feldhaus noch einen tollen Laden am Rudolfplatz und einen später fast supermarktgroßen am Hansaring nur wenige Schritte vom Saturn entfernt. Zu Beginn des neuen Jahrtausends bröckelte der markt anscheinend und ich bin mir gar nicht sicher, ob es dieses Läden noch gibt.

Toll war auch ein ganz kleiner aber feiner Laden in Bonn (Nähe Bahnhof) und ein sehr gut sortierter (auch in den Mangabereich hinein) in der Oxfordstraße - ich könnte fast wetten, dass der noch existiert.


Mir derzeit am nächsten liegt der "Zeitgeist" in Koblenz, wie auch ein kleiner Comicladen mit Rollenspielabteilung nahe des Koblenzer Bahnhofes.
 
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In München gab und gibt es nur einen Spieleladen. Den Games-In. 4 x umgezogen und beständig größer geworden. Aber immer noch der gleiche Inhaber der Rollenspieler für Trottel :) hält und sich tierisch freut, wenn er uns mal wieder übers Ohr hauen kann. Ein echtes bayerische Schlitzohr der Karl-Heinz.
 
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Meine erste Rollenspiel-Shop-Erfahrung fand im Fantasy Forest in Mannheim statt. Und zwar als das noch ein kleines Lädchen irgendwo in der Nordstadt (also praktisch dem "Nirgendwo") war, wo sich Spieleboxen (damals war ja noch so einiges "verboxt") 2 Meter hoch freistehend im Laden türmten (und das was man wollte war natürlich immer zuunterst).

Irgendwann ist der Laden umgezogen. Mehr Ladenraum, saubere Regale, Randbereich Innenstadt - und irgendwie war es nie wieder das selbe. Wir sind dann bald abgewandert in einen "gemütlicheren" Laden und irgendwie blieb es auch egal wo ich hinkam so. Manche Rollenspielläden haben versucht sich zu "professionalisieren" und dabei ihren Charme verloren - da kann ich auch im Internet bestellen. Aber es gibt ja glücklicherweise noch Ausnahmen.
 
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Hmm... bewußt kann ich nur zu den 90ern was sagen. (Ort: Moers)

Spielwaren Wirts (seid jeher am Neumarkt) hatte eigentlich konstant immer irgendwelche DSA-Sachen im Angebot. (Das ist aber auch ein wirklich alteingesessener Laden, der sich durch die Jahre rettet und dabei alle Möglichen Trends mitmachte und besorgen konnte. Ich weiß noch, wie ich die auf "Mighty Max" gebracht hatte, kurz bevor der Rummel dann in Deutschland loßging.)

Interessanter währe jetzt eigentlich die Frage, wie das in der Entwicklung vom "Headquarter" war. Das ist eigentlich seid Anfang der 90er der Geek-Laden schlechtweg. Man kann das Ding eigentlich seid jeher ganz gut mit Tobrise beschreibung vom Spieltraum gleichsetzen. (Wir "Altkunden" spotten mittlerweile Regelmäßig mti Carsten über eventuell im Chaos verschüttete Kunden, die man mal mit Bergsteiger- und Höhlenforscherausrüstung suchen gehen sollte. Nur um so die Überreste oder dergleichen zu bergen.) Aber irgendwie kann ich mich gerade nicht so wirklich an ein eventuelles Rollenspielangebot erinnern. War Anfangs auch eher an den Comics interessiert und begann erst deutlich später bei ihm die RPG-Sachen dann zu erstehen. (GURPS in der einer der deutschen Übersetzungen, die bereits im Hardcover herausgebracht wurden. Und Star Wars D20 in der Revised Regelauflage hab ich von da.)

Aber hatte der Laden von Anfang an RPG-Kram? ... Keinen Schimmer!
 
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Lustig, Skar, dass Du die Sprechblase noch kennst. Scheinst ja auch ein älteres Semester zu sein.

War zu dieser Zeit auch in Münster und häufig in der Sprechblase. Das Teil war, wenn ich mich richtig erinnere, eigentlich nur der Ableger eines grösseren Ladens in Osnabrück. Der Inhaber, Pit, war so ein etwas schmächtiger Typ mit einem irgendwie vogelähnlichen, vermitzten Gesicht, der Selbstgedrehte im Dutzend verdrückte und der anfangs zwar etwas grummelig schien, sich aber nach mehrfachen Besuchen und Käufen als kenntnisreiches und lustiges Kerlchen entpuppte. Mit Rollenspielen hat der damals zwar vermutlich nicht sonderlich viel Asche verdient, aber trotzdem war er recht gut sortiert und informiert.

Grund für den Beitrag: da sich hier viele Münsteraner tummeln, wollte ich schnell auf einen neueren, gleichnamigen Laden hinweisen. Die Sprechblase gibt es nämlich wieder und man kann sich das Ding auch im Internet anschauen unter: MySpace.com - COMICCAFE SPRECHBLASE MÜNSTER - 35 - Weiblich - Muenster, DE - www.myspace.com/comicandcoffee

Ob es sich dabei um unseren Freund mit dem verschmitzten Vogelgesicht handelt und ob der noch immer Kreolen trägt und Selbstgedrehte raucht, weiss ich nicht. Trotzdem mag der Laden für die Münsteraner einen Besuch wert sein.

Back 2 topic: In Münster machte dann irgendwann noch ein Ableger eines Osnabrücker Ladens auf: der schon erwähnte Spiel(t)raum, geführt von zwei ebenfalls sympathischen (damals) Mittdreißigern. Dort war die Auswahl bereits größer, aber eine Rollenspielkultur gabs dort auch noch nicht im Laden. Das System der Zettelwirtschaft zum Suchen und Finden von Gruppen wurde aber dort gepflegt und wöchentlich gabs einen Spieleabend zum Kennenlernen der neuesten Brettspiele.

Erst Anfang/Mitte der Neunziger eröffnete in Münster auf der Steinfurter Strasse ein reiner Rollenspielladen, in dem viel gespielt wurde. Aber das habe ich schon nur noch am Rande mitbekommen.
 
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Das auf der Steinfurter war der Spiel - und Fantasy Club. Ich war da eine Weile Mitglied bevor die dicht gemacht haben. Die Clubmagazine waren zum Teil wirklich sehr witzig gemacht. :D

Aus der Belegschaft ist dann später das Gamers Domain hervorgegangen, was anfangs sogar ein ganz netter Laden war. Später fühlte man sich dann allerdings als Kunde irgendwie unerwünscht, man störte die Belegschaft ja beim Spielen. :rolleyes:
 
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Zur Sprechblase: Der Laden beherbergt außerdem den New Worlds Rollenspiel Shop. :opa:
 
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Aus der Belegschaft ist dann später das Gamers Domain hervorgegangen, was anfangs sogar ein ganz netter Laden war. Später fühlte man sich dann allerdings als Kunde irgendwie unerwünscht, man störte die Belegschaft ja beim Spielen. :rolleyes:

Stimmt. Daran erinnere ich mich auch, wenngleich ich nur noch selten in Münster war und noch seltener im Laden vorbeigeschaut habe. Der ehemalige Inhaber ist aber ein freundliches Kerlchen und arbeitet mittlerweile bei Pegasus.

Den New Worlds Rollenspielshop kenne ich ansonsten nicht. Schaue ich mir bei Gelegenheit gern an, wenn ich in Münster bin (vielleicht kurz über Weihnachten).
 
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New Worlds haben sonst ihren Sitz in Steinfurt und der gesuchte Shopkeeper des Spiel- und Fantasy Clubs bzw später Gamers Domain ist Matthias Heim.

Man verzeihe uns an dieser Stelle die Konzentrierung auf Münster, aber hier geht die Nostalgie einfach mit uns durch. Ich lese solche Geschichten auch gerne aus anderen Regionen.
 
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Wie hieß denn noch der Laden der kurzzeitig am Theater war? Und gabs da nicht noch einen in der Nähe des Ludgeri Kreisels? War zwar eher Comics, aber etwas RPG Kram hatte der da auch.
 
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Wie hieß denn noch der Laden der kurzzeitig am Theater war? Und gabs da nicht noch einen in der Nähe des Ludgeri Kreisels? War zwar eher Comics, aber etwas RPG Kram hatte der da auch.
Erster war das Elysium und zweiter die besagte Sprechblase (vom Kreisel aus Richtung Innenstadt und dann links die Straße rein).

Aber das wird an dieser Stelle doch etwas sehr speziell.
 
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Bei uns in Ulm gab es anfang der 90er 2 Spieleläden.
Das Morgenland und Imps Shop.
Wobei das Morgenland von irgendeinem Spieleentwickler für Holzspiele? übernommen wurde und seinen "Fantasy" Schlag rapide verloren hat. Inzwischen bekommt man da nur noch eine Hand voll RPGs (DSA, SR, Midgard & D&D) und massig Casual Games (Brett,Kartenspiele und die Obligatorischen "Mama bitte kaufen" Tradingvards).

Imps Shop war vorher in Senden, und zog anfang der 90er nach Ulm, ein Super Laden bei dem man eigentlich immer alles bekommt was man sucht. Egal wie exotisch es ist. :)

Ansonten waren noch anlaufstelle für RPG bis vor 6-7 Jahren:
Müller (Im Spielwarenbereich gab es Amigo AD&D Abenteuer & Boxen, sowie DSA 3 mit DSA 4 verschwand dann das sortiment langsam aber sicher)
Spielwaren Sindel zumindest bis etwa 2000, DSA 2-3 Sachen und OD&D Boxen und Abenteuer (also die Rote, blaue, Türkise und Schwarze) und Magic
Toys R Us bis etwa 1999 in Ulm Lehr: DSA Boxen, Mers Boxen und OD&D Abenteuer. (Haben dann etwa 1999 alles damals für ein paar Mark verkloppt, hab bei der Mersbox für 10DM und OD&D Abenteuer für 3DM gleich zugeschlagen, hätte da eigentlich die anderen 2 Mers Boxen und alle OD&D Abenteuer kaufen sollen. -.-)

Diverse kleinere Geschäfte die mit der Tradingcard Welle Magic in Deutschland auch ein paar DSA3 Sachen aufnahmen. Haben aber zum Millenium das meiste RPG Material wieder rausgenmmen und bieten auch nur noch selten Magic (dafür Yugioh und Pokemon) an.
 
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In Helmstedt gab es natürlich keine Rollenspielläden, ich hab erst bei FanFor, dann bei Imps Shop bestellt.

In Braunschweig und Hannover bin ich immer zu den Trivial Book Shops gerannt, beide hatten ne tolle Rollenspielabteilung.
 
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Kann das sein, das der Trivial Book Shop auch bei Ebay tätig ist? Kann mich dunkel erinnern von denen einige Midgard Abenteuer gekauft zu haben. Oder wars Space Gothic? Oder beides? Ich werd alt! ;(
 
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An den Trivial Book Shop in Hannover auf der Marienstraße erinnere ich mich auch noch. Das war zunächst ein riesiger, wahnsinnig unübersichtlicher Laden auf der linken Straßenseite (vom Aegi aus). Als ich da zum ersten Mal war, hat's mich fast erschlagen. Bücher, Comics, Rollenspiele, Tabletops, die hatten echt alles. Das war zwar chaotisch, aber die Mitarbeiter waren supernett.
Später sind die dann auf die andere Straßenseite umgezogen. Da war der Laden schon deutlich kleiner, aber immer noch genauso unübersichtlich und chaotisch.
Dann gab es noch einen zweiten Umzug, weg aus der unmittelbaren Innenstadt. Aber in dem neuen Ladenlokal lag der Schwerpunkt schon viel mehr auf Comics und Büchern. Spiele gab's da kaum noch. Und mittlerweile haben die ja wohl gar kein Ladenlokal mehr.
Spieltische sind mir allerdings in keiner der Phasen aufgefallen.
 
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Hannover war zur Geburtsstunde der deutschen Rollenspiele sehr gut aufgestellt. Es gab einige Verkaufsstellen, die auch sofort Rollenspiele führten: TBS, Comics am Raschplatz und Karstadt.

An erster Stelle muss natürlich das Urgestein Trivial Book Shop genannt werden - ein Second Hand-Romantausch-Comicshop, der sich im Lauf der Jahre zu einem "richtigen" Comicshop gemausert hat. Dort habe ich nur wenige Tage nach Erscheinen die rote D&D-Basis-Box gekauft. (Ich hatte eine blasse Ahnung, was mich erwarten würde, da die Spielbox, ein sehr gutes Brettspiel-Fachmagazin, das ich damals regelmäßig las, schon über die aus den USA "drohende" Welle an Fantasyspielen berichtet hatte.)
Der Laden war damals schon in der Marienstraße, aber ziemlich weit hinten unter den Arkaden. Ein Verkaufsraum mit Regalen an den Wänden und einem Regal in der Mitte, ziemlich eng und so verkramt, wie man es von einer Romantauschbörse erwarten konnte. (Auch wenn der Laden in seiner glorreichen Geschichte immer größer und bedeutsamer wurde, von diesem Image konnte er sich nie befreien.)
Später zog der Laden in ein anderes Lokal in der gleichen Straße, näher an die U-Bahnstation Aegidientorplatz heran. Hier bestand er aus drei großen Räumen, die die drei Themengebiete Comics, SF-/Fantasy-Romane und Rollenspiel/Merchandise-Schnickschnack abdeckten. Es war immer noch schummrig und verwinkelt und wegen der schlauchartigen Anordnung der Räume musste der Besucherstrom in genau dieser Reihenfolge durch die Abteilungen. Verkaufspersonal war nur im ersten und dritten Raum, weshalb man seine Taschen am Eingang abgeben musste.
Im ersten Stock (und Gerüchten zufolge auch im Keller) war ein gewaltiges Lager (Raiders of the Lost Ark-gewaltig, nur damit wir uns verstehen), in dem die gesamte deutsche und amerikanische Comic-Geschichte archiviert lag. In zigfacher Ausführung. Dieses Lager durfte von wissenden Kunden auch besucht und durchstöbert werden. Von hier wurde der Versandhandel bedient, denn der TBS war immer noch hauptsächlich ein Comic-Antiquariat mit Kunden in der ganzen Welt.
Mit dem Umzug habe ich auch zum ersten Mal Pedder wahrgenommen, der die Rollenspielabteilung betreute. Ein Hannoversches Original mit einem lauten und schrägen Humor, der bei den Stammkunden sehr gut ankam. (Um Pedder gab es geradezu einen Personenkult. Als er ca. 1990 den Hauptsaal der Hannoverschen Convention, EARTH, betrat, hat irgendjemand "Hey, da ist Pedder!" gerufen und der ganze Saal brach in plötzlichem Applaus und Standing Ovations aus.)
Im Rollenspieldrittel des Ladens gab es Ende der Achtziger/Anfang der Neunziger einen Spieltisch, an dem gezockt werden konnte. Im Sommer wurde der Tisch auf den Innenhof gestellt, der von dem Laden zur Hälfte umrahmt wurde. (Ich weiß nicht, was die Bewohner des Hauses dazu gesagt haben...)
Der TBS, wie er von seinen Fans liebevoll genannt wurde, vergrößerte sich im Zuge der Magic-Welle abermals und mietete zwei weitere Lokale auf der gegenüberliegenden Straßenseite, "Shop 2" und "Shop 3". Shop 3 war der Kartenladen. Shop 2 wurde während des Niederganges des TBS zum Hauptgeschäft, als in den späten Neunzigern die großen Räume aufgegeben werden mussten.
In seiner Blütezeit war der TBS exzellent sortiert. Dort gab es einfach alles, von Arduin Grimoire über Judges Guild bis zu den obskursten FGU-Titeln. Wargames, Puzzles, Würfel, Aliens-Modellbausätze. Der aktuelle Dragon stand beinahe hüfthoch als Stapelware mitten im Raum. Heute ist das kaum noch vorstellbar.
Seit dem Schließen der Ladenlokale (Anfang der 2000er herum, wer hat das genaue Datum?) wird das Geschäft als Versand- und eBay-Handel aus einem Lager am Rand von Hannover fortgesetzt. Pedder ist von der Bildfläche verschwunden. Der Verkäufer aus Shop 3 hat sich mit einem eigenen Karten- und Second-Hand-Comicladen (kein Rollenspielladen) selbstständig gemacht: Staubis Shop ist unweit der alten Wirkungsstätte in der Marienstraße (schräg gegenüber vom Henriettenstift).
Eine Zeitlang gab es einen Ableger in Braunschweig, der im Lauf der Jahre aber verkauft wurde (aber unter dem gleichen Namen weitermachte). Wann er geschlossen hat, weiß ich nicht.

Der große Konkurrent des TBS war Buch & Comic, ein Laden, der in Hannover eher als Comics am Raschplatz bekannt war. Ein großer und großzügig gestalteter, neonlichtdurchfluteter Laden in exzellenter Lage, direkt am Hinterausgang des Hauptbahnhofes. Auch hier begannen Rollenspiele nur als Begleitsortiment, denn das Augenmerk lag auf Comics und Graphic Novels, Artbooks, Cartoons und Genre-Literatur (SF, Fantasy, Krimi). Vor dem Laden gab es immer Schütten von Angebotstiteln, Postkarten, Kinoplakaten, Postern.
Wegen des freundlichen Personals war Comics am Raschplatz bald meine Hauptanlaufstelle für Rollenspielmaterial. Der TBS mag besser sortiert gewesen sein, aber die Präsentation gefiel mir besser (außerdem war die Comic-Abteilung übersichtlicher).
Als der TBS wuchs, konnte auch der Raschplatz nicht zurückstehen. Spieltische für Sammelkartenzocker und Warhammer-Zinn verlangten nach mehr Platz.
Ob an den Tischen im Comics am Raschplatz je Rollenspielrunden gespielt wurden, weiß ich nicht.
Der Laden hat im Zuge des abflauenden Spielemarktes und dem nicht enden wollenden Umbau des Hannoverschen Hauptbahnhofes und Raschplatzes ziemlich gelitten. Vor einigen Jahren (als der Raschplatz endgültig zur Baustelle wurde) ist der Laden in die Nähe des Steintors gezogen, in einen kleineren und engeren zweigeschossigen Laden (der mir aber zeigt, dass man mit dieser Beschränkung nicht zwangsläufig zum TBS-Kramladen werden muss - hier ist alles wohl sortiert). Bei Rollenspielen hat man sich auf die erfolgreichen Linien beschränkt.

In der Frühzeit der Rollenspiele konnte man nicht nur DSA bei Karstadt kaufen, sondern auch das amerikanische D&D. Im Hannoverschen Karstadt Sport- und Hobby-Haus hatte AD&D ein eigenes, ein Meter breites Display, auf dem die US-Ausgaben des PHB, DMG, MM und D&D-Boxen zu finden waren, dazu Module und die von TSR produzierten D&D-Zinnfiguren-Sets. Das endete vermutlich mit dem Ende der FSV-Lizenz.

Das waren die drei Läden, die von der ersten Sekunde an dabei waren.

Schon kurz nach dem Erscheinen von D&D, S&D, Sternengarde und DSA eröffnete 1985 am Schwarzen Bären ein Laden, der sich schlicht Der Spieleladen nannte; ein auf Brettspiele, Kinderspiele und Puzzles konzentrierter Laden, der ganz in dem Achtziger-Öko-Stil eingerichtet war. Ikea-Regale, zweieinhalb Spieltische und Teppich sollten eine wohnliche Atmosphäre suggerieren. Alle Spiele waren offen und konnten unter Anleitung des Inhabers probegespielt werden. Der Schwerpunkt lag nicht auf Ravensburger und MB (die man natürlich auch finden konnte), sondern auf den in Heimarbeit zusammengezimmerten alternativen Spielideen der Kleinverlage (wer erinnert sich nicht an die "Pizzaschachteln" von Kreml oder Igel ärgern?).
Zu dem Vollsortiment eines Spieleladens gehörten allerdings auch Importspiele (Avalon Hill, Victory Games) und über diese Schiene auch Rollenspiele. Da ich über den Umweg der Brettspiele (Spielbox-Artikel) zum Rollenspiel gekommen war, fühlte ich mich dort in der Tat bald zuhause. Wenige Monate nach Eröffnung war ich schon im Besitz eines Ladenschlüssels, um die samstäglichen Rollenspiel-Einführungsrunden abzuhalten. Da die Betreiber des Laden keinen Draht zu Rollenspielen hatten, betreute ich bald auch die Rollenspiel-Bestellungen. Fünf Jahre später hing ich meinen erlernten Beruf an den Nagel, um dort zu arbeiten, und habe wieder einige Jahre später zusammen mit einem anderen Stammkunden und Mitarbeiter den Laden ganz übernommen.
Der Laden zog in eine andere Lage (Lister Meile), wo er fünf Jahre lang mit einer erheblich höheren Miete zu kämpfen hatte (ohne im erhofften Maße von der Nähe zur Fußgängerzone zu profitieren) und letzten Endes doch aufgegeben wurde. Es gab einen kurzen Versuch, das Ladenkonzept in die Nordstadt (Uni-Nähe) zu transferieren (MondBuchstaben), aber die Zeit für Spieleläden im Stil der Achtziger war 2003 einfach vorbei gewesen. Die Verlage, auf denen die spezialisierten Spieleläden ihren Ruf begründeten (z.B. Hans im Glück, Frankh-Kosmos, Amigo), waren selbst groß geworden und in jedem Kaufhaus zu finden. Man musste nicht mehr kleine Fachgeschäfte aufsuchen, um gute Familienspiele zu kaufen, und mit dem Internet war auch die Beratung kein Mehrwert mehr.
Es gab zwar Spieltische, die während der Öffnungszeiten auch bespielt wurden, aber Rollenspiel fand dort nur am Samstag nach Ladenschluss statt. Der Hauptzweck der Tische war das Ausbreiten und Antesten der Brettspiele.

Der letzte verbliebene Rollenspielladen in Hannover ist das Fantasy-In am Aegidientorplatz. Die Gründung dieses Ladens in den Neunzigern war schon ein kleiner Skandal. Die Gründer haben nämlich zuvor im TBS gejobbt, und es war Pedder danach deutlich anzumerken, dass er diesen "Dolchstoß" nie verwunden hat. Der sinkende Stern des TBS ist eng mit dem Aufstieg des Fantasy-In verknüpft. Ich kann nur raten, was für Kundenwanderungen da stattgefunden haben müssen.
Das Fantasy-In hatte als einziger der Hannoverschen Läden kein "Hauptsortiment", mit dem die Rollenspiele (oder im weiteren Sinne Fantasyspiele, wenn man Warhammer und Magic mit dazu rechnet) quersubventioniert wurden. (Obwohl der Rollenspielumsatz des TBS sicherlich auch einen eigenständigen, entsprechend kleineren Laden getragen hätte.) Im Fantasy-In wurden Brettspiele and ein Drehständer mit Comics als Nebensortimente geführt.
Das Fantasy-In trat frech und frisch und jugendlich auf (im Gegensatz zu den bärtigen "alten Säcken" der anderen Läden), ließ sich in der ersten Ausgabe des im nahen Umfeld erscheinenden Envoyers feiern, setzte sofort auch auf Versandhandel (man hat ja vom TBS gelernt) und dürfte einer der ersten Rollenspiel-Internetshops gewesen sein.
Bei Eröffnung war der Laden einer der ersten Mieter eines neuen Einkaufszentrums am Ende der Lister Meile. Die Architektur und die Einrichtung waren atemberaubend und das frühe Fantasy-In bildet für mich bis heute noch das Ideal eines modernen, nicht-freakigen Spieleladens. (Als Angestellter des Spieleladens hat mir das damals natürlich einen Stich versetzt.)
Da das Einkaufszentrum nicht in Schwung kam (über die Hälfte der Ladenflächen waren nicht vermietbar), eröffnete das Fantasy-In bald ein Zweiggeschäft in der Innenstadt, in einer Einkaufspassage am Steintor. Hier wurden vor allem Warhammer & Co propagiert, es gab Geländeplatten und ein rudimentäres Rollenspielsortiment. Die Konzentration auf Warhammer rächte sich bald, denn als GW bemerkte, dass an diesem Standort viel verkauft wurde, eröffnete auf der anderen Straßenseite ein Games Workshop-Geschäft, das m.W. bis zum heutigen Tage existiert.
Die beiden Fantasy-In-Geschäfte verließen ihre Lokale und vereinigten sich in einem neuen Geschäft am Aegidientorplatz, womit sich der Kreis schließt und das Fantasy-In in jeder Hinsicht die Nachfolge des Trivial Book Shops angetreten hat.
Im Fantasy-In stellt Spieltische im Kellerraum zur Verfügung. Eine Zeitlang musste man Mitglied in einem ladeneigenen Club sein, um die Tische nutzen zu können. Ob das heute noch so ist, weiß ich nicht.

[Fortsetzung folgt...]
 
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