Rollenspiel in USA

AW: Rollenspiel in USA

Bücherwurm schrieb:
Nein, das ist schlichtweg unrichtig bzw. nicht anwendbar. Ein SL, der sich auf ein Spiel eingeschossen hat, wird soviel kaufen, wie es gibt - nur wenn Produkte auf utopische Preise angehoben würden, dann würde er nichts mehr kaufen.

Die Entscheidung, ein Rollenspiel zu kaufen hängt davon ab, ob der Nutzen des Spiels - nach Einschätzung des Käufers - größer oder kleiner ist als der Preis des Regelwerks. Diese Einschätzung ist natürlich subjektiv und nicht ganz rational.

Ein SL-Freak, der alles von seinem Spiel kauft, schätzt den Nutzen aus der Befriedigung seiner Sammelleidenschaft höher ein als den Preis. Also kauft er.

Ich persönliche leite auch ab und an und kaufe mir öfters ein Regelwerk, noch öfter entscheide ich mich aber gegen den Kauf weil der Preis meine Zahkungsbereitschft überwiegt.
 
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Bücherwurm schrieb:
Zum einen unterschätzt Du da etwas die Verlage und zum anderen widerspricht Dir da die Praxis.

1) Alle deutschen Verlage waren eine zeitlang ziemlich heiß darauf in Kaufhäusern zu sein, wenn da nicht die deutlich anderen Verhandlungs-, Zahlungs- und Bestellmodalitäten im Spielwarenhandel wären (daher auch der Boxenwahn bei manchen Verlagen).
Der Spielwarenhandel funktioniert (zumindest in Deutschland) über einige sehr mächtige Großhändler und die Riesenkaufhausketten - die aber alle wie Ludo denken, sprich: Was sich nicht lohnt, fliegt raus. Rate mal, an welchem Produkt man also wenig Interesse hat.

2) Rollenspiele sind im Vergleich zum Brettspiel XY relativ kompliziert (allein schon durch die Unterteilung in GRWs, Abenteuer und Quellenbände). Dieses Wissen bringt der durchschnittliche Kaufhausangestellte nicht mit - und große Lust sich das für eine Sache anzueignen, die sich eh nicht verkauft, besteht auch nicht. Der Kunde steht also erstmal alleine dar.

In Deutschland gibt es zwei Auswege hierzu:
a) der Buchhandel - Buchhändler setzen sich relativ intensiv mit ihren Produkten auseinander und dort sind Beratungen sehr üblich. Wenn man also die Buchhändler stärker einbinden würde, dann könnte man darüber was reißen.
b) Protorollenspiele - Spiele mit rollenspielerischen Anteilen (Rückkehr der Helden, Arkham Horror oder auch Munchkin) kann man in Kaufhäuser bringen (ist aber schwierig), aber selbst wenn das nicht klappt, so können sich doch Interessierte an Rollenspiele heranführen und ihnen den Einstieg erleichtern.

Bis dann, Bücherwurm

Meine Lösung hätte ja ein wenig anders ausgesehen: Als der HDR in die Kinos kam konnte man JEDEN Dreck verkaufen wenn nur ein Ring drauf war (ich weiß das, ein Bekannter hat sich mit Lesezeichen(!!!) doof verdient). Damals hätte man einfach mal folgendes Probieren können:

HDR Einsteigerbox in den Handel bringen - und - die Bravo oder die Screenfun oder die Gamestar oder whatever nehmen und in Zusammenarbeit mit denen als Beilage so ein Einsteigerheftchen drucken (wie für Cthulhu existent) mit nem tollen Preisausschreiben dran. Das hätte möglicherweise Interesse generiert und vielleicht hätte der ein oder andere das ja toll gefunden.

Da das HDR Spiel aber leider ein Griff ins Klo war und der Hype vorbei ist, bin ich mir nicht sicher ob sowas heute klappen würde... leider...
 
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Malkav schrieb:
OffTopic
Klar ist Geld da! In einem Land in dem eine halbe Million Menschen Bücher von Dieter Bohlen kauft kann gar nicht zuwenig Geld da sein!
Hm. Oder der Markt ist mit den kostenlosen "Live-Rollenspielen" wie "Deutschland sucht den Super-schlag-mich-tot" für den Mainstream so übersättigt, daß es die Nische "ernsthaftes" Rollenspiel (nach hiesigem Verständnis) einfach so erdrückt?

Bb, Stayka
 
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Also nur um von mir, der Zielgruppe zu berichten.

Ich bin damals mit zwölf Jahren (glogen vielleicht wars auch 14 oder 16) durch die Spielwarenabteilung gestrolcht, und plötzlich blieben die Augen an dieser Box kleben. Klar, ich jung, Fantasy Leser (also diese äußerst schlechten Hohlbein Massenproduktionsbücher) denke, cool da ist ein Zwerg drauf. Ziehe das Ding also aus em Regal und lese Abenteuer. Dann schaue ich auf den Preis und denke... boah 39,95 DM ganz schön teuer. (aber ganz schön billig wenn ich heute in den Freak Laden meines Vertrauens gehe.) Ich also nach Hause. Und dann kommt der Punkt wo ich gedacht habe, das muss ich haben: Ein Buch war nach 1200 Seiten zuende. Diese Box enthielt (in meinen Naiven träumen) unendlich viele Seiten. Also ne Woche später meine DSA 2 Box gekauft, nach Hause gefahren, durchgelesen, Kumpels angerufen, und festgestellt, alles scheiße.

Aber da waren ja die Pipen von 2 Monaten Taschengeld drin. Und wie das so ist, beschäftigt man sich dann doch weiter....

Im Endeffekt bin ich der einzige an dem die Leidenschaft kleben geblieben ist (habe aber bis heute nur diese Starterbox vion DSA), und alle meine Kumpels haben noch Uralte DSA Boxen. (die typische Clanbuchmentalität halt)

Ich musste aber auch feststellen, das viele Systeme nett sind, aber wenige gut, und nur sehr wenige mein Sammeltrieb fördern, da binn ich dann aber auch eher Kompromisslos, was den Erwerb von Werken angeht.

Alles über allem vermisse ich aber die tollen alten DSA Boxen, mit Würfeln, Farbkarten, Charakterbögen........ das würde auch in der Heutigen Zeit die Systeme weit mehr aufwerten.

Auch halte ich die Schiene den ganzen Kram, oder zumindestens die Starter"boxen", bei Buchhändlern reinzustellen für ne blendende Idee.
 
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Ludovico schrieb:
Anstatt also den konservativen RPGler, der mit seinem RPG für den Massenmarkt glücklich ist, zu kritisieren, sollte sich ein kluger Geschäftemacher vielleicht mal überlegen, wie er diesen konservativen RPGler von seinem Produkt überzeugen kann oder sich eine andere Zielgruppe suchen.
VtM hat das ja einst geschafft, indem man die Gothic-Szene für das Rollenspiel interessiert hat.
Allerdings gab es AFAIK seitdem keinen Erfolg mehr in diese Richtung - GoO hat mit BESM und den Anime-Fanguides nur bescheidenen Erfolg mit der Rekrutierung von Mangafans gehabt und ist hierzulande fast keinem Normalrollenspieler oder Otaku bekannt.
 
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GoO hat mit BESM und den Anime-Fanguides nur bescheidenen Erfolg mit der Rekrutierung von Mangafans gehabt
Ich bin da ja nun bei Leibe kein Experte, aber Exalted scheint sich in Übersee ja zu verkaufen wie geschnitten Brot (naja, im Verhältniss gesehen). Kann es sein, daß der Mangafansektor eher von diesem System abgegrast wird ?
 
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Bücherwurm schrieb:
Als Konsument erkennt aber nicht auf den ersten Blick, wenn ein Verlag schon lange zugemacht hat bzw. wie sich der Markt verändert hat. Desweiteren wage ich mal zu behaupten, daß die wenigsten Konsumenten erkennen können wann wieviele Produkte im Vergleich zu einem beliebigen anderen Zeitraum herauskommen.

Natürlich ist es für einen Konsumenten nicht möglich, genaue Zahlen vorzuweisen, wie viele Produkte in welchem Zeitraum rausgebracht wurden und vor allem in welchem Umfang die Käuferschicht gleichzeitig angewachsen ist (allerdings sollten die Verlage solche Zahlen vorweisen können). Aber man kann es abschätzen. Und es kommen immer noch neue RPGs raus, obwohl der Markt das Angebot nicht aufnehmen kann. Das mit den neuen RPGs kann man anhand von Läden wie Dragonworld sehen und daß der Markt das Angebot nicht abnehmen kann, man also einen Angebotüberhang hat, sieht man an der schlechten Stimmung und den miesen Absätzen auf dem RPG-Markt.

Tja, das hat bestimmt noch keiner versucht.

Zumindest nicht ernsthaft. Idealismus ist eine feine Sache und kann eine Menge wettmachen, aber nur innerhalb einer Firma. Man kann keine Marktpotentiale mit Idealismus erschließen. Dafür braucht es Know How.

Nein, das ist schlichtweg unrichtig bzw. nicht anwendbar. Ein SL, der sich auf ein Spiel eingeschossen hat, wird soviel kaufen, wie es gibt - nur wenn Produkte auf utopische Preise angehoben würden, dann würde er nichts mehr kaufen.

Ein SL ist auch nur ein Mensch mit einem festen Einkommen und mehr als einem Hobby. Was Du da beschreibst, ist der Nerd, der für's RPG lebt. Die Käufer haben sich aber gewandelt. Es gibt mehr Hobbies, und wenn man Cons als Querschnitt durch die Rollenspielszene nimmt, dann sind Kunden, wie Du sie beschreibst, die ihr ganzes Monatsgehalt für Rollenspielzeugs ausgeben, mittlerweile in der Minderheit.


Dann bestätigt sich meine Theorie, daß wirtschaftliches Denken in den Verlagen dringend benötigt wird und man eine anständige Absatzpolitik entwickeln sollte mit Instrumenten wie Target Costing.

Die ja bestimmt überhaupt keinen Idealismus haben.

Idealismus ist, wie ich bereits schrieb, gut. Aber alleine reicht es nicht. Es reicht auch nicht zu wissen, wie man ein gutes Produkt herstellt. Man muß wissen, wie man es an den Mann bringt und wie man günstiger als die anderen herstellen kann.

Ludo, wenn es darum gehen würde, Geld zu verdienen, dann würde so gut wie alle Verlage keine Rollenspiele mehr produzieren - denn das lohnt sich (insbesondere im Vergleich zu anderem) kaum bis gar nicht. Das kann wohl auch nicht Sinn und Zweck der Übung sein, ich zumindest würde das bedauern.

Dann dürfen sich die Verlage aber auch nicht wundern, wenn, wie es jetzt bereits absehbar ist, die Gesetze von Angebot und Nachfrage an ihre Tür klopfen und ihnen die Rechnung vorlegen.

Ich denke übrigens, daß das falsch ist. Es geht bei der kommerziellen Vermarktung von Rollenspielen um Geld.
Wenn es übrigens nicht darum gehen würde, Geld zu verdienen, dann hätten Steve Jackson und co. nie eine Firma gegründet, sondern wären jetzt bei der Forge.
Es war mal lukrativ und hat eine ganze Menge Geld abgeworfen oder abwerfen können. Das war noch in Zeiten, in denen es wenig Anbieter und wenig Produkte gab und der Markt selber noch im Wachsen war.

Jetzt aber ist es nicht mehr lukrativ, weil der Markt nicht mehr so stark wächst und immer noch mehr Anbieter und noch mehr Produkte auf dem Markt drängen. Derzeit kann man echt nur noch Idealismus als Grund anführen, ein Rollenspiel kommerziell zu vermarkten.
Aber wenn man so idealistisch ist, wieso es dann kommerziell vermarkten und nicht als kostenlose PDF rausbringen? Da trägt man kein Unternehmerrisiko und muß sich nicht mit Unternehmenspolitik rumärgern.
 
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Ludovico schrieb:
Viele Rollenspieler, die nicht gerade zu den reinen Konsumenten, wie sie von Hesha beschrieben wurden, gehören, kaufen meiner Ansicht nach aus verschiedenen Gründen: Sie können weiter mitreden (gerade, wenn es um eine neue Edition oder Quellenbuch geht), Themen werden ihnen vorgekaut, und sie müssen sich keinen Kopp dazu machen, sie erwerben ein weiteres Stück für ihre Sammlung.
Solche Rollenspieler habe ich innerhalb von knapp 10 Jahren RPG-Spiel fast ausschließlich kennengelernt.

O.K., ich habe jetzt nur die hälfte deiner Zeit an erfahrung auf dem Buckel, aber bei mir lief das ganze genau anders rum: Nur ein Bruchteil der mir bekannten Rollenspieler schaffen sich wirklich übermässig viel neues Material an, weil sie (ähnlich wie Malkav) bereits "ihren" Kram haben und damit glücklich sind. Shclicht und ergreifend nichts anderes antesten brauchen oder halt keine neuen Regeln lernen wollen, weil sie ja ihre Runde haben, die das gut funktionierende System ja auch weiterhin spielt. Leute wie ich, die da eine kleine Sammlung aufbauen, weil sie das Thema interessiert und sie verschiedene Interessensbereiche haben. (Ich für meinen Fall bin z.B. eigendlich eher SciFi-Interessiert, aber fand hier in Münster nur eine Runde mit Fantasy-System.) Deshalb will ich aber zumindest wissen, was sonst noch existiert. Allerdings bin ich mit dieser Meinung in meinem Bekanntenkreis tatsächlich ein exot.

Bücherwurm schrieb:
In Frankreich liegt der Fall ähnlich, nur daß es hier in den End-80ern eine echte Rollenspielerhatz gab (inklusive Exmatrikulation an den Unis), so daß das viele Leute das Hobby aufgegeben haben.

Hmm? Wie kam denn das zustande? Wirklich nur über den einen Fall von Selbstmord, den du erwähnt hast, oder ist da noch "mehr" im Spiel gewesen?
 
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Prinzipiell wäre ich schwer dafür, daß mehr Zugkräftige Rollenspiel-Lizenzen andereweitig vermarktet werden. Schließlich bietet jedes System, gleich wie gut oder schlecht man es finden mag, eine großartig ausgearbeitete Welt, die auch noch dafür gemacht wurde, daß man in ihr spielt / Geschichten erzählt. Warum also nicht zu jedem System ein Computerspiel oder sowas produzieren lassen? Zieht doch Leute ran.
Interessant könnte es werden, wenn man MMORPG und klassisches Rollenspiel mal andersherum mixt (D&D Online könnte das vormachen, so es gegen den Diesel der Onlinespiele - WoW - anstinken kann), und nicht plötzlich auch noch offline in Azeroth spielen will. Ist eben die Frage, wieviele Synergien dabei so für das gute, alte Rollenspiel entstehen können. Oder wieviel gutes altes Rollenspiel online möglich ist... (nicht viel IMO).
 
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Orakel schrieb:
O.K., ich habe jetzt nur die hälfte deiner Zeit an erfahrung auf dem Buckel, aber bei mir lief das ganze genau anders rum: Nur ein Bruchteil der mir bekannten Rollenspieler schaffen sich wirklich übermässig viel neues Material an, weil sie (ähnlich wie Malkav) bereits "ihren" Kram haben und damit glücklich sind. Shclicht und ergreifend nichts anderes antesten brauchen oder halt keine neuen Regeln lernen wollen, weil sie ja ihre Runde haben, die das gut funktionierende System ja auch weiterhin spielt. Leute wie ich, die da eine kleine Sammlung aufbauen, weil sie das Thema interessiert und sie verschiedene Interessensbereiche haben. (Ich für meinen Fall bin z.B. eigendlich eher SciFi-Interessiert, aber fand hier in Münster nur eine Runde mit Fantasy-System.) Deshalb will ich aber zumindest wissen, was sonst noch existiert. Allerdings bin ich mit dieser Meinung in meinem Bekanntenkreis tatsächlich ein exot.

Ich hätte vielleicht noch mehr differenzieren sollen. Ich meinte vor allem SL.
Was nun Leute angeht, die mit ihrem bestehenden System zufrieden sind, meinst Du, sie würden auch nicht neue Quellenbücher zu ihrem Lieblingssystem kaufen, unter der Annahme, daß es weiterhin gedruckt wird?
 
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Was nun Leute angeht, die mit ihrem bestehenden System zufrieden sind, meinst Du, sie würden auch nicht neue Quellenbücher zu ihrem Lieblingssystem kaufen, unter der Annahme, daß es weiterhin gedruckt wird?

Klar würden sie das. Nun eine Zusatzfrage: Wie viele RPG-Systeme spielst du nebeneinander ? Und für wieviele kaufst du folglich regelmäßig Bücher ?
 
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Waldviech schrieb:
Klar würden sie das. Nun eine Zusatzfrage: Wie viele RPG-Systeme spielst du nebeneinander ? Und für wieviele kaufst du folglich regelmäßig Bücher ?

Also ich spiele 3 nebeneinander und für 2 von denen kauf ich Bücher.

Was RPGs angeht, würde ich mir nicht so sehr die Frage stellen, ob die Leute nun Zusatzmaterial kaufen (denn das tun sie mit Sicherheit, wenn das RPG erstmal seine Käuferschicht gefunden hat. Ich denke, daß Rollenspieler sehr markentreu sind), sondern was einen Rollenspieler nun dazu bewegen kann, mein RPG jetzt auch noch zu kaufen und dafür vielleicht sogar ein von ihm favorisiertes System nicht mehr zu spielen.

Im Endeffekt, würde ich ein Rollenspiel rausbringen wollen, müßte ich mich fragen, wie ich die Masse an D20- und DSA-, SR- und Vampire-Spielern oder zumindest signifikante Teile dazu bringe, mein RPG zu kaufen.
Die paar Leute, die Nischenprodukte bevorzugen, würden mich nicht so sehr interessieren.

Tja... das ist wohl auch der Grund, weshalb ich nicht so blöd bin, kommerziell ein RPG rauszubringen. Ich versteh die Leute nicht, die so masochistisch veranlagt sind, daß sie auf einem Markt versuchen, Geld zu machen, auf dem das Risiko des Scheiterns verdammt hoch und die Rendite gering ist. Da bastel ich lieber ein PDF und stell es online.
 
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