Rezension Kreaturen & Monster [B!-Rezi]

Shadom

Brony
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Kreaturen & Monster


Rolemaster Quellenband [B!-Rezi]


Mal wieder von Außen nach Innen:
Stabiles Hardcover, diesmal sogar zwei Lesebändchen. Selbst die kleinen Illustrationsproblemchen, die ich mit dem GRW hatte sind ausgeräumt. Durchgehend gut eingebundene stimmige Skizzen und düster wirkende Bilder (zwar typisch für "erwachsene Fantasy" Bestiarien aber wohl nur weil sie einfach gut aussehen). Es wurde zwar auch nicht an Illustrationen von barbusigen weiblichen Humanoiden gespart, aber nicht bis zu dem Maß an dem es seltsam wird.

Das Layout ist zweispaltig gut lesbar, der Hintergrund angenehm und nicht penetrant. Dass das Inhaltsverzeichnis und der Index phänomenal sind, braucht man schon fast gar nicht mehr erwähnen. Optisch und handwerklich also aber auch gar nichts zu meckern.
Das hohe Niveau der 13Mann Ausgabe setzt sich schlicht fort und steigert sich weiter!

Gehen wir dann also den Inhalt an. Die Leute von RM haben sich hier wirklich bemüht neben den typischen und den exotischen auch noch einige eigene Kreaturen einzuarbeiten. Das ein oder andere wirkt dabei zwar unabsichtlich(?) komisch*, aber seien wir ehrlich, dass trifft auf die Hälfte der D&D Monster und objektiv gesehen der echten mythologischen Wesen zu. Wenn man das Schmunzeln erst einmal hinter sich hat sind gerade manche von den scheinbar lächerlichen Ideen interessant. Gewöhnungssache halt.

Mein größter Kritikpunkt ist hier eher, dass es zu viele Details sind. Auf manche Abarten hätte man vermutlich verzichten können (ich selbst brauche zum Beispiel keine 11 Drachen, die sich fast ausschließlich durch Vorsilben wie Feuer, See, Licht usw. unterscheiden) und die vielen Mischwesen hätte man auch durch einen etwas besser ausgearbeiteten Baukasten ersetzen können.

Allerdings wirkt der ganze Aufbau auch weniger wie ein Nachschlagewerk, wie die meisten Bestiarien, sondern mehr wie eine Inspirationsquelle, die nicht nur Aussehen und Werte, sondern auch gerade Lebensweise und Umgebung der Kreaturen betrifft. In dieser Hinsicht machen auch die vielen Mischwesen und beispielsweise Drachenarten wieder mehr Sinn.

Was mein Herz wirklich höher schlagen ließ, fand sich fast ganz am Ende:
Eine Unzahl an Begegnungstabellen nach verschiedensten Kriterien wie Stärke, Umgebung, Klima und und und... aufgeschlüsselt. Wie oft schon wollte man eine kleine Tierbegegnung einfädeln und einem viel nichts besseres ein, als das Wolfsrudel oder ein paar Bären? Damit ist es jetzt aus! Für jede Situation gibt es hier eine passende Tabelle, die auf Wesen und Tiere aus dem Buch verweist. Genial! Normalerweise stehe ich ja nicht so auf Begegnungstabellen weil sie eben oft unlogische Ergebnisse liefern. DAS Problem hat man hier wirklich nicht mehr.

Umso mehr wundert es mich aber, dass an anderer Stelle genau diese schönen Einordnungen nur kryptisch zu lesen sind. Jeder Kreatureneintrag hat eine störende Zeile, die mühsam zu entschlüsseln ist, um die eigentlich recht wichtige Information über die typische Umgebung des Wesens herauszufinden.

Beispiel:
Nashorn:hmnsw-(-),FQ,(-)DJHP-3
Übersetzt bedeutet das, dass ein Nashorn in den Klimazonen heiß/feucht, warm/feucht, heiß/mittel, warm/trocken und warm/feucht in absteigender Wahrscheinlichkeit auftaucht und nur in der Nähe von Süßwasserküsten oder Oasen sowie anderen, isolierten Wasserplätzen anzutreffen ist. Es bevorzugt Vegetation wie Laub/Mischwald, Dschungel bzw. Regenwald oder Ebenen sowie Grasland. Wenn alle diese Voraussetzungen erfüllt sind, ist es dafür aber leicht zu finden. Konnte man doch direkt sehen oder? Nein? Ehrlich gesagt war das nichtmal alles. Was das ominöse H bedeutet weiß ich bis heute nicht.
Allerdings ist das Meckern auf hohem Niveau, denn es ist immerhin nur eine Zeile und nach dem 5. Mal kann man es fast schon auswendig lesen. Übt sich also bis auf kleine Aussetzer (WAS BEDEUTET DAS H?!?!) ziemlich schnell.

Fazit: Für einen kreativen Kopf lohnt sich vielleicht die Unzahl der Kreaturen nicht, gerade wenn man nur Wert auf den Coolness-Faktor legt und auf ein stimmige Lebensweise keine Rücksicht nimmt. Für jemanden, der jedoch öfter mal bei einem Gegner ins Detail gehen können will oder hin und wieder mal eine kreative Durststrecke hat, ist das Buch eine Goldgrube. Selbst der ersten Kategorie würde ich jedoch stark zu diesem Quellenband raten und sei es nur wegen den genialen Begegnungstabellen im Anhang!

*Ihr wollt ein paar Beispiele? Na gut wie wärs mit denen hier:
Rumtifusel: ein lebendiger Pelzmantel, der neugierige Passanten durch seine Saugporen verschlingt
Pantherhai: Jap, im Endeffekt ein landlebender behaarter Hai mit Beinen und Krallen eines Panthers.
Abraxas: Kopf eines Huhns, Oberkörper eines Menschen und die Beine einer Schlange (kann mir das mit den Beinen jemand erklären?)
Springer: Kopf eines Frosches, Körper einer Katze
Außerdem waren die Schreiber wohl Nagetiernarren. Allen voran das Kaninchen: Hasilope, Ganinchen, Killer-Kaninchen (na gut das ist ja auch Pflicht) und der Al-Mi’raj sind alles "Monster", die auf dem gemeinen Löffelträger basieren. Achja, das normale Kaninchen hat natürlich auch noch einen eigenen Eintrag!Den Artikel im Blog lesen
 
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