Löwenclub Ist der 'gemeine' Rollenspieler in der Minderzahl?

Dies Thema ist aus dem ehemalien Löwnclub veröffentlicht worden.
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Spieler, die mit DSA angefangen haben und lange Zeit nur DSA als einziges System kennen gelernt haben, sind durch die überreichliche Verfügbarkeit und Fannähe von DSA damals (in Kaufhäusern plus reichlichem Produktausstoß, Spielerbindung von Redaktionsseite mit der DSA-Zeitung, Unterstützung von Fan-Autoren usw.) sicherlich mehr an DSA gebunden worden als Spieler, die bereits vorher mit D&D in Kontakt gekommen sind, als es noch auf englisch war.
Diese D&D Spieler der ersteren Stunde sind meinen Beobachtungen nach offener für andere Systeme, als z.B. ein 14jähriger, der DSA zu Weihnachten geschenkt bekam, und dann niemals mehr den Blick über den Tellerrand machte, weil ihm sein System DSA eben lückenlos alles bot.

Sogar als später D&D auf deutsch erhältlich war, war der D&D Spieler IMHO offener als anderes, weil D&D niemals in den deutschen Landen eine so frühe vernetzte Kundenbindungspolitik betrieb wie DSA.

Das hat aber nichts mit DnD zu tun. Grundsätzlich sind die meisten Leute die mit etwas anderem als DSA angefangen haben offener für Neues. Aber nicht jeder der nicht mit DSA angefangen hat, hat mit DnD angefangen. Und auch bei Leuten die später eingestiegen sind, als der RPG-Markt bereits ein Dutzend prominente Produkte zu beiten hatte, läst sich die DSA-Monokultur beobachten. Dsewegen verstehe ich Deinen Bezug zu DnD nicht wirklich.
 
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Irgendwie erklärt dies immer noch nicht die Aussage, daß man nur zwei Alternativen hatte - frühe Geburt oder D&D. Komischerweise hat es bei vielen der mir sehr sympathischen Rollenspielern nämlich auch nicht mit DSA angefangen, obwohl sie nicht in das Schema passen.
 
AW: Ist der 'gemeine' Rollenspieler in der Minderzahl?

Irgendwie erklärt dies immer noch nicht die Aussage, daß man nur zwei Alternativen hatte - frühe Geburt oder D&D. Komischerweise hat es bei vielen der mir sehr sympathischen Rollenspielern nämlich auch nicht mit DSA angefangen, obwohl sie nicht in das Schema passen.

In den frühen 1980er Jahren habe ich eigentlich nur die beiden System DSA und D&D wahrgenommen.
Sicher, es gab mehr, aber als Durchschnittsjugendlicher fielen da nur die beiden Systeme auf.
Aber das wird auch auf das Umfeld ankommen. Studentenkreise in Großstädten oder die ganz ersten Rollenspielshops hatten sicher mehr im Sortiment, aber ich denke, das war weit ab von der Verbreitung von DSA und D&D.
Oder täuscht mich da meine Erinnerung?
 
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Es ist klar, dass sich in einem Bereich Spitzenkandidaten herausbilden. Das ist in fast jeder Branche so.

Ihren pseudo-Monopolstatus erhalten sie dadurch, dass nur noch diese Systeme unterstützt werden. Ähnlich der Alternativen Microsoft, Apple und Linux. Während andere Betriebssysteme nicht mehr wahrgenommen werden, stehen diese der breiten Masse im Wissensstand zur Verfügung.

Ähnliches sehe ich bei DSA und D&D. Da das Tischrollenspiel - gerade in unserer Informationsgesellschaft - eine Nischenbranche stellt, fallen nach den Spitzenreitern darunter die anderen Systeme vollkommen unter den Tisch.
Zur Frage des gemeinen Rollenspielers muss ich jedoch sagen, dass ich niemanden kenne, der sich als Spieler eines bestimmten Systems bezeichnet. Ich höre immer nur "Ich bin Rollenspieler" und anschließend "Welche Systeme kennst du schon?" Was mir bedeutet, dass grundsätzlich eine Offenheit unter Rollenspielern besteht.

Die Rollenspieltheoretischen Ansätze kann man, meiner Meinung nach, durchaus auf alle Systeme erweitern, so lange man die spezifischen Besonderheiten beachtet. Beispielsweise die Benutzung oder nicht Benutzung der Distanzklassen in DSA entgegen dem schnelleren Kampfsystem in D&D.
Allgemeine Regeln für Stimmung, Meister-Spieler-Interaktion, Weltdarstellung und das Charakterplay sind möglich. Im Speziellen kann dann über Regeln diskutiert werden, denn die sind m.E. der Hauptunterschied, der sich zeigt.
 
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Ich habe in der Zeit vor DSA mit Rollenspielen angefangen.

Und zwar mit Gamma World. Und mit Traveller. Und mit D&D. - Das waren die drei "Einsteigerspiele", die ich binnen weniger Wochen in parallelen Runden als Einstieg in das Rollenspielhobby zu spielen begonnen hatte. - Bald darauf kam noch Midgard 1, Abenteuer in Magira, Star Frontiers und Universe hinzu. (Ja, wir hatten in der Anfangszeit unserer Rollenspielbegeisterung unsere schon länger vorhandene Begeisterung für Sci-Fi-Themen auch in unseren Rollenspielen wiedergefunden. Daher der Schwerpunkt auf Sci-Fi und weniger auf Fantasy.)

Dann kam noch Call of Cthulhu dazu.

Das war alles VOR einer deutschen D&D-Ausgabe oder vor dem verglichen mit den Spielen, die wir bis dahin kannten, "kinderspielartigen" DSA 1.

Rollenspieler hatten auch vor 30 Jahren hierzulande VIEL MEHR Auswahl als nur D&D. - Und wenn man bedenkt, daß Ende der 70er/Anfang der 80er Jahre so ziemlich JEDER deutsche Taschenbuchverlag eine Fülle an Science-Fiction-Literatur im Programm hatte, daß PR für VERDAMMT VIELE deutsche Jugendliche eine "Einstiegsdroge" in Sci-Fi-Themen war, dann dürfte es nicht wundern, daß Spiele wie Traveller oder Star Frontiers oder Universe ganz gut ankamen.

Gerade Traveller war DER RENNER, weil man hiermit so unglaublich und unerschöpflich viele Sci-Fi-Settings erschließen konnte. Ich hatte z.B. in C.J.Cherryhs Union-Allianz-Universum gespielt, ein Kumpel von mir in Bulmers Novamann-Setting, und von Bladerunner über Western bis hin zum Galaktischen Dandy war Traveller IMMER eine geeignete Rollenspielbasis.

Fantasy kam erst nach und nach stärker in den Taschenbuchprogrammen auf. - Fantasy spielte ich auch deshalb nicht so oft, weil ich ja von den CoSims herkam, die eher historische und (GENIALE!) Sci-Fi Kriegsthemen behandelten (die Traveller-CoSims sind da auch nicht schlecht). Fantasy kam eher am Rande vor (auch wenn wir ewig oft und ewig lang das tolle "War of the Rings" von SPI gespielt hatten - das war schon grenzwertig zum Rollenspiel finde ich im Rückblick).

Eines gab es jedenfalls zur Zeit der Anfänge des Rollenspielhobbys in Deutschland NICHT: eine MONOKULTUR!

Die Versorgungswege für Würfel, Zinnminiaturen und Spiele waren etwas umständlich. Aber stand man erst einmal in einem Spieleladen oder hatte man einen der begehrten Kataloge in den Fingern, dann war eines klar: es gibt VIEL MEHR ROLLENSPIELE als man je wirklich spielen können wird. - Das war 1979/80. - Zu einer Zeit, als man in KEINEM normalen Spieleladen irgendwas für das Rollenspiel- (oder CoSim-)Hobby finden konnte.

Ich bin von England-Klassenfahrten mit CoSim-Boxen VOLLBEPACKT zurückgekommen. Ein paar Rollenspiele waren auch dabei.

Die Vor-DSA-Monokultur-Zeit war eine Zeit, in welcher Rollenspieler GANZ SELBSTVERSTÄNDLICH für unterschiedliche Genres und Settings die Spiele gewechselt hatten. Es gab ja so viele verschiedene, mit unterschiedlichen Schwerpunkten, daß man NIE auf die Idee eines "einzigen, auf ewig seligmachenden" Fantasy-Rollenspiels gekommen wäre.
 
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Ich denke aber schon, dass die Beobachtung absolut gültig ist, dass der deutsche Teenager der Jahre 1983 bis 1989 fast ausschließlich durch D&D und DSA sozialisiert worden ist. Zwischen diesen beiden Fanlagern gab es auch eine Art Amiga vs. Atari ST-Verhältnis - es gab entweder schwarz oder weiß.

Dass ein paar minimal ältere Spieler CoSims oder eventuell Midgard gespielt haben, hat man damals wirklich kaum wahrgenommen, wenn man nicht in einer der Rollenspielhochburgen lebte.
Ich weiß noch, dass meine seltenen Ausflüge nach Köln und in die dortigen Läden (und ja - sogar Spielwaren Feldhaus hat mich beeindruckt) ein Ausflug in die große Rollenspielwelt waren, denn unsere Kaufhäuser haen wirklich nur D&D und DSA, wobei ich Ende 1984 als die Zeit ansehen würde, in der DSA die "Vormacht" vor D&D gewann - rein subjektiv betrachtet an Menge an Material, das in den Regalen lag und stand.

Etwa für den von mir angegebenen Zeitraum würde ich diese D&D oder DSA-These schon unterschreiben wollen.
 
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Ich denke aber schon, dass die Beobachtung absolut gültig ist, dass der deutsche Teenager der Jahre 1983 bis 1989 fast ausschließlich durch D&D und DSA sozialisiert worden ist.
Selbst wenn das als richtig unterstellt, frage ich mich immer noch, was dies daran ändern soll, daß u.a. DSA-Spieler speziell sind?
 
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Ich glaube, dass das verharren vieler Spieler bei ein und dem selben System damit zu tun hat, dass es Aufwand bedeutet sich mit einem neuen System auseinander zu setzen. Neue Welt, neue Regeln, neue Ausrüstung, andere Charaktere, andere Moralvorstellungen...
Wer sich immer in einem System bewegt kennt sich da halt aus.
Zudem kenne ich mehrere Rollenspieler die auf bestimmte Genres festgelegt sind. Sie reizt z.B. nur eine klassische Fantasywelt, alles andere fällt raus, dann kann man auch bei DSA bleiben, wenn man halt einmal die Regeln etc.kennt.

Fazit: Ich vermute Ein-System-Spieler sind oft einfach faul. (nicht als Vorwurf gemeint, ist schließlich "nur" ein Hobby)
 
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Vielleicht ist es auch einfach Markenbewusstsein. Wieso sollte ich *zensiert* spielen, wenn ich DSA spielen kann. ;)
 
AW: Ist der 'gemeine' Rollenspieler in der Minderzahl?

Nach meinen Kontakten mir einigen Shadowrun Spielern würde ich diese als ebenso "speziell" bezeichnen wie DSAler.

Einer der Gründe für die DSA Monokultur war in Deutschland sicher auch die finanzielle Einstiegshürde. Bei mir war es jedenfalls so, dass der Ladenbesitzer mir zu DSA geraten hat weil ich dort viel weniger Geld ausgeben musste um anzufangen. Bei AD&D, was ich vom PC her ja kannte, wäre mehr Geld fällig gewessen für Spielerhandbuch, Spielleiterhandbuch, Monsterhandbuch + Weltenbox.
 
AW: Ist der 'gemeine' Rollenspieler in der Minderzahl?

Die Diskussion um DSA und D&D oder ob es genügend unterschiedliche Systeme in der Vergangenheit gab, sollte vielleicht in einem eigenen Thread diskutiert werden (Bedarf scheint ja zu bestehen).

Back to topic:
Wenn ein einzelnes Spiel aus einem Genre den Großteil der Freizeit des Spielers einnimmt, nenne ich es Hobby. Das heißt, wird der Spieler nach seiner Freizeitaktivität gefragt, antwortet er nicht mit dem Genre ("MMORPG") sondern mit dem Markennamen ("World of Warcraft"). Damit ein Spiel zum Hobby wird, müssen einige Prozesse beachtet werden. Man fasst sie unter dem Begriff Metagame zusammen. Diese können im Laufe einer Marke eher natürlich entstehen, oder der Entwickler/Verlag plant sie frühzeitig voraus und integriert sie in die Spielmechanik. Ähnlich, wie chinesische Game Designer von Free2Play-Games immer ein Auge auf die Integration des Geldrücklaufs haben.

Die kritischen Punkte des Metagame sind:

  • Was bringt der Spieler in das Spiel ein?
  • Was nimmt der Spieler aus dem Spiel heraus?
  • Was geschieht zwischen den Spielen?
  • Was geschieht während dem Spiel?

Die wenigsten Publisher/Verlage verstehen es, diese Punkte zu steuern. Richard Garfield prägte dazu den Begriff der Downtime Activity: Welche Möglichkeiten hat der Spieler sich mit seinem Lieblingsspiel zu beschäftigen, wenn er es gerade nicht spielt? (Hinweis: World of Warcraft -> BlizzCon)

Das Thema ist recht umfangreich und würde den Rahmen hier sprengen. Wer mehr über solche Prozesse wissen möchte, kann unter LudusMechanicus.com einiges dazu einsehen. Das Thema Metagaming ist jedoch so etwas wie die Königsdisziplin im Game Design und ich werde es daher wohl erst umfassend im nächsten Semester behandeln.
 
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Schöner Beitrag!

Krozz schrieb:
Richard Garfield prägte dazu den Begriff der Downtime Activity
Hast du dazu einen Link?

Das heißt, wird der Spieler nach seiner Freizeitaktivität gefragt, antwortet er nicht mit dem Genre ("MMORPG") sondern mit dem Markennamen ("World of Warcraft").
Meine Frau sagt heute noch ich wäre am "DSA spielen", wenn ich irgendeine Spielrunde hab. ;)
 
AW: Ist der 'gemeine' Rollenspieler in der Minderzahl?

Ich hatte dieses Metagaming durchaus im Blick hab es aber eher mit "Community zum Spiel" oder "Identifikation mit dem Spiel" tituliert (und darauf reduziert).

Gefällt mir, wobei ich hier eins stark gekürzte Betrachtung vermute. Beziehungsweise bin ich mit manchen Betrachtungen dort nicht ganz einverstanden. :)

Jedenfalls denke ich, dass das Metagaming in seiner Stärke stark abnimmt, wenn es um "Wenigspieler" geht.
Und Bestenlisten können auch schnell als Einstiegshürden fungieren. - Ligen mögen das wieder ein wenig rausreißen.
Zudem kann Spielen auch nur als Mittel zum Zweck (das Kind muss einen Namen haben) eingesetzt werden, um anderweitige soziale Kontakte zu pflegen. Sei es die monatliche Lästerrunde einer Frauenclique oder das Besäufnis unter echten Kerlen. :D
Insgesamt bleibt mir der Wenigspieler oder Gelegenheitsspieler recht wenig betrachtet.

Btw:
Gibt es vielleicht bei WoW eine unmittelbare Verbindung von der Internetcommunity zum Game? Sprich mit Leistung X in der Community erhalte ich Belohnung Y ingame?
 
AW: Ist der 'gemeine' Rollenspieler in der Minderzahl?

Hallo zusammen.

Ich möchte generell die These unterstützen, das viele Spieler die mit DSA angefangen haben... seltsam sind. Dazu habe ich auch zwei Belege die, rein subjektiv, aber für mich sehr prägend waren/ sind.

1. Immer mal wieder wenn ich jemandem zum ersten Mal von meinem Hobby erzähle, kommt ein Satz zurück der dem Sinn nach ungefähr so klingt: "Ach... das blaue Auge und sowas... ne schwarze Auge?"

So in etwa, als Frage und mit einem zweifelnden Unterton.
Was hat das mit den DSA- Spielern an sich zu tun, fragt man jetzt sicherlich und vollkommen zurecht:
Auf eine genauere Nachfrage, woher sie denn die Bezeichnung des Systems kennen, kommt dann meistens noch hinterher, das sie einen Freund haben der das auch macht und immer nur so nennt.

2. Immer mal wieder wenn ich jemanden nach seine Hobbys Frage, bekomme ich zu hören. "Rollenspiel. Habe ich auch mal gemacht. Aber nur DSA." oder "Rollenspiel, ja mache ich. Aber nur DSA."

Vielleicht treibe ich mich einfach in den "falschen" Kreisen herum, aber ich glaube es nicht.

Allerdings um das ganze abzuschließen kann ich noch sagen. Ich habe selbst damals mit DSA angefangen und war immer recht aufgeschlossen gegenüber anderen Systemen. DSA ist nicht mal mein Lieblingssystem.

Just my 2 Cent
mfg
Corven
 
AW: Ist der 'gemeine' Rollenspieler in der Minderzahl?

Ich möchte generell die These unterstützen, das viele Spieler die mit DSA angefangen haben... seltsam sind. Dazu habe ich auch zwei Belege die, rein subjektiv, aber für mich sehr prägend waren/ sind.
Wenn mich nicht alles täuscht, stammt seltsam irgendwie von selten ab. DSA-Spieler sind vieles, aber nicht selten. DSA ist in Deutschland nach Verkaufszahlen und damit wahrscheinlich auch nach Spielerzahl die Rollenspielnorm. ;)
 
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Ich möchte generell die These unterstützen, das viele Spieler die mit DSA angefangen haben... auffällig anders sind. Dazu habe ich auch zwei Belege die, rein subjektiv, aber für mich sehr prägend waren/ sind.

:D
Habs mal ein wenig geändert.
 
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