Rezension Erstschlag (HALO #3)

Nepharite

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EricNylund - HALO Band 3: Erstschlag


[User-Rezi] von Nepharite


Nach dem Kampf um HALO treibt John-117, der Master Chief der Spartaner, in einem kleinen Raumschiff durch das Trümmerfeld des vernichteten Artefaktes, begleitet nur von der Künstlichen Intelligenz Cortana, unfähig, in dem nicht-slipstreamfähigen Schiff die Erde jemals zu erreichen. Seine Mission, Allianz-Technik zur Erde zu schaffen, scheint daher gescheitert, als er zufällig auf ein noch leidlich intaktes Schiff der UNSC-Streitkräfte trifft. Gemeinsam schaffen es die wenigen überlebenden Menschen, ein Allianz-Flaggschiff zu kapern. Damit stellt sich die Frage nach dem nächsten Schritt. Sie beschließen, erst nach Reach zurückzukehren, um dort die Lage zu sondieren, und dann von dort aus zur Erde zu fliegen.

Auf Reach finden sie weitere Überlebende des Allianz-Massakers -einige Spartaner und eine Handvoll anderer Menschen, unter anderem Doktor Halsey-, die der Vernichtung durch die Allianz nur deshalb entgingen, weil diese, ihren Gepflogenheiten zum Trotz, den Planeten nicht mit ihren Energiewaffen in eine tote, verglaste Welt verwandelt, sondern stattdessen Landungstruppen sandte. Der Grund hierfür befindet sich tief unter den Gebäuden der Untergrundbasis des UNSC-Geheimdienstes, in die sich die Menschen flüchten konnten: außerirdische Technologie, verborgen in uralten Stollen und Minen, zurückgelassen von den "Göttern" der Aliens.

Dank des zögerlichen Verhaltens der Allianz gelingt den Menschen gemeinsam die Flucht vom Planeten, im Gepäck ein geheimnisvolles Stück außerirdischer Technologie, ein Kristall, welcher in der Lage ist, die Reise durch den Slipstream deutlich zu beschleunigen, wobei er allerdings eine für den menschlichen Metabolismus tödliche Strahlung aussendet. Und sie stehen vor einem weiteren Problem: die Allianz hat mittlerweile die Position der Erde herausgefunden und eine riesige Armada in Bewegung gesetzt, um die Heimatwelt der Menschheit zu vernichten.

Etwas irritierend ist, falls man die beiden ersten Bände gelesen hat, die Teilung des Romans in zwei Haupt-Handlungsbögen, welche sich zunächst auf unterschiedliche Zeitindices -unmittelbar nach dem Fall von Reach (30. August 2552; Band 1: Die Schlacht um Reach) und nach der Zerstörung HALOs (22. September 2552; Band 2: Die Invasion)- beziehen und die erst später zusammengeführt werden. Denn nach dem ersten Band konnte der Leser annehmen, dass der Reach-Arc abgeschlossen sei, und muss nun erkennen, dass den Fall von Reach eine kleine Schar Menschen überlebt hat und der übermächtigen Allianz weiterhin erbittert Widerstand leistet.

Wie schon in seinem ersten HALO-Roman gelingt es Nylund mühelos, ein lebendiges und fesselndes Schlachtengemälde zu entwerfen; und wieder kommt er dabei ohne übertriebene Brutalität aus -sofern man Angesichts des Szenarios überhaupt davon sprechen kann. Seine Charaktere gewinnen nunmehr an Tiefe, zwar langsam, aber dennoch stetig. So sind der Master Chief und die anderen Spartaner bemüht, ihre Handlungen zu reflektieren, lassen Freundschaft -zögerlich- dort zu, wo vorher Kameradschaft ihre Haltung bestimmte, wandeln sich von Quasi-Maschinen zu Fast-Menschen. Doktor Halsey distanziert sich zunehmend emotional und aktiv von ihrem menschenverachtenden Spartaner-Projekt -mit welchen Konsequenzen wird sich hoffentlich in den nächsten Bänden zeigen- und die KI Cortana erhält endlich die Aufmerksamkeit, die die Autoren ihr bisher verweigerten, so dass sie mit all ihren Stärken und Schwächen neben John-117 zum stärksten Protagonisten dieses Action-Spektakels wird.

Ein kleiner Makel trübt allerdings den positiven Gesamteindruck: auch bei Nylund erweist sich die Allianz diesmal nicht als würdiger und furchtbarer Gegner, wobei der Fairness halber gesagt werden muss, dass sie dennoch sehr viel besser abschneidet als im unsäglichen zweiten Band der Reihe. Trotzdem geht dadurch, dass die UNSC-Streitkräfte allzu leichtes Spiel haben, einiges an Spannung flöten.

Fazit: "Erstschlag" ist ein gut geschriebener, actionreicher Military-SF-Roman, der allerdings innerhalb des Zyklus zu wenig neue Akzente setzt und ein zu unglaubwürdiges Ende bietet, um vollkommen zu überzeugen.Den Artikel im Blog lesen
 
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