AW: EPOS - Antike Mythen und Heldensagen
Hallöchen liebe Blutschwerter-User,
auf Anregung von blut_und_glas möchte ich hier mal mein Eigenbau-System vorstellen.
Hat er dich auch darauf hingewiesen was wir mit Eigenbausystemen im allgemeinen machen? :vamp:
Ich darf mich vorstellen, ich bin das Dieter-Bohlen-in-der-Jury-Äquivalent von "Deutschland sucht das Superrollenspiel". Mein Klonbruder Zornhau kommt sicher auch noch vorbei, du solltest dich also schon mal setzen, schön wird das nicht.
Und bitte nicht heulen. Das ist unmännlich, und nebenbei bemerkt sollst du die Kritik verarbeiten. Ich
versuche Konstruktiv zu sein, aber andererseits sollen die Leser auch was davon haben.
aber das Grundsätzliche Spielziel ist, dass die SCs eigentlich zunächst Hänflinge sind, die am Ende einer Kampagne wahrhaft epische Helden sind.
*GÄHN*
Weißt du, im zusammenhang mit dem vollmundigen "Heldensagen" im Titel des Spiels ist das schon ein ziemlich barbarisches Eigentor. Erstmal, weil es eines der seit über 30 Jahren breitgetretenen D&D-Klischees ist, und zweitens weil ich es sowas von satt habe ein Weichei über Monate hin zu einem akzeptablen Helden heranzuziehen. Ich komme, genau wie meine Mitspieler, langsam in die Jahre. Uns fehlt die Zeit für sowas. Und dieser "Heldensagen"-Etikettenschwindel stösst in anbetracht von Spielen wie "Enemy Gods" (wo man eben ein richtiger HELD(TM) ist, inklusive Götterverknüpflichkeiten) richtig sauer auf.
Desweiteren möchtest du mal das Regelwerk für die Verbreitung via PDF aufarbeiten. 34MB für 36 Seiten sind schlicht und ergreifend unakzeptabel. Das sind größen, mit denen sich die Druckerei herumärgern will (denn da kommts auf jedes DPI an!), aber nicht der Heimuser. Von den Bandwidthkosten die du auf die Weise sinnfrei herausfeuerst mal ganz abgesehen.
Diese Länder, die wir hier kurz vorgestellt
haben, werden in den Regionalbänden
nicht nur näher beleuchtet, sondern auch
mit einer Geschichte ausgestattet.
Innerhalb dieser Geschichte werden wir
dann unsere Abenteuer, Geschichten und
Epen ansiedeln. Diesen “Metaplot”
beschränken wir jedoch auf genau 100
Jahre der Geschichte.
Jedesmal wenn ich solchen Mist in einem
Grundregelwerk lesen muß, werde ich BÖSE X( . Entweder man behandelt solche Themen zumindest grundlegend, oder man lässt es elegant unter den Teppich fallen. "Siehe Regionalband XYZ" hingegen ist einfach schlechter Stil. Speziell wenn dieser Regionalband nicht geschrieben ist, und gegebenenfalls nicht mal das Licht dieser Welt erblicken wird.
Die Spitzen Ohren sind auch das charakteristischste Merkmal der
Lichtalfen. Sie haben eine helle Haut, ihre Haare glänzen in allen
natürlichen Farben, haben aber häufig einen übernatürlich schön
glänzenden Schimmer. Sie sind ein wenig kleiner und zierlicher als
die meisten Menschen.
Die Lichtalfen altern nach ihrer Geburt ein wenig langsamer als die
meisten Menschen, bis der Prozess mit ungefähr 30 Jahren vollkommen
einschläft. Daher sterben die Lichtalfen auch keines natürlichen
Todes, können jedoch durchaus mit gewalt ihres Lebens
beraubt werden. Dass die Zahl der Alfen dennoch nicht explodiert
liegt daran, dass Schwangerschaften eine wahre Seltenheit sind -
eine Geburt kommt unter 1.000 Alfen vielleicht alle 100 Jahre einmal
vor.
Verliert ein Lichtalf einmal seine überragende Selbstbeherrschung
und lässt sich von seinen Gefühlen übermannen, macht er auch
äußerlich eine interessante Wandlung durch - seine Haut wird ganz
langsam dunkler und bei jedem Gefühlsausbruch entsteht eine
neue, farbige Haarsträhne an seinem Haupt. Er verwandelt sich
dann ganz langsam in einen Nachtalfen. Diese Verwandlung kann
durch große Selbstbeherrschung zwar angehalten, niemals aber
rückgängig gemacht werden.
Hoffi, wir brauchen DRINGEND einen Kotz-Smiley.
Also zusammengefasst, 08/15-Mir-scheint-die-Sonne-aus-dem-Arsch-Standardelfen. Mit der innovativen Option, mal ein Dunkelelf zu werden. Himmel, sogar die archetypischen Langbögen und Langschwerter sind Standard. Wie Lang-weilig.
Die Zwerge als atheistischer, rückgratloser Zwangsarbeiterstaat (statt stolzen Handwerkern aus Überzeugung) mit Pickeln (statt Äxten) wirkt auf mich weniger "düster" als vielmehr "hirnrissig". Zu wissen von was sich die Kollegen als konsequente Stollen/Bergbewohner ernähren wäre interessanter als die Aufstellung einer kommunistischen Gulag-Goldbergwerksarbeiterbrigade mit 5-Jahresplan.
Aber wenigstens ist es mal "was anderes". Ungefähr so wie Schokoriegel mit Broccoligeschmack.
Das Kampfsystem, speziell die Behandlung von Rüstungen, erscheint mir konfus und inkonsequent (vergleicht doch mal die Schutzwirkungen von Brustplatte und Plattenpanzer!). Zuviele Würfe, zuviel Rechnerei, zuviele verschiedene Arten von Schaden.
Den "Schadensbonus" einer Waffe als "Gewicht" zu deklarieren halte ich auch für eher ungeschickt. Falsche Assoziationen, ihr versteht. Über die verquasten Bewegungsregeln ("Beinarbeit") indirekt auch noch eine Battlemap vorrauszusetzen ist nur ein weiterer Nagel im Sarg.
Achja, D&D hat angerufen und möchte seine Zaubersprüche zurück.
Von der angesprochenen "Antike" merke ich herzlich wenig. Es ist
mal wieder ein archetypischer 08/15 Standardfantasyheartbreaker, dessen herzbrechendes Element die eigentlich recht ordentliche Aufmachung ist. Ansonsten haben wir den üblichen wüsten Kulturenmischmasch (inkl. China und Japan, die dann auch noch als Länder betrachtet über je einen Kamm geschoren werden) und den üblichen wüsten Technologiemischmasch (ich warte noch auf einen "antiken" Plattenpanzer aus Eisen. Es sei denn ihr zieht die Antike wirklich nahtlos ins Spätmittelalter).
Und wo wir bei "Fokus" sind, die "Vor-/Nachteile"-Liste bei der Charaktererschaffung zeichnet ein recht deutliches Bild von Hack&Slay, die Punktekosten für einzelne Posten lassen mich schier an meinen Lesekünsten zweifeln (Lesen & Schreiben: 1-3 Punkte. Waffenmeister: 14-42. Phobie: -3 Punkte Gutschrift...und neben dem Waffenmeister tummeln sich dann noch Zweitwaffe, Schildmeister, Rüstungsgewöhnung, Rüstungsmeister, etc. pp.).
Oh, ein Highlight habe ich noch:
Wann lernt ein Held dazu?
Doch wann genau darf ein Spieler seine Punkte verwenden, um
den Charakter zu entwickeln? Ganz einfach: Dies geschieht
während des Spiels. Die Heldenpunkte sind ein “Lernpotential” für
den Helden, die nach Herzenslust innerhalb einer Geschichte angewendet
werden dürfen. Dabei sollte es natürlich immer einen entsprechenden
Grund geben.
Wenn ein medizinisch unbegabter Held beispielsweise auf dem
Schlachtfeld hilft, die Verletzten zu versorgen und von einem
Feldarzt die Grundlagen erklärt bekommt, so darf natürlich bereits
nach dem ersten oder zweiten Patienten ein Bonus “Wundheilung”
aktiviert werden. Und wenn ein Held gerade einen Erzfeind
bekämpft, kann er sich natürlich sogar zwischen zwei
Kampfrunden auf seinen Gegner spezialisieren. Auch könnte ein
Bauernmädchen, dass durch beherztes Eingreifen ein Leben retten
könnte just in diesem Moment den nötigen Mut finden. EPOS legt
wert auf eine dynamische Entwicklung der Figuren. Daher ist die
oben erwähnte Methode die bevorzugte Art der
Charakterentwicklung, da die Heldenpunkte so nicht nur eine
Währung darstellen, für die es Fähigkeits-Stufen gibt, sondern ein
Element sind, dass mit in die erzählte Geschichte eingebunden
wird. Dabei muss die Steigerung aber keineswegs direkt nach der
Erfahrung erfolgen.
Beispiel: Der Valisische Soldat Algren ist im Reich der
Hikkaido gestrandet. Er nimmt hier an einem traditionellen
Schwertkampftraining teil - und wird jedesmal besiegt. Einer
seiner Übungspartner kann ihm über die Sprachbarrieren
hinweg einen Rat geben: “Mehr nach Gefühl kämpfen, nicht
immer denken”. Ein paar Wochen später ist Algren von sechs
feindlichen Soldaten umzingelt. In dieser lebensbedrohlichen
Situation erinnert er sich an die Lektion. “Nicht immer denken”
sagt er zu sich selbst - und sein Spieler erhöht Algrens
“Schwerter”-Bonus um einen Punkt.
Auf Deutsch also: 100% Meisterwillkür.

rost:
FAZIT:
Das Layout ist schön. Der Inhalt ist langweiliger Fantasystandard, wie ich ihn schon in Dutzenden anderer Publikationen gesehen habe, das System unnötig kompliziert, und die Gretchenfrage:
"Warum sollte ich EPOS spielen, und nicht DSA4...oder D&D...oder eines der anderen 4 Dutzend Systeme auf dem Markt?"
...bleibt unbeantwortet.
Meine Vorschläge zu Verbesserung:
1. Regelsystem entrümpeln. Speziell das Kampfsystem mit seiner völlig verquasten Rüstungsbehandlung.
2. Vor- und Nachteile überarbeiten, so wie sie im Moment sind sind sie Mist, da der Fokus ausschließlich auf Hack&Slay liegt.
3. "Antike" als Fokus konsequenter Umsetzen, die lustig-bunten D&DSA-Relikte rausschmeissen und das Techlevel nivellieren.
4. Das Magiesystem interessanter gestalten. Runen, frei definierbare Zaubereffekte, IRGENDETWAS. Aber nicht die D&D-Langweilermagiestandardliste.
5. Den "Heldensagen" im Titel mehr Gewicht einräumen. Gerade in diesem Bereich gibt es hierzulande verdammt wenig, was den Namen auch wirklich verdient. Lasst die SC ruhig die Landschaft umgraben und die Geschichte umschreiben. Schmeisst bei der Gelegenheit auch gleich den zementierten Metaplot über Bord, selbst Vampire hat sich von diesem Relikt der 90er getrennt. Ihr wollt
Heldensagen, also gebt den Spielern
Helden an die Hand. Und nicht Otto-Normalbürger.
-Silver