Rezension Die Legende vom Weitseher (Gesamtzyklus Bände 1 bis 3)

Caissa

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Die Legende vom Weitseher - Gesamtzyklus Bände 1 bis 3


Robin Hobb


Wirklich neu ist die Idee der Trilogie Die Legende vom Weitseher von Robin Hobb alias Megan Lindholm (Bastei) nicht: Der junge Fitz, Bastard des Kronprinzen und dessen größte Schande, wächst von allen verachtet auf der Bocksburg auf. Wider Willen wird er zum Assassinen des Königs ausgebildet und verstrickt sich immer mehr in die höfischen Intrigen. Als dann die Sechs Provinzen durch die barbarischen Outislander bedroht werden, liegt das Schicksal des Reiches bald in seiner Hand, und gemeinsam mit dem prophetischen Narren, dem jungen König Veritas und dem Wolf Nachtauge, seinem Seelenbruder, nimmt Fitz den Kampf auf. Kurz: Gut gegen Böse und ein Held voller Selbstzweifel.

Anhang anzeigen 19848Der Plot selbst ist sehr geradlinig und teilweise vorhersehbar, was aber der Spannung keinen Abbruch tut: Robin Hobbs Stärke ist die Psychologie. Die Charaktere, die sie in ihre märchenhafte, etwas düstere Welt setzt, sind tiefgründig; sie haben Ecken und Kanten, erleben Hoffnung und Enttäuschung, wie es normale Menschen tun, und oft sitzt man schmunzelnd vor dem Buch und wünscht sich, diese Personen wirklich einmal kennenzulernen. Das beste Beispiel dafür ist die Hauptfigur Fitz, ein echter Antiheld, der jammert, sich betrinkt, immer wieder in Situationen gerät, in die er nie kommen wollte, und der dem Leser bald ein guter Freund wird. Dass die Trilogie durchgehend aus seiner Perspektive geschrieben ist, schadet den Nebencharakteren nicht im Geringsten.

Auch Hobbs Darstellung der Magie ist reizvoll: Statt komplizierter Formeln und Zauberstabschwingerei existieren zwei Arten von telepathischen Fähigkeiten. Zum einen die „Gabe“, mittels der man mit Menschen kommunizieren und sie lenken, aber auch bekämpfen kann. Zum anderen eine alte Volksmagie, die eine innige Verbindung zu Tieren ermöglicht und die verpönt und gefürchtet ist, weil der Anwender langsam selbst zum Tier wird. Fitz ist beider Arten von Magie mächtig...

Anhang anzeigen 19849Fazit: Trotz einiger Seeschlachten ist diese Reihe nichts für Action-Fans. Wer aber mit den Hauptfiguren lachen und weinen will, den wird die Serie bis zum letzten Wort fesseln. Und für alle, die nicht genug bekommen können, erscheint derzeit eine Fortsetzungstrilogie, deren erste zwei Bände Der lohfarbene Mann und Der goldene Narr bereits auf Deutsch erhältlich sind (ebenfalls Bastei Lübbe).

Nur damit kein falscher Eindruck entsteht: die Rezension ist wirklich von mir, sie wurde in der unten angegebenen Ausgabe der "Nautilus" veröffentlicht.

[FONT="Times New Roman", Times, serif](Nautilus Nr. 24, Oktober/ November 2004, S. 9)[/FONT]​
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