Rund um Bücher Die Flüchtigkeit digitaler Besitztümer

Skar

Dr. Spiele
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"Die Flüchtigkeit digitaler Besitztümer" ist ein Artikel der FAZ, der sich der Vergänglichkeit und Sperrung dieser Besitztümer annimmt.

http://www.faz.net/aktuell/feuillet...htigkeit-digitaler-besitztuemer-11938378.html

Ich sehe das ganze Digitale nach wie vor ein wenig kritisch. Musik, Games, Bücher, alles kann ich digital erwerben. Habe es zwar sofort vorliegen, kann es aber auch wieder verlieren. Headcrash, neue Hardware, Sperrungen, alles ist möglich.

Weiterverkauf geht auch nicht gut. Und ich habe keinen physischen Besitz zu Hause rumstehen. Alles virtuell, quasi als Nutzungslizenz.
Gut, der Wert der angestaubten Taschenbücher im Regal wird definitv überschätzt. Sie sind sicher nichts, was man unbedingt wegarchivieren muss oder gar präsentieren muss. Aber es hängen eben auch Erinnerungen dran.
Und so ganz ohne diese Dinge fehlt dann ja doch ein Stück Identität.

Wie seht ihrs?
 
Den potentiellen Verlust hab ich ja bei realen Gütern ebenfalls. Ich mag den digitalen Krämpel aber nicht, ich mag was zum Anfassen, von daher kommt mir das weder bei Musik noch bei Büchern in die Tüte...oder den virtuellen Einkaufswagen.
 
Es werden immer mehr digitale Güter in Umlauf gebracht. Das ist etwas, mit dem wir uns in Zukunft immer mehr auseinandersetzen werden müssen.

Weiterverkauf geht mit entsprechenden Digitalen signaturen theoretisch sehr gut, es müssen nur die Hersteller wollen.

z.b. diese Forensoftware. Sie hat einen schlüssel. Mit dem Key wird regelmässig eine Calling Home mit dem Key ausgeführt und es wird getestet ob der Key für die URL zugelassen ist.
So kann ich die Lizenz für diese Software verkaufen.
 
Vieles kann man aber nicht wiederverkaufen bzw. es ist vom Hersteller gewollt das du nur eine nicht übertragbare Lizenz hast damit dennen kein Gewinn durch weiterverkauf entgeht.
Wäre das ganze preislich angepasst würde ich nichts dagegen sagen, aber gerade bei Computerspielen sieht man das, wenn keine Aktion vorliegt, genauso 50 € zahlt wie als hätte man das Spiel im Laden durch den Händler gekauft.
 
Digitale Güter per se sind nicht das Problem, sondern das digitale Rechtemanagement. Hier setzt als Abwehrreaktion auf die eigentlich unbeschränkte Kopiermöglichkeit digitale Inhalte häufig die Gier der Inhalteanbieter ein und es werden unattraktive Angebote geschnürt, die nur funktionieren, weil die Wahrnehmungshaltung der Kunden (ich kaufe ein Buch) eine andere sind, als die der Anbieter (ich leihe es dir solange du nett bist) – und die wenigsten Anbieter machen sich die Mühe, etwaige Missverständnisse hier auszuräumen damit die Kunden merken, was sie eigentlich "erwerben".

Ich finde es völlig unproblematisch, ein PDF zu besitzen, das ich frei und unbeschränkt auf meinen Geräten hin- und her kopieren kann (und dabei zwangsläufig kopiere), weil ich davon überzeugt bin, dass das Datenformat eine Zukunft hat. Ich bin allerdings schon etwas angepisst, wenn besagtes PDF nur mit einer bestimmten Version des Acrobat Readers funktioniert, weil ich mir den nicht installieren will sondern erwarte, dass es Chrome oder OS X direkt anzeigen können müssen.

Ich finde es jedoch problematisch, wenn ich besagtes PDF nur geliehen bekomme und solange im Zugriff habe, wie irgendwo auf der Welt ein Server erreichbar ist, der meinem Anzeigeprogramm oder Gerät sagt, ob es mir noch angezeigt werden darf. Das ist eine Abhängigkeit, die ich ungerne eingehen möchte.

Letztlich muss sich letztlich das Verständnis, was eine Information Wert ist und ob und wie man sie kopieren kann, grundlegend ändern, wenn wir nicht in einer Welt leben wollen, die mit Verboten und Absprachen mühsam versucht, die Welt vor dem Informationszeitalter zu simulieren.

Ich bezahle nicht für das Kopien meines erwähnten PDFs, sondern ich bezahle den Autoren für seine Leistung, weil ich sie anerkenne. Wenn ich einfach das PDF habe, es für mich aber keinen Wert hat (außer den Sammel-Instinkt zu befriedigen), hat der Autor praktisch nichts verloren. Leider ist es in so einer Welt unheimlich leicht, sich oder den Autoren zu belügen und ihm die Anerkennung schuldig zu bleiben. Andererseits ist es auch extrem leicht, in einem Kaufhaus eine Kleinigkeit mitgehen zu lassen und wir alle haben (hoffentlich) gelernt, dass diesem Impuls nachzugeben, keine gute Basis für eine Zusammenarbeit ist. Ebenso sollte es mit digitalen Gütern sein.

Stefan
 
Ein Kinobesuch zum Beispiel ist auch nur eine Art Nutzungslinzenz. Funktioniert bei allen Beteilgten mehr oder weniger prima. Beim Buch undenkbar?

Ich denke sowas muss sich einfach einspielen.

Aber so ganz ohne "Datenträger" im physischen Besitz, würde halt schon was fehlen, finde ich.
 
Oder denkt mal an das neue Konzept von Amazon beim Kindle. die digitale Bücherei.

Du hast dort eine Bücherflat, mit der Einschränkung: Nur ein Leihbuch gleichzeitig auf dem Kindle.

Das Problem ist der Wille der Publisher. Ich könnte kotzen jedesmal wenn ich die Digital Copy des Films sehen will, und das Dingen dann iTunes verlangt. So ein Rotz! Ich will den Film auf den Server, bzw. auf mein Tablet laden. Da ist weder iTunes noch Windows Mediaplayer installiert.
 
Mir würde es ja auch fehlen von meiner Frau wegen Eselsohren in Büchern angemotzt zu werden. Andererseits hätte bei nem Knick im Kindle nen echten Grund sauer zu sein...:D

Aber diese Flat ist sicher nicht verkehrt. Musste für mich aber deutlich billiger sein als die gedruckte Version.
 
Ich bin ja gerade im Rollenspielbereich ein großer Freund von digitalen Produkten.

Aber.

Wenn ich mich einfach nur mal im Wohnzimmer umschaue, was ich AKTUELL an von Freunden oder Verwandten AUSGELIEHENEN Büchern (Rollenspielen, Romanen, Comics, Fachbüchern) rumliegen habe, dann sehe ich, daß gerade dieser eigentlich so simple Anwendungsfall für Bücher (oder buchähnliche Produkte) mit den elektronischen Ausgaben LEGAL riesige Hürden überwinden müßte oder schlichtweg einfach nicht geht.

Solange die digitalen Produkte - meist allein aufgrund RECHTLICHER (lies: gewinnmaximierender) Randbedingungen - nicht für alle HÄUFIGEN und ÜBLICHEN Anwendungsfälle buchartiger Produkte taugen, stellen sie für mich keine wirkliche Alternative dar.

Das könnte sich einfachst durch Abbau rechtlicher Hürden erledigen. Aber das wird nicht passieren, weil hier nicht etwa die Autoren, sondern die VERWERTER deren schöpferischer Leistungen mit enormen Lobby-Finanzen die Politik auf ihre Seite kaufen.
 
Ich fände in der aktuellen Phase eh eine Zwitterlösung für optimal. Ich hätte gerne zu jedem Printprodukt eine Digitale kopie.

Ich blätter einfach gerne mit Papier. Aber die Suchfunktion ist im Tablet deutlich besser, und die Menge an mitschleppenden Regelbücher wird deutlich kleiner.
 
Das könnte sich einfachst durch Abbau rechtlicher Hürden erledigen. Aber das wird nicht passieren, weil hier nicht etwa die Autoren, sondern die VERWERTER deren schöpferischer Leistungen mit enormen Lobby-Finanzen die Politik auf ihre Seite kaufen.

Jeder Autor hat gerade bei digitalen Inhalten die Möglichkeit, die VERWERTER weitestgehend zu umgehen. Ein PDF (oder anderes e-book) kann mit dem nötigen Wissen und/oder den passenden Werkzeugen einfach erstellt und über das Web eigenverantwortlich verteilt und/oder verkauft werden. Natürlich muss der Autor nun selbst die nötige Aufmerksamkeit für sein Produkt generieren, was insbesondere bei Autoren funktioniert, die schon bekannt sind (im Rollenspiel-Fall z.B. Monte Cook oder Robin Laws), aber auch für unbekannte Autoren funktionieren kann. Plattformen wie Kickstarter können hier helfen.

Oder nehmen wir DriveThruRPG als Beispiel. Ich kann hier für 40% vom Umsatz (oder 30% wenn es exklusiv ist) mein PDF weltweit der computer-afinen Rollenspielgemeinschaft auf einer etablierten Plattform anbieten. Das PDF ist in der Regel frei kopierbar und damit auch problemlos einem Freund "ausleihbar". Ich muss ihm/ihr nur so weit trauen, dass es nicht weitergegeben wird. Ein Wasserzeichen in Form meines Namens zeigt mich als Käufer.

Stefan
 
Ich fände in der aktuellen Phase eh eine Zwitterlösung für optimal. Ich hätte gerne zu jedem Printprodukt eine Digitale kopie.

Das wäre für mich persönlich wahrscheinlich auch optimal.

Ich bin bei dem Thema nach wie vor ein wenig zwiegespalten, in manchen Bereichen (zB. RPG) hänge ich eigentlich sehr an meinen Büchern.
Andererseits merke ich, wie mir allmählich wirklich der Platz ausgeht; alles was ich an Filmen, Spielen, CDs, Büchern etc. so rumfliegen habe nimmt irre Platz weg und zieht Staub.
Ganz zu schweigen von dem Ärger, wenn ich feststelle dass mir bei einem alten Computerspiel dank mehrerer Umzüge eine einzelne CD fehlt oder beschädigt ist, oder Handbuch und Key fehlen.

Da muss ich gestehen, dass ein Anbieter wie Steam durchaus für mich erstmal praktisch ist, solange sein Angebot existiert (was zugegebenermaßen den Knackpunkt darstellt).
Ich habe (prinzipiell) Zugriff auf meine Spielebibliothek, muss keine Datenträger lagern und suchen, kann dank schnellem Internet sehr schnell auf neue Inhalte zugreifen - praktisch.
Wobei mich eben die mögliche Limitierung meines Zugriffs auf diese Spiele durchaus stört.
Genau wie der mangelnde Wiederverkauf.
Auch wenn ich an sich meinen Krempel nicht weiterverkaufe, so habe ich früher des öfteren gebrauchte Spiele erworben, was so für den PC zumindest kaum noch geht.

Im Buchbereich bin ich inzwischen eigentlich ziemlich angetan von Ebooks, allein schon weil ich viel mit dem öffentlichen Nahverkehr pendele und es genieße, einiges an Lesestoff dabeizuhaben, ohne mir einen Bruch zu heben. Und vom Lesegefühl her habe ich damit keine Probleme.

Nur für Comics geht das für mich persönlich so gar nicht.
Und in Rollenspielregelwerken finde ich mich bei der Papierform besser zurecht, außerdem machen die idR auch von der Gestaltung schon einiges her, da möchte ich die klassische Form nicht missen.
 
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