Deutschtum im Nicht-deutschen RPG

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LushWoods

Guest
Mit Sicherheit gab's da schon mal einen Thread dazu, aber aus persönlich-aktuellem Anlass ...

Da freu ich mich auf den Abenteuerband von Necroscope, weil's in meine Geburtsstadt Starnberg geht. Ich bin skeptisch ob des deutschen Settings aber der Anfang in London und die relativ annehmbar verwendeten deutschen Namen lassen auf ein passables Abenteuer hoffen.
Doch o weh, je weiter ich lese desto finsterer wird's:
Starnberg hat 1000 Einwohner und 3 Polizisten (in den 90ern!).
Der Starnberger See fällt weg, stattdessen gibt es den (uuuuhhhuuuh) Würm Lake!
Das Hotel der Charaktere ist der Starnberg Inn.
Die Strecke von München nach Starnberg dauert mit dem Auto 4 Stunden und führt durch die schneebedeckten Alpen.
Und so weiter und so fort.
Ich hab das Buch weggelegt.
Is es denn so schwer zumindest ein wenig zu recherchieren? Für ein kostenpflichtiges Abenteuer? Oder is es den Amerikanern einfach scheißegal solange sie ihre Lederhosen bekommen?
Was würden Fauna Pösen und Dolph Schnitzler dazu sagen?

Gibt's noch andere einschlägige (amüsante) Anekdoten?
 
AW: Deutschtum im Nicht-deutschen RPG

Ehrlich gesagt - die sind Legion und gehören für mich schon fats zur Rollenspielfolklore angelsächsischer Anbieter:
"Operation Sprechenhaltestellen" von Top Secret
Volkspolizist in dem Espionage-Abenteuer "Boder Crossing": "Seien papeiren bitte!"
Ostdeutscher Superschurke in Champions: Das Wall
Hintergrund eines Top-Secret-Abenteuers aus dem Dungeon (Titel vergessen), das darauf aufbaut, dass ein hoher deutscher Nato-Offizier im Jahre 1990 (vor der Vereinigung) von bösen Agenten damit erpresst wird, dass sie Gerüchte/ Fakten über die Mitgliedschaft seines Vaters in der NSDAP an die Öfentlichkeit geben würden, wenn er nicht kooperiert. Mal abgesehen davon, dass die Mitgliedschaft des Vater 1990 nun wirklich KEIN Aufreger wäre, würde diese Veröffentlichung nach Meinung des Abenteuerschreibers womöglich zu einer komministischen Revolution in Deutschland führen! Dazu rundet ein "Plan" einer deutschen Innenstadt das Abenteuer ab, der eher einen Wegbeschreibung zum nächten Dunkin' Donut in Cleveland darstellt.

Das nur mal so ohne großes Nachdenken.

Im übrigen stimme ich dir zu - man könnte auch mal in ein Lexikon gucken.
 
AW: Deutschtum im Nicht-deutschen RPG

ja, schön wars auch im englischen WHFRP. charaktere wie z.b.:


  • andreas blumentopf
  • gotthard goebbels
  • (der erzdämon) zahnarzt
  • professor kugelschreiber

allerdings funktioniert das auch in beide richtungen.
da viele settings in den USA spielen ist das bild was GMs und SCs da zuweilen entwickeln so übervoll mit (oft anti-amerikanischen) klischees und verallgemeinerungen das man zuweilen denkt den "freizeitpark USA" zu bespielen, denn ein real existierendes land - und die deutsche "übersetzung" tut da zuweilen ihr übriges.
 
AW: Deutschtum im Nicht-deutschen RPG

Was mich immer wieder an einen Werewolf - the Apocalypse Comic, ich glaube es war das Get of Fenris Tribebook wo einer ausruft (WW2 Setting):

"For der Fuhrer!"

und das sollte Deutsch darstellen...
 
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Berlin by night.

Deutsche 'typische' Beispielnamen wie Giselher und ein Dr. Tötentanz (kein deutsches Wort kommt ohne Umlaute aus!).
 
AW: Deutschtum im Nicht-deutschen RPG

Ich mag da das CP2020-Quellenbuch Eurosource, das samstägliches Autowaschen als wichtigstes deutsches Brauchtum nennt...
Und die Illu von der Disco "Das Panzer" ist auch nicht schlecht :D
 
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Rifts WB5 - Triax & the NGR

Wobei ich mir immer sage, für einen verlag, der in quasi prä-internet zeiten, anfang der neunziger versucht hat, ohne kontakte nach Deutschland für alles korrekte begriffe zu liefern war das gar nicht mal schlecht. Die deutsche Grammatik ist nun mal nicht einfach, und wenn man aus einer Sprache kommt, die mit einem artikel auskommt und mit dder/die/das konfrontiert wird....
 
AW: Deutschtum im Nicht-deutschen RPG

Man muss sich eben fragen was die Zielgruppe des Szenarios ist.

Was kümmert einen Ami ob Starnberg 1000 oder 25000 Einwohner hat (Und wo wir dabei sind: Was kümmert MICH das? Was IST Starnberg? WO ist Starnberg? Da ist doch dieser See wo der bekloppte Bayernkönig ertrunken ist, oder? Und ich komme aus Deutschland!) Für das Setting hat das keinerlei Mehrwert.

Gleiches gilt für die oftmal naiv anmutenden Namen - für den Nicht Muttersprachler reicht es oftmals aus wenn die "Deutsch" klingen. Jetzt ist es aber auch so das ich auch über die Namen von DEUTSCHEN Charakteren oftmals nur noch die Augen verdrehen kann. Gerade am Namen kann man häufig die Geographische Herkunft ableiten - das geht so weit das ich bei uns in der Region am Nachnamen die Herkunft bis auf die nächstgrößere Kleinstadt bestimmen kann - das interesessiert ja auch keinen Deutschen (Geschweigedenn was man da mit Amerikanischen Namen verbricht).Spielt ja aber auch eigentlich keine Rolle (Ok, bei Warhammer sind die Namen irgendwie cool)

Und was in Deutschen Rollenspielen an Amerikanischen Platitüden und billigem Antiamerikanismus (*hust* Lodland *hust* Degenesis *hust*) verbreitet wird geht ja auch auf keine Kuhhaut...

Von daher: Es fällt nur uns Deutschen auf weil wir so nah dran wohnen - und es interessiert eigentlich nicht wirklich. Wenn unser Heimatort mal zufällig erwischt wird, dann ist das natürlich Pech, dann sollte man das einfach anpassen.
 
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Hi,

da brauchst du nichtmal unbedingt ins Ausland gehen, ich erinnere mich noch an einen 24h Shadowrun auf der Ratcon, wo es dann nach Stuttgart ging und dort hinunter ins Degerloch (einer der hoechstgelegenen Punkte in Stuttgart)
Sonst kenne ich noch ein richtig lustiges Abenteuer fuer WFRPG wo es dann Charaktere mit Namen wie "Das Opfer" "Herr Mörder" usw. gab, wobei es dort wohl absicht war.
 
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nein, nicht "herr mörder". der name war "schuldich". allerdings war der glaub ich noch nichtmal der schuldige ...?

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den punkt von Saint of Killers finde ich richtig, wobei es da unterschiede gibt. bei quellenbüchern hab ich es gerne wenn ich wirklich etwas über land und leute erfahre und nicht nur klischeehaften nonsens. bei nem adventure bin ich garnicht wählerisch.

btw. ich finds ja klasse wenn "die germans" wieder mal die bösen sind, einfach weils so schön passt.
 
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bei quellenbüchern hab ich es gerne wenn ich ich wirlich etwas über land und leute erfahre und nicht nur klischeehaften nonsens.

Ah, da hast du auch wieder recht, evtl. sollte man da differenzieren zwischen einem fiktiven und einem nicht-fiktiven Teil. Auch in Quellenbänden erwarte ich irgendwie von den Amis nicht wirklich das die NSC Lokalkollorit atmen - aber der Stadtplan sollte eben schon stimmen, sonst kann man sich den Quellenband sparen. Wobei natürlich auch die wenigsten Quellenbände sich mit Starnberg beschäftigen :)
 
AW: Deutschtum im Nicht-deutschen RPG

Ich denke diese Ungenauigkeiten machen lediglich deutlich, dass die Realismus-schiene in Rollenspielen für den Großteil der Spieler keine Rolle spielt. Glaubwürdig sollte es schon sein, aber für die meisten Leute reichen geläufige Stereotypen und Klischees.

Wenn's hart auf hart kommt, dann halt eben leichte Abwandlungen der Klischees. Aber machen wir uns nichts vor: jede Rollenspielrunde basiert darauf, dass man sich bei Klischees bedient, mit denen die Gruppe vertraut ist. Daran ist ja auch nichts falsch.

Faktische Genauigkeit ist etwas was nur hardcore-fans interessiert.
 
AW: Deutschtum im Nicht-deutschen RPG

Traveller:
Was mir so in aus den ganzen Interstelaren Konzernen direkt ins auge gestochen ist:

"Geschichtskreis Sternschiffbau AG"

Sozusagen der Mercedes unter den Raumschiffen
 
AW: Deutschtum im Nicht-deutschen RPG

Hallo,

was mich ärgerte war die historische Ungenauigkeit im Europa-Quellenbuch zu Vampire: The Dark Ages. Hamburg als Hauptstadt der Hanse, Lübeck komplett unterschlagen.

Für mich ist eine historisch-geographische Korrektheit bei realen Orten durchaus wichtig. Bei fiktiven Orten ist es mir natürlich egal.
 
AW: Deutschtum im Nicht-deutschen RPG

Also ich finde diese Verballhornungen deutscher Sprache und deutscher Geschichte sehr witzig. Vor allem in Warhammer ist das stilistisch sehr nett gemacht. Witzig fand ich z.B. auch Heideldorf, die Location des letzten Abenteuers von dem letzten englischen Warhammer-Lizenznehmer.

Die ganze Pulp-Nazi-Schine scheint mir seit den 80ern aber endgültig abgenutzt zu sein. Der Witz widerholt sich zu sehr um noch ansatzweise witzig zu sein. Ich weiß allerdings nicht wie sehr diese Sache bei jungen Amerikanern ankommt, die in den 80ern oder 90ern noch in die Windeln geschissen haben.

Zahnarzt oder so

So hieß der Erzdämon im Warhammer-Abenteuer The Dying of the Light.
Der kann insofern nicht der Mörder sein, weil er schon seit Jahrhunderten sehr verhindert ist.
 
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Hi,

hmm, ja man sollte nicht irgendwelche infos zu uraltabenteuern aus dem Kopf posten, es wird immer leute geben, die sich besser erinnern... :koppzu::koppzu:
aber trotzdem waren das lustige Namen die man besser geaendert hat, bevor man es auf Deutsch gespielt hat
 
AW: Deutschtum im Nicht-deutschen RPG

So wie´s aussieht, hat im englischen Hollow Earth Expedition Adolf Hitler 1933 die Weimarer Republik gegründet. :D

Ich glaube, das werden wir in der deutschen Ausgabe dann mal abändern.
 
AW: Deutschtum im Nicht-deutschen RPG

Das geht natürlich auch auf der Metaebene. :D

Ich denke an meinen Eberron-Oberschurken Dr. Riebert von Nierenkampff. Oder in unserer aktuellen Hunter-Runde den Bikerclub "Der Töten Cörpse".
Weil ich das auch immer sehr mag wenn ich mir Namen ausdenke die sich Amis hätten ausdenken können.

Und ich glaube es ging in dem Thread auch nicht unbedingt um eine Analyse des Phänomens sondern eher eine Anekdotensammlung. Zumindest würde mich das sehr viel mehr interessieren. :D
 
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