[Datum unbestimmt] Bereit wenn sie es sind, Doc.

Kalliope

Kainit
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27. Februar 2012
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Die Konferenz neigte sich dem Ende. Längst war die Mitternacht überschritten und die letzten Mediziner rafften ihre Papiere zusammen, sortierten sie nachlässig in irgendwelche Aktenkoffer ein und verließen die Räumlichkeiten gezeichnet von den Strapazen des Tages. Schweiß und Müdigkeit waren die Tribute eines anstrengenden Marathons an Vorträgen und angeregter Diskurse.

Allein zwei der Partizipierenden schienen sich ihre Frische bewahrt zu haben.
Umwerfend wie immer, das dunkle Haar nach oben gestochen saß Dr. Raven noch an ihrem Tisch, notierte sich hier und etwas auf etwaigen Tabellen, Listen und Ausarbeitungen. Ihren eigenen Vortrag betreffs forensischer Diagnostik hatte sie bereits vor mehreren Stunden gehalten. Dennoch kamen nun, da sich die Runde der Akademiker endlich auflöste, noch etwaige Kollegen zu ihr, stellten Nachfragen, taten ihr Lob in höchsten Tönen kund.

Mit stets freundlichem Lächeln und höflicher Distanz begegnete sie ein jedem von ihnen charmant und eloquent wie eh und je.
Allmählich jedoch ebbte auch diese Welle der Bewunderer ab und sie blieb allein in dem großen Saal zurück. Das hieß, nicht gänzlich.
Ein weiterer Kollege saß noch dort an seinem Platz - und ein Flüstern verriet der Doktorin, dass dieser Herr ihre Zeit wert sein mochte.
 
Michael bewegte sich angemesenen Schrittes auf die Dame zu. „Frau Dr. Raven nehme ich an, darf ich mich Ihnen vorstellen, Michael Köning, ich hoffe die Vorträge haben Sie nicht zu sehr gelangweilt.“ Wenn Michael ehrlich war, haben ihm wirklich nur zwei Vorträgen des ganzen Tages interessiert, der Rest war meist nicht sein Fachgebiet oder keine wirkliche neuen oder bahnbrechenden Erkenntnisse. Im Gegensatz zu Frau Dr. Raven veröffentliche Michael so gut wie nie etwas unter seinem Namen.

Michael gibt, wenn er schon mal Kongresse besucht, eher den ganz den Stellen und versuchte nicht gesehen oder gar erkannt zu werden. Da keine Fotos von ihm veröffentlicht sind, gelingt ihm dies auch meistens.
 
Die Brünette musterte den anderen eingehend. Ihr stechender Blick hatte etwas ungemein analytisches an sich und stellte einen unleugbaren Kontrast zu ihrem jugendlichen, durchaus attraktiven Äußeren da.
Das bleiche Gesicht war fraglos das einer circa Zwanzigjährigen. In einem solchen Alter bereits etablierte Größe der Akademischen Welt zu sein musste unwahrscheinlich erscheinen.
Die Augen der Frau aber legten nahe, dass der körperliche Anschein wohl trügen mochte. Ein Segen für Raven. Das erleichterte es ihr sich in die Ausrede flüchten zu können einfach von enorm guten Veranlagungen ihrer Familie zu profitieren, zumal sie dazu ihre Ausbildung angeblich auch in Rekordzeit hinter sich gebracht habe.

Der Aufwartung Michaels begegnete die Doktorin zunächst mit einem freundlichen, wenn auch ein wenig distanziert wirkenden und dennoch einnehmenden Lächeln. Bei der Nennung seines Namens jedoch schlug sie die Stirn kurz in Falten.
"Köning?" wiederholte sie den Namen nachdenklich.
"Der Chirurg? Ich habe viel Gutes, man möchte sagen: Spektakuläres über sie gehört. Bitte!"

In einladender Geste verwies sie auf den Stuhl neben sich.

"Nehmen sie doch Platz.
Und -um sie zu beruhigen- ich habe mich kaum gelangweilt, habe ich doch einen guten Teil der Konferenz dienstlich bedingt versäumt. Ich bin erst gegen 21Uhr im Saal angekommen und habe -abgesehen von dem Zeitfenster, welches ich selbst auf dem Podium verbrachte- doch eine recht adäquate Beschäftigung für mich gefunden."


Schmunzelnd deutete sie auf die Begleittexte der diversen Referenten, welche vor ihr ausgebreitet lagen.
Gerade auf den Artikeln zur Psychiatrie und Psychologie hatte sich Dr. Raven offenkundig mit einem Füllfederhalter gütlich getan. Diverse kritische Anmerkungen bedeckten die Schriften. Wer sich mit der Materie auskannte, würde nicht umhinkommen die berechtigte Kritik in den Kommentaren anzuerkennen.

"Wie empfanden sie die Zusammenkunft, sofern es mir gestattet ist zu fragen? Haben sie der Veranstaltung von Beginn an -17 Uhr war es, sofern ich nicht irre- beigewohnt?"

Eine rhetorische Frage.
Die trotz der mitunter reichlich beklemmend hohen Raumtemperatur und der stickigen Luft nicht von auffälligen Schweißflecken gekennzeichnete Kleidung des Arztes sowie das von öligen Strähnen freie Haar legten nahe, dass der Mann vor ihr schlicht und ergreifend keinen Schweiß produzierte.
Die Stimmen hauchten nach dem Ankh.
Es war ungewöhnlich Artgenossen auf solcherlei Veranstaltungen zu treffen. Das lag zum einen daran, dass bloß wenige sich derart im Licht der Öffentlichkeit sonnten wie es die Malkavianerin tat und zum anderen hatte es auch damit zu tun, dass die Nächte kostbar waren und die Profession für viele doch hinter Elysiumsspielen und privaten Studien zurückstehen musste.

Auffällig unauffällig, also genau so, dass Michael die Geste gar nicht übersehen konnte, griff die Brünette nach ihrem schwarzen Lederkoffer. Ein eher pragmatisches als elegantes Stück.
Einzige Zierde war ein am Riemen befestigter, silberner Anhänger in Form des alten, ägyptischen Zeichens für Wiedergeburt.
Nicht gänzlich das Wappen der Camarilla, aber auch nicht all zu weit davon entfernt.
 
Michael war da gegenüber schon fast ein alter Knochen mit einem geschätzten Alter so zwischen 30 und 40 und trug einen klassischen dunklen Anzug.

Michael nahm die Einladung an und setzte sich auf den angebotenen Stuhl „Vielen Dank“
Er spielt ihr immer noch eine Atmung vor, da er nicht auf einem Kongress eine seiner Art erwartet hätte.

Ziemlich verlegen, „ja ich bin Chirurg, aber machen doch bitte kein so großes Aufsehen darum.“ Genau deswegen hasste er den Besuch von Kongressen und Vorträgen und hätte nicht der Sohn seines ehemaligen Professor dort einen Vortrag gehalten, wäre Michael nie auf die Idee bekommen hier aufzutauchen, kosten eigentlich nur Zeit, die man besser nutzen kann.

Bleiches Gesicht und die Musterung, was wird doch keine... sein. Da fiel sein Blick den silbernen Anhänger. Nein nicht doch...

Jetzt musterte Michael Frau Dr. Raven schon viel interessierter. Die Augen kann man am schlechtesten verstellen, fast gar nicht und die sagten, Frau Raven war wohl wesentlich älter als ihr Aussehen und dies überraschte jetzt Michael nicht mehr wirklich. Auch sie zeigte einige verräterische Anzeigen.

„Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich Ihren Vortrag aus medizinischer Sicht nicht ganz folge konnte, da es nicht mein Fachgebiet ist.“
 
Der deutlich reifere Herr war fraglos nicht unbedingt das, was man als einen klassischen Adonis bezeichnen würde. Seine Art sich selbst darzustellen und vor allem sich an sein Gegenüber zu wenden gefiel der Brünetten allerdings durchaus. Immerhin versank er nicht penetrant starrend in den Untiefen ihres Ausschnitts. Eine unangenehme Eigenart, welche viele seiner Altersgenossen -natürlich rein auf das Optische bezogen- teilten.

Offenkundig verfügte der Kainit nicht über die Gabe des Sehens, denn sonst hätte das explizite Darbieten eines derart eindeutigen Identifikationsmerkmales kaum eine derartige Reaktion nach sich gezogen.
Der Chirurg erkannte sich einer Artgenossin gegenüber, denn sein Blick musste nun die selben Indizien an ihr finden, wie sie der ihre an seinem Leib hatten ausmachen können.
Zufriedenes Schmunzeln.
Ein erhebendes Gefühl den anderen stets ein klein Wenig voraus zu sein.

Beiläufig raffte Dr. Raven die Papiere vor sich zusammen und verstaute sie in ihrem Koffer, wendete den Blick dabei allerdings nicht von Michael ab. Ihre Augen hatten etwas durchdringendes, als Mediziner musste ihm das Wort "sezieren" wohl in den Sinn kommen.

Und dennoch lächelte sie charmant.

"Oh, stellen sie ihr Licht doch nicht unter den Scheffel. Überlassen sie mangelnde Anerkennung den anderen. Sie werden sich fraglos darum bemühen. Ihr Erfolge sprechen allerdings für sich und das ehrt sie - obgleich ich auch gestehen muss, dass die klassische Humanmedizin mit Fokus auf anatomische Feinheiten nicht zu meinen Spezialgebieten zählt. Dennoch halte ich mich für kompetent genug ihr Schaffen anerkennen zu dürfen."
Die Psychiaterin befand es für unter Umständen gefährlich die eigene Qualität klein zureden. Megalomanie war letzten Endes weit weniger verbreitet als der allgemeine Minderwertigkeitskomplex. Bedauerlich, dass selbiger gerade jene heimsuchte, die so viel Wunderbares vollbrachten.
Natürlich war sie nicht gewillt dem Herrn bereits jetzt eine Diagnose auszustellen, allerdings fühlte sie sich unwillkürlich wieder an einen recht aktuellen Fall erinnert...

//Nimmer wirst du deiner Arbeit müde, nicht wahr? Ach Schwester...//

Den Vorwurf sich in zu großem Maße der eigenen Profession hinzugeben überhörte die Malkavianerin mittlerweile gekonnt.
Zumal ihre ältere Schwester auch die wirklich Einzige war, die diese Befürchtung wahrhaftig zur Schau trug. Törichtes Ding!
Man gab ihr recht.

Auf Michaels entschuldigende Worte betreffs ihres eigenen Vortrages hin erhob Dr. Raven beschwichtigend die Hände.
"Ach, das macht doch nichts. Ich möchte behaupten, auch manch einer meiner unmittelbaren Kollegen hat zuweilen nicht jedem meiner Worte zu folgen vermocht.
Wer kann es ihnen auch verübeln? Ich fürchte, dass keiner von ihnen auch bloß die Hälfte meiner praktischen Erfahrungen aufzuwiegen vermag."

Ein fast schon perfides, provokantes Schmunzeln, ein skeptisches heben der rechten Braue.
"Das heißt, sie vielleicht ja doch?"

Den Artgenossen ein wenig necken, ein bloß noch halbdiskreter Wink gen der eigenen Wesensart. Und nun gespannt die nächste Reaktion abwarten.
Ein unerwartetes, aber nicht unwillkommenes Geschehen.
Eine perfekte Studiengelegenheit.
 
Wenn Michael eine Frau oder auch einen Mann betrachtete, war dies aus medizinischem Interesse nicht aus Sexuellen. Bei Kainiten entfällt das Rätselraten, ob alles an einer Person echt oder ob man künstlich nachgeholfen würde und damit auch Michaels Interesse. Das Aussehen ist nur relevant, um einzuschätzen, was für eine Person man vor sich hatte.

Sein Gegenüber wirkte zumindest interessant, mal sehen was so weiter kommt.

„Um ehrlich zu sein interessiert mich nur, dass ich bestmöglich den Patienten“ er sagte bewusst obwohl er Menschen meinte“, helfen und auf Ruhm und Rummel könnte ich gut verzichten. Leider ist es schwierig als Arzt nach Perfektion zu streben ohne, dass es Kollegen oder Patienten mitgekommen.“

Michael litt sicher nicht an Minderwertigkeitskomplexen, aber Michael lag viel daran nicht als zu sehr in der Öffentlichkeit in Erscheinung zu treten.

Frei nach dem Motto tue Gutes und rede nicht darüber.

„Da haben wir etwas gemeinsam im Fachgebiet des jeweils Anderen kennen wir uns nicht wirklich aus. Auch ich habe von Ihnen viel Gutes“ oder Interessantes „gehört. Schön Sie mal persönlich kennen zu lernen.“

Schön, ein dezenter Hinweis auf ihr Alter, ok verstanden, sie ist kein Küken mehr. Nur wie alt ist alt? Dies ist hier die Frage, frei nach Hamlet.
 
//Er trägt die Male des Cicero und weiß nicht um deren Herkunft. Mag er auf Elba hoffen... es könnte auch der Tartarus sein. Warum sonst sollten Raben seine Wege kreuzen?//

"Rövien, nicht Charon geleitet ihn, Schwester..."
Die Stimme der Doktorin klang sehr leise, gedämpft und dennoch eindringlich. Fast sinnend schien sie für einen kurzen Augenblick mit sich selbst zu reden, in sich selbst versinkend einen Gedanken unwillkürlich auszuformulieren. Bloß kurz, allein während sie diese wenigen Worte sprach, senkte Raven den Blick, was die Nachdenklichkeit ihrer Haltung betonte. Danach sah sie jedoch bald wieder zu dem Kainiten auf.

"Verzeihen sie meine kurze Unachtsamkeit."
Ein entschuldigendes Lächeln der vollen, rot angemalten Lippen. Den stechenden Smaragden, welche ihre Augen darstellten, fehlte dabei allerdings dieses gewisse, betretene glimmen. Sie wirkten weiterhin durchgängig analytisch, bohrend fast bis auf die Grundfesten der Seele und irgendwie kalt.

Dennoch blieb festzuhalten, dass sich die Kainitin den offenkundigen Luxus gewährte sich hier nicht mehr selbst zu zügeln und zu verstellen als unbedingt nötig. Welchen Eindruck sie und ihre kleinen Eigenarten auf ihren Kollegen machten war an dieser Stelle ja doch beinahe nebensächlich. Wem wollte er es schon berichten? Der Fachwelt mitnichten. Zumal man dort am Gehalt seiner Aussage zweifeln würde, immerhin war die schöne Malkavianerin meisterlich darin sich zu verstellen und die richtigen Rollen zu verkörpern sofern sie es denn wollte. Genau darin lag ja auch der Reiz dieser Neigung hier und da ein Körnchen Wahrheit durchsickern zu lassen, das heiß zumindest jener Form der Wahrheit, welche bedauerlicherweise eingegrenzte Geister zu fassen vermochten. Sprich kurz: Bloß ein Quäntchen dessen, was tatsächlich "des Pudelskern" sein musste.
Darüber hinaus sprach jede noch so kleine Reaktion Könings für sie Seiten mehr als es ihr eigenes Gebaren für ihn tun würde.

"Nun, dass es schön ist einen höchst honorablen Kollegen in Person kennen lernen zu dürfen kann ich so bloß zurückgeben", erwiderte die Malkavianerin wieder gefasster und entspannter lächelnd als sie es bei ihrer kurzen Entschuldigung getan hatte.
Auch die Brünette trug sich just in diesem Augenblick mit poetischen Weisen. Allerdings war es nicht der Hamlet, der ihr ins Bewusstsein getreten war, sondern eher der Faust.
Eine umfassende, literarische Bildung war Bestandteil ihrer Erziehung gewesen und sie kam nicht umhin hier die eine oder andere Parallele zu ziehen. Vermutlich eine durch ihre von der Praxis der Psychoanalyse geprägte Denkweise bedingte Angewohnheit.
Bloß wer würde hier wen portraitieren? Es gab 3 mögliche Rollen zu besetzen, allerdings standen bloß zwei Darsteller zur Auswahl.

//Zwei Seelen wohnen -ach!- in meiner Brust....//

Wie wahr...

Doch wie dem auch sei. Scheinbar war die Anonymität für den Chirurgen tatsächlich ein schützenswertes Gut. Und das obgleich ein Medicus doch gar nicht darum herum kommen konnte ein gewisses Mindestmaß an Bekanntheit zu erreichen.
Interessant. Ein Mann der Masse also. Zumindest danach strebend.
Bedauerlich.

Ob es auch jenem Streben nach oberflächlicher Austauschbarkeit geschuldet war, dass der Herr bisher auf eine ausführlichere Vorstellung verzichtet hatte?

Der Kongresssaal war längst menschenleer. Allein die beiden Kainskinder waren noch anwesend und Dr. Raven wusste, dass sich dies vor Morgengrauen wohl auch nicht mehr ändern würde.

Damit war die Option gegeben das doch recht förmliche Gespräch auf andere Bahnen zu lenken, fort von akademischem Firlefanz -obgleich dieser im Gesamtbild sicherlich seine Berechtigung finden würde- hin zu pikanteren Details.
Zum Beispiel mochte es erste Aussagen über ein potentielles Studienobjekt ermöglichen, wenn man sein soziales Umfeld grob umriss.
Köning schien sich selbst implizit als eine Art blutsaugenden Samariter zu sehen. Den Menschen helfen, den Ruhm schmähen. Dennoch das faustianische Streben zur eigenen Prämisse erklären. Eine durchaus interessante Kombination.
Selbsttäuschung im Rahmen der eigenen Hybris.
Die Katharsis blieb niemandem erspart.

"Nobel sind ihre Vorsätze und ich respektiere sie", fuhr die Brünette schließlich fort.
"Es ist mitunter auch nicht zum Nachteil der Patienten, wenn der behandelnde Arzt mehr Wert auf Präzision und Effizienz denn auf Renommee legt.
Doch nun, wie sie bereits so treffend feststellten sind wir ja doch bloß entfernte Kollegen von differenter Profession. Ich denke, wir mögen vielleicht anderes mehr zu bereden haben, sobald wir uns der Etikette folgend auch entsprechend vollends vorgestellt haben.
Meinen Namen kennen sie nun zwar bereits, dennoch führe ich ihn der Vollständigkeit halber noch einmal an:
Dr. Madelaine Ligeia Raven, Ancillae vom Clan das Mondes."

Sie blieb kerzengerade sitzen und harrte der Reaktion ihres Gegenübers ohne die geringste Anspannung erkennen zu lassen. Im Gegenteil, Dr. Raven verblieb ruhig und charmant wie eh und je, vermittelte bewusst durch offene, wenn auch betont damenhafte Körperhaltung und warme Stimmlage ein möglichst entspanntes Gesprächsklima.
Jetzt kam fraglos der wahrhaft lustige Teil dieser Unterhaltung auf sie zu. Die erste Reaktion auf das Nennen ihres Clans war stets die aufschlussreichste.

Heiteres Kichern in ihrem Kopf.
Man wusste, dass der reife Herr nicht wirklich älter war, sein konnte. Es fehlte ihm an Haltung und Auftreten. Man wusste noch viel besser, was ein Blick zu zeigen vermochte und eben schlimmer: Was selbiger zu entfesseln fähig war.
Doch man war ihm nicht feindlich gesinnt. Feinde hatte er - wie jedes gebrandmarkte Kind- fraglos mehr als er überhaupt zu ahnen vermochte.
Und er stand dem Ankh fraglos näher als dem Schwert, sonst wäre sein Betragen ein anderes gewesen.
Er war kein Geschwister, aber er war auch nicht all zu fremd.
Exotisch.
Gewöhnlich.

Mehr als ein Zeitvertreib vielleicht?
Blieb abzuwarten... und zu hoffen.
 
Rövien sagte ihm wenig, könnte altdeutsch für Rabe sein, dafür Charon um so mehr. In der griechischen Mythologie, war er der düstere greise Fährmann, der die Toten für einen Obolus über den Totenfluss Styx bringt, damit sie ins Reich des Hades gelangen können.

Das relevante war aber allerdings dies:
Charon war der erste Wraith oder zumindest ihr Herrscher. Charon hatte mehrere Institutionen der Toten gegründet, einschließlich der Ferrymen, der Stadt verantwortlich Stygien und der Hierarchie. Jetzt war Michael Interesse richtig geweckt.

„Immer gerne“, wenn die Augen nicht wären. Die Augen sind der Spiegel der Seele und eng verknüpft mit dem menschlichen Inneren, der Psyche. Zwischen Seele und Sehen besteht eine so enge Beziehung wie zwischen Seele und Krankheit. Das Auge symbolisiert die Fähigkeit zu sehen, den Blick auf sich selbst, sein Leben und auf andere zu richten. Was es aufnimmt, wird wie von einem Spiegel nach außen projiziert. Das Auge ist gleichzeitig ein rezeptives, aufnehmendes und reflektierendes Organ, das den seelischen und inneren Zustand eines Menschen ausdrückt. Bei einem Vampire ist dies nicht anders.


Da Michael Frau Raven nicht kannte, also sah er in ihr auch kein Studienobjekt, zudem sind Kainiten in seinem Bereich schlechte Studienobjekte. Aus Sicht des Mondkindes würde sich Michael immer verstellen.

„ So nobel würde meine Vorsätze nicht zwingend kennen, alleine auch die Maskerade gebietet Zurückhaltung, finden Sie nicht auch.“ Den Rest müsste niemand wissen.

Michael nahm die Nachricht des Mondkindes vollkommen neutral auf. Ancillae dann wird es mindestens mal spannend, kein Küken mehr. Michael ließ sich schon lange nicht mehr von Aussehen und den Alter täuschen. Selbst bei Ghulen kann dies mehr als gefährlich werden. Die Ghule seiner Mentorin könnten es ohne Probleme mit jedem Neonate aufnehmen.


Psychologie dann war ein Mondkind nicht wirklich unwahrscheinlich und auch diese waren in den Bereich häufig gut. Eines sind Mondkinder nie, dumm oder zumindest Michael noch keines getroffen. Jeder Clan trägt einen Makel der Kainiten offen mit sich herum und Michael beurteilte Kainiten nicht nach ihren Clans. Er wollte auch auch nicht nur danach be - und verurteilt werden. Nur die Gedanken von Mondkindern sollte man meiden. Obwohl er viel dafür geben würde die Gedankengänge der Mondkinder zu verstehen.

„Dr. Michael Köning, ich würde mich als ungewollt bezeichnen, da der Clan eine andere Einstellung hat als ich.“ Jetzt wird sicherlich eine Reaktion erfolgen, nur welche?
 
Ein süffisantes Schmunzeln kräuselte die vollen, rot angemalten Lippen im Alabastergesicht als die Malkavianerin mit leichtem, zustimmendem Nicken sprach.
"In der Tat, die Maskerade gebietet Diskretion."

Die Nüchternheit, mit welcher Michael die Clanszugehörigkeit seines Gegenübers kommentierte, eher: äußerlich vollkommen außer Acht ließ, musste fraglos auffallend erscheinen.
Willentliche Mäßigung? Implizierter Subtext? Oder doch eher blanke Unwissenheit?
Eine Frage, welche der Kontext würde klären müssen.
Und in der Tat mochte die Selbstbeschreibung, in welcher sich der Chirurg als ungewollt klassifizierte, ein deutliches Indiz darstellen. Hatte sie also einen Caitiff vor sich?

Die Psychiaterin gönnte sich die Blöße ein offensichtliches Manöver einzuleiten. Sie nahm den ihr vorgeworfenen Informationshappen dankbar an. Manchmal führte eine Brotkrumenspur den findigen Raben doch zu einem Festmahl - immerhin war der Spurenleger mitten im düsteren Wald nicht selten hoffnungslos verloren und letzten Endes tief in der Finsternis an Erschöpfung verschieden.

"Ungewollt sind viele Kainskinder. Von Belangen ist lediglich, wer es letztlich ist, der sich durch ihre bloße Existenz belästigt fühlt..."

Die Brünette drehte den Stuhl nun entgültig weg von ihrem Schreibtisch in Richtung des Arztes sodass sie ihm statt leicht schräg nun direkt frontal gegenüber saß. Dabei überschlug sie die langen, schlanken, bis über das Knie von Wildlederstiefeln bedeckten Beine und faltete ihre Hände mit den schwarz lackierten Nägeln im Schoß. Eine Pose, die sie allgemein hin im Zuge von Therapiegesprächen einnahm. Die Körperhaltung als solche blieb weiterhin kerzengerade.

Ihre Mimik hatte etwas Nachdenkliches an sich, doch die tiefgrünen Augen bohrten weiterhin, so als könnten sie die Antwort auf jede für Raven relevante Frage in Michaels Geist, irgendwo unter dem toten Fleisch des Kainiten begraben, ausfindig machen und aufschlüsseln.
In der Tat spielte die Psychiaterin längst mit dem Gedanken auf eine ihrem Geblüt ganz eigene Fähigkeit zurückzugreifen. Doch rang sie diesbezüglich durchaus noch etwas mit sich selbst. Immerhin wäre es letzten Endes -und mochte der andere dessen auch nicht gewahr werden- in gewissem Maße eine nicht zu verachtende Taktlosigkeit - zumindest solange noch die Möglichkeit bestand einen zielführenden Dialog zu etablieren.
Und so blieb die Kainitin vorerst beim Wort und blendete störendes Flüstern nach bestem Wissen und Gewissen, aber vor allem: sofern denn überhaupt möglich, aus.

"Sagen sie, dürfte ich mir die Frage nach dem wahren Ursprung ihres Blutes erlauben?"

Seicht lächelnd fügte sie hinzu: "Ich würde mir auch recht gerne jene Geschichte anhören, welche sie dazu brachte sich selbst als "ungewollt" wahrzunehmen, doch fürchte ich, dass sie darüber wohl kaum mit einer Fremden zu parlieren wünschen. Eine Haltung, die ich im Übrigen durchaus für verständlich befinde. Dennoch erscheint es mir angebracht, ehrliche Neugierde entsprechend zu artikulieren. Es ist ungemein unangenehm, wenn ein Gegenüber einen Hehl um sein wahres Anliegen, um die für es dem Moment inne wohnende Faszination macht, finden sie nicht auch?"

Die Art, wie sie eine von Michael zuvor bereits gebrauchte Formulierung aufgriff und mit einem teils schalkhaften, teils beinahe freundschaftlichen Augenzwinkern unterstrich mochte den Anschein erwecken, die Malkavianerin ahnte, dass der Chirurg für ihn Interessantes in ihrem kurzen Selbstgespräch vernommen hatte. Ein guter Bluff zur richtigen Zeit war alles.
De facto war dem nämlich nicht so. Eigentlich ging sie lediglich davon aus, dass ein Vampir stets einen wie auch immer gearteten Faible zu befriedigen trachtete. Direkt oder indirekt, bewusst oder unbewusst. Einerlei. Für lebende Leichen drehte sich die Existenz um geradezu erschreckend wenige Angelpunkte. Diese waren allerdings dafür von höchster, persönlicher Priorität und wurden mit an Obsession grenzender Hingabe, Passion, gepflegt.

In der Tat gab es keinen einzigen Blutsauger, dem die Psychiaterin nach allgemein gängiger Schulpsychologie nicht mindestens eine Zwangsstörung, Obsession, Depression (unter Umständen im Zusammenspiel mit einer Manie) oder zumindest krankhaften Narzismus, vielleicht sogar eine antisoziale Persönlichkeit hätte diagnostizieren können.
Das war das Schöne an dieser Welt. Alle, wirklich ausnahmslos jeder war doch verrückt, wahnsinnig, vollkommen übergeschnappt!
Die Kunst war dabei lediglich diesen eigentlich allgemeinen Makel aller denkender Wesen in den richtigen Fällen vor die Öffentlichkeit zu bringen und medizinisch relevant erscheinen zu lassen.
Streng genommen war Psychologie in den Augen der Malkavianerin keine Wissenschaft. Sie war eine Kunst, ein Werkzeug, ein wundervolles Konstrukt, welches letztlich vor allem anderen den Geist des suggerierten Epochendurchschnitts sowie der dazugehörigen Elite spiegelte. Offiziell verrückt war zu jederzeit, wer auf beliebige Facon durch das vorgeschriebene Raster fiel. Die Krankheitsbilder wurden entsprechend generiert.
Die Wahrheit war der einzig wahrhaft exquisite Scherz der Realität.

Ein Gedanke, welcher der schönen Brünetten, ein leichtes, schnell ersticktes Lachen entlockte. Eine der weißen Hände hob sich um den Mund dabei zu verdecken. Eine zweifellos eher archaische Geste.
"Oh, verzeihen sie. Ich musste bloß gerade an etwas denken", winkte Raven entschuldigend ab ehe sie die Augenlider etwas betreten, ehrlich beschämt niederschlug, den Blick dabei senkte.
"Manchmal... nun, da kommen einem Dinge in den Sinn, die ja so gar nichts mit der gegenwärtigen Situation zu tun haben, einfach, weil da irgendetwas eigentümliche Assoziationsketten im Kopf in Gange setzt. Bitte, lassen sie sich davon nicht verunsichern."
Die Stimme der Untoten klang etwas höher, gar sanfter, wärmer als zuvor. Der Unterschied war nicht unbedingt gravierend, aber dennoch wahrnehmbar.
Zaghaft sah sie schließlich wieder auf, dem Chirurgen ins Gesicht.
"Ich hoffe ich habe sie nicht im Übermaße irritiert."
 
„So höre ich eine leichte Ironie bezüglich der Maskerade. Dies war eine der wirklich wichtigen Errungenschaften der Camarilla. "

Wieso sollten Kinder Malkav schlimmer als andere sein. Den Rest müsste Frau Dr. Raven schon selber herausfinden.

Oh, jetzt haben wir ihr Interesse geweckt. Mal sehen was passiert. Direkt gefragt, aber warum sollte ich ihr eine befriedigende Antwort geben, ich denke nein, sie will spielen, dann bitte schön. Mal sehen, ob sie bei aller Neugierde höflich bleibt, Auspex hat da schon was für sich.
Warum müssen dies alle Kainiten machen, kein Gespräch ohne Hintergedanken.

Michaels Haltung spiegelte fast das Gegenteil wieder, locker lästig vom Hocker. Du bist nicht der erste Malkavianer, den ich kenne, doch aber immerhin die erste weibliche. Würde Michael ihre Gedanken lesen, so würde er ihre Meinung über unsere Art wohl teilen, die meisten Kainiten, ließen sich wahrscheinlich ganz leicht in einen oder sogar mehrere dieser Kategorien einstufen. Zudem kann man fast jeden Kainiten auch als Junkie ansehen, Blut anstatt Drogen. Es gibt nur weniger Kainten, die Blut gut widerstehen können. Leider zählte sich Michael selber noch nicht als perfekt dazu, obwohl er dies wahrscheinlich besser beherrschte als sehr viele seiner Artgenossen.

„Irritiert wohl kaum, dies macht Sie nur interessanter“, Michael lächelte seinen Gegenüber verschmitzt an. (3 Erfolge)

So so eine gespaltene Persönlichkeit, oder genauer eine multiple Persönlichkeitsstörung beziehungsweise dissoziative Identitätsstörung. Dabei zerfallen Denken, Handeln, Erinnerung und Identität, so dass sich mehrere Persönlichkeiten bilden, die meistens nichts voneinander wissen. Wissen nichts von einander oder kann sie aktiv wechseln. An das Handeln der jeweils „anderen“ Personen kann sich der Betroffene entweder nicht oder nur schemenhaft erinnern, oder er erlebt es als das Handeln einer fremden Person. Dann wird es jetzt lustig.

Michael sagt leise, aber noch hörbar für Frau Raven, zumindest wenn sie sich etwas Mühe gab, „Hallo Lischen jemand wie wir, zwei Personen und hier auch nur einen Körper.“

„Mit wem habe ich die noch zudem Ehre?“ fragte Michael neugierig.

Fragen dürfen sie alles, die Frage ist nur ob man einen Antwort bekommt
Es ist ungemein unangenehm, wenn ein Gegenüber einen Hehl um sein wahres Anliegen,
wiederholte Michael vor seinem geistigen Auge, welche wahren Anliegen habe ich denn?

"Erlauben sie mir zuerst eine Gegenfrage, was meinen Sie mit einen Hehl um sein wahres Anliegen?“


Was hatte seine Aussage mit wahren Anliegen zu tun.
 
Out of Character
Auspex enthüllt blass (Vampir), hellblau (ruhig), lavendel (vorsichtig), zinnober (fröhlich), gelb (idealistisch)


Ein amüsiertes, hell und unschuldig anmutendes Lachen wie das eines Kindes entfuhr Raven, wobei sie ihre Lippen erneut hinter einer schneeweißen Hand verbarg.
"Ironie bezüglich der Maskerade? Mitnichten! Sie müssen da etwas missverstanden haben."
Madelaine löste die überkreuzten Beine voneinander und fuhr mit herzlichem, zweifelsfrei vergnügtem Lächeln fort. Sie hatte etwas tatsächlich Warmes, Offenes an sich, wie sie versuchte dem Arzt zu erklären, an welchem Punkt die beiden sich im Verlauf ihres Dialoges allem Anschein nach verpasst haben mussten.

"Nein, nein. Sehen sie, das ist etwas komplizierter. Ein Ausspruch bleibt die Ausgeburt des Geistes, nicht wahr? Da muss der Autor wohl die Worte einem anderen Kontext entnommen haben, als jenem, welcher dem Rezipienten zur Inputanalyse zur Verfügung steht. Was sie als Ironie wahrgenommen haben, muss folglich in anderer Funktion angedacht gewesen sein.
Spricht man von der Maskerade, kommen einem unter Umständen besondere, mit dem Wort assoziierte Situationen in den Sinn, persönliche Konnotationen, die ein Gegenüber natürlich nicht zwingend nachvollziehen kann."

Die Malkavianerin war stolz auf das, was sie da gerade gesagt hatte! Damit hatte sie also bewiesen, dass das Studium ihrer Schwester wenigstens nicht gänzlich ohne Spuren an ihr vorbeigegangen war.
Die andere jedoch hatte reichlich wenig Lob, geschweige denn Anerkennung für diesen persönlichen Triumph ihres Schützlings übrig. Wie bedauerlich.
Es war wirklich nicht leicht, sich den Körper mit einer Schwester wie Ligeia zu teilen. Eine Koryphäe auf ihrem Gebiet, intelligent, begabt. Madelaine hingegen war vor allem eines: nett.
Und an sich war sie der Überzeugung, dass das wohl leider ihre einzige Qualität war. Nicht, dass es etwas Schlechtes wäre, nett zu sein. Es war bloß so schrecklich wenig verglichen mit Ligeias Vorzügen. So dachte die ältere der beiden Schwestern zumindest.

Auf die Frage des Chirurgen hin, mit wem er es denn zu tun habe, runzelte die Malkavianerin fragend die Stirn. Die noch einen Moment zuvor von Erheiterung gekräuselten Mundwinkel entspannten sich wieder, das amüsierte Funkeln der Augen verschwand.
"Ich denke, wir haben uns bereits einander vorgestellt?"

Madelaine verstand nicht so recht was er von ihr wissen wollte. Es war allerdings -wie Ligeia bestätigen würde- auch durchaus ein wenig kurios, dass zwei Persönlichkeiten in einem Körper, von einander wissend und stets den Taten der anderen folgend und mitfiebernd wie die Menschen vor ihren heimischen Cinematographen, sich nicht bloß als Schwestern betrachteten, sondern auch einen Namen teilten. Mehr oder minder. Die Differenzierung in Madelaine und Ligeia war allein dem persönlichen Umfeld der Untoten vorbehalten. Für alle anderen war sie Dr. Raven - oder Madelaine, je nach Umstand der Begegnung.
So wiederholte die Brünette denselben Namen erneut.
"Madelaine Ligeia Raven mein Name. Sie sind Herr Dr. Michael Köning... Sind sie sicher, dass es ihnen gut geht? So lange liegt die Aufwartung doch noch nicht zurück."
Sie stockte kurz.
"...soll ich ihnen vielleicht meine Karte geben?"

Blick und Gesichtsausdruck der Kainitin schienen ernstlich besorgt, allerdings auch ein ganz klein wenig verwirrt. Und in der Tat war sie das auch.
Dachte er etwa, nur weil sie Malkavianerin war, müsste sie alle par Minuten den Namen wechseln? Wofür hielt er sie denn bitte? Für geisteskrank?
Lächerlich!
Bei diesem ihrem Renommee? Vollkommen abwegig! Absurd, abstrus - unverzeihlich.
Vielleicht auch einfach nur tumb, stupide, debil - irrsinnig?

Nach und nach verengten sich die Augen der Psychiaterin. Der Blick der Smaragdaugen, welcher von Michael fort gen Boden und schließlich wieder zurück schwiff, mutete bald nachdenklich und kritisch gleichermaßen an. Sinnend hob sie die Hände, löste sie voneinander, bloß um nun die Fingerspitzen der Rechten auf ihren jeweiligen Pendants der Linken zu setzen um so schließlich das auf diese Art gebildete Dreieck exakt unter ihrer Nase zu positionieren, sodass es den Mund verbarg. Die Ellenbogen stützte die Brünette derweil auf den Armlehnen ihres Stuhles ab.

"Faust wusste nicht wovon er sprach, als er die zwei Seelen seiner Brust beklagte, Cicero."
Die Stimme der jungen Frau klang wieder deutlich tiefer, kühler, jedoch ruhig und gefasst, eben nüchtern und sachlich ohne überschäumende emotionale Beteiligung, jedoch sicherlich auch alles andere als unangenehm.
"Um ihre zuletzt gestellte Frage adäquat zu beantworten: Es ist doch alles in allem recht simpel. Ehrlichkeit wäre wohl das entsprechende Stichwort. Manch einer meidet diese Tugend ja doch wie Unsereins das Sonnenlicht und bedient sich lieber leerer, jedem Intellekt höhnender Floskeln."

Ein beinahe wissend anmutendes, provokantes Schmunzeln und ein schelmisches Glitzern in den Augen begleiteten Ravens Worte.
"Davon halte ich nichts. Taktlosigkeiten sind mir zuwider. Ein gewisses Mindestmaß an höflicher Direktheit sollte man von einer guten Konversation erwarten können. Oder sehen sie dergleichen anders?"


Die Art, wie sie Köning ansah, verriet ernsthaftes Interesse an einer entsprechenden Antwort.
Augenzwinkernd setzte schließlich nach: "Quid pro quo, Dr. Köning. Ich habe ihnen nun bereits so Manches erzählt. Erfreuen sie mich doch nun ihrerseits mit Erzählungen."
Die Brünette ließ die Hände sinken und offenbarte damit ein charmantes, geradezu bezauberndes Lächeln.
"Bitte. Meine Fragen habe ich ja bereits gestellt. Gönnen sie mir doch ein klein wenig Illumination der Finsternis."

Aufmerksamen Freunden des Kinos mochte der Gedanke kommen können, dass irgendwas an der Psychiaterin eine nahezu frappierende, und doch nicht weiter fassbare Ähnlichkeit zu Anthony Hopkins Darstellung des Dr. Hannibal Lecter aufwies. War es vielleicht die geradezu penibel, wenn an ihr doch nichts desto trotz natürlich wirkende, kerzengerade Haltung? Vielleicht die Tatsache, dass die Dame offenkundig Wert auf gute Sitten legte? Vielleicht lag es einfach daran, dass sie Psychiaterin war. Oder an der Art wie sie sich hin und wieder ausdrückte.
Was es auch war: Die Malkavianerin kannte weder die literarische Vorlage zu "Das Schweigen der Lämmer" noch die dazugehörigen Filme. Wäre dem anders, so würde sie es wohl in höchstem Maße bedauern, dass es sich bei dem überaus charismatischen, intelligenten Dr. Lecter bloß um eine fiktive Figur handelte. Der Kannibalenaspekt war bei dieser Figur schließlich vollkommen nebensächlich. Das Genie stand im Vordergrund. Ja, auch für einen Raben hätte sich ein unerwartetes Déjà-Vue ergeben können, hätte er dem Drängen seines Kindes nachgegeben.

//Wer um alles in der Welt ist "Dr. Lecter"?!//

Auf den Cicero, den letztlich im Exil verendeten, großen, römischen Staatsmann und Philosophen, ging die Malkavianerin nicht weiter ein. Köning würde schon verstehen. Oder auch nicht. Vielleicht.
Was noch gleich?
Die Wahrheit - der erhebenste, heiterste Scherz des Fürsten!
 
Lischen antwortete, es klang wie als wenn Michael Bauchreden würde.“ Was interessiert Dich die Frau, Du bist mein und nur mein und Du willst sie doch nicht etwa mit uns vergleichen“ In Richtung von Frau Dr. Raven sprach leise aber sehr deutlich „kapiert, mein!!“ Michael schaute irritiert, was war dies.

Also war die Stimmlage keine Ironie, bei Mondkindern ist die leider manchmal schwer zu erkennen.

„Ich würde eher sagen jedes Gesagte geht ein Gedanke voraus und man könnte es als Sprachsinn und Gedankensinn bezeichnen“

„Der Lautsinn oder Sprachsinn hat also mit dem zu tun, was heute als Empathie beschrieben wird, das Erfassen des Seelischen Ausdrucks in Lauten und Gebärden. Doch zeigt eine genaue Selbstbesinnung, dass allem Hören des in Lauten Gegebenen doch zum Grunde liegt ein ebensolch unmittelbares, urteilsfreies Verhältnis zu dem Wesen, von dem der Laut ausgeht, wie es der Fall ist, wenn ein Farbeneindruck wahrgenommen wird. Man erleichtert sich die Einsicht in diese Tatsache, wenn man sich vergegenwärtigt, wie ein Schmerzenslaut uns unmittelbar mitleben lässt den Schmerz eines Wesens, ohne dass sich erst irgendeine Überlegung oder dergleichen in die Wahrnehmung einmischt. – In Betracht kommt, dass der hörbare Laut nicht das einzige ist, wodurch sich dem Menschen eine solche Innerlichkeit offenbart, wie es beim Sprachlaut der Fall ist. Auch die Geste, Mimik, das Physiognomische führt zuletzt auf ein Einfaches, Unmittelbares, das ebenso in das Gebiet des Sprachsinnes gerechnet werden muss wie der Inhalt des hörbaren Lautes.

Aber wiederum, wenn ich das Wort wahrnehme, so lebe ich mich nicht so intim in das Objekt, in das äußere Wesen hinein, als wenn ich durch das Wort den Gedanken wahrnehme. Da unterscheiden die meisten Menschen schon nicht mehr. Aber es ist ein Unterschied zwischen dem Wahrnehmen des bloßen Wortes, des sinnvoll Tönenden, und dem realen Wahrnehmen des Gedankens hinter dem Worte. Das Wort nehmen Sie schließlich auch wahr, wenn es gelöst wird von dem Denker durch den Phonographen, oder selbst durch das Geschriebene. Aber im lebendigen Zusammenhang mit dem Wesen, das das Wort bildet, unmittelbar durch das Wort in das Wesen, in das denkende, vorstellende Wesen mich hineinversetzen, das erfordert noch einen tieferen Sinn als den gewöhnlichen Wortsinn, das erfordert den Denksinn, wie ich es nennen möchte.
Die Empathie geht hier noch weiter, die Gedanken des Gegenüber werden mit vollzogen.“

Michael hatte Frau Dr. Raven schon auch beim ersten Mal verstanden, ihm waren jedoch nicht die kleinen Unterschiede in der Sprache und auch in der Haltung des Gegenübers entgangen. Das genaue Verhältnis der beide Personen oder Persönlichkeit von Frau Dr, Raven bliebt Michael auf die schnelle und ohne genaue Kenntnis von Madelaine und Ligeia verborgen. Sicher er nur, es müssen mindest zwei Persönlichkeiten vorhanden sind, aber im welchen Verhältnis stehen sie zu einander?

„Eine Karte wäre sehr zu vorkommend“ und Michael überreichte ihr galant seine Betriebliche.

Warum bezeichnet Sie mich immer als Cicero. Wer dieser römische Politiker, Anwalt, Schriftsteller und Philosoph gewesen ist, wusste Michael sicherlich. Spielt sie auf sein unrühmliches Ende am 7. Dezember 43v.Chr. an. Angeblich soll ihm sogar noch Fulvia seine Zunge mit ihrer Haarnadel durchbohrt haben, als Zeichen dafür, dass er nicht mehr reden könne.

Die Änderung blieb Michael nicht verborgen. Erfragte sich allerdings ehrlich, was hatte Frau Raven außer dem Status und ihrem Clan sonst wirklich preisgegeben hatte, wenig oder besser nichts. Ehrlichkeit und Kainiten dies passt so wie Engel und Teufel zusammen.

“Sie betrachten mich als Finsternis, wie bedauerlich! In der Camarilla sollten nicht all zu viele nicht gewollte Kinder erschaffen worden sein. Wohl eher, dass das Kind nicht den Wünschen des Erzeugers entspricht und dieser dies aber viel zu spät erkennt. Genau so verhält es sich bei mir, die Erzeuger meines Erzeugers betrachten mich wohl als Schande für ihr Blut, daher betrachte ich mich nicht ihnen gegenüber verpflichtet."
 
Die eigentümliche Ventriloquisten-Einlage Michaels weckte Ligeias Interesse. Ein Scherz? Eine exzentrische Eigenart? Oder -und dies legten die Worte, welche Köning auf jene absonderliche Weise getätigt hatte nahe- etwas ganz anderes? Eine Störung vielleicht? Oder doch eher okkulter Firlefanz?
Nach außen hin artikulierte sich Ravens Interesse einzig und allein über das skeptische Heben einer schmalen, dunklen Braue. Eine mimische Geste, wie sie Star Trek Fans wohl durchaus geläufig sein dürfte.

"Möchte sich jene, die Besitzanspruch kundtut, nicht vielleicht vorstellen?" fragte die Malkavianerin ruhig nach jenem ungewöhnlichen Ausbruch ihres Gegenübers. Der folgende, verwirrte Blick des Arztes legte allerdings nahe, dass es sich bloß um etwas Vorübergehendes gehandelt hatte.
Bedauerlich. Ob es sich wohl rekonstruieren, gar repetieren ließe?
Es wäre zumindest zu hoffen.

Dem Referendum des Chirurgen über Sprachsinn, verbale und nonverbale Artikulationsweise sowie Intention folgte die Kainiten ohne jede Mine zu verziehen.
Seine abschließenden Worte kommentierte die Brünette mit einem leichten, wohl anerkennenden Nicken und einem seichten Lächeln. Das Gebaren der Psychiaterin war weit ehrfürchtiger als ihre Gedanken.

//Ein netter Ansatz, aber ein Dilettant bleibt er dennoch. Nicht, dass man es ihm zum Vorwurf machen könnte, es handelt sich hierbei nicht um sein Metier, doch erheitert mich die Mischung aus regem, gutem Verstand und unkundiger Schlussfolgerungen in ihrem Wesen als abstruse Halbwahrheit schon lange nicht mehr.//

Jene Überlegungen fanden allerdings keinen äußeren Niederschlag in Ravens Verhalten. Stattdessen sprach sie mit charmantem, wenn auch leicht affektiertem Lächeln:
"Vieles von dem, was sie angesprochen haben, wird im Zuge interdisziplinärer Forschungen, welche sich nicht zuletzt auch mit der Psychologie überschneiden, erschlossen und dokumentiert. Aber auch die Sprachwissenschaftliche Perspektive ist an dieser Stelle ausgesprochen interessant, möchte ich meinen. Wenn ich ihnen an dieser Stelle vielleicht eine Empfehlung aussprechen dürfte: Die Arbeiten des Denk- und Sprachpsychologen Karl Bühler sind ausgesprochen empfehlenswerte Literatur auf diesem Gebiet.
Sollten sie ein Interesse für die Sprache im Generellen und auch für ihre konstruiert ästhetischen Auswüchse hegen, so möchte ich ihnen ebenfalls Gérard Genette ans Herz legen. An sich finden seine Arbeiten eher in der Literaturwissenschaft Beachtung und sind methodisch auch dort angesiedelt, was sie jedoch nicht weniger Interessant erscheinen lassen muss."

Auf die Karte angesprochen, öffnete Raven ihre Tasche und nahm ein silbernes Etui mit einem darauf eingeprägten Raben hervor. Sie entnahm selbigem eine Karte, auf welcher neben der Adresse der Anstalt St. Clementius in London auch Name, Titel, Zuständigkeitsbereich (Leiterin der Anstalt, Spezialgebiet Forensische Psychologie und Psychiatrie) sowie eine Mobiltelefonnummer der Malkavianerin geschrieben stand.
Die Visitenkarte Michaels nahm Ligeia mit dankendem Nicken entgegen und überreichte ihre eigene in gleicher Weise.
"Ich danke ihnen."

Die implizite Nachfrage, welche die Untote zuvor mit dem Anbieten ihrer eigenen Karte getätigt hatte, nämlich, ob Köning nicht vielleicht gewillt wäre psychiatrische Hilfe in Anspruch zu nehmen -immerhin mutete er zuvor schrecklich verwirrt an-, schien dem Kainiten nicht bewusst zu sein. Dass sich selbige nun nachträglich als durchaus angebracht erwies, immerhin war sein Betragen durchaus als augenscheinlich anormal aufgefallen, entlockte der Malkavianerin ein inneres Schmunzeln. Die Einsichten des Fürsten waren ein wahrhaftiger Segen.

Wie trefflich es doch war, dass Köning sich zu sprachtheoretischen Äußerungen hatte hinreißen lassen! Ironie des Schicksals oder vielleicht doch eher intermediales Gestaltungsmittel?
In diesem Gespräch befanden sich die wahrhaft pikanten Informationen -wie bloß all zu oft im Dialog unter Kainskindern- allein zwischen den Zeilen der Redner.
Fürwahr wäre die Brünette wohl der Meinung gewesen, dass sie überraschend viel über sich selbst preisgegeben hatte. Es war bloß nicht all zu leicht zu rekapitulieren. Warum sollte es das auch sein?
Der Mond schien sanft, seicht und sacht, erhellte bloß das Wesentliche und verzichtete auf unnütze Schwammigkeiten.
Eine wundervolle, simple Klarheit, ein Suchlicht auf die Bedeutsamkeiten. Bedauerlich, dass so vielen Geistern die Sicht auf das wahrhaft Wichtige durch mangelnde Beleuchtung der Nebensächlichkeiten verborgen blieb.
Welch pathetischer Makel!
Wer sich in Details verlor, war dazu verflucht das Gesamtbild nimmermehr zu erblicken.

"Oh, finster sind sie mitnichten. Allein ihre Person muss mir obskur erscheinen, meinen sie nicht?
Wir kennen uns ja noch gar nicht. Aber dergleichen ist durchaus nicht weiter bedenklich, denn wir sind im Begriff uns kennen zu lernen, nicht wahr?
Darum bitte ich um Illumination - so wie ich bemüht bin mich vor ihnen selbst zu erhellen und aus der Dunkelheit hervor zu treten.
Was ihre... prägnante Schilderung ihres Situation innerhalb ihrer Blutsfamilie betrifft...nun, ich bedaure derlei Geschehen. Wenn unser Blut uns verstößt, so müssen wir uns fragen, wer dann noch gewillt ist uns aufzunehmen..."

Eine geradezu furchteinflößende, abscheulich schockierende Vorstellung für die Malkavianerin. Was würde ihr bloß an Pein widerfahren, würde der Fürst sie verstoßen? Endlose Agonie!
Doch lief sie nicht Gefahr in eine solche Verdammnis zu geraten. Sie war im Clan. Sie war der Clan. Wie es alle Mondkinder waren.
Und sie war mehr, viel mehr. Weniger als alle anderen und doch voll aller Bedeutsamkeiten.
Luna hatte ihr gegeben, was Helios ihr verwehrt hatte.
Carpe Noctem.
Carpe Lunam.
Carpe Regulum!

"Es muss...schwierig sein sich auf dergleichen Weise durch die Nacht zu tragen. Doch sei es wie es sei. Man mag sie aus einem Kreis verstoßen, das Blut wird man ihnen nicht mehr nehmen. Unwürdig ist, wer unwürdiges tut und wenn ihr Erschaffer ihre Zeugung als pathetischen Zug empfand, so muss er selbst pathetisch sein. Und wenn er entsprechend makelbehaftet ist, so müssen es jene, die ihn geschaffen haben, ebenso sein."
Die Brünette zuckte leicht mit den Schultern, so als hätte sie eine vollkommen belanglose Feststellung getätigt.
"Simpelste Logik. Immerhin sind es unsere Fehler sowie unser Umgang mit selbigem, welche unsere Persönlichkeit als solche signifikant definieren. Allerdings mag es vielleicht auch sein, dass sittliche Unzulänglichkeiten dieser Art als Konstrukt schlicht und ergreifend keine höhere Geltung zu erfüllen geeignet sind. Somit wäre der Makel fiktiv in seinem Wesen und bloß subjektiver Wahrnehmung, mitunter Blendung geschuldet.
Doch ich schweife ab. Würden sie also von sich selbst behaupten sie seien... clanlos? Obgleich ihnen ihre Abkunft gewiss ist?"

Die Frage war in der Tat ehrlicher, hintergedanksloser Neugierde geschuldet. So betont nüchtern und doch mitfühlend wie die Psychiaterin mit dem schneidenden Blick gesprochen hatte, war es auch schwierig in ihre Worte anderes hinein zu interpretieren.
In der Tat war es bloß so, dass sie noch niemandem begegnet war, der sich als Verstoßen ansah und die Frage, ob man sich darum selbst zum Caitiff machen wollte beschäftigte die Brünette tatsächlich. Zwar nicht so sehr, wie die eigentümliche Bauchrednerei zuvor, jedoch interessierte es sie.

Mit beiläufiger Geste ließ sie das Etui mit dem Raben Emblem -nun um Michaels Karte bereichert- wieder in ihrer Tasche verschwinden.
 
Was geht die Schlampe an, wie ich heiße. Lischen hatte eigentlich keine Lust mit der Frau weiteren Kontakt auf zunehmen.


Michael ließ das Gesagte auf sich einwirken. Ein Karl Bühler und Gérard Genette sagen Michael auf Anhieb wenig bis nichts.

„Meine Ausführungen bezogen sich eher auf die Sinneslehre nach Rudolf Steiner nachzulesen in der Gesamtausgabe Band GA 93 a als auf Denk- und Sprachpsychologen.“ stellte Michael einfach und recht trocken fest.

„Sie sagten vorhin „Ein Ausspruch bleibt die Ausgeburt des Geistes, nicht wahr?“ Andres ausgedrückt sind Worte die Artikulation der Gedanken. Für die meisten Menschen ist was man im gewöhnlichen Leben Denken nennt, denken in Worten. Viel mehr, als man glaubt, denkt man in Worten. Und viele Menschen sind, wenn sie nach einer Erklärung von dem oder jenem verlangen, damit zufrieden, dass man ihnen irgendein Wort sagt, das einen für sie bekannten Klang hat, das sie an dieses oder jenes erinnert; und dann halten sie das, was sie bei einem solchen Wort empfinden, für eine Erklärung und glauben, sie hätten dann den Gedanken.

Schon im Faust heißt so treffend:

MEPHISTOPHELES. Schon gut! Nur muss man sich nicht allzu ängstlich quälen;
Denn eben, wo Begriffe fehlen,
Da stellt ein Wort zur rechten Zeit sich ein.
Mit Worten lässt sich trefflich streiten,
Mit Worten ein System bereiten,
An Worte lässt sich trefflich glauben,
Von einem Wort lässt sich kein Iota rauben.

Aber Gedanken sind nicht nur an Worte gebunden. Es gibt aber auch andere Denkformen, die nicht unmittelbar an die Logik und an die Sprache gebunden sind. Solange man sich des Denkens enthält, ist die Welt eine zusammenhanglose erscheinende Einzelheit. Erst das Denken schlägt Verbindungsfäden zwischen den einzelnen Elementen und verknüpft sie zu einem sinnvollen Ganzen. Das Denken verknüpft also die Wahrnehmungen miteinander und verbindet sie mit den zugehörigen Begriffen. Und auch die durch das Denken gebildeten Begriffe bleiben nicht vereinzelt stehen, sondern schließen sich zu umfangreicheren Begriffen und Begriffssystemen zusammen, die was man als Idee bezeichnet, die alle letztlich in der einen einzigen Idee schlechthin wurzeln.

Wenn ich Goethe zitieren dürfte. Die Idee ist ewig und einzig; dass wir auch den Plural brauchen, ist nicht wohlgetan. Alles, was wir gewahr werden und wovon wir reden können, sind nur Manifestationen der Idee; Begriffe sprechen wir aus, und insofern ist die Idee selbst ein Begriff."

Für Michael war der Austausch der Karten ein Ausdruck der Höflichkeit und seiner Neugierde, was bei dem Mondkind denn stehen würde und war keinesfalls mit der Absicht getragen eine „Behandlung“ über sich ergehen zu lassen. Michael war es durchaus bewusst, dass Malkavianer erstaunliche Einsichten über das Leben und viele andere Dinge haben konnten, leider war es auch gefährlich sich so einfach diesen Ansichten ohne Kenntnisse anzuvertrauen.

Michael war tatsächlich überrascht über die Heftigkeit der Reaktion von Lischen. Scheinbar nahm sie etwas war, was Michael entgangen ist, nur was könnte dies gewesen sein? Wahrscheinlich musste die ganze Szene für Frau Doktor mehr als merkwürdig anmuten. Bei den Gedanken müsste Michael leicht schmunzeln. Wir haben unsere Art alle Ehre und Last zu tragen. Sollen wir den Frau Doktor noch Nahrung geben Lischen?

Michael würde es eher genau andres formulieren, wer nicht auf Details achten kann auch nicht dies in den Gesamtkontext einordnen und verpasst die Chancen sich ein Gesamtbild machen zu können. Auf was jede einzelnen Person wert legt und somit auf sein Aufmerksamkeit richtet, ist mit der Natur dieser einen und einzigartigen Person fest verknüpft und somit immer verschieden.

Ein Mondkind kann alles und nichts zwischen den Zeilen oder auch ganz offen erzählen, dies ist das spannende an dem Clan.

„Warum sollte ich Ihnen obskur erscheinen? Sind wir dies nicht alle“, fragte sich Michael wirklich neugierig, nur wegen Lischen? “Ich gebe Ihnen völlig recht,wir kennen uns nicht wirklich.“ Dies lässt sich aber ändern.

„Nein ich ziehe die Gesellschaft vieler anderer Personen nur vor und lege auch keinen Wert auf gesteigerten oder übersteigerten Kontakt mit vielen unserer Art. Ich wähle persönlich lieber nur ein paar wenige aus.“

Michael war Clan und alles darum nicht wirklich wichtig, solange man ihm in Ruhe arbeiten ließ. Möglicherweise würde er dies eines Tages andres erleben. Im Gegensatz zu vielen war ihm das eingeschränkte denken in Clan oder sonstigen Strukturen zu wider. Die Freiheit jeden einzelnen fängt bei seinen Gedanken an. Kontrolliere die Gedanken und Du kontrollierst die Person und damit meinte Michael nicht die dagegen völlig plumpen Disziplinen wie Beherrschung oder auch Präsenz.

„Man sucht sich seine Eltern in diesem Fall selten oder gar nicht aus, aber jeder kann selber entscheiden wie er dann sein Verhalten ausrichtet. Gott hat uns in seiner unendlichen Weisheit einen freien Willen gegeben auch wenn viele unserer Art dies gern umgehen, aber am Ende landen auch sie bei Gott.“

Gut lassen wir noch was von uns hören. Die weibliche Stimme setzte direkt wieder bei Michael an.

“Hat der alte Hexenmeister
sich doch einmal wegbegeben!
Und nun sollen seine Geister
auch nach meinem Willen leben.
eine Wort und Werke
merkt ich und den Brauch,
und mit Geistesstärke
tu ich Wunder auch.

Walle! walle,
manche Strecke,
daß, zum Zwecke,
Wasser fließe und mit reichem, vollem Schwalle
zu dem Bade sich ergieße.

Und nun komm, du alter Besen!
Nimm die schlechten Lumpenhüllen;
bist schon lange Knecht gewesen:
nun erfülle meinen Willen!
Auf zwei Beinen stehe,
oben sei ein Kopf,
eile nun und gehe
mit dem Wassertopf!


Walle! walle,
manche Strecke,
daß, zum Zwecke,
Wasser fließe
und mit reichem, vollem Schwalle
zu dem Bade sich ergieße.

Seht, er läuft zum Ufer nieder,
Wahrlich! ist schon an dem Flusse,
und mit Blitzesschnelle wieder
ist er hier mit raschem Gusse.
Schon zum zweiten Male!
Wie das Becken schwillt!
Wie sich jede Schale
voll mit Wasser füllt!

Stehe! stehe!
denn wir haben
deiner Gaben
vollgemessen! -
Ach, ich merk es! Wehe! wehe!
Hab ich doch das Wort vergessen!

Ach, das Wort, worauf am Ende
er das wird, was er gewesen.
Ach, er läuft und bringt behende!
Wärst du doch der alte Besen!
Immer neue Güsse
bringt er schnell herein,
Ach! und hundert Flüsse
stürzen auf mich ein.

Nein, nicht länger
kann ichs lassen:
Will ihn fassen.
Das ist Tücke!
Ach! nun wird mir immer bänger!
Welche Mine! welche Blicke!

O du Ausgeburt der Hölle!
Soll das ganze Haus ersaufen?
Seh ich über jede Schwelle
doch schon Wasserströme laufen.
Ein verruchter Besen,
der nicht hören will,
Stock, der du gewesen,
steh doch wieder still!

Willst am Ende
gar nicht lassen?
Will dich fassen,
will dich halten
und das alte Holz behende
mit dem scharfen Beile spalten.

Seht da kommt er schleppend wieder!
Wie ich mich nur auf dich werfe,
gleich, o Kobold, liegst du nieder;
krachend trifft die glatte Schärfe.
Wahrlich, brav getroffen!
Seht, er ist entzwei!
Und nun kann ich hoffen,
und ich atme frei!

Wehe! wehe!
Beide Teile
stehn in Eile
schon als Knechte
völlig fertig in die Höhe!
Helft mir, ach! ihr hohen Mächte!

Und sie laufen! Naß und nässer
wirds im Saal und auf den Stufen.
Welch entsetzliches Gewässer!
Herr und Meister! hör mich rufen! -
Ach, da kommt der Meister!
Herr, die Not ist groß!
Die ich rief, die Geister
werd ich nun nicht los.

"In die Ecke,
Besen, Besen!
Seids gewesen.
Denn als Geister
ruft euch nur zu diesem Zwecke,
erst hervor der alte Meister."


Ein Mondkind würde dies wohl am ehesten verstehen.
 
Die unanständigen Worte, welche Lischen wählte um sich auf Frau Doktor zu beziehen, hätten dieser wohl ein müdes, allerdings verächtliches Lächeln entlockt. Wenn sie eines nicht war, dann schlampig, einerlei wie man den Wortsinn primär definierte.

Raven lauschte Köning ein weiters Mal eingehend und abermals würde sie ihm nicht gänzlich beipflichten können.

"In der Tat geht man innerhalb neurologischer Forschungen zuweilen davon aus, dass Bilder in ihrer Bedeutsamkeit für unser Denken nicht unterschätzt werden dürfen. Die Prozesse, welche im Gehirn vor sich gehen und letzten Ende auch artikulierte Laute nach sich ziehen können, sind mitunter zu komplex um sich durch die beschränkten Mittel der Sprache vollends ergründen zu lassen. Zumal Sprache nicht als obligate Voraussetzung des Denkprozesses zu betrachten ist. Studien an Wolfskindern konnten zeigen, dass auch diese der Artikulation in unserem Sinne nicht mächtigen Probanden in der Lage sind, Denkaufgaben zu bewältigen.
Dennoch bleibt natürlich nicht abzustreiten, dass Sprache die Art und Weise wie wir Denken signifikant beeinflusst. Dergleichen lässt sich ermitteln, vergleicht man beispielsweise deutsche Muttersprachler mit britischen Pendants. Wir nehmen die Dinge -geprägt durch die uns gewohnheitsmäßig zur Verfügung stehenden Mittel des Ausdrucks- unterschiedlich wahr. Ein Phänomen, welches bereits hinlänglich in diversen Studien belegt wurde.
Aber ich schätze, es ist an dieser Stelle vielleicht wenig Fruchtbar den Diskurs weiter zu führen. Die uns zur Verfügung stehenden Grundlagen sind offenkundig vollkommen different."

Wieder dieses sanfte, charmante, nichts desto trotz ganz leicht, kaum merklich aufgesetzt wirkende Lächeln voller, roter Lippen.
"Wissen sie, wichtig ist eigentlich nicht wie man denkt. Von aller höchster Bedeutsamkeit ist es, ob man zu denken im Stande und zugleich auch gewillt ist.
Viel zu viele Charaktere neigen vor allem zu Repliken dessen, was andere in sich gebaren oder aber zumindest eigenständig kombinierten. Der Leitspruch der Aufklärung "Sapere aude!" mag an dieser Stelle nicht oft genug zu zitieren sein. Verstand ist alles, was eine Person ausmacht. Er allein macht den Geist, denn Verstehen ist, was den Schatten verwehrt bleibt. Bloß wer in der Lage ist aus den Fußstapfen anderer hinaus zu treten, seine eigenen im ewig sturmgeplagten Sand der Zeit zu hinterlassen, hat es geschafft sich selbst zur Persönlichkeit zu emanzipieren, differenzieren.
Dabei ist es unerheblich, wie lange der Abdruck bestehen bleiben wird. Diejenigen, denen die finale Erkenntnis verwehrt bleibt, jedoch nicht, dass sie sich selbst längst begraben haben, sind es schließlich, die Leuten wie mir die Profession sichern.
Selig sind die geistig armen. Denn sie wissen nicht was sie tun. Weh jenen, die ihrer eigenen Sinnlosigkeit gewahr werden. Doch kann ihnen geholfen werden. Ein ermutigender Gedanke, möchte ich meinen.
Verzeihen sie mir, dass ich nicht dazu neige mich goethischer Romantik, wie sie der Klassik noch immer inne wohnte, zu ergeben. Ich bin wohl eher eine prosaische denn eine poetische Natur."

So viel Ironie in so wenigen, nüchtern gesprochenen Worten!
Man war amüsiert, erheitert, bis aufs äußerste Erstaunt. So viel Bekenntnis, so viel Zynismus - ein Quell enigmatischen Wissens.
Man wahr durchaus ein wenig stolz auf sie. Aber das war man immer, bloß manchmal ein wenig mehr als sonst. Ganz so, wie es sich mit allen anderen auch verhielt.
Ein Referendum zu Ehren des Denkens. Niemandem war diese Materie geläufiger als jenen, die der Mond bis auf den Grund ihrer Wesenheit hin beschien.
Im ewigen Veitstanz verwurzelt im Reigen des Danse Macabre war es allein den vermeintlich tollen Abdeckern gewehrt die wirren Takte groteskester Springerei und Jauchzerei zu entziffern. Nur der, dessen einzige Aufgabe es war den Vorhang zur Overtüre zu öffnen und dem Epilog folgend zu verschließen, vermochte das Wesen des Theaters wahrhaftig in all seinen Auswüchsen zu fassen. Er sah nicht bloß die Possen auf der Bühne, sondern auch die Narretei im Schauraum, und das vom Einzug bis zum Auszug der Schar.
Das zerbrechlich diamantene Bindeglied zwischen Realität und Traumwelt, Wahrhaftigkeit und Illusion war ein Spiegel.

"Ich würde mich freuen, würde ein Kennenlernen sich im Laufe unseres Gesprächs tatsächlich in ersten Ansätzen eingestellt haben. Auch ich lege keinen gesonderten Wert auf überflüssige Bekanntschaften, bin aber stets gerne bereit mich davon überzeugen zu lassen eine kostbare Persona erleben zu dürfen."

Warum sollte man die Zeit auch mit belanglosen Kretins verschwenden, wenn ein Malkavianer doch niemals gute Gesellschaft entbehren musste?

"Was die Elternschaft anbelangt... nun, man sucht sich auch zur sterblichen Geburt nicht aus, in wessen Schoß man zum ersten Mal die Lider öffnen wird. Alles in allem ist dies jedoch auch nicht wichtig. Was wir aus dem uns gegebenen Los erwachsen lassen, bleibt uns selbst überlassen, da gehe ich mit ihnen gerne konform."
Den Gott überging die Untote dabei geflissentlich. Ein naher Angehöriger ihrer Person hatte sie beinahe so lange sie sich erinnern konnte mit seiner Gottesfürchtigkeit förmlich erschlagen. Ein Zug ihres Onkels, den die Malkavianerin nach all den Jahrzehnten allmählich als enervierend wahrzunehmen begann und welcher an ihrer eignen Spiritualität -sofern man an das Vorhandensein einer solchen denn glauben mochte- nichts zu verändern im Stande war.

Ein weiteres Mal ging diese eigentümliche Veränderung im Wesen des Chirugen vor sich.
Der Zauberlehrling. Ein interessantes Poem. Raven kannte die Zeilen Wort für Wort auswendig und doch folgte sie dem Verlauf der Stimme eingehend, hing mit den stechend grünen Smaragdaugen regelrecht an den Lippen ihres Gegenübers.
Mit jeder Strophe wandelte sich die Mimik der Psychiaterin ein wenig. Zunächst war es kaum wahrnehmbar, doch mit der Zeit zeichnete sich ein deutliches Schmunzeln, dann ein Lächeln und schließlich fast soetwas wie ein Grinsen in dem bleichen Angesicht ab.
Kaum hatte Lischen in Michaels Körper geendet, schlug die Malkavianerin die Hände vor den Mund und brach in schallendes, glockenhelles Gelächter aus.
Wie köstlich!
Es dauerte eine gute Minute ehe sie sich davon erholt hatte, doch schließlich entgegnete die sanfte, hohe, lebhaft anmutende Mädchenstimme mit überraschender Ernsthaftigkeit trotz ausgesprochen adäquater Intonation:

"Once upon a midnight dreary, while I pondered, weak and weary,
Over many a quaint and curious volume of forgotten lore,
While I nodded, nearly napping, suddenly there came a tapping,
As of some one gently rapping, rapping at my chamber door.
"'Tis some visitor," I muttered, "tapping at my chamber door-
Only this, and nothing more."



Ah, distinctly I remember it was in the bleak December,
And each separate dying ember wrought its ghost upon the floor.
Eagerly I wished the morrow;- vainly I had sought to borrow
From my books surcease of sorrow- sorrow for the lost Lenore-
For the rare and radiant maiden whom the angels name Lenore-
Nameless here for evermore."

Allmählich wurde der Klang ihrer Worte finsterer, nüchterner als die Medizinerin fortfuhr.


"And the silken sad uncertain rustling of each purple curtain
Thrilled me- filled me with fantastic terrors never felt before;
So that now, to still the beating of my heart, I stood repeating,
"'Tis some visitor entreating entrance at my chamber door-
Some late visitor entreating entrance at my chamber door;-
This it is, and nothing more."



Presently my soul grew stronger; hesitating then no longer,
"Sir," said I, "or Madam, truly your forgiveness I implore;
But the fact is I was napping, and so gently you came rapping,
And so faintly you came tapping, tapping at my chamber door,
That I scarce was sure I heard you"- here I opened wide the door;-
Darkness there, and nothing more.

Deep into that darkness peering, long I stood there wondering,
fearing,
Doubting, dreaming dreams no mortals ever dared to dream before;
But the silence was unbroken, and the stillness gave no token,
And the only word there spoken was the whispered word, "Lenore!"
This I whispered, and an echo murmured back the word, "Lenore!"-
Merely this, and nothing more.

Back into the chamber turning, all my soul within me burning,
Soon again I heard a tapping somewhat louder than before.
"Surely," said I, "surely that is something at my window lattice:
Let me see, then, what thereat is, and this mystery explore-
Let my heart be still a moment and this mystery explore;-
'Tis the wind and nothing more."

Open here I flung the shutter, when, with many a flirt and
flutter,
In there stepped a stately raven of the saintly days of yore;
Not the least obeisance made he; not a minute stopped or stayed
he;
But, with mien of lord or lady, perched above my chamber door-
Perched upon a bust of Pallas just above my chamber door-
Perched, and sat, and nothing more.

Then this ebony bird beguiling my sad fancy into smiling,
By the grave and stern decorum of the countenance it wore.
"Though thy crest be shorn and shaven, thou," I said, "art sure no
craven,
Ghastly grim and ancient raven wandering from the Nightly shore-
Tell me what thy lordly name is on the Night's Plutonian shore!"
Quoth the Raven, "Nevermore." "

Hier brach sie ab.
Wer das Poem des Edgar Allan Poe kannte, der wusste, dass hier gerade erst die große Peripetie ins Haus stand, der Abschluss noch längst nicht gefunden war und doch war die Untote offenkundig der Meinung hiermit alles gesagt zu haben. Und für wahr, das hatte sie! Worüber? Sapere aude.
Sie war zufrieden.
Luna strahlte.

Der Dialog konnte fortgesetzt werden. Eine Brücke war geschlagen, ein Damm gebrochen. Sie wartete. Denn sie wusste.
 
„Nein, werte Kollegin, ich glaube nicht die Grundlagen ist völlig different, sondern die Ansatzweise oder Sichtweise.“

Sapere aude kannte Michael im wesentlichem nur im Zusammenhang mit Aufklärung und speziellen bei Kant, wobei er bei Kant eher an die Kritik der reinen Vernunft denken müsste. Die angebliche Unabhängigkeit des menschlichen Denkens von göttlicher Offenbarung und Autorität, und dann seine Kraft, in einer unübersehbar komplexen, chaotischen Welt einer entsprechende und zuverlässige Orientierung zu gewährleisten, hielt Michael für ziemlich weit hergeholt. Warum meinen alle nur, dass die Gedanken nur vom einem selber stammen können, gerade Kainiten sollten es besser wissen und was diese Kreaturen können, sollte für Gott nun wahrlich kein Problem darstellen.

„Jeder Mensch oder Kainit kann denken und ich halte es für ziemlich vermessen mir anzumaßen ein Urteil zu treffen, welche Gedanken wertvolle oder weniger wertvolle sind. Den Menschen oder eine Person bzw. die Wertigkeit nur auf den Verstand zu reduzieren, ist wie ich finde sehr zu kurz gefasst. Sie gehen also mit Kant konform. Dieser teilt die vorherrschende Überzeugung der philosophischen Tradition, dass die Sinne trügen und man nur das wirklich wissen könne, was sich dem Denken verdankt. Was sich nur dem Denken verdanken wollte und keiner anderen Instanz, das war die Metaphysik, die Kant einmal als „reine Vernunfterkenntnis aus bloßen Begriffen“ bestimmt hatte. Nach Kant ist dies der Inbegriff des höchsten, wichtigsten und sichersten Wissens gegolten, über das wir verfügen.

Aber wer hinterlässt Spuren im Sand, nur wer verstandesmäßig vorgeht, warum nicht z.B. ein Handwerker, dies schaffen z.B. als Schreiner Gegenstände, die zumindest früher ein Menschen lange überlebt haben oder ein Mutter mit einer gelungenen Erziehung ihrer Kinder, schafft nach meinem Verständnis etwas Bleibendes in Gestalt ihrer Kinder.

Zudem empfindet wahrscheinlich jeder Erfolg, bleibende Schaffen oder ähnliches andres. Ich z.B. brauchte kein nachweltlichen Ruhm oder ähnliches.

Ich persönlich finde einen anderen Gesichtspunkt viel interessanter; Energie folgt den Gedanken. Daran folgt; Angst erzeugt noch mehr Angst und unangenehme angstvolle Situationen! – die Spirale geht abwärts! Freude und Leichtigkeit erzeugt noch mehr Freude und Leichtigkeit! – die Spirale geht aufwärts! Du bist Schöpfer Deiner Welt, zu 100%, durch Deine Gedanken und Überzeugungen!“

Für das Bindeglied zwischen Realität und Traumwelt, Wahrhaftigkeit und Illusion müsste erst mal wissen, was was ist und hier ist eher die Schnittstelle zwischen Bewusstsein und Unterbewusstsein das Bindeglied.

„Wenn den Gedanken der Reinkarnation zu Grunde legt, suchen sich das unsterbliche Ich oder höhere Selbst ihr Eltern schon aus. Nach anthroposophischer Auffassung ist es der unsterbliche individuelle Geist, das Ich des Menschen, dass sich in passenden Umfeld reinkarniert.“

Wie wir in das göttliche Konzept passen, entzieht sich leider meiner Kenntnis, da aber die alle religiösen Schriften nichts zu unserer Existenz sagen, liegt eine gute Maskerade vor oder wir sind eine geduldete Lauen der Natur und somit auch Gottes. Christus verdammt niemanden, wenn jemand Einen verdammt, dann ist man dies selber.“

Für Michael war es ein Tatsache, dass es Gott gibt, warum ist für alle Dämonen, Teufel etc. fast natürlich, aber die Existenz Gottes oder einer höheren Macht nicht, dies ist doch widersinnig.

Lischen und Frau Dr. Raven würden sicher keinen Freund mehr werden, wer mag schon ausgelacht werden, niemand. Lischen hielt sich nur noch wegen Michael zurück. Gut das ihr gegenüber die Mimik der anderen nicht sehen könnte.

“ Englische Literatur ist nicht so mein Gebiet, von Herr Poe favorisiere ich persönlich Dreamland. Ich halte mich lieber an deutsche Literaten.

Zumindest ist der Abend den Kongresses viel interessanter als erwartet.
 
Lischen wetterte" Las uns gehen, die beiden gefallen mir nicht."

Aber Michael Neugierde war von der Gegenüber geweckt worden, mal sehen was die Nacht noch bringen würde.

Was wider um Lischen überhaupt nicht gefiel. Auch wenn sie wußte Michael interessierte sich nicht für die Frau als Frau, sondern für ihren Beruf oder die Person ansich, aber nicht auf sexueller Basis.
 
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