Grundausbildung.de Bombenentschärfung

D

Deleted member 317

Guest
Wir alle kennen die Nachrichten:

Irgendwo ne Baustelle. Plötzlich Meldung im Radio, dass da ne Bombe gefunden wurde. Evakuierung der Gegend und dann ab dafür fürs Bombenkommando. Der genaue Ablauf tät mich jetzt allerdings interessieren:

Was passiert in welcher Reihenfolge? Wer ist alles an der Evakuierung beteiligt (Polizei? Feuerwehr? THW? Bundeswehr???). Wieviel muss bei so einer typischen Fliegerbombe aus dem zweiten Weltkrieg wirklich evakuiert werden? Wieviele Leute beschäftigen sich mit der Entschärfung bzw. der taktischen Minisprengung (wie auch immer das vonstatten gehen soll?!!?!?). Was passiert, wenn die Scheiße den Ventilator trifft und diese eine Bombe, seit 70 Jahren unter der Erde entscheidet sich just JETZT hochzugehen und ist dabei genauso potent wie am Tag der Fertigung. Was passiert dann so in einer typischen Wohngegend mit Gasleitungen, Wasserrohren, Strom, Häusern, vielleicht noch nicht evakuierten Menschen?! Was kann so eine Bombe denn letztlich anrichten? Alles im Umkreis von 10m? Oder reißt es dann doch mehr weg? Ist sowas schon mal vorgekommen, so dass ich mich eventuell mit Zeitungsartikeln informieren kann?

Ich würd einfach gern mal dieses Szenario vor Augen haben, was eher realistisch ist und was wieder reine Fiktion wäre.
 
Genau genommen ist eine Bombe aus dem WK II wenn sie hochgeht in etwa genau so wirksam, wie damals. Der Sprengstoff nutzt sich nicht ab. Wenn das Ding wirklich hochgeht, dann hat man mehrere Probleme. Zum einen hat man den direkten Detonationsradius und die Splitter der Bombe an sich. Zum anderen, was die Explosion in urbaner Umgebung so gemeingefährlich macht, ist da noch die Druckwelle. Je nach Gewichtsklasse drückt es in einem bestimmten Radius das Glas aus den Fenstern und niemand möchte da in der Nähe sein. In Hammelburg wurde während der Ausbildung für den Auslandseinsatz eine tnt-Sprengung durchgeführt. Ich bin mir nicht mehr sicher, wie viel das war, aber ich glaube es handelt sich um 1kg (das war Anno 97, ist also schon etwas her...) Wir standen einen Kilometer weit entfernt und es flatterten uns die Hosenbeine wie bei sehr starkem Wind. Wenn man sich nun die 500-fache Menge des Sprengstoffes, bzw die 1000 fache Menge vorstellt, kann man sich in etwa vorstellen, was allein die Druckwelle anrichtet.
 
Es kommt im wesentlichen auf die örtliche Organisation des Bevölkerungsschutzes, auf örtliche Regelungen (AAO, Katastrophenschutzplan, (Nicht-)Vorhandensein von Krisenstäben bei der Kommune...), auf die Leistungsfähigkeit örtlicher Hilfsorganisationen und auf die Entscheidungen der Einsatzleiter an, wie genau eine Bombenentschärfung abläuft.

Die Zuständigkeit für die eigentliche Kampfmittelbeseitigung ist in den einzelnen Bundesländern unterschiedlich geregelt. In Baden-Württemberg ist der Kampfmittelbeseitigungsdienst beispielsweise beim Regierungspräsidium Stuttgart angesiedelt; bei dir in NRW sind die Dienste an die Bezirksregierungen angegliedert.

Andere Hilfsorganisationen und Institutionen werden dabei nachalarmiert und für unterstützende Aufgaben eingebunden bzw. in Bereitschaft gehalten.
Die Feuerwehr kann etwa evakuieren, bei der Evakuierung technische Hilfeleistung leisten, den Verkehr im Gefährdungsbereich absichern und sich für den Brandfall in Bereitschaft halten. Der Polizeivollzugsdienst kann den Verkehr regeln und allgemein Gefahrenabwehr und Störungsbeseitigung an der Einsatzstelle leisten. Der Rettungsdienst kann evakuierte Bevölkerung versorgen und sich für den Explosionsfall in Bereitschaft halten. Die Gemeinde kann gemeindeeigene Einrichtungen wie Schulen und Hallen zur Unterbringung evakuierter Bevölkerung zur Verfügung stellen und über das Meldeamt bestimmen, wie viele Personen im Gefährdungsbereich gemeldet sind, wie viele sich in den jeweiligen Häusern aufhalten müssten etc.

Letztlich kommt da so viel auf örtliche Details an, dass es keine Pauschalantwort gibt.
 
Zurück
Oben Unten