AW: Begeistert mich von Savage Worlds!
Immer wieder hört man begeisterte Stimmen zu diesem System, aber wovon ich bislang wenig gehört habe ist, was dieses System so besonders und spielenswert macht.
Der Anspruch, mit dem Savage Worlds angetreten ist - "Fast! Furious! Fun!" - wird tatsächlich voll erfüllt. Es tut nicht so, als wäre es mehr oder besser oder innovativer als andere, sondern es ist ein Kompromißrollenspiel. Es ist vom Regeltechnischen her so klein und knapp und überschaubar und ausnahmenarm, daß man es binnen weniger Minuten in den Grundzügen auch völligen Rollenspielneulingen (so sie englische Begriffe "vertragen" können) erklären kann und sofort losspielen kann. Gleichzeitig ist genug anspruchsvolles Regelausschöpfen möglich um die Optimierer zu reizen das Beste aus ihren Charakteren herausholen zu wollen.
Ich kann ziemlich genau sagen, was es war, daß mir Savage Worlds (nachdem ich ja schon Deadlands Classic und The Great Railwars als "Inspirationsquellen" des Savage Worlds Regelwerks kannte) wirklich verkauft hat: die Entstehungsgeschichte, wie sie ein einem alten, inzwischen leider nur per Wayback-Machine noch erreichbaren Artikel auf
www.peginc.com von Shane Lacey Hensley vorgestellt wurde. Insbesondere seine eigenen Erfahrungen mit der Skalierbarkeitsproblematik des Deadlands Classic Systems und mit seiner eigenen eingeschränkten Spielzeit, in der er einfach dichteres Spiel in der knappen Zeit haben möchte, konnte ich voll und ganz nachvollziehen. So ist es auch kein Wunder, daß ziemlich viele Savages der "ersten Stunde" sich aus Alten Säcken (tm) rekrutierten.
Tatsächlich bekomme ich mit Savage Worlds einfach MEHR DURCHGESPIELT trotz meiner Job-Belastung, als dies vorher mit D20 oder RuneQuest der Fall gewesen ist.
Das war für mich der "unique selling point".
Inzwischen ist - insbesondere in den USA - ein guter Teil an Umsteigern aus dem dort allgegenwärtigen D20 zu verzeichnen, wobei "umsteigen" nicht so richtig treffend ist. Viele steigen nicht vollständig um, sondern überlegen sich (manche vielleicht zum ersten Mal), was sie denn gerne wie spielen mögen, worauf sie selbst mehr Wert legen, was ihnen und ihren Spielern wichtig ist, abseits der D20-Normkost. - Ich selbst verwende enorm viel D20-Material für meine unterschiedlichen Savage Worlds Runden. Ich kaufe sogar D20-Bücher, die ich niemals vorhabe mit D20 durchzuspielen, weil ich sie leicht "versavagen" kann.
Somit ist D20 nicht wirklich eine Konkurrenz, sondern eher - eben ähnlich wie True20, wenn auch ferner als dieses, was das konkrete Regelsystem anbetrifft - eine willkommene(!) Ergänzung des Savage Worlds Angebots.
Das mag ein Grund dafür sein, warum man keine "Glaubenskriege" bei den Savages findet, bei denen andere Rollenspiele schlechtgemacht werden. Man kann zum einen überall etwas klauen, weiterverwenden und sich als Conversion für das eigene Savage Worlds Regelsystem erschließen, zum anderen erhebt Savage World ja überhaupt nicht den Anspruch "universell" einsetzbar zu sein. Pulp-artiges Rollenspiel. Das ist die "Kernkompetenz" von Savage Worlds. Es kann auch - z.T. ganz - anders, aber es kann eben NICHT ALLES.
JB auf dem Pinnacle-Forum hatte das so ausgedrückt: "Anything can be savaged. But not everything should."
Genau das trifft es.
Hier habt ihr nun die Gelegenheit einen ungläubigen Tropf zu bekehren und in eure Mitte zu ziehen.
Man muß weder gläubig sein, um Savage Worlds zu spielen, noch ist es nötig "bekehrt" zu werden. Wem das liegt, der spielt es und quatscht nicht so viel darüber. Wer was anderes lieber mag, spielt was anderes (und für mich sind mindestens zwei Rollenspielregelsysteme sehr starke Alternativen: True20 und Unisystem - eventuell ja auch das neue RuneQuest, wobei ich mir das erst noch einmal anschauen muß, was eine Weile dauern kann, da es unterm Strich schweineteuer ist - halt Mongoose-typisch :motz

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Die Savages müssen nicht in einem Feldzug alle Rollenspieler der Erde von ihrem Einen Wahren Weg (tm) bekehren. Es ist eher so, daß jeder seine EIGENEN Gründe hat, warum er Savage Worlds spielt. Und die kann er angeben, aber die mögen Dir oder anderen überhaupt nichts sagen, weil Deine Vorgeschichte, Deine Vorlieben ganz anders liegen mögen.
Entgegen dem inzwischen üblichen Umgangston bei Foren mit Schaum-vor-dem-Maul-Fanboys ist das Pinnacle-Forum, sind die Savages - trotz des Namens - ein erstaunlich zivilisierter, toleranter und in sich ruhender Haufen. Das ist etwas, was für mich mit zum Außenbild eines Rollenspiels gehört: wie treten die Vertreter im Verlagsforum und in anderen Foren auf? - Nötigen sie jedem ihr liebstes Spielchen mit einem "Haste mal'ne Maak!!!"-Charme auf, oder verhalten sie sich da anders?
Und was macht SW insbesondere in Hinsicht auf ARS interessant?
Savage Worlds ist NICHT ein "kunstorientiertes" Rollenspiel. Die Macher und die Spieler verstehen sich als solide Handwerker ohne Starallüren und ohne künstlerischen Anspruch.