3.4.04 - Halali

Out of Character
Und somit ein zusätzlicher zum Schaden. *g*


[dice]

Out of Character
*lach* Na das hätt ich mal besser gelassen (läßt sich das nicht eigentlich für die gesamte Aktion sagen?).
 
Leg dich nicht mit Werwölfen an. Du ziehst den Kürzeren. Die Worte ihres Erzeugers sind das, die in ihrem Geist widerhallen, Worte der Weisheit wie sie jetzt aus eigener Erfahrung sagen kann, als sie mehrere Meter davongeschleudert wird durch eine bloße Berührung, ein lässiges Antippen. Der Aufprall mit der Schulter an den Baum ist hart, wirbelt sie herum und zu Boden, wo sie erstmal benommen versucht, sich über das Geschehene klarzuwerden. Benommenheit? Ist das nicht eine abgelegte, menschliche Schwäche? Bildet sie sich das nur ein? Wie auch immer... sie kann sich nicht allzulange damit aufhalten.

Irgendwie ist es mühsam, sich aufzurappeln und wieder zu ihrem Gegner zu sehen. Sie ist ja mindestens zehn Meter von ihm weg! Gerade vorhin hatte sie noch versucht, ihm die Krallen in den Arm zu schlagen, aber sie muß irgendwie abgerutscht sein. Dabei hatte der Schlag so vielversprechend ausgesehen... Wut und Frustration mischen sich in ihr zu einem kochenden Cocktail. Sie kann nichts gegen dieses Monster ausrichten. Nichts.

Seine Worte treffen sie genau da, wo es wehtut. Er hat in allen Punkten recht. Sie spürt es, sie hat nur noch wenig Blut in sich, so verdammt, verdammt wenig. Sie kann nicht gegen ihn an, und durchhalten zu wollen wäre lachhaft. Ein Treffer von ihm? Vielleicht zwei? Spätestens dann braucht sie sich nie wieder Sorgen machen, um gar nichts. Vielleicht sollte sie sich glücklich schätzen, dass der Kerl sich gern selber reden hört. Ohnmächtige Wut läßt ihren Körper nicht mehr brennen so dass die Flammen nach außen durchbrechen, sondern frißt sich nach innen, als er wieder einmal Tatjana behandelt wie das letzte Stück Dreck.

Die Stimme der Vernunft in ihrem Inneren (Überraschung! Ja, Meyye hat tatsächlich sowas, und es ist auch noch da und noch nicht längst ausgewandert!) sagt ihr, dass sie sich jetzt entweder davonmachen sollte (was ziemlich illusorisch ist, wenn er entscheidet, sie zu verfolgen) oder zumindest seinen Rat befolgen und ihn nicht reizen sollte. Leider hat sie keine Ahnung, wie sie das bewerkstelligen könnte. Sie ist sich in diesem Moment sicher, dass sie noch nie jemanden so gehaßt hat wie diesen Werwolf. Nicht ihren Erzeuger in der bösen Phase ihres Streits, nicht die blasierten Großkotze in den Elysien, nicht die Skinheads vor denen sie floh als sie noch lebte. "Verdammt nochmal!" macht sie ihrer sich inzwischen schon der Verzweiflung annähernden Wut Luft, "Sie ist deine Tochter! Sogar unseresgleichen behandelt die eigene Familie besser als du! Lass sie doch endlich in Ruhe!"
Und die Stimme der Vernunft schüttelt traurig den Kopf, packt die Koffer und sagt: Ach Mädel, Meyye... mußtest du jetzt wirklich den Mund aufmachen?
 
Out of Character
Oh mann ... dein Schaden ist ja so .... mies ... Schäm dich. Da geht ja mal gar nichts durch *g* Und wenn er "Lunas Rüstung" noch angeworfen hätte ... Mann, ist dein Wurf schlecht ... Da aber die Reaktion nunmal trotzdem für den lieben Vater passend ist, weil du ja wenigstens Klauen hast, nehmen wir an, es ist ein "Kratzerchen" druchgekommen. Ist für das Spiel schöner und damit SL-Entscheid.


Der Garou lachte ... naja ... ein eher bellendes Lachen. "Mädchen, du hast keine Ahnung von unserer Gesellschaft. Du weißt nicht, wie dieses ... Kind ... mein Leben zerstört hat. Wie ich gelitten habe ... Du weißt gar nichts!! Also misch dich nicht ein! Sie bekommt die Behandlung, die sie verdient hat. Ich habe ihr genug Freiheiten gegeben und sie hat es mir nie gedankt. Sie ist es nicht wert, sich eine Garou zu nennen!" Mit bösen Blick fixierte er die Gangrel.

"Und ich rate dir, mich nicht noch einmal anzugreifen. Sei froh, dass ich einen so guten Tag habe." Tatjana kam wieder in diesem Moment zu sich und stöhnte. Ihr trauriger Blick suchte den ihres Vaters, als sie versuchte sich wieder aufzurichten. Mit einem abfälligen Blick musterte er seine Tochter. Er knurrte und sprach etwas in einer Sprache, die Meyye nicht verstand.

Out of Character
Außer du hast so etwas wie Tiersprache ... gibts sowas ähnliches nicht als Disziplin?


Tatjana senkte nach den Worten ihren Kopf. Dann sah er wieder zur Gangrel. "Genug gespielt Kinder, Zeit ins Bett zu gehen ... und leckt eure Wunden." Der letzte Satz war mehr zu Tatjana gesprochen, bei Meyye waren zwar keine Wunden zu sehen, aber ihr schien es nach dem ganzen Blutverbrauch auch nicht besonders gut zu gehen. Dann lächelte er kalt und umfasste einen Stein an einer Lederschnur, die er um den Hals trug. Die Luft hinter ihm flimmerte etwas, oder bildete sich das Meyye nur ein? Er trat einen Schritt zurück und war verschwunden. Einfach weg ...

Tatjana schluchzte ... das starke Mädchen, dass Meyye kannte, konnte sie ihm Augenblick nicht erkennen.
 
Out of Character
Na danke. Ich schäm mich ja auch ganz doll. ;)
Die Disziplin die du meinst heißt Tierhaftigkeit, aber ich denke nicht, dass sie Meyye hilft, die Garousprache zu verstehen.


Jaja, wie er gelitten hat... und Tatjana hat natürlich alles verdient, was er ihr antut. Wie sie sowas ankotzt. Aber sie fühlt sich schwach, sie steht einem übermächtigen Feind gegenüber und auch wenn das Tier in ihr nach Blut giert, jetzt noch mehr als zuvor, weiß sie, dass sie den Versuch nicht überleben würde. Sie muß sich beherrschen. Sie. Muß. Sich. Beherrschen...!

Darum steht sie nur da und starrt ihn an, während er mit ihr spricht, und dann in seiner Knurrsprache, die Wolfslauten aber nur entfernt ähnelt (nicht, dass sie von Wolfslauten schon soviel Ahnung hätte, sie verstehen zu können...). Von einem zweiten Angriffsversuch ist sie weit entfernt. Auch wenn sie ihre Klauen noch behält... sie will wenigstens die Illusion von Wehrhaftigkeit noch aufrechterhalten, für den Fall dass er zum Punkt kommt und beschließt, ihr den Kopf abzureißen.

Dieser Punkt scheint dann auch gekommen zu sein. Genug gespielt, indeed, wird jetzt Ernst gemacht? Aber der tödliche Streich bleibt aus... stattdessen flimmert die Luft und er ist weg. Noch für Sekunden verwirrt starrt Meyye auf die Stelle, an der er verschwunden ist. Dann schaut sie zu Tatjana. Sie weint... ist es immer so, nachdem sich ihr Vater mit ihr 'beschäftigt' hat? Sie könnte es sich inzwischen vorstellen. "Wo ist er hin? Was hat er vor?" fragt sie und kommt näher, immer noch mit Klauen und sich mit rotglühenden Augen umschauend. Wer weiß schon, vielleicht kann Daddy sich wie ein Nosferatu unsichtbar machen und ist noch hier.

Als sie näherkommt, ist an Meyye keine Spur des Kampfes zu sehen. Sie bewegt sich wie immer, vielleicht noch geschmeidiger als sonst. Ihr ist nicht äußerlich anzusehen, was sie verloren hat, nur an ihrem Verhalten. Daran zum Beispiel, wie weit von Tatjana entfernt sie stehenbleibt. "Sprich... bitte, Tatjana, was hat er gesagt?"
 
Tatjana richtet sich auf und hält sich immernoch ihre blutende Seite. Sie schüttelt nur traurig den Kopf. "Er ist im Umbra und wird auch vorerst nicht wiederkommen." Sie sieht Meyye traurig an, versteht aber wohl, dass sie nicht näher kommen will ... oder kann.

"Ich weiß nicht, wann er mich holt ... wegen ... naja ... wegen dieser Sache und wegen der Ältesten. Da wird es noch Konsequenzen geben. Er gibt den anderen Rudeln hier bescheid, dass sie mir auch ja nicht helfen. Ich ... werde mich wohl in den Wald zurück ziehen und warten bis die Wunden weg sind ... vielleicht finde ich ja auch einen netten Geist im Umbra, der mich vielleicht heilt. Ich kann bis zu meiner Verhandlung nicht wieder zu den anderen zurück."

Sie lies den Kopf hängen. "Es tut mir leid ... ich habe dir heute nur Ärger gemacht. Das wollte ich nicht ... wirklich nicht."
 
Meyye schnaubt kurz. Die unnatürliche Wut, wie sie feststellt als sie nach innen lauscht, ist verraucht. Kein Wunder, bei dem vielen Blut das sie gerade verbraucht hat, wird wohl auch das wölfische dabei gewesen sein. Ist es das, was ein Sterblicher beim Biß eines Vampirs verspürt, dieses Anziehende und zugleich Schreckliche? "Du hast wegen mir noch mehr Ärger am Hals als ich wegen dir, also sind wir mindestens mal quitt. Wie heißt es so schön? Dazu sind Freunde da." Das driftet natürlich wieder in Ironie ab, ist aber nicht auf Tatjana gemünzt.

"Hör zu... wenn du willst, dann kannst du erstmal bei mir bleiben. Nur bitte... tu was gegen die offene Wunde, ich rieche das Blut und es ist so verdammt schwierig..." Sie bricht ab, schaut sich um. "Und ich muß unbedingt heute noch jagen, sonst überstehe ich keine zwei Nächte mehr." Sie lächelt schief. Damit hat ja alles angefangen, sie wollte jagen...

"Und dann können wir immer noch überlegen, was wir tun." Damit hat sie Tatjanas Sache endgültig zu ihrer gemacht, aber naja, sie steckt ja schon ein Weilchen mittendrin.
 
Tatjana sah sie mit offenem Mund an. Völlig erstaunt meinte sie: "Das würdest du für mich tun? Ich darf bei dir untertauchen?" Sie stand immernoch völlig perplex da. Dann schien ihr etwas einzufallen, patschte sich an die Stirn und wühlte in einer ihrer Taschen herum. "Ich hab ja noch einen kleinen Heiltalen. Damit bin ich zwar nicht wieder ganz fit, aber die Wunde müsste aufhören zu bluten."

Und tatsächlich nach etwas suchen zog sie ein kleines Fläschchen mit einer Flüssigkeit heraus. Sie drehte sich etwas von Meyye weg, damit sie nicht das Blut sah und schüttete das Flächchen darauf. Dann nahm sie ihren Pulli und rubbelte damit an der Stelle herum. Tatjana drehte sich wieder zu ihr um und lächelte leicht. "So ... kein Blut mehr ... nur noch in den Klamotten ... aber da hätte ich eine Idee ... Sag, trinkst du auch Blut von Tieren? Ich könnte dir beim jagen helfen? Im Wald halt ... als Wolf." Erwartungsvoll sah sie die Gangrel an.
 
"Warum nicht? Ich meine... naja, das Zeug mit deinem Blut dran müssen wir wohl hierlassen, sonst könnte das Wolfsnasen auf deine Spur bringen, oder? Naja, so gesehen... kennst du einen Trick, wie wir nicht auf diese Art aufzuspüren sind?" Der Gedanke, dass Tatjanas Vater über den Geruch seiner Tochter ihre Wohnung aufspürt und mal am Tag zu einem Besuch vorbeikommt, macht sie unruhig. Aber sie will die Einladung auch nicht wieder rückgängig machen. Vielleicht ist es am besten, wenn sie sich langsam mal nach einer Ausweichzuflucht umsieht, nur für den Fall...

Dann schaut sie Tatjana zu. Ein Heiltalen. Sowas wie ein Zaubertrank. Der Vater hatte einen Edelstein und ist verschwunden, ins Umbra, wo auch immer das sein mag. Scheint so, als würde jeder Werwolf es was Hexerei (oder wie immer person es nennen mag) angeht mit den Tremere aufnehmen, bei dem wenigen, was sie über Tremere-Hexerei weiß...

Sie nickt nachdenklich. "Ja... Tierblut schmeckt zwar nicht gut und ich brauch auch mehr davon... aber darauf kommts mir heute nicht mehr an. Gehen wir... ich hol mein Rad, dann ab in den Grünwald. Bei meinem Glück heute ist der nächste Mensch den ich beiße ein Heiliger und ich werd ein Aschehaufen..."
 
Tatjana machte ein etwas schiefes Gesicht, als die Sache mit dem Aufspüren zur Sprache kommt. "Ähm ... Meyye ... das hat nicht unbedingt etwas mit dem Blut zu tun, dass man mich aufspüren kann ... Das ist eine Gabe ... also eine Fähigkeit, die manche Garou haben ... ich zum Beispiel auch ... die heißt Beutegespür. Es reicht, wenn ich dich einmal in meinem Leben gesehen hab ... und ich kann dich aufspüren, egal wo du bist ... das können andere auch ... mein Vater aber nicht. Vielleicht ist es doch besser, wenn du wieder zu dir gehst ... und ich bleibe halt im Wald. Ich helf dir aber gern bei der Jagd!"

Dann lächelte sie kurz: "Echt? Würdest du zu Asche zerfallen, wenn du einen Heiligen trinkst? Du lebst ganz schön gefährlich!"
 
Meyye zuckt die Schultern und grinst schief. "Naja, zum Glück sind Heilige heutzutage so selten. Und da wo ich jage, gehen die auch nicht hin. Kommst du?" Immerhin, es ist ihr gelungen, Tatjana zum Lächeln zu bringen.
Sie geht zum Eingang des Stadtparks, wo sie ihr Rad hat, setzt sich aber nicht drauf sondern schiebt nur. Der Weg zum nächsten Ausläufer des Grünwalds ist noch weit genug, aber sie denkt schon darüber nach, welche Schleichwege sie benutzen können, ohne sich allzuviel auf der Hauptstraße sehen lassen zu müssen.

"Da hab ich wohl nochmal Glück gehabt." meint sie, beunruhigt durch das was Tatjana jetzt wieder von diesem Beutegespür erzählt. Oh ja, Glück dass ihr Vater das nicht hat. Andererseits würde das bedeuten, dass Tatjana auf keinen Fall mit ihr in ihre Wohnung kommen darf, sonst wäre sie gleich geliefert. Worauf hat sie sich da nur eingelassen? Aber eine Wahl hatte sie ja nun wirklich nicht gehabt. "Gibt es da keinen Schutz dagegen?"
 
Tatjana machte eine Hasenschnute (Also, sie zuckt halt mit den Mundwinkeln ganz schnell von der rechten zu linken Seite ... mach ich auch manchmal, wenn ich überlege *g*) "Es gibt da bestimmt einen Schutz ... und ich weiß auch, wo wir sowas her kriegen können ... aber das schaffe ich heute Nacht nicht mehr. Da muss ich ein paar Beziehungen spielen lassen ... Ich könnte mich morgen darum kümmern. Ausserdem muss ich ja noch neue Klamotten kaufen und die mir auch aneignen lassen ... Da gibts nen Theurgen, der mir bestimmt hilft ... hoff ich ... nur bei dem Untertauchen kann ich nicht. Damit reiße ich sein ganzes Rudel mit rein. Morgen Mittag könnte ich mich darum kümmern ... wenn ich wach werde ... "

Dann sah Tatjana Meyye nochmal fragend an. "Soll ich nicht wirklich lieber die Nacht im Wald bleiben? Ich meine, man wird mich heute bestimmt nicht mehr suchen ... aber ich will dich nicht in Gefahr bringen." Eigentlich wollte sie überhaupt nicht gerne im Wald bleiben, aber sie musste es wenigstens anbieten.
 
Meyye beobachtet Tatjanas Mimik ein wenig und schaut weg, als sich ein angedeutetes Schmunzeln zeigen will. Wie lustig. Dann winkt sie ab. "Ich glaub auch... heute Nacht werden sie dich ja wohl nicht mehr holen kommen, und morgen kümmerst du dich darum. Dann kannst du ruhig mit zu mir. Und wenn ich mich irre... naja, was solls. No risk, no fun."

Sie wirkt erstaunlich gleichmütig jetzt, nach den vorherigen Ausbrüchen. Aber eigentlich ist es wie immer: Keiner mag sie, alle Welt würde sie am liebsten loswerden und sie kehrt ihnen den Rücken, um in Ruhe gelassen zu werden. Die einzige Ausnahme geht neben ihr her, und darum tut sie auch Dinge, die sie normalerweise nicht täte, einer Werwölfin die verfolgt wird ihre Zuflucht zeigen, zum Beispiel. Aber sie hat ja immer schon gefährlich gelebt. Oder existiert.

"Lass dich von diesem... Theurgen... auch gleich heilen." meint sie noch und runzelt die Stirn. "Sind das eure.. ähm... Schamanen, oder sowas? Und wo liegt eigentlich dieses Umbra?"
Inzwischen gehen die beiden durch ein Gewirr von Straßen und Seitengassen, immer schön nach Westen, wo jenseits der Stadtgrenze der Grünwald liegt.
 
Irgendwie schien was mit Meyye nicht in Ordnung zu sein. Tatjana ging neben ihr her, kaute auf ihrer Unterlippe und beobachtete sie aus dem Augenwinkel. Vorsichtig meint sie dann.

"Ich frag ihn mal, ob er mich dann ganz heilen könnte und die Theurgen sind wirklich sowas wie Schamanen. Und das Umbra ist überall. Das ist eine Paralelwelt. Eine Geisterwelt. Früher war mal alles eins. Aber das wurde getrennt ... und diese Trennung, die wir durchschreiten müssen, wenn wir ins Umbra wollen, heißt Todesgürtel. In der Stadt ist es viel schwieriger, als auf dem Land und mein Vater hat diesen Stein, der es ihm immer ermöglicht ... praktisch, wenn du mich fragst ..."

Dann war sie ein paar Augenblicke ruhig ... und um das Thema zu wechseln fragt sie: "Sag mal ... welche Größenordnung von Tieren sprechen wir denn? Rehe oder Hasen? und wieviele Rehe bräuchtest du denn?"
 
Meyye ist durchaus in Ordnung, abgesehen davon, dass sie aus dem vorletzten Loch pfeift, was ihren Hunger angeht, und sie sich ständig darauf konzentrieren muß, Tatjanas Blutgeruch zu ignorieren. Darum hört sie mit wenig mehr als einem halben Ohr zu und runzelt die Stirn, als vom Umbra erzählt wird. Das hört sich für sie nach der Welt der orisha an, nach dem Geisterglauben in den ländlichen Gegenden ihres Herkunftslandes. Und Viktor hat auch sowas erzählt, von einer Welt der Geister. Es muß wohl was dran sein. Vielleicht hätte sie in ihrer Kindheit doch anstatt in die Kirche zu den Schamanen gehen sollen...

"Hm. Rehe wären besser, schätze dass zwei oder drei genügen, mich aus dem ärgsten rauszubringen... Hasen sind ziemlich wenig, davon bräuchte ich Unmengen. Wie gesagt... Tierblut bringt mir nicht so viel wie Menschenblut. Naja, wir werden ja sehen... da drüben, da wohne ich übrigens."
Sie zeigt auf ein großes Haus mit wohl vielen Mietwohnungen, gar nicht weit entfernt. Sie gehen daran vorbei auf ihrem Weg nach Osten. Ihr fällt noch etwas ein, sie wirft einen Seitenblick auf Tatjana. "Erinner mich dran, dass ich dir Geld gebe, damit du morgen einkaufen kannst. Ich hab nix im Kühlschrank, der ist nicht mal angesteckt."
 
Tatjana kam sich wirklich so vor, als würde sie Meyye nur zur Last fallen ... Sie nickte, als Meyye ihr das Haus zeigte. "Du brauchst mir kein Geld zu geben. Ich habe selber noch etwas und um das Essen brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Der Wald ist nicht weit ... Ich ess auch mal ab und zu ganz gerne rohes Fleisch."

Bald hatten sie den Wald erreicht und gingen einen Trampelpfad etwas tiefer hinein. Auf einer kleinen Lichtung blieb sie stehen. "Bleib am besten einfach hier. Ich beeile mich." Sie verwandelte sich in einen Wolf und winselte ganz kurz. Vorhin musste sie ihren Oberkörper nicht so beim laufen bewegen ... das hatte sie vergessen. Nach ein paar Schritten hatte sie sich an das Stechen in ihrer Seite gewöhnt. Eher biss sie die Zähne zusammen, sah noch einmal kurz zu Meyye und kläffte leise ... Quasi, das alles in Ordnung war ... dann preschte sie in den nächtlichen Wald.

Nach circa zwanzig Minuten kam sie wieder. Diesmal in Crinos und mit einem doch recht großen Reh auf den Schultern. Sie legte es ab, verwandelte sich wieder in einen Wolf und preschte davon. Das ganze widerholte sich noch zweimal. Nach dem dritten doch recht stattlichen Reh ging sie zu dem ersten, welches sie gebracht hatte. Sie selber hatte heute schließlich auch noch nichts gegessen. Also fing sie damit an, Fleischstücke aus dem Tier zu reissen und sie zu verschlingen.
 
Meyye sieht Tatjana eine Weile an, als diese so abwehrt, und mag sich wohl denken können, was diese gerade fühlt. Aber dann zuckt sie nur mit den Schultern. "Wie du meinst... aber wenn dir das rohe Fleisch mal zum Hals raushängt, gib mir bescheid. Hab noch Bargeld zuhause rumliegen das ich eigentlich nicht so richtig brauche... was Sterbliche sich so alles leisten, bedeutet mir wenig." sagt sie beiläufig. Tatsächlich hat sie von den 300 Mäusen, von denen sie Tatjana nie erzählen wird dass sie aus dem Verkauf der Drogen stammen, die sie bei Horst Berger gefunden hat, noch nichts ausgegeben. Miete begleicht sie auf ihre ganz spezielle Art und Weise, und die Ausgaben für Wasser und Strom sind gering; dafür reicht das Asylgeld aus, das ihr noch immer zugeschickt wird von einem Beamten, der noch nie Fragen gestellt hat wenn ein Kainit etwas von ihm wollte. Sie ist anerkannter politischer Flüchtling (geringfügige Änderungen der Wahrheit geben immer noch die solidesten Lügen ab), der in den Aktenbergen verschollen ist. Solange keiner intensiv rumwühlt, ist das eine recht bequeme Art, von dem lästigen Geldkreislauf und der Bürokratie der Menschen verschont zu bleiben.

Nur hin und wieder braucht sie Geld für einzelne besondere Sachen, eine neue Jeans etwa. Aber dafür ergeben sich Gelegenheiten. Momentan jedenfalls braucht sie kein Geld, sondern Blut. Und den Ort wo sie welches zu bekommen hofft, haben sie erreicht. Eine dunkle Mauer in der Nacht, von hinten durch die Lichter der Stadt nur rudimentär kenntlich gemacht, liegt der Grünwald vor ihnen.

Meyye macht den Mund auf und hebt die Hand, um zu sagen dass Tatjana nicht alles alleine machen muß. Aber dann bleibt sie stumm, als ihre Freundin sich schon verwandelt, und einen Schmerzenslaut nicht unterdrücken kann. "Bist du sicher, dass du das tun willst? Ich kann..." Aber wieder verstummt sie, als sie das Kläffen hört. Vielleicht ist es ja wichtig für die Wölfin, das für sie zu tun. Meyye weiß nicht ganz was sie davon halten soll... Tatjana wegen ihrer im Grunde unnötigen Tat schelten oder der Erinnerung nachgeben, die ein merkwürdiges Gefühl in ihrem Inneren wachrufen will, eines das sie lange nicht mehr verspürt hat. Aber nein, auch wenn es da ist, zeigen kann sie es auf keinen Fall. Coolheit und Toughness gehen sofort flöten, wenn sie jetzt gerührt ist. Sie überlegt kurz. Dankbarkeit ist okay.

Während die Wölfin weg ist und jagt, setzt sich Meyye auf den Boden und vertreibt sich die Zeit damit, in den nächtlichen Wald hineinzulauschen... das lenkt ihre Aufmerksamkeit wieder auf ihre Ohren, die sie unwillkürlich betastet. Nunja, es hätte wirklich schlimmer kommen können. Die Ohren kann sie unter den Haaren verstecken, sie trägt sie sowieso ständig so. In der Disco sieht das auch niemand, wenn sie tanzt und ihre Haare wirbeln. Nur in intimen Momenten muß sie auf der Hut sein. Was solls, sie wird es schon schaffen.

Sie steht auf, als sie Tatjana herankommen hört. "Danke." sagt sie ihr und schaut zu, wie sie wieder davonläuft, bevor sie das tote Reh schräg anschaut und dann bei ihm in die Hocke geht. Die Halsschlagader ist auch hier der einfachste Punkt, um anzusetzen. Bedauern steigt in ihr auf. Sie tötet sonst ihre Beute nicht, aber wenn sie von Tierblut überhaupt etwas haben will, muß sie sowas wie ein Reh gänzlich leer trinken. "Tut mir leid, Kleines. Ich hätte auf diesen Wolf nicht losgehen sollen. Ich hätte Tati nicht anknabbern und nicht in Raserei gehen dürfen. Ich hätte verdammt nochmal heute Nacht gar nicht außer Haus gehen sollen." sagt sie leise... dann schlägt sie ihre Fänge in den Hals des Tieres, schmeckt zuerst sein Fell im Mund und dann das Blut. Nur ein schwacher Abklatsch des menschlichen, schal und lauwarm, sie muß an sich halten, es nicht auszuspucken. Aber sie trinkt.

Da das Blut in einem toten Körper nicht mehr fließt, muß die Schwerkraft nachhelfen. Nach ein wenig Überlegen hängt Meyye das Tier mit den Hinterläufen an einer Astgabel auf... 'schweißtreibend' wäre das richtige Wort für dieses Unterfangen, aber natürlich trifft auf Meyye nur die metaphorische Bedeutung zu. Dann jedoch ist es besser. So geht es auch mit den anderen beiden Rehen, die Tatjana noch anbringt. Es ist eine merkwürdige Mahlzeit, die beide da vollbringen. Es vergeht einige Zeit, bis alles beendet ist und Meyye vorschlägt, dass sie die toten Tiere (oder das, was von ihnen übrig ist) abseits des Trampelpfades mit Laub und Erde bedecken, damit nicht Waldspaziergänger beim ersten Schritt darüber stolpern.

Dann geht es zurück in die Stadt, diesmal aber nicht mehr weit. Meyye führt ihre bis auf weiteres Mitbewohnerin in den Keller des Mietsbungalows und schließt die Wohnungstür auf, nachdem sie ihr Rad an die gegenüberlegende Wand gelehnt hat. "Home, sweet home." sagt sie mit leisem Sarkasmus im Unterton und geht hinein. Es ist fraglich, ob diese Räumlichkeiten früher mal tatsächlich als Wohnung gedacht waren. Ein kurzer Gang, eine türlose Öffnung zu einer Art Stauraum mit allerlei Gerümpel (und, wie unschwer zu erkennen ist, der Elektronik aus Horst Bergers Haus!)... dann eine Tür zu einer recht mickrigen Küche (neben dem Bad eines der zwei winzigen Fenster, mit Aussicht auf die vergitterten Lichtschächte, allerdings sind die Rollladen heruntergelassen), ein Bad (also Dusche und Toilette) und schließlich Meyyes Wohn- und Schlafraum... ein Bett, eine alte und schon recht gefledderte Couch, ein Sessel der wohl zur Couch gehört und auch schon ramponiert ist, ein Tisch, ein Stuhl, ein Schrank, zwei Kommoden. Eine Stereoanlage die auch nicht das neueste Modell ist, billige Boxen, Radiowecker, allerlei herumliegender und unaufgeräumter Krimskrams (unter dem eine Tasse auf dem Tisch, mit dem Antlitz von Brad Pitt, heraussticht, weil sie so neu aussieht).

"Gib mir das vollgeblutete Zeug... ich steck's in die Waschmaschine. Du kannst ja derweil was von mir haben. In dem Schrank da." Es gibt nur einen Kleiderschrank im Raum. Während Meyye die Sachen nach draussen bringt, wo in einem anderen Teil des Kellers wohl die Waschküche untergebracht ist, hat Tatjana das Vergnügen, sich umzusehen. Möglich, dass ihr zwei gerahmte Bilder auf der Kommode neben dem Bett auffallen, wo sie zusammen mit dem Radiowecker stehen.
 

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Tatjana wusste, schon bevor Meyye sagte, wo sie wohnte ... Aber sie sagte lieber nichts davon. Wie würde es denn kommen, wenn die Freundin sagt: "He, ich weiß wo es lang geht, war mal am Tag da und hab gemerkt, dass du hier in der Gegend bist." Bestimmt nicht besonders gut ... das wäre doch sowas, wie ein Vertrauensbruch.

Sie sieht sich etwas in der Wohnung um. Der erste Blick fiel auf die Geräte aus der Wohnung, wo sie sich kennengelernt hatten. Ein saurer Geschmack bildete sich in ihrem Mund, aber sie sagte hier kein Wort dazu. Warum sollte sie auch.

Sie zog ihre Klamotten aus und gab sie Meyye. Scherzhalber meinte sie vorsichtig: "Aber nicht dran rumnuckeln ..." Hoffentlich bekam Meyye den Kommentar nicht in den falschen Hals. Dann suchte sie sich ein Handtuch aus dem Schrank und irgendwie ein längeres T-Shirt. Das würde für die restliche Nacht reichen. Sie wickelte sich erst in das Handtuch ein ... bei dem ganzen Blut, wollte sie lieber vorher noch duschen.

Die beiden Bilder, die auf der Kommode standen, vielen ihr sofort ins Auge. Das war bestimmt Meyye und wohl ihre Mutter. Als Meyye wieder kam, fragte sie auch gleich direkt: "Das bist du, oder? Und deine Mum?"

Dann hies es duschen und säubern ... morgen hatte sie viel zu tun. Das meiste würde sie am Tag schaffen.

"Hast du morgen Nacht was bestimmtes vor? Ich bin wohl morgen Nachmittag erst einmal etwas beschäftigt. Hast du nen Wohnungsschlüssel?" Tatjana war hundemüde und sobald sie fertig geduscht war, fiel sie nur noch aufs Sofa.
 
Meyye verzieht ein wenig das Gesicht. Sie weiß ja, dass es nur ein Scherz sein sollte, aber nach dieser Nacht findet sie es nicht wirklich komisch. Und obwohl das Blut auf den Klamotten schon kalt ist, übt es allein wegen der Erinnerung an den Geschmack und die Wirkung eine gewisse Anziehungskraft aus. Sie will nichts weniger als wieder in Raserei zu fallen... aber das was in ihr ist und ihre Existenz erhält hat diesen Zustand sehr genossen.

"Ich werd mich zurückhalten." meint sie daher nur, bevor sie verschwindet. Als sie wiederkommt, hätte sie gleich den nächsten Grund zum Gesichtverziehen. Für manche Leute wäre das ein gefundenes Fressen. Meyye die Raubkatze, als Kind das mit Puppen gespielt hat (einer für ihre Heimat sehr exotischen Puppe, weil blond) und als Kleinkind auf Mamis Schoß. Sie kann den Spott schon jetzt hören; weniger wegen der Motive als weil sie solche Bilder auf dem Schrank stehen hat, als wären sie ihr wichtig. Sie droht Tatjana mit dem Finger und sagt pseudo-toternst: "Ja, stimmt. Wenn du lachst, schmeiß ich dich raus."

"Oh, hmm... ich werd nochmal jagen gehen. Die drei Rehe waren nicht schlecht... wenn ich noch einen, hm, ein bißchen anknabbere, bin ich vollständig satt, für's erste. Ein Schlüssel..." Sie überlegt und schaut sich um. "Irgendwo hatte ich nen Zweitschlüssel, glaub ich. Geh ruhig duschen... ich find ihn schon."

Das hat sie tatsächlich auch geschafft, als Tatjana wiederkommt. Sie gibt ihr den Schlüssel und kann nicht vermeiden, sie dabei auch anzublicken, so dass in ihren Augen das Bewußtsein zu lesen ist, was für einen Vertrauensbeweis sie da gerade vollbringt. Sie liefert sich ja geradezu vollständig aus. Nicht, dass Tatjana wenn sie es drauf anlegen würde, nicht auch ohne Schlüssel reinkommen könnte...

Sie will gerade auf das Bett deuten, da das Sofa wohl nicht gerade der Bequemlichkeit letzter Schluß ist und sie als Tote keinen Komfort mehr braucht, als Tatjana sich schon da draufwirft. Sie reicht ihr zumindest Bettdecke und Kissen mit den Worten: "Brauch ich alles nicht."

Auch sie bemerkt die Schwere, die sich in ihre Glieder schleicht, weil die Sonne aufgeht. "Sei bitte leise, wenn du was tust. Am Tag aufwachen ist wirklich mies." sagt sie noch, bereits von der Trägheit erobert, während sie sich auszieht und aufs Bett legt... als sie die Augen schließt, läßt sie sich ins Nichts fallen und wird dort bleiben bis das Licht draussen wieder schwindet. Die nächste Nacht kommt bestimmt.
 
Als Tatjana noch ernst die Fotos ansah und Meyye mit ihrer "Drohung" anfing schüttelte sie heftig den Kopf: "He, das mein ich doch gar nicht so. Ich finde die Fotos schön und überhaupt nicht zum lachen. Ich beneide dich sogar ..." Sie kannte ihre Mutter ja noch nicht einmal. Ob sie es bei ihr besser gehabt hätte?

Als die Garou vom duschen wieder kam, nahm sie den Zweitschlüssel entgegen. "Danke. Ich weiß dein Vertrauen zu schätzen! Wirklich! Ich schieb dein Bett schon nicht in die Sonne." ... Was war nur mit ihr los? Warum machte sie so komische Sprüche. Sie verzog gleich nach dem Satz den Mundwinkel so, als hätte sie was recht schlimmes gesagt. "Tut mir leid ..."

Etwas zerknirscht und völlig fertig warf sie sich dann auf das Sofa. Dankbar lächelte sie Meyye zu und nahm Kissen und Decke entgegen. "Danke für alles ... " meinte sie noch recht vorsichtig. Schon bald schlief sie ein.

Am frühen Nachmitta erwachte Tatjana wieder. Sie war völlig erschlagen, aber sie musste los. Leise zog sie sich an und warf einen Blick auf Meyye ... wie tot lag sie da und sie musste sich wirklich wieder klar machen, dass sie auch tot war ...

Sie nahm sich leise ein paar Klamotten, ihre Tasche und ging leise aus der Wohnung. Tati war schliesslich Ragabash und wenn sie was konnte, dann war es leise zu sein ...

Meyye erwachte in der darauffolgenden Nacht. Tatjana lag nicht auf dem Sofa. Aber neben der Gangrel auf dem Boden lag ein zusammengerollter schwarzer Wolf, die gerade die Augen aufschlug, als Meyye sich regte.
 
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