3.4.04 - Halali

Nightwind

Erzketzer
#StandWithUkraine
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11. September 2003
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Hunger. Das ist das erste was ihr einfällt das sie vorhat, als Meyye diesen Abend erwacht. Seit sie im Mexican von Ashton Price aufgeschreckt wurde, ist es eigentlich schon überfällig, dass sie sich mal wieder was zu Beißen sucht. Nicht im Tanztempel, diese Sache steckt ihr noch zu sehr in den Knochen. Nein, scheint dass sie mal Gelegenheit bekommt, die Gangrel-Domäne auszuprobieren. Und das so richtig... sie wird zwei Gefäße brauchen bei ihrer üblichen 'Zapfmenge' (Gott, das klingt nach einem Zapfhahn, den sie mit dem Hammer einschlägt um dann aufzudrehen...). In diese Richtung gehen ihre etwas mürrischen Gedanken, als sie sich fertigmacht zum Spazierengehen. Das zumindest wird sie jedem sagen, dem sie begegnet und der sie sieht bevor sie an seinem Hals hängt. Und so macht sie sich dann auf, erstmal mit dem Rad zum Stadtpark und dann wird sie weitersehen.

Ein Unding eigentlich, dass ihre Jagdgebiete so weit auseinander liegen. Ein Hoch auf den Prinzen und die Gangrel-Klischees, die er buchstabengetreu befolgt hat. Der Stadtpark mittendrin, dazwischen ne Menge Zeug wo sie nicht jagen darf (unter anderem die Kunstakademie - ha, das wäre was. Wenn sie sich da an einem Hausmeister vergreift, kann sie sich vermutlich gleich an Ort und Stelle selbst pflocken, das kommt sie weniger stressig) und dann der Tierpark, wo sie sich wohl an die Elefanten halten soll oder wie? Was auch immer sich der Prinz dabei gedacht hat (wenig genug, wahrscheinlich), heute wird sie mal ausnahmsweise nach seinen Regeln spielen. Wenn ihr nicht noch was anderes einfällt.

Einfallen tut ihr jedenfalls, dass sie Ashton Prices Nummer gar nicht hat um ihn zu fragen wie diese Sache nun wirklich gemeint war mit der Aufenthaltsgenehmigung im Mexican. Sie ist sich eigentlich sicher, dass es nicht so einfach wird wie es sich bestenfalls interpretieren ließe. Muß sie also einen der blasiertheitsverseuchten Orte der Stadt aufsuchen, um ihn zu treffen oder zumindest mit ihm in Verbindung zu treten? Das Café de Trois? Soweit kommts noch. ... Hm, vielleicht nach der Jagd.

Vorerst aber kommt sie nur zum Stadtpark und versteckt ihr Rad im Gebüsch. Mittendrin in der Stadt, was für ein trauriger Abklatsch der eigentlichen Natur... aber immer noch besser als gar nichts, und öfters von Beute frequentiert als die Umgebung. Und genau auf die kommt es ihr jetzt erstmal an, als sie anfängt den Park zu durchstreifen...
 
Meyye hatte sich brav im Gebüsch versteckt und hatte einen guten Ausblick auf den Weg. Sie musste nicht lange so verharren. Es kam ein junges Pärchen eng umschlungen den Schotterweg entlang. Nur ein paar Meter vor ihr fingen die beiden heftig zu knutschen an.
 
Aufmerksam beobachtet sie die beiden Turteltäubchen, macht aber erstmal keine Anstalten, ihnen zu folgen. Stärke durch Gemeinschaft; nicht, dass sie mit diesen beiden Sterblichen nicht fertig werden könnte, aber eigentlich mag sie keinen Aufruhr verursachen, und den durch Mord sowieso schon gebeutelten Stadtpark noch mehr ins Interesse der Öffentlichkeit rücken. Sie haben Glück, dass sie zu zweit sind. Und da es nicht so aussieht, als würde sich das so schnell ändern, kann sie eigentlich genauso gut weitersuchen. Sollte sie sogar.

Trotzdem bleibt sie noch wo sie ist, in der Hocke hinter ihrem Strauch, und starrt die beiden an. Eine untote Spannerin im Busch. Lebendig. Leidenschaftlich. Zuneigung. Liebe? Sie hätte das auch haben können, vielleicht, sie wußte nicht, was sie wegwirft, als sie ihre Entscheidung getroffen hat. Mit ihrem Erzeuger war es wohl so ähnlich, damals, bevor sie zu seinesgleichen wurde. Mit ihren 'Lovern' ist es ganz anders... reiner Egoismus, ein Geschäft zu beiderseitiger Zufriedenheit. Zufriedenheit? Sogar sie als Untote weiß, dass sich auch die anderen nur selbst betrügen.

Ärgerlich schüttelt sie den Kopf und diese Gedanken ab. Irgendjemand hat ihr mal gesagt, dass Menschen das Tageslicht brauchen und ewige Dunkelheit mehr als bedrückend finden. Ein gutes Beispiel dafür sei der Alkoholkonsum und die Selbstmordrate in Ländern nahe des Polarkreises, wo Nächte monatelang andauern können. Da Vampire einmal Menschen waren, gilt das auch für sie, zumindest unterbewußt. Das ist ja alles schön und gut; aber wenn sie sich von dem Mist noch lange in den Klauen halten läßt, verhungert sie noch in einer Stadt voller Saftbeutel. Leise macht sich Meyye wieder auf den Weg, vielleicht hat der Park ja noch andere Besucher zu bieten, die allein sind.
 
Gerade, als sich Meyye auf eine weitere Suche machen wollte, trennte sich das Pärchen nach einem letzten langen Kuss. Der junge Mann fragte seine Freundin: "Soll ich dich wirklich nicht nach Hause bringen, Mary?" Das Mädchen mit den roten Haaren schüttelte nur ihre lockige Mähne. "Nein, Schatz ... wie immer ... " Dann giggelte sie etwas "du weißt doch, dass ich den letzten kurzen Weg immer alleine gehe. Es ist für mich etwas besonderes ... ich kann es gar nicht richtig beschreiben, aber das gehört einfach bei mir dazu." Mary lächelte noch einmal entschuldigend, küsste ihren Freund und ging dann den Weg hinunter. Sie winkte ihm noch einmal zum Abschied. Der Freund winkte ebenfalls und sagte ihr noch etwas lauter hinterher: "Du kleiner Dickkopf. Bis Morgen ... ich liebe dich!" Dann warf er ihr noch einen Kuss hinterher ...
 
Zum Glück hat Meyye ja immer ein lauschendes Ohr offen, wenn sie durch die Gegend läuft und andere Leute reden hört, darum verharrt sie doch noch und beobachtet die beiden wieder. Na so ein passender Zufall. Welchem Gott soll sie dafür danken? Vermutlich eher dem Teufel... aber solche theologischen Fragen behält sie sich für die Nacht auf, in der sie einen von beiden mal trifft.

Sie wartet. Kurz überlegt sie, ob sie einen der beiden schonmal irgendwo gesehen hat. Mary? Na wunderbar, eine Beinahe-Namensvetterin. Rote Haare... hm. Naja, vielleicht fällts ihr wieder ein. Und der Kerl? Na, zumindest kann sie die Verführungsmasche bei ihm wohl vergessen. Aber eigentlich muß sie nur nahe genug an ihn ran und ablenken. Leise geht sie ihm nach, noch einige Minuten lang, so dass die Rothaarige sicher außer Sicht- und Hörweite ist, bevor sie - jetzt laut raschelnd - aus dem Gebüsch tritt und zu ihm schaut. "Oh, hallo... hab ich mir doch gedacht, dass ich Schritte gehört hab. Entschuldigung... können Sie mir vielleicht sagen, wie spät es ist?" fragt sie und kommt näher an ihn heran... wenn er auf seine Uhr schaut, will sie eigentlich schon nahe genug sein, um ihn sich zu schnappen.
 
Der junge Mann sah Meyye sehr erstaunt an. Schnell hatte er sich aber gefangen und lächelte charmant. "Oh ... einen schönen guten Abend ... einen Moment." dann blickte er auf die Uhr.
 
"Danke.. darf ich schauen?" sagt sie noch und nutzt die Frage als Grund für den finalen Schritt, mit dem sie dem Mann schon fast auf den Zehen steht. Sie kennt einige Vampire, die ihn jetzt spitzzahnig angrinsen und seine Flucht abwarten würden, um ihn dann zu hetzen, aber so weit ist sie noch nicht, und wenn es nach ihr geht wird sie auch nicht damit anfangen. Nicht, dass eine echte Jagd im Sinne des Wortes sie nicht reizen würde... aber es wäre ein weiterer Schritt, schon ziemlich fortgeschrittener Schritt in die Richtung, Menschen als nichts denn Beute zu sehen und sich nicht um ihr Wohl zu kümmern. Nein. Sie existiert, indem sie Menschen verletzt, aber es liegt an ihr, wie sehr.

Als er schon dabei ist, ihr den Arm mit der Uhr hinzuhalten, packt sie mit der Rechten seinen Arm und greift mit der Linken in seine Haare, um den Kopf zur Seite zu zwingen, so dass sich ihr sein Hals anbietet. Sie baut auf den Überraschungseffekt, wer rechnet schon mit sowas? Der Hunger zischt in ihr wie das Raubtier, das er ist und sie gibt ihm nach, wenigstens ein bißchen, lockert die Kette an der es hängt, um ihre Fangzähne, das sichtbare Zeichen dessen, was in ihr tobt, in seine Schlagader zu versenken. Die Zeit sollte zu kurz sein für Widerstand, und sobald sie zugebissen hat, vergißt er sowieso dass er sich wehren könnte.

Es hätte auch der Arm sein können... aber sie bevorzugt den Hals. Auf morbide Art hat es etwas Intimes... und es sieht auch nicht so verdächtig aus. Ein Liebespaar halt, engumschlungen und in der Knutscherei die Welt vergessend. Nur wenn die Rothaarige überraschend zurückkommt, dann hat sie Probleme. Hätte sie nicht den Mund voll, würde sie grinsen.

Out of Character
Ich schreib zwar viel, aber wenn schon was dazwischenkommen soll bevor Meyye überhaupt bei dem Typen ist, lass dich nicht aufhalten. *g* Ansonsten sollen es 2 BP werden.
 
Der junge Kerl war im ersten Augenblick natürlich vollkommen geschockt ... Aber er schloss dann die Augen ... er fühlte sich schwach ...

Meyye konnte ihr Verlangen stillen, doch irgendwie fühlte sie sich beobachtet. Das rothaarige junge Mädchen war es bestimmt nicht ... sie hätte bestimmt geschrien ... jemand anders befand sich in ihrer Nähe ...

(*g* ... Wahrnehmung + Aufmerksamkeit ... gegen 7)
 
Zuerst ist es sicher ein Schock, dann ist es Ekstase, ein Dauerorgasmus der jede Faser durchströmt... sie kann es recht gut nachempfinden, denn sie fühlt in etwa das Gleiche. Und letztlich, wenn sie alles richtig macht, wird Verwirrung zurückbleiben. Verwirrung, die all das verschwimmen läßt was tatsächlich geschehen ist und ihm daraus ein Rätsel konstruiert, das er nicht mehr lösen kann. Vorerst aber muß sie achtgeben, dass sie die Maskerade nicht durch eine endgültigere Methode wahrt, muß ihren widerstrebenden Willen zusammensammeln, nach der geschätzten Menge aufzuhören, die den Typen zwar ein wenig schwindlig, aber sonst ohne Beschwerden und in ein paar Tagen wieder gesund und munter zurückläßt. Es ist ein Kampf den sie auch verlieren kann, jedesmal... die Gier nach der Lebenden Kraft ist das eigentlich Unsterbliche in ihr, und es läßt sich nicht gern in die Schranken weisen von den kümmerlichen, fragmenthaften Resten des Menschseins, das lästigerweise noch da ist. Nur mit einem anderen, uralten und starken Verbündeten gewinnt sie immer wieder: Der Angst, sich zu verlieren, dass nur noch diese Gier existieren könnte und alles andere verschwunden ist, wenn sie ihr nachgibt.

Also reißt sie sich von ihm los, aufkeuchend. Wie merkwürdig... immer wenn sie sich gerade am unmenschlichsten benommen hat, reagiert sie so menschlich. Dass es gerade ihre Menschlichkeit ist, die sie überhaupt rechtzeitig aufhören läßt, kommt ihr dabei nicht in den Sinn. Sie küßt beinahe zärtlich die Bißstelle, deren Fehlen das Rätsel, dem er sich gegenübersehen wird, nicht gerade kleiner machen wird. Nun dürfte ihr Opfer gleich den nächsten Schock haben... dass diese Trance der Wonne so abrupt geendet hat. Und Meyye verspürt etwas, das sie kennt. Rasch blickt sie sich um, denn wenn etwas für sie gefährlich ist, dann jemand der sie beim Trinken beobachtet. Unbedarfte Beobachter sehen zwar nur eine Umarmung und einen intensiven Kuß, aber sie muß sichergehen.

[dice]

Out of Character
Wahrnehmung + Aufmerksamkeit... ich weiß schon, warum ich das so hoch haben wollte. *flöt*
Edit: Och neee... blind und taub...
 
Meyye fühlte sich zwar beobachtet, konnte aber in diesem Augenblick nicht besonders viel ausmachen. Ihr Opfer keuchte ebenfalls und torkelte etwas verstört umher. Doch ihr Beobachter wollte sich wohl zu erkennen geben. Im Gebüsch auf der rechten Seite des Weges trat etwas auf vier Pfoten heraus. Sehr langsam. Meyye hatte dieses "Tier" schon einmal gesehen ... nur kurz, aber es war im Wald gewesen. Tatjana setzte sich, legte ihren Kopf etwas schräg und sah Meyye mit ihren gelben Wolfsaugen an. Der schwarze Wolf konnte leicht übersehen werden, der junge Mann war sowieso ... beschäftigt.
 
Ob sie sich das nur einbildet? Diese verdammten ungebetenen Gedanken von wegen was sie ist und was sie tut, von denen sie sich nur in besonders dunklen Momenten eingestehen will, dass es Schuldgefühle sein könnten, bestimmt sind auch die daran schuld, dass sie das Gefühl hat alle Welt schaut ihr zu. Wieviel einfacher wäre es, wenn sie sich nich darum scheren würde! Manchmal fragt sie sich, warum sie diesen Gedanken eigentlich so bekämpft.

Und dann starrt sie den Wolf an. Die Wölfin, genauer gesagt, denn sie kennt sie. Verdammt, wenn sich hier jede Nacht Werwölfe herumtreiben sollte sie den Stadtpark vielleicht in Zukunft meiden, ist blöderweise ihr erster Gedanke. Dann macht sie einen schnellen Seitenblick zu ihrem Opfer und läuft wortlos weg, zurück ins Gebüsch aus dem sie kam und weiter... weg von dem Menschen, den sie gerade beraubt hat, außer Sicht- und Hörweite. Er soll sie so gut es geht vergessen, und die Unwissenheit, die ihn den Rest seines Lebens wegen der Geschehnisse dieser Nacht plagen wird ist bei weitem besser als das Wissen, wem er heute Nacht begegnet ist.

Irgendwann bleibt sie stehen, inmitten einer Baumgruppe die ein wenig abseits der Kieswege steht und auch nicht so leicht Einblick erlaubt. Dann dreht sie sich um und wartet.
"Hallo, Tatjana." sagt sie wenn sich ihre Erwartung erfüllt, und es klingt irgendwie fremd. Sie schämt sich für das was sie ist (das kommt nicht mehr oft vor), und zugleich begehrt sie trotzig auf, dass sie es nunmal nicht mehr ändern kann, kühl rechnet ein anderer Teil ihr vor, dass sie nur tut was die Nahrungskette von ihr verlangt und noch ein anderer weißt auf die Vorteile hin, für die der Preis doch sicher ein geringer ist, oder? Sie weiß es besser.
 
Tatjana kam wieder sehr langsam. Zuerst setzte sie sich ihr gegenüber und sah sie wieder mit ihren gelben Augen neugierig und fragend an. Langsam verwandelte sie sich in das Mädchen. Sie kaute etwas auf ihrer Unterlippe herum und traute sich nun nicht wirklich der Gangrel in die Augen zu sehen. Dann gab sie sich einen Ruck ... ohne sie erst zu begrüßen fragte sie leise: "Er hat nicht so ausgesehen, als hätte er dabei Schmerzen ... " In ihrem Unterton war die Neugierde, die mitschwang fast greifbar.
 
Was Meyye aus der Art macht, in der sich das Werwolfmädchen ihr nähert, ist nicht zu bestimmen. Womöglich wundert sie sich auch nur, dass Tatjana angezogen ist als sie wieder ein Mensch ist, aber Zauberei oder Disziplinen oder wie auch immer es genannt wird muß nicht bis in letzte Konsequenz erklärbar sein. Wenn sie schonmal so anfinge, müßte sie an ihrer eigenen Existenz zweifeln.

"Er hatte keine." antwortet sie, und es klingt schon wieder recht unbelastet, obwohl sie bemerkt wie der Blick ihres Gegenübers sie meidet. "Am Anfang, als ich zugebissen hab, ja... aber das hat er gleich vergessen, denn wenn ich trinke, fühlt er nur Ekstase, wie ein langanhaltender... ach nein, kennst du ja nicht. Jedenfalls wird es ihn mehr verwirren als schmerzen."

Auch Meyye läßt sich nun nieder und setzt sich im Schneidersitz hin, blickt sich nochmal um... ein paar Bäume im Park, naja, ihr letzter Treffpunkt war besser. Und außerdem ist sie unzufrieden... oder vielleicht sogar bedrückt, auf eine Art die sie nicht benennen kann? Es wäre ihr lieber gewesen, wenn Tatjana das nicht gesehen hätte. "Was machst du denn hier im Park - und auch noch als Wolf?" fragt sie und sieht sie an.
 
Tatjana hing wirklich gebannt an den Lippen ihrer Freundin, als sie von diesem Biss und dem Gefühl erzählte. "Ich sollte Mary im Auge behalten ... die Freundin von Jean. Sie ... sie ist eine Blutsgeschwister eines Stammes ... eine Kousine von der rothaarigen Frau, die das letzte mal im Wald den Feuergeist beschworen hat." Sie tat ihre Aufgabe mit einer lässigen Handbewegung ab. "Gut dass du SIE nicht gebissen hast ... da hätte ich wohl eingreifen müssen ... Betonung liegt auf hätte ... ich glaube nicht, dass ich das gekonnt hätte ... du bist ja schließlich meine Freundin ... und das meine ich wirklich ernst ... ich ... bist du ... ich meine ... hast du noch ... bist du schon ... " Sie sprach nun sehr schnell und gegen Ende wurde Tatjana immer nervöser. Dann stockte sie und sah Meyye fest in die Augen. "Ich will wissen WIE sich das anfühlt!" Mit einer ganz vorsichtigen und zarten Bewegung strich sie mit einer Hand ihre schwarzen Haare auf eine Seite. Nun legte sie den Kopf etwas schräg. Der entblöste Hals der Garou war wie eine Einladung. Trotz allem hatte sich Tatjana etwas verkrampt und Meyye sah, wie sich ihr Brustkorb schnell hob und senkte. Sie sah der Gangrel in die Augen und wartete auf ihre Reaktion.
 
Zuerst nickt Meyye nur... darum kam ihr was an der Rothaarigen so bekannt vor, da wußte ihr Unterbewußtsein mal wieder mehr als sie. Sie wird sich von ihr fernhalten, und von ihrem heutigen Opfer natürlich auch. Mal abgesehen davon, dass sie sich sowieso Mühe gibt, niemanden zweimal zu beißen, außer ihre Herde natürlich. Wo genau und warum sie da einen Unterschied macht, könnte sie sich nicht erklären, aber über manche Dinge denkt sie halt auch lieber nicht nach.

Dann schaut sie Tatjana an. Ihr wird warm ums Herz, würde sie sagen wenn ihr Herz noch schlagen würde. Ein Lächeln beginnt sich in ihren Mundwinkeln anzudeuten, sie will Tatjana schon fragen was sie so stottern läßt, doch dann wird die Wärme mal gleich wieder schockgefrostet. Eine solche Aufforderung hätte sie nun wirklich nicht erwartet!

Fast entsetzt starrt sie die Werwölfin an, ihr Blick pendelt zwischen der dargebotenen Schlagader am Hals und ihren Augen. Falsch! Das ist falsch! Sie ist eine Freundin, du kannst sie nicht beißen!
Irrwitzigerweise fällt ihr ein Satz aus einem Film ein, der vor nicht allzu langer Zeit in den Kinos war. Sie hat ihn gesehen, einer ihrer... regelmäßigen Spender... hatte ihn gebrannt gehabt. Fische sind Freunde, kein Futter! Ja, klar. Und dann hatte er den Geruch in der Nase und schon war es aus mit der Freundschaft, weil alles andere gegen seine Natur gewesen wäre. Warum gegen deine Natur handeln, Meyye? Es ist ja nicht so, dass du ihr etwas antun würdest. Sie dürfte halt morgen keinen Marathonlauf machen, das ist schon alles.

"Ich weiß nicht." bringt sie schließlich hervor, nachdem einige Sekunden inneren Kampfes vergangen sind. "Ich weiß nicht... ob das gut für dich wäre. Klar, ich passe auf, dass es nicht zuviel wird, wie bei dem Typen vorhin... wie jedesmal. Aber... ich glaube, das würde alles verändern, verstehst du? Manche Leute werden süchtig danach, gebissen zu werden. Du würdest vielleicht wegen dem Biß meine Nähe suchen und ich..." sie senkt den Blick, fährt leiser fort, "ich würde mit der Zeit weniger Freundin und mehr Nahrung in dir sehen... das will ich nicht."
 
Die Anspannung lies von Tatjana ab und sie sah Meyye mit zusammengezogenen Augenbrauen vorwurfsvoll an. "Was? Süchtig? Das glaubst du doch nicht wirklich ..." Sie verschrängte ihre Arme vor der Brust und sah sie wie ein trotziges Kind an. In diesem Augenblick schien sie auch nichts anderes zu sein. "Außerdem hab ich es dir nur für ein mal angeboten ... ich will schon auch keine laufende Batterie für dich werden ... und ICH bin KEIN Mancher, ... der danach süchtig werden kann ... Ich hab recht viel Willenskraft und weiß, was ich will! Denke ich zumindest ... aber was solls. Wer nicht will, der hat schon." Sie überlegte einen Moment ... dann lächelte sie fast schon etwas gerissen.

"Und mir kommt ne andere Idee ... du wirst bestimmt auch mal mit anderen Vampiren rumhängen, wie ich feststelle, kann ich mich doch vor dir recht gut verbergen ... Vielleicht kann ich ja mal ein potentielles Opfer für deine Freunde spielen ... dann weiß ich auch, wie es sich anfühlt ... ÄTSCH!" Tatjana streckte ihr die Zunge heraus. Zumindest ihr Ärger war nun verflogen.

Dann meinte die Garou lächelnd: "Aber wie du willst ... ich werde dich schon nicht dazu zwingen und ich will auch nicht, dass unsere Freundschaft darunter leidet ..." Sie zuckte mit den Schultern. "Tut mir leid ... ich wollte nicht gemein zu dir sein."
 
Das glaubst du doch wohl selbst nicht. Oh, und wie sie das glaubt. Sie weiß es, weil sie es gesehen hat. Mit entsprechendem Blick sieht sie Tatjana dann auch an, während die sich von Enttäuschung zu Ärger steigert. Und sie dann auch gleich mit der Aussicht erschreckt, sich von einem der 'Artgenossen' Meyyes beißen zu lassen um doch noch zu dieser Erfahrung zu kommen.

"Spinnst du?" entfährt es ihr auch gleich, und sie verspürt das dringende Bedürfnis, tief durchzuatmen, dem sie auch nachgibt. Zum Glück kommt Tatjana gerade von ihrem Ärger runter, da muß sie sie nicht gleich wieder raufpushen.
"Ist ja gut, okay... ich bin nicht nachtragend." winkt sie ab und lügt damit. Eigentlich ist sie schon nachtragend, aber hin und wieder macht sie Ausnahmen. "Hör zu... tu das bloß nicht. Dir einen anderen Vampir suchen. Ich hab zwar keine Ahnung wie das bei Werwölfen läuft, aber Menschen können rein gar nix mehr tun, wenn sie mal gebissen sind. Der kann dich dann aussaugen ohne Widerstand. Und auch wenn du dich dann in den großen bösen Wolf verwandelst, kannst du Pech haben und er beherrscht deinen Geist. Manche können das. Es heißt zwar immer, Wölfe wischen mit unsereins den Boden auf, aber ich hab auch schon andere Geschichten gehört."

Nach dieser Warnung verzieht sie ein wenig das Gesicht. "Und wenn du jetzt sagst ich hör mich an wie deine Mutter, hast du wahrscheinlich recht. Du mußt selber wissen, was du tust. Wenn du's wirklich wissen willst... dann mach ichs." Sie schaut Tatjana direkt an.
 
Tatjana lies Meyyes Redeschwall über sich ergehen ... sie hörte sich wirklich an, wie ihre Mutter ... zumindest vermutete sie das. Ihre Mutter hat sie niemals kennengelernt. Sie wurde von ihrem eigenen Rudel getötet, nachdem Tatjana geboren wurde. Zuviel Schande ... sagte man ...

Sie hatte auch davon gehört, dass alte Vampire über Garou "geherrscht" hätten. Keine schöne Geschichten ... und verbote Erinnerungen von zerstörten Seelen. Die Garou hatte einen sehr ernsten Gesichtsausdruck und sie wusste, dass es gefährlich war ... Aber viel hatte sie nicht zu verlieren ... Aufmerksam hörte sie zu.

In Wirklichkeit hatte sie niemals vorgehabt sich einem "fremden" Vampir als Opfer anzubieten, das war nur ein Mittel Meyye zu drohen ... Irgendwie schämte sie sich dafür. Aber als die Gangrel fertig gesprochen hatte, hatte Tatjana sie genau da, wo sie sie auch haben wollte. Stumm sah sie Meyye in ihre Augen.

Die Garou glaubte zu wissen, auf was sie sich hier einließ. Nun wirkte sie überhaupt nicht mehr verkrampft. Sie kniete sich hin und rutschte vorsichtig an Meyye heran. Wieder schob sie ihre Haare vorsichtig auf eine Seite. Man musste hier keine überflüssigen Worte sprechen.
 
Meyye schluckt. Auch das eine allzu menschliche Reaktion, die sie eigentlich nicht bräuchte, oder vielleicht doch nicht ganz. Vielleicht die Vorfreude der niemals wirklich schlummernden Bestie in ihrem Inneren. Vielleicht auch der Nachgeschmack des Blutes von dem Mann vorhin, zusammen mit der Anspannung. Sie wird ihre Freundin beißen, vielleicht, nein sicher sogar, die einzige die sie hat. Und wie ist das überhaupt, Werwolfblut? Wer weiß schon, was alles schiefgehen kann wenn sie das jetzt versucht?

Als Tatjana nähergerutscht ist, beugt sie sich vor. Auch sie sagt nichts mehr, legt ihr nur sacht eine Hand auf die Schulter und die andere auf den Hinterkopf, um sie dazu zu bewegen, den Kopf zur anderen Seite hin zu neigen. Überdeutlich spürt sie die Wärme und das pulsierende Leben unter der dünnen Haut und vibriert innerlich, als wäre sie halb verhungert und nicht fast satt wie es tatsächlich der Fall ist. Auch Tatjana mag die nur sanfte Kühle ihrer Haut erfühlen, die Meyye so gar nicht tot wirken lassen will.

Die Zähne wachsen zu lassen kostet sie weniger als einen Gedanken. Das Tier ist immer sehr gern bereit. Tastend setzen sich die scharfen Spitzen auf die Haut über der Schlagader, und fast zärtlich sinken sie hinein. Dann schließt sich Meyyes Mund um die Bißstelle und sie beginnt sacht zu saugen. Es ist wie immer... eine Explosion wunderbarer Euphorie, die Erfüllung ihrer Existenz... spätestens jetzt kommt sie gar nicht mehr auf den Gedanken, dass es für Tatjana anders sein könnte, und wahrscheinlich wäre es ihr auch egal. Das Tier bekommt was es will.
 
Das Tier bekommt sogar mehr, als das es sich überhaupt jemals vorstellen konnte ... Diese Art von Blut hatte Meyye noch nie in ihrem Unleben gekostet ... süß, kräftig und voller Stärke. Mit jedem Schluck konnte die Gangrel eine Art Hitze spüren, die ihren Körper wie einen Blitz durchfuhr. Ein Gedanke in Meyye war vorrangig: MEHR!!!

(Bitte mach mal einen Wurf auf Raserei und beachte meine PN *g*)
 
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