29.3.04 - Sleepless in Finstertal

Tatjana nickte "Ja klar ... von so nem Baum hab ich das Ding ja her ... ich geh doch nicht in die böse verseuchte Stadt." Was Meyye konnte, kann sie doch auch ... und dann tippte sie ihre Nummer ein. "Denkst du, ich speicher dich unter Vampir? ... Nee ... und das mit dem Pinkeln ... hab ich glatt übersehen." Sie sah noch einmal auf ihr Display. "Man kann dich wahrscheinlich nur Nachts erreichen, oder?" Sie grinste schelmisch.

Dann gefror ihr Lächeln plötzlich und sah Meyye mit leeren Blick an. Sie blinzelte etwas und auf ihrem Gesicht war nicht die Spur eines Lächelns mehr zu sehen ... Tatjana runzelte die Stirn und sah so aus, als würde sie die Gangrel nicht verstehen. Schnell stand sie auf und meinte kühl: "Schlecht. Ich muss dann weg ... wir sehen uns bestimmt."

Tatjana drehte sich um und Meyye sah, wie sie augenblicklich in ihre Kriegsgestalt wechselte. Sie wurde etwas über 2 Meter groß und ihr gesamter Körper war nun von einem schwarzen dichten Fell bedeckt. Die Gangrel konnte nicht mehr ihr Gesicht sehen. Dann lies sie sich auf ihre Vorderbeine hinunter und ihr Körper veränderte sich wieder sehr rasch ... sie wurde zu einem mächtig großen schwarzen Wolf. Dann wurde sie noch kleiner und Meyye konnte einen recht klein gebauten Wolf vor sich erkennen. Nun drehte sich Tatjana doch noch einmal zu ihr um, sah sie mit ihren gelben Augen an. Dann preschte sie in die Nacht hinaus.
 
"Nachts oder um 12 Mittags... da geh ich immer spazieren und danach ins Solarium." knurrt sie schon fast, und auch das muß wohl aus dem Zusammenhang als scherzhaft erkannt werden. Die Reaktion auf die Erwähnung Melissas hätte sie sich eigentlich denken können... vielleicht hätte sie auch das Video erst ansehen sollen, um genauer zu wissen worum es geht. Aber wenn sie es recht bedenkt, ihr genügt eigentlich schon, was ihre düstere Phantasie ihr dazu ausmalt.

Meyye, du läßt auch die Werwolfportionen an Fettnäpfchen nicht aus. Ihr ist wenig anzumerken... der besorgte Blick über ihr Ungeschick geht im übernatürlichen Brennen ihrer Augen unter. "Alles klar... bis dann." sagt sie nur zum Abschied, und vielleicht klingt ja das ein wenig reumütig. Wahrscheinlich muß person schon die Ohren einer Wölfin haben, um es herauszuhören.

Sie erhebt sich hastig und muß an sich halten, kein 'Wow' hören zu lassen, als Tatjana in beeindruckende Größe wächst, und das auch noch so schnell. Dann die weitere Verwandlung, der sie gebannt zusieht, und ein leichtes Lächeln liegt auf ihren Lippen, als sich die Wölfin nochmal umdreht und dann durch den Wald schnürt.

Was für eine Nacht. Sie blickt sich um, überlegt sich, zu dem Ritualplatz zurückzukehren, entscheidet sich aber dagegen. Sie muß ihr Glück nicht zweimal herausfordern, vor allem wenn ihr demonstriert wird, wie leicht sie trotz all ihrer Vorsicht zu bemerken war und wie wenig sie sich wehren könnte. Besser, für heute andere, bekannte, ruhigere Gefilde aufzusuchen. Sie zögert, loszulaufen. Ob sie sich jemals wieder so zuhause hier fühlen wird, jetzt da sie weiß, dass Werwölfe im Wald herumschleichen?

Plötzlich fühlt sie sich an ihre Kindheit erinnert. Die kleinen Ausflüge in den Busch um das Stadtgebiet und manchmal auch die Notwendigkeit, die äußeren Brunnen aufzusuchen... immer auf der Hut sein vor den sporadischen Hyänen, die die Nähe der Zivilisation nicht mehr scheuen und kleine Menschen gern mal als Beute ansehen. Jetzt ist es eben wieder wie früher, sie ist nicht mehr die Spitze der Nahrungskette, oder Machtpyramide. Heimlichkeit und Wahrnehmung werden wieder wichtiger. Die Herausforderung kann sie annehmen. Sie hat ja schonmal den Vorteil zu wissen, wo die sind, ohne dass die wissen, wo sie ist.

Sie lacht leise. Das ist immer noch ihr Wald, in gewissem Sinne. Und er ist groß genug, um den Pelzigen aus dem Weg zu gehen. Die Versuchung wird beinahe übermächtig... zurückzukehren, zu schauen was die drei am Feuer jetzt tun, und ihnen dann heimlich zu folgen. Aber heute ist sie erstmal zu vorsichtig dazu (mal sehen, was morgen wird). Sie wendet sich ab, geht in die Richtung wo sie jene Lichtung von vor einigen Tagen weiß. Was für eine Nacht.
 

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