Marco war erstarrt. Nicht vor Schrecken, oder vor Angst. Vor Scham. Sein Primogen hatte recht... er hatte ihm mit einen Taten ins Gesicht gespuckt! Er war ihm in den Rücken gefallen!
Er HATTE wirklich am Ende nur noch sich, seine Musik und seine Erzeugerin gesehen!
Martin hatte Recht gehabt... Kuragin hatte Recht gehabt... sie alle. Während der Rede versuchten Marco's Augen die des Malers zu greifen, festzuhalten. Doch der schien unbeirrt. Und Marco spürte, was er vorhatte... es musste so enden. Marco konnte ihm nicht ins Gesicht sehen...
Sein Blick flog zu Carola. Ein letztes, bittendes Flehen. SIE hatte noch die meisten Möglichkeiten, sein Verhalten nachzuempfinden und zu verstehen.
Dann wieder der Gedanke an Martin... an den Freund und Mentor, den Marco durch das sture Festhalten an seinen irrigen Idealen nun wohl auch noch Schuldgefühle aufbürden würde...
Der Maler sprach von Respektlosigkeit... er würde es tatsächlich tun...
Marco sah den Hieb kommen... nun, gerade noch so. Trotzdem versuchte er nicht auszuweichen. Nicht weil es sinnlos gewesen wäre. Der Maler hatte Recht... zumindest zum größten Teil...
Eine einzelne, rote Träne lief über Marco's Wange, verschwand in dessen Bart. Das kalte Stilett durchtrennte spielend das weiche Fleisch des Halses, scharrte unangenehm an den Knorpeln des Rückgrates. Blut brach sich Bahn, besudelte den reinen Boden des Bosch-Saales.
Marco brach in die Knie. Sein Kopf schien auf einmal Tonnen zu wiegen. Nocheinmal hob er den Blick zu Seinem Erstgeborenen, jenem Vampir, den er nur unter seinem Synonym „Der Maler“ kannte. Der ihm immer eine Vertrauensperson gewesen war. Mit höchster Konzentration zwang Marco ein Lächeln auf seine Lippen. Ein Lächeln das sowohl die Bitte um Vergebung, als auch sein – zu spätes – Verständnis zeigen sollte.
Weiter spritzte das Blut zu Boden.
Erinnerungen an Regeanne und seine letzte Nacht als Mensch durchzuckten Marco. Das heiße Begehren, das er ihr gegenüber empfunden hatte. Die kurze Sekunde der Seelenverwandtschaft mit Regeanne, die Gewissheit von Verständnis... und das traurige Selbsteingeständnis, ihr nicht genüge getan zu haben.
Du hättest einen anderen wählen sollen, meine Liebe... jemanden, der dich nicht so enttäuscht hätte, wie ich...
Langsam bewegte sich sein Oberkörper nach vorne. Der Schwerpunkt verlagerte sich und die Schwerkraft hatte Marco in ihrem unerbittlichem Griff. Er kippte lautlos in die Lache seines eigenen Blutes... oder des Blutes, das er geraubt hatte um zu leben. Es Klatschte nass und laut, Blutstrofen flogen in alle Richtungen.
Noch einmal durchzuckte ihn der Gedanke an ein Lied...
A world of silence, waits for me, the end in darkness, is my destiny
As my life passes, before my eyes, from my birth, to the time I die
From my cradle, to my grave, a little time, until the death embrace.
Now my memories fade away, the past forgotten, a new life waits for me.
Will I reincarnate, will I die forever, when I meet my fate, at the break of dawn.
Soon I will now, if there is endless darkness, or there is blazing light.
When daylight turns to night.
Eternal Silence
As my memories Fade to black
Rising darkness
And there is no turning back
(...)
So I close my eyes, and I can see the shadows rise
On black wings I fly, as I cross the dark sky
So I close my eyes, and I can see the shadows rise
When daylight dies, eternally
Lyrics: Cryptic Wintermoon, "When Daylight Dies"
Während ihm noch diese Gedanken durch den Kopf gingen, begann Marco's Bewusstsein zu schwinden. Ein letztes, röchelndes Glucksen, als noch etwas Blut aus der breiten Wunde in die Lache troff, in der er lag.
Marco war noch nicht alt genug, um wirklich innerhalb von Sekunden zu Asche zu zerfallen, doch die Natur holte sich zurück, was Kain's Fluch ihr so lange verwehrt hatte. In gravierender Geschwindigkeit verfiel Marco's Körper und sah nun aus, wie der einer Leiche, die seit 2 Jahren verrottet...
Out of Character
Ich hoffe, das war jetzt nicht zu kitschig, aber so was will ich ausspielen... schade... ich mochte Marco... aber ist schon so in Ordnung...