Ich freue mich, das wir doch noch zu einer Verständigung gekommen sind. Wir alle, und damit meine ich in erster Linie die Primogene der Stadt, haben das gesellschaftliche Spiel sehr weit ausgereizt. Und euch letztendlich gezwungen, keine Nachsicht mehr zu zeigen. Ich glaube sogar, das eine stärkere Hand eurerseits die Situation in Finstertal nachhaltig befrieden könnte.
Insofern sollte ich mich an dieser Stelle vielleicht direkt für das Küken entschuldigen, das sich just bei euch vorgestellt hat und euch danken, das ihr trotzdem so nachsichtig ward. Ich empfinde es als eine großzügige Geste von Euch, wie ihr mir Herrn Hietala und jetzt mit der kleinen Delilah umgegangen seid. Und ich halte eure Einstellung im Bezug auf die jungen und unbedarften unseres Blutes für lobenswert. Zumal ich ähnlich darüber denke. Mann sollte sie nicht für die Nachlässigkeiten ihrer Erzeuger strafen. Andererseits soll man sie nicht mit ihren Frechheiten ungeschoren davon kommen lassen. Wenn Delilah euch beleidigt hat, so lasst es mich wissen, damit ich sie nachdrücklich zur Ordnung rufen kann.
Der Maler schenkte Kurágin ein ehrliches Lächeln. Vielleicht würde man die Gräben zwischen ihnen tatsächlich einst überwinden...
Aber ihr fragtet mich nach Fräulein Lindermann. Nun ich will euch erzählen, was ich weiß.
Vor zwei Tagen kam Marco in mein Atelier. Er hatte die Brujah wie eine Jagdbeute geschultert. Dann erzählte er mir, was vorgefallen war.
Es gab eine Auseinandersetzung zwischen ihr und Herrn Hietala. Die Brujah hat ihn ohne Vorwarnung und hinterrücks angefallen. Und zwar in der Domäne der Toreador. Marco musste sich wehren, um sein Unleben zu schützen. In dem Kampf konnte Marco Maria überwältigen. Da er nicht wusste, wie er mit dieser Situation umgehen sollte, brachte er sie zu mir. Ich fragte ihn nach dem Grund dieses plötzlichen Angriffs, doch Marco antwortete mir, das er ihn nicht kennen würde. Und ich hatte zu diesem Zeitpunkt keinen Grund ihm nicht zu glauben. Ich maß der Sache keine große Bedeutung zu, und wollte das nicht an die große Glocke hängen. Man konnte die Situation regeln und dafür sorgen, das ähnliches nicht wieder vorkommt. Ich sah zu diesem Zeitpunkt keinen Grund, warum man ihr weiter Nachgehen sollte. Die Brujah hatte unsere Domäne verletzt und einen der unseren angegriffen, ja, aber selbst Marco, das Opfer, wollte keine weiteres Aufsehen erregen. Daher verzichte ich auch darauf, weitere disziplinarische Maßnahmen zu erbeten. Die Sache ist, wie gesagt, gütlich Beigelegt worden und es ist dafür gesorgt worden, das dies nicht mehr vorkommt.
Ich habe Marco Instruiert, solcherlei Auseinandersetzungen fürderhin aus dem Weg zu gehen, denn er musste Disziplinen anwenden, um sich zu erwehren. Ich ermahnte ihn dringlichst, die Tradition der Maskerade stets zu wahren, war aber der Ansicht, das es in dieser Situation in Notwehr gehandelt hatte. Schließlich beteuerte er, das kein Sterblicher zugegen war, so das von dieser Seite keine Gefahr drohen würde.
Allerdings erwähnte er, das ein Unbekannter von Blute Zeuge des Kampfes wurde. Dieser fragte ihn nach dem Weg zu euch, und Marco wies ihn an, sich hier in der Kunstakademie zu melden.
Das ist alles was ich dazu sagen kann.
Ich hoffe ich habe nicht gegen eure Gebote verstoßen. Ich wollte lediglich den Frieden wahren und nicht noch weiteren Ärger heraufbeschwören. Ich hielt die ganze Angelegenheit für einen profanen Zwist unter Neugeborenen, der die fraglos gespannte Stimmung in der Stadt nicht weiter eskalieren lassen sollte.
Solltet ihr anderer Meinung sein, so werde ich natürlich gemäß euren Anweisungen die Sache wieder aufrollen.
Der Maler empfand die Sache tatsächlich als eine Bagatelle, welche längst geregelt war. Und er mochte diese kleine Brujah und wollte ihr weitere Unannehmlichkeiten ersparen. Daher spielte er diese Sache ’runter.
Aber da war noch etwas, das IHM auf den Nägeln brannte. Etwas, das angesprochen werden MUSSTE....
Aber da wäre noch eine Sache, die wir Besprechen sollten...
der Maler zögerte.
Ähm,... wie wollt ihr, werter Seneschall, in der Sache mit Regeande weiter verfahren?...
Jetzt war es ’raus.
Ich muss euch gestehen, das ich trotz aller Bemühungen heute, am Ende euer gesetzten Frist, mit leeren Händen vor euch treten muss. Mir war es nicht möglich, den Aufenthaltsort Regeanes ausfindig zu machen. Die Netzwerke unseres Clans konnten mir nicht helfen. Ich kann nicht einmal mit Sicherheit sagen, ob Regeane beim Brand im Café nicht tatsächlich umgekommen ist. Was ich aber für unwahrscheinlich halte...
Nun, vielleicht wisst ihr, das ich der Enkelin des Prinzen sehr zugetan bin, aber da sie anscheinend ihr eigenes Spiel spielt, weiß ich nicht, ob ich mich nun noch schützend vor sie stellen kann. Es obliegt nun einzig euch, die Strafe für ihr vergehen auszusprechen...
Die Stimme des Malers zitterte leicht, da er wusste, das er nun nichts mehr für die schöne Regeane tun konnte....