[18.05.2008] Von Bildern, Geistern und Steinen

"Das könnte gut der Voodoo-Dämon sein, deswegen war ich auch zuerst für oben", erwiderte Kiera und sah sich erstmal um.

Ein Portal oder sowas war ihr auch nicht auf gefallen, trotzdem drehte sie sich zu Lurker um.

"Kannst du mal bei jeder Tür, durch die wir gehen, sehen, ob du auch wieder zurück kannst, bitte?"
 
Als die Gruppe, bei ihrer bisher erstaunlich nichstsagenden Durchsuchung um die Ecke des L-Förmigen Flures bog, fiel ihr Blick auf vier weitere Türen. Sie alle waren geschlossen, wenn auch nicht so weit, dass sie ins Schloß gefallen wären. An der Decke des Flurs, etwa kurz vor seinem Ende, befand sich eine Klappe unter der Decke, die Augenscheinlich auf den Dachboden führte. Es war einer dieser Zugänge, der beim öffnen direkt eine Leiter ausspuckte an der man dann nach oben gehen konnte.
In der Luft entstand ein leichter Verwesungsgeruch. Er kam deutlich aus einem der links liegenden Zimmer, war aber nicht so stark das er sonderlich unangenehm gewesen wäre. Schon gar nicht für einen Kainiten aus Finstertal, deren Nasen wahrhaft schlimmeres gewohnt waren.

Noch immer zeigte sich weder Freund noch Feind.
Noch immer war es gespenstisch still...
 
Enio nickte auf Kieras Aussage. Er kam sich weiterhin vor wie ein einseitig Aputierter im Arschtretenwettbewerb. Sie stöberten in einem Gebäude ohne recht zu wissen nach was genau sie eigentlich zu suchen hatten und hielten sich dabei auf der Spielwiese von Geistern, Dämonen, schwarzen Männern und anderen etherischen Wabberwesen auf. Dabei hatte Enio selbst die wohl schlägkräftigste Mannschaft der Stadt zusammengetrommelt. Um was nochmal genau zu tun? Geister eine mit der mentalen Peitsche zu verbraten? Esoterische Rätsel zu lösen? Genau… dafür waren sie die richtigen! Enios Sarkasmus und Selbstzweifel behielt er wie immer für sich und wirkte nach Außen wie meistens kühl und gelassen. Er verließ sich was das komplizierte Denken angeht immer noch auf Lurker und Kiera. Sie würden wohl einen Schritt zur Seite gehen, wenn sie tatsächlich einem Gargyle begegnen sollten.

Plötzlich stank es wiederlich. Die Art des Gestankes war leider vertraut und sofort war wieder Alarmbereitschaft. Wo das eine tot und vernichtet in der Ecke rumlag und vor sich hingammelte, konnte sich auch locker etwas anderes dazugesellen. Besser andere als er selbst. Es gab eine Ursache für den Verwesungsgeruch und jemand der für das tote Fleisch verantwortlich war. Irgendwie ging Enio davon aus, daß es sich nicht um eine tote Katze handelte, die sich hier verlaufen hatte.

Ein kurzer Blick noch zu der Luke an der Decke und danach leuchtete der Brujah mit der Taschenlampe die Tür hinter der offenbar die Quelle des Gestanks steckte. Weiter bewegte sich Enio nicht. Jenny und Duke waren doch sicherlich scharf darauf die Tür aufzumachen und den Raum als erstes zu betreten. Enio würde sie nicht aufhalten.

Er behielt weiterhin auch die Lucke zum Dachboden im Auge. Enio sah sich generell keine Horrorfilme an. Er fand das alles ziemlich langweilig. Aber wenn er das getan hätte, würde er eventuell mehr davon ausgehen, daß sich dort oben etwas versteckte und nicht gestört werden wollte. Onkel Mottek ist oben… der Brujah hatte das nicht vergessen.
 
Kiera hatte sich schon was dabei gedacht, als sie gerne den Malkavianer dabei gehabt hätte, aber nun war es zu spät und Enio hatte entschieden. So lange sie noch keinen Geist und keinen Gegner sah, hielt sie sich zurück.

Was sollte sie auch tun?
 
Und wie sie als erste duch die Tür ging.
Es war nicht so, dass Jenny auf diese Art ihre Angst zu kaschieren suchte, nicht ganz, sie war auch Teil ihrer Art. Sie war die Art Mensch Wesen, die stets lieber handelte als zu reden. Lange Diskussionen und Gespräche lagen ihr nicht. Besonders dann nicht, wenn sie sich nicht um Politik, Freiheit oder das Leben unterhalb der Straße drehten. Ein Faust an der richtigen Stelle unterstrich manch ein vorgetragenes Argument manchmal besser als tausend Worte. Die Anarche wusste nicht ob man Geistern in den Arsch treten konnte. Aber wenn Onkel Mottek -also Onkel Vorschlaghammer, wenn man das Wort aus dem polnischen übersetzte- jemanden verprügeln konnte war er sicherlich auch feststofflich genug um sich selbst eine zu fangen.

"Mein Hammer ist der härtere, Schätzchen!", flüsterte die Caitiff und kicherte vergnügt. In einem hatte Enio recht, für Jenny war das alles hier ein Spiel. Leider eines, dass sie nicht ganz begreifen oder erfassen konnte. Aber das waren Peanuts. Ihr Vater und Kiera waren hier, die klügsten Vampire die Jenny kannte. Und wenn die sich keinen Kopf machten war mit Sicherheit alles in Ordnung...

Bestimmt...

In dem Raum aus dem der seltsame Gestank kam, lag die stark verweste Leiche eines Mannes. Der Körper war bereits stark verfallen, daher auch der schwächer werdende Geruch. Außerdem war der Torso mit Laub, Staub und Teppichresten bedeckt, die ebenfalls ihren Teil leisteten. Der sichtbaren Kleidung nach, der Sturmmaske und einer in der Nähe liegenden Taschenlampe, handelte es sich bei dem Toten um einen Einbrecher.

Jenny sah zu Enio und zwinkerte.

"War DAS Onkel Mottek? Oder WAR das Onkel Mottek?"

EIn Wortspiel von der Färber, es geschahen noch Zeichen und Wunder...
 
Kiera wäre gestimmt entzückt, wenn sie gewußt hätte, dass Jenny sie für einen der klügsten Vampire hielt, aber immer noch war auch sie weit davon entfernt auf alles eine Antwort zu haben und noch weiter davon alles zu verstehen, was sich andere Vampire so ausdachten.

"Das kommt darauf an, wer oder was Onkel Mottek ist, wenn er nur ein normaler Mensch war, dann treibt sich hier was ganz anderes herum", meinte sie dann. "Und irgendwo muss das sein, vielleicht der Gargyl."

Polnisch konnte die Mambo nicht und von daher blieb es ihr auch gänzlich verschlossen, dass Mottek Vorschlaghammer hiess, vermutlich hätte sie aber, wenn sie es gewußt hätte dabei auf den Steinvampir getippt.

"Wenn ich mich nicht ganz irre, können sich die Dinger mit der Wand verschmelzen."
 
Fast unbeteiligt schaute sich Enio den Leichnahm an. Es war wohl schon lange niemand mehr hier gewesen. Aber wen wunderte das? Das Gebäude ansich war schon ausladend genug und es gab wohl selten jemand, der genügend Abenteuerlust verspürte um hier herein zu kommen. Aber es war offensichtlich, daß es eben doch ab und zu vorkam. Auch wenn sich der Italiener damit täuschen mochte aber für ihn war der Fall klar und lag auf der Hand. Ein Einbrecher war so dumm gewesen hier herein zu kommen und hatte damit seinen letzten Bruch gemacht. Das war sicherlich nicht Onkel Mottek. Obwohl… natürlich konnte das der ehemalige Körper von dem Mottektyp sein. Enio ging stark davon aus, daß Libby sich nicht von einem Sterblichen oder auch nur von einem Vampir beeindrucken lassen würde. Zumindest wenn der Kainit nicht grad einer von diesen verdammten Giovanniwichsern war. Daher glaubte der Brujah immer noch eher daran, daß Onkel Mottek eher etwas nicht greifbares für sie sein würde. Vielleicht selber ein Geist?

„Wenn Geister an Häuser gebunden sein können, dann wäre es durchaus möglich, daß das hier einmal der sterbliche Körper von Mottek war und er nach wie vor etwas angepißt über sein unfreiwilliges Ableben hier sein Unwesen treibt. Schätze aber nicht, daß uns Libby vor deisem Stück toten Fleisch warnen wollte.“ Enio zog ein bißchen die Stirn kraus. Er war sich manchmal selber nicht so genau im Klaren darüber woher er solche Dinge wußte aber man gewöhnte sich langsam daran auf Wissen zuzugreifen, daß man nicht wirklich gelernt hatte aber das plötzlich da war und durch Erinnerungen und Erfahrungen einer anderen Person auf sich aufmerksam machte. Es blieb merkwürdig.

Enio sah zu Kiera nachdem sie ihre Wandverschmelzugstheorie zum Besten gegeben hatte. Das klang alles andere als beruhigend und automatisch begann Enio die Wände mit der Lampe abzuleuchten. Er konnte nicht anders. „Echt? Was für ne scheiß Fähigkeit!“ Enio hatte Respekt vor dem Ding. Etwas das Meyye ins Land er Träume geschickt hatte durfte man nicht unterschätzen. Abgesehen davon bildetete sich der Brujah-Ahn nicht ein so viel einstecken zu können wie die Gangrel.

„Ich glaube immer noch, daß wir gar nicht „Oben“ sind. Es geht hier noch weiter und ich befürchte wir werden uns mal auf dem Dachboden umschauen müssen. Duke? Schau doch mal ob an der Dachluke auch eine Leiter mit heruner klappt wenn man sie öffnet.“ Der Riese war je eh fast so groß, daß er fast nach oben schauen konnte, wenn er sich auf die Zehenspitzen stellen würde… falls er das überhaupt hinbekam ohne hinzufallen.
 
Der Duke war kurz hinter Jenny.

Bäh! Wasn Gestank.

Als Vampir hatte man bestimmt schon andere Scheisse gesehen, aber mögen musste man das trotzdem nicht. Da lag ne angefaulte Leiche? War ihr der Schädel eingeschlagen oder an Herzinfarkt gestorben? Ob man das noch sah? Egal. Das Ganze war bestimmt nicht gestern geschehen.

Der Hinweis, dass dieser Gorgone oder so auch durch Wände gehen konnte, das war schon was. Also war man nirgends sicher. Ein Prickeln lief die Wirbelsäule herunter.

War das freudige Erregung? Angst? Nervenkitzel?

Dann kam die Ablenkung, keinen Platz für Grübeleien.

„Klar. Also weiter nach oben.“

Er musste sich tatsächlich nicht auf die Zehenspitzen stellen um die Luke zu öffnen, aber bei Bedarf konnte der Duke seinen Primo bestimmt überraschen wie beweglich ein so massiger Körper war. Er musste nur fragen.

Er reckte die Arme nach oben und zog an der Lucke. Und, ja, er stand so, dass er die Leiter oder was da auch oben war nicht auf die Fresse bekommen würde.
 
Auch ein Nicken ist eine Antwort. "Danke." sagt Meyye noch, als von Libby nichts mehr zu sehen ist. Sie schaut zu den anderen als die ersten schon hochlaufen und schließt sich an.. langsamer, auch wenn das kaum zu glauben ist, geht sie an Kiera vorbei nach oben. Aber an diesem Onkel Mottek hat sie nunmal kein Interesse, wenn das nicht der Name des Gargylen ist.. und es hört sich bisher nicht so an.

Mit einem halben (zuckenden) Ohr hört sie zu was Kiera alles erzählt. Plagen... sind unangenehm, aber besiegbar wenn sie materialisieren. Und das müssen sie, wenn sie jemandem den Arsch aufreissen wollen. Die Frage ist nur ob sie das wollen oder was anderes mit den Eindringlingen anfangen. Sie beteiligt sich am Öffnen der ersten Türen und sieht dann ebenfalls auf den traurigen Rest von jemandem der wohl dachte er könnte hier den Reibach machen. Möglich dass das Onkel Mottek ist... oder was von seiner lebenden Hülle übrig ist, während er nun hier wütend herumgeistert. Das hält sie sicher nicht für ausgeschlossen, und die anderen auch nicht.

Nur ein Bild finden sie hier nicht, und solange Mottek ihnen nicht auf die Zehen steigt... sie wendet sich ab und sieht ebenfalls nach oben. Die Luke ist ihr schon aufgefallen, aber irgendwie kann sie sich den Steinkoloss mit der Flügelspannweite eines Kondors nicht auf einem Dachboden vorstellen. Na schön, es ist nie zu spät, eines besseren belehrt zu werden. Als der Duke öffnet und die Leiter herabkommt ist diesmal sie zur Stelle. "Ich geh vor." sagt sie einfach und tut das dann auch, wenn keiner rumzickt oder eine Indiana Jones-mäßige Steinkugel von oben herunterrollt.
 
Gargyle waren Wächter des Hauses, wenn sie erst einmal auf ein Heim geprägt waren konnten sie dort Dinge vollbringen, die nicht nur vollkommen unmöglich schienen, sondern auch hochbrisant für unerwünschte Eindringlinge waren. Die steinernen Ungetüme wurden nicht nur zu Beschützern, in gewisser Weise wurden sie das Haus selbst, verschmolzen förmlich mit dem Objekt auf das sie achten sollten und würden letztlich ihr Leben geben um es bis zum letzten Atemzug zu verteidigen...

Als Meyye ihren Kopf durch die Luke steckte, fiel ihr Blick auf den Rücken des beeindruckenden Wesens. Der Gargyl befand sich an der Stirnseite des geräumigen Dachbodens. Mit beiden Händen berührte er ein an der Wand hängendes Gemälde. Um welches Bild es sich handelte, mochte die Gangrel nicht zu sagen, da es durch ein schneeweißes Leinentuch verdeckt war. Auf den Gargyl aber schien es irgendeine Wirkung zu haben, denn er war vollkommen konzentriert und fast schien es, als würde er eine unbestimmte Macht aus dem Gemälde beziehen.

Es mochte für Meyye keinerlei Rolle spielen, aber um sie herum befanden sich gefüllte Bücherregale. Bisher hatte sich niemand, der das Gebäude schon einmal betreten hatte, gefragt warum die Bibliothek mehr einem Wohnhaus glich als einem sorgsam gehütetem Hort für Wissen. Natürlich gab es auch im Erdgschoss einige Zimmer in denen Bücher aufbewahrt wurden, um sich aber tatsächlich Bibliothek nennen zu dürfen, waren es lange nicht genug.
Hier oben unter dem Dach lag die Lösung des Rätsels. Wie bereits erwähnt, war der Boden erstaunlich geräumig und strotzte nur so vor prall gefüllten Regalen.

Die Sammlungen der Tremere und Toreador waren bereits beachtlich, aber im Vergleich zu diesem Ort waren sie kümmerlich und unbedeutend.
Blieb die Frage warum jemand eine Sammlung wie diese unter dem Dach verbarg.

Nun, weil es sich um die Bibliothek eines Malkavianers handelte...
Begründung und Antwort genug!
 
Und da ist er dann auch. Wendet ihr den Rücken zu als wüsste er nicht, dass sie da ist. Irgendwie hat sie aber keinen Zweifel daran, dass er das genau weiß, und wahrscheinlich noch viel mehr. Er verhält sich fast wie ein Toreador, so vertieft in ein Bild... oder das Leinentuch, was wiederum nicht ganz in das Bild passt. Während sie hinaufsteigt wirft sie nur einen vielsagenden Blick nach unten und lässt ihre Fingerspitzen zu Krallen werden. Kein Herausbrechen wie bei Jenny... die Fingerspitzen verwandeln sich einfach in scharfe, schwarze, spitze Klauen. Warum auch immer das so unterschiedlich ist, vermutlich das Gangrel-Blut.

Sie sagt nichts sondern macht oben nur Platz für die anderen. Den Büchern widmet sie tatsächlich nur einen flüchtigen Blick. Wegen ihnen ist sie nicht hier, sie sieht ihre beiden Ziele ganz klar vor sich und auch wenn es nicht so aussieht, wer sie kennt (und auch wer sie nicht kennt) mag an dem Funkeln in ihren Augen sehen, wie sie ihre Angriffslust noch zurückhält. "Hey." macht sie mal kräftig auf sich aufmerksam (als ob das nötig wäre), während die anderen noch nachkommen.
 
Jennys Hauptproblem war, dass viele vampirische Kräfte bei ihr falsch oder überhaupt nicht funktionierten. Die schmerzhaft hervorbrechenden Krallen waren da nur ein Teil eines ganzen Sammelsuriums an schmerzhaften oder fehlgeleiteten Mächten. Trotzdem zögerte auch die Caitiff keinen Augenblick sich die scharfen Waffen wachsen zu lassen. Noch während das Fleisch ihrer Fingerkuppen riss und Blut von dort aus auf den Boden tropfte, sprang sie mit einem gewaltigen Satz durch die Luke nach oben.

Wenn Meyye etwas entdeckt hatte, würde ein Kampf nicht mehr lange auf sich warten lassen. Da war es besser zu springen, als sich mühsam die Stufen emporzuarbeiten und anderen dabei im Weg zu sein.

Dann wollen wir mal...
 
Enio war ein Kämpfer an der vordersten Front und scheute selten die direkte und finale Konfrontation. Aber er war es auch gewohnt alleine zu kämpfen und bevorzugte es sogar auserordentlich. Daher war er meistens derjenige, der sich nicht nach vorne drängelte wenn es darum ging in einem Team einen Gegner anzugreifen. Da war der Brujah wiederum recht pragmatisch veranlagt. Wenn es andere gab, die sich Hals über Kopf in ein Abenteuer stürzen wollten und ähnlich wie Jenny Kamikazeunternehmen sogar bevorzugten, dann spielte Enio Pareto stets den perfekten Gentlemen. Damen und Kinder zuerst!!

Somit stellte sich Enio hinten an und ging erst nach Meyye, Duke und Jenny nach oben. Lurker würde es sich sicherlich nicht nehmen lassen die Nachhut zu bilden. Was für eine bescheuerte Situation das doch war. Man kam der Reihe nach eine schmale Treppe oder vielmehr Trittleiter hoch um dann einzeln sich der potentiellen Gefahr zu stellen. Man könnte meinen, daß man die Spartaner in ihrem eigenen Gebiet angreifen wollte und die Geschichte… oder jedenfalls dessen blumereiche Verfilmung hatte ja gezeigt was dabei herauskam. Blut, Eingeweide, Berge von Leichen und jede Menge heroisches Gesülze. Vielleicht sollte jemand nach vorne stürmen und laut „Für Finstertal!“ schreien. In Enios Kopf war momentan leider zuviel Platz für Gedanken, die sich gar nicht mehr einer aktuellen Bedrohung beschäftigten. Er war nicht im Hier und Jetzt sondern beschäftigte sich tatsächlich seit einigen Minuten mit dem Gedanken was danach kam. Was würde über sie herein brechen, wenn sie das Bild vernichten könnten und jemals einer der Justikare etwas davon erfahren würde? Enio war sicherlich nicht ängstlich und für diese Scheiße die sie hier gerade machten auf jeden Fall entschlossen genug. Dennoch wäre eine weitere Existenz mit Dauerblutjagdt sicherlich keine sonderlich anstrebenswerte. Aber genug… vielleicht würden sie diese verdammte Nacht gar nicht überdauern. Also wozu sich so viel über das Morgen Gedanken machen?

Oben angekommen viele Enio tatsächlich erst einmal die vielen Bücher auf ehe er sich dem Gargyle bewußt wurde. Das war auch nicht sonderlich beruhigend und sprach nicht für seine Geistesgegenwart. Dennoch… es war äusert merkwürdig ausgerechnet im Oberen Stock beziehungsweise auf dem Dachboden so viele Bücher aufzubewahren und dabei die anderen Räume so überhaupt nicht wie eine Bibliothek aussehen zu lassen. Der Italiener würde sich womöglich nachher noch etwas genauer damit beschäftigen. Im Moment kauerte da ein wesen, daß Enio noch überhaupt nie gesehen hatte. Ihm waren genug Geschichten über die Steinwesen zu Ohren gekommen aber er hätte nie gedacht, daß er selbst mal eines zu Gesicht bekam. Nun… er vermutete, daß er nicht genügend Geduld aufbringen konnte um sich in aller Ruhe mit ihm zu unterhalten und im Grunde fehlte ihm dafür auch jegliches Interesse. Der Steinhaufen hatte etwas, daß Enio wollte und das alleine zählte. Die Begrüßung der Gangrel sollte womöglich reichen um seine Aufmerksamkeit zu erregen. Enio bereitete sich vor und sein Blut sprach zu ihm wie auch er zu seinem Blut. Der Turiner hatte keine Krallen aber er würde durch das Dachgeschoss fegen wie eine Sturmwind durch eine alte Holzhütte. Auch Stein würde sich unter der Gewalt des Brujah-Ahn zu Mehl verwandeln, wenn der rote Nebel entfesselt war und das Tier das Lied der Vernichtung sang.
 
Das steinerne Ungetüm reagierte anfangs weder auf Meyyes Anrufen noch auf die immer zahlreicher werdenden Feinde. Ungerührt stand er einfach nur da und berührte das verhangene Gemälde. Es schien fast, als würde er eine Art Macht aus dem Kunstwerk ziehen. Weitere Sekunden vergingen bis sich der Gargyl endlich umdrehte. Er lächelte und ein rötlicher Schimmer lag in seinem Blick.

"Euch steht die Vernichtung dieses Artefaktes nicht zu!", sprach das Wesen mit dunkler Stimme. "Ich bin hier, um das Gemälde seinem eigentlichen Besitzer zurückzubringen und nicht um gegen euch zu kämpfen. Ihr werdet niemals wieder von ihm oder den Auswirkungen des Bildes belästigt, so schwört mein Herr. Lasst mich ziehen und seid euch seines Dankes gewiss. Das Geheimnis, dass in diesem einzigartigen Objekt verborgen liegt, darf nicht verloren gehen."

Der Blick des Gargyls wurde eindringlich, hatte fast etwas bittendes.

"Ihr habt recht mit eurem Hass, denn ihr habt sehr gelitten. Auch eure Wut ist verständlich! Versucht trotz allem das Wunder hinter all dem Grauen zu erkennen. Lasst ihr mich ziehen, wird Finstertal ein für alle Mal aus den Ränken der Mächtigen entlassen und darf fortan ohne jede Manipulation allein sein Schicksal wählen. Ihr wollt Rache und ihr tut Recht damit. Aber es ist nicht das Gemälde, dass euch ins Unglück gestürzt hat sondern allein die Suche nach den Wurzeln seiner Macht.Lasst mich das Geschwür aus dem Fleisch dieser Stadt herausschneiden, auf das dieser Ort geheilt werde.
Zerstört ihr das Kunstwerk und vernichtet ihr mich, werdet ihr den Zorn und die Mißgunst anderer erwecken. Die Wunde wird schwären, sich entzünden und noch mehr Unglück über euch hereinbrechen lassen. Gewalt und Zerstörung rufen immer nur noch mehr Gewalt und Zerstörung nach sich. Lasst mich diesen Kreislauf beenden..."

Ohne jede Angst trat der Koloss auf die Gruppe zu. Es war klar, dass er bis zu seinem Tode für das woran er glaubte, kämpfen würde.

"Bitte geht! Ihr wisst, dass ich die Wahrheit spreche..."
 
Der Duke war ebenso nach oben gegangen, gesprungen, hatte sich hochgezogen. Kein Vertrauen, dass die Leiter mit ihren dünnen Sprossen sein Gewicht tragen würde. Wie auch immer, er war oben und hatte sich auf der anderen Seite von Meyye postieret, als Enio nach oben kam.

Kampfposition einnehmend und dann sah der Duke es und er frohlockte. Das war das Startzeichen.

Er klatsche in die Hände und jauchzte auf.

Blut ließ die Muskeln anschwellen und die Haut dicker werden, das gefangene Tier wurde an die Oberfläche gelassen, um Tod und Verderben zu bringen, der Verstand (welcher Verstand?) wurde heruntergefahren, Reflexe und Instinkt würden übernehmen.

Nachdem Enio mit einem roten Schleier umgeben war, tat es der Duke ihm nach. Das musste so ein Brujahding sein.

Die Armbrust war bespannt, bereit zuzuschlagen.

Von dem geflehten Gestammel bekam der Riese nix mit, ihm wäre es auch egal. Niemals nicht würde man ihn und die seinen in Ruhe lassen. Nie, … NIE!

Sprung und Hieb!

Out of Character
INI oder erster Schlag frei, weil, .... ; Koordthreat?
 
Jenny hätte sich von den Worten des steinernen Hulks fast einlullen lassen. Irgendwie war das Dingen niedlich mit seiner grauen Haut und den großen Flügeln.
Aber dann stürmte Duke voran und die Instinkte verwiesen den Verstand des Raumes.

Der Oberkörper der Anarche sank herab. Pfeilschnell sprang sie nach vorne, beschrieb eine leichte Kurve um einem eventuellen Konter zu entgehen und warf sich dann gegen den Feind. Die mit messerscharfen Klauen bewehrte Hand schlug in den Leib des Ungetüms. Ungebremst, gezielt und mit genügend Kraft um einen Linienbus von der Straße zu fegen. Mit ähnlichen Treffern hatte sie Werwölfe gefällt und Plagen zerfleischt. Schon schlich sich ein selbstgefälliges Grinsen auf die Lippen der Caitiff.

Das hält keiner aus!

Hab dich, Wichser!

Und da sprachen alle von dem unheimlichen Gezücht der Tremere. Onkel Mottek, den Hammermann, Schützer und Bewacher des kostbaren Gemäldes.
Selbst Enio fürchtete den Steinmann so sehr dass er mit einer Armee angetreten warm, die ganze Städte planieren konnte.

Und wofür?
Zwei Sekunden Kampf....häh?

Jetzt endlich begriff Jenny das ihr Schlag beinahe gar nichts bewirkt hatte.
Der Gargyl stand gerade und unbekümmert neben ihr und gaffte nur blöd in die Gegend. Es schien, als hätte sie ihm einfach nur zärtlich den Bauch gestreichelt.

Was zum....?
 
Ja, klar. Wir lassen dich mit dem Bild abhauen und weil wir deine Garantie haben, passiert sicher nichts mehr hier in Finstertal. Aber anderswo sicher. Welche Stadt wird als nächstes wegen Buchets Wahnsinn entvölkert? Leipzig? Berlin? Hamburg?

Sie hält sich nicht damit auf, das auszusprechen und würde sich höchstens darauf versteigen, ihm anzubieten dass er ohne Bild verschwinden kann... aber der Duke ist schneller, und Jenny auch. Pfff, und ich bin der Heißsporn. Aber ihr Blut wallt auf und bereitet sie darauf vor, zu schnell für ein menschliches Auge zu werden.

Sie steht ihnen nur Sekundenbruchteile nach. Schon stossen auch ihre Krallen in die steinerne Haut, und dass sie das Gefühl schon kennt sie würde auf Granit schlagen, heisst nicht dass es ihr jetzt besser gefällt. Ihre Kratzer sind sogar nicht so tief wie die, die die beiden anderen verursacht hatten... sie wird wohl alt (ausser dass sowas bei Kainiten das Umgekehrte dessen bedeutet was es bei Menschen sagen soll).

So geht das nicht. Ob das Bild ihm die Power gibt? Er muss da weg.
 
Der Duke flog heran. Einer Kanonenkugel gleich traf er auf das Steinwesen. Mächtig drosch seine Faust auf den grauen Körper.
Im Geiste sah er Brocken davon fliegen und die Gestalt zu Staub zu zerfallen.
Nix war. Nix geschah. Nicht der kleinste Riss. Das Ding war zäh. Fuck. Aber egal. Bange machen galt nicht!
Niemand konnte sich einem Brujah lange in den Weg stellen und so würde er einfach weiter auf den Koloss eindreschen, bis er sich der Urgewalt eines DUKEs ergab. Und das würde er. Bestimmt!
Also weiter.
Nochmal!
Und Nochmal!
Und nochmal!
Immer weiter!
 
"Ihr macht mich wütend!", grollte der Steinriese in Enios Richtung.

Alle anderen, selbst jene die ihn sichtlich verletzt hatten, ignorierte er völlig. Seine rechte Hand glitt einen Augenblick lang Richtung Bild, fast so als wolle er es vor der unbändigen Kraft seiner brutalen Angreifer beschützen. Er verhielt sich wie jemand der befürchtet eine Vase könne vom Tisch fallen. Mit vorschnellender Hand das Schlimmste erwartend und dann doch zufrieden, dass das kostbare Gefäß ruhig stehen blieb und nicht hinabfiel...

"Ihr könnt mich nicht verletzen, versteht das endlich! Lasst mich das Bild nehmen und gehen oder verschließt euch weiter der Vernunft und sterbt!"

Es klang wie eine letzte Warnung...
 
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