Moah ey... Die Bar in der Nähe der Börse war eher so ein wenig Schicki Micki... Nichts, was Sahrah in der letzten Zeit besonders häufig auf gesucht hätte... nichts, woran sie besonderes Interesse hatte. Aber hey, sie war niemand, der lang über verschüttete Milch weinte. Sie hatte nach wie vor wenig Bock auf diesen ganzen Mist, aber es hätte sie unglaubliche Mühen gekostet, weiter abgespalten von der Vampirgesellschaft zu leben. Und Lena hatte sie gebeten oder verpflichtet oder verdammt wieder an diesem Leben Teil zu haben. Es war gleichgültig, wie man es nennen wollte. Jammern half nicht weiter, wenn die Welt ein beschissener Ort war. Es galt, das zu nehmen, was man hatte und aus dem Mist Gold zu machen. Nur so konnte man etwas werden. So mancher hätte es wohl auch als Karrieresprung betrachtet, vom Gangrel zum Ventrue befördert worden zu sein – mit Brief und Siegel. Hmmh. Sie musste wohl noch mal ein Wörtchen mit ihrer Prinz reden. Auf Dauer würde es auffällig sein, wenn sie nicht wenigstens ein paar königstypische Eigenschaften an den Tag legte. Melody rollte unter ihrem Helm genervt mit den Augen.
Als sie die Bar betrat, fiel sie hier zwischen den Schlipsträgern, die unter Umständen ein wenig mehr casual gekleidet waren als während ihrer Arbeitszeit, wohl recht deutlich auf. Immerhin trug die Ventrue nicht ihre schmutzige Arbeitskleidung. Im Vergleich zu vorhin war das doch schon mal eine deutliche Verbesserung. Passend zu ihrem Bike hatte sie statt dessen schweres, schwarze Leder an. Sie mochte, wie sich das Material anfühlte und während mancher Vampir die Schutzkleidung von Menschen auf Motorrädern lästig, nervig und für sich selbst nicht notwendig fand, mochte Melody den zusätzlichen Schutz, den diese Kleidung bot. Natürlich hielt ihre Haut mehr aus als die eines Menschen. Erst gestern hatte sie den Beweis angetreten. Es schadete aber nichts, wenn Leder einen Teil des Schadens abhielt. Ihr Leder war gut gepflegt. Wie bei den Waffen machte sie da wenig Kompromisse, aber es war auch getragenes und genutztes Leder und nichts, was nur zu Showzwecken hervor geholt wurde. Wie gestern blitzte ein strahlend weisses T-Shirt unter der der Jacke hervor, die sie nach dem Absteigen halb geöffnet hatte. Wollte man die Waffen an Melody entdecken, musste man schon danach suchen und wissen, was man suchte. Sie stand darauf, das Zeug unauffällig zu halten und trotzdem einigermaßen griffbereit. Auf der anderen Seite waren Leute in Panik wegen Waffen immer etwas, was sie zu vermeiden suchte.
Sie atmete draussen noch einmal tief durch und gönnte sich einen letzten eher kritischen Blick auf das Lokal. Dann trat sie mit etwas, das irgend wo zwischen Schmunzeln und Lächeln lag, in das Lokal ein. Jep, auch die Wahl des Treffpunktes konnte man als Botschaft verstehen auf die eine oder andere Weise.
Ihr Primogen hatte sich in eine Ecke verzogen und so dauerte es entweder etwas, bis sie ihn endlich entdeckt hatte oder er machte die Frau auf sich aufmerksam, deren offenes, braunes Haar in leichten Wellen ihr Gesicht umspielte und deren Gesicht von einem zarten Make Up in Szene gesetzt worden war, welches die Augen voll zur Geltung brachte. Es war nicht ganz unwahrscheinlich, dass die für dieses Lokal etwas exotische Frau den einen oder anderen taxierenden Blick erhielt. Die Gewichtung war wohl von den Männern und Frauen etwas verschieden. Sie sah schon gut aus und würde den Abend wohl nicht allein verbringen müssen, wenn sie es darauf anlegte. Trotzdem war es wohl mehr das nicht ganz passende Outfit, was ihr mehr Aufmerksamkeit einbrachte, weil ihr die überragende Schönheit einer Helena fehlte. So oder so über kurz oder lang kam Melody bei ihrem Primogen an. Jep, ein verschmitztes Schmunzeln blitzte ihm entgegen, während sie ihren Kopf zur Begrüßung leicht neigte.
„Hallo Moishe, danke, dass du dir Zeit für mich genommen hast.“, begrüßte sie ihren Primogen brav und blieb -oh Wunder- trotz der informellen Ansprache erst Mal stehen. Tja.. ein wenig zeigen, was sie kann, wenn sie will gemischt mit ihrer ganz eigenen Art.