18.04.04 - Schattenspiele

Eldrige

Zombie-Survival Experte
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2. März 2004
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19.04.04 - Schattenspiele

Die beiden Höhlen unter dem Friedhof waren wunderbar ruhig. Draußen tobte der Sturm zornig und aggressiv, fauchte in den Häuserschluchten und heulte in den Höfen.
Die vordere Kammer war sanft durch Grabkerzen erleuchtet, Geräusche aus der Oberwelt klangen hier unten sanft und durch die alte Erde gefiltert.
In der hinteren Kammer lag Lurkers zusammengekrümmter Körper. Es wäre vielleicht eine tröstliche Vorstellung davon auszugehen das er schlafen würde, aber er hatte seit Jahrzehnten nicht mehr geschlafen.
Seine Augen starrten gebrochen und tot zur Decke, weit aufgerissen, so als hätten sie, als das Leben aus ihnen wich, versucht noch den letzten Funken Licht zu erhaschen. Sein mißgebildeter Körper lag verdreht und knotig auf dem kalten Stein, seine Hände waren wie Vogelklauen verkrümmt und steif.
Der Leichnam hätte wohl auf alle Ewigkeit so in der staubigen Höhle liegen bleiben könne, erstarrt in den letzten Zügen eines Krampfes aus dem er schließlich erlöst wurde um dann mahnend so auf dem Stein liegen zu bleiben.
Doch soviel Glück sollte ihm nicht gegönnt sein.
Schon begannen verdorrte Muskeln unter der Haut zu zappeln, das die Haut Blasen zu werfen begann.
Mit flatternden Liedern und sich zusammenziehend und wieder auseinander schnellend schreckte Lurker hoch, wurde wie von Marionettenfäden ruckartig aus dem Liegen gerissen, sein Mund war weit geöffnet und heiseres, abgehacktes Stöhnen drückte sich aus seiner Kehle, ehe er die Kontrolle über sich bekam.
Was war nur geschehen ? Üblicherweise war der Tag dunkel und völlig leer. Nie gab es dort etwas, am Tag hatte der Tod macht über ihn. Er hatte im laufe der Zeit gelernt diese Ruhe als durchaus erstrebenswert anzusehen. Ein dahindämmern, ohne Bewußtsein, ohne irgendetwas, einfach tot sein.
Doch heute war da Lärm in seinem Kopf, Bilder flackerten auf, Schreie. Der Wind peitschte flüchtenden Menschen das Fleisch von den Knochen. Doch ehe er die Szenerie erfassen konnte wurde sie seinem Verstand wieder entrissen und wirbelte wie ein Blatt in einem Wirbelsturm davon. Er stöhnte erneut und rollte sich hin und her. Irgendwannn wollte er sich von dem Altar Stein herunter bewegen, doch als er ansetzte sich in den Stand hochzuschieben, gan seine Hand unter ihm nach.
Mit einem dumpfen Knall schlug sein Kopf auf den Stein auf, dann rutschte er auf den Boden.
Eine zeitlang blieb er liegen und versuchte sich zu orientieren. Was war geschehen ? Als er erneut versuchte sich zu erheben, stellte er fest das etwas mit seiner rechten Hand nicht stimmte.
Er hob sie mit der Linken an und ließ sie los. Sofort fiel die Hand wieder schlaff herab, er konnte sie nicht halten. Panik brandete in ihm hoch, es war ein Gefühl als wäre seine Hand nicht wieder mit dem Rest seines Körpers lebendig geworden. Seine Hand war tot, während der Rest an ihm Untot war. Er mußte plötzlich würgen, es widerte ihn an.
Das Ding mußte ab, es mußte weg. Vielleicht war das irgendeine Art Fäule die in seinen Körper hineinkroch, die sich in ihm ausbreiten würde, außer er würde sich jetzt von seiner Hand trennen.
Beinahe hätte er angefangen sich wie ein Tier das in der Falle saß das Glied abzubeißen, doch dann bemerkte er ein Zucken in der Hand. Er versuchte die Hand zu einer Faust zu ballen und stellte fest das die Finger sich zumindest ein wenig zusammenkrümmten. Nach ein paar weiteren Minuten stellte er fest, seine Hand war aus irgendeinem Grunde nicht ganz funktionsfähig, aber sie gehörte noch immer zu ihm.
Wer wußte schon zu sagen unter welche Art von Störungen ein Untoter Körper leiden konnte ?

Lurker kleidete sich umständlich an und kam nicht recht zum Nachdenken. seine Gedanken schweiften immer wieder ab, wurden von einem seltsamen Ziehen in seinen Adern überschattet, er spürte den Blutdurst in sich wühlen und kochen. Er fühlte sich ausgedörrt. Wie konnte das sein ? Vor wenigen Nächten hatte er soviel gesoffen wie noch niemals zuvor. War das ein neuer Fluch ? War er nun, da er sich der Lust hingegeben hatte dazu verdammt ein Fass ohne Boden zu sein ? Würde er, je mehr er sich hingab in das Verlangen, immer mehr und mehr Blut benötigen ? Eigentlich dürfte es nicht so stark sein, noch nicht. Ein dumpfer Schmerz zuckte durch seinen Oberkörper, ein Gefühl als würde ein klumpiger, halbgeronnener Klumpen Blut durch ein zu enges Blutgefäß gezogen. Lurker umklammerte seine Brust bis der Schmerz vorbei war. Das alles war zutiefst verstörend für ihn, was war nur geschehen ?

Kaum war er vorbereitet für seinen Weg hinauf, dem Brunnen entstiegen und auf dem Boden des Friedhofes gelandet, als ihn der nächste Schock heimsuchte.
Überall auf dem Friedhof wimmelte es von Toten und solchen die sich dahinschleppten wie wandelnde Leichen. War es bereits so weit ? Das Ende der Welt ? Die Toten erhoben sich aus ihren Gräbern ?
Aber dann bemerkte er das es Menschen waren. Sie stemmten sich gegen den Wind, versuchten sich so klein wie möglich zu machen um dem Regen der hin und her raste zu entgehen. Sie beachteten einander nicht, gingen sich aus dem Weg und bewegten sich als würden sie über Gleise gezogen.
Dann, wenn sie ihren Bestimmungsort erreichten, brachen sie einfach auf irgendwelchen Gräbern zusammen und lagen dort, krallten sich in den Schlamm, wimmerten und weinten, kratzten an den Grabsteinen.
Andere lagen bewegungslos auf den Gräbern, rührten sich nicht. Als Lurker sich ihnen näherte, hörte er manche von ihnen leise Gebete stammeln. Dann erkannte er was hier geschah. Die Menschen strömten von überall her und brachen auf den Gräbern der Menschen zusammen die ihnen irgendwann einmal etwas bedeutet hatten. Sie kamen hier her um bei den kalten Ruhebetten ihrer geliebten Toten zu bleiben bis sie selber an der Reihe waren. Sie wollten nicht mehr weiterleben, sondern trauerten jetzt bereits um sich selber, beklagten ihr jammervolles Leben.
einige schienen schon längere Zeit nichts mehr zu Essen zu sich genommen zu haben, völlig entkräftet hauchten sie ihre letzten Atemzüge im Schlamm der Gräber aus.
Eine dicke Frau mit einem Regenmantel über einem Plüschmorgenmantel lag tot und steif auf einem Doppelgrab. Ihre einstmals weißen Plüschpanmtoffeln waren schmutzig und versifft vor Nässe.
Neben ihr saß ein kleiner Junge, er war vielleicht zwei oder drei Jahre alt. Er trug einen Schlafanzug, so als wäre seine Mutter mitten in der Nacht aufgewacht, hätte ihn aus seinem Bettchen geholt und wäre hierher gekommen. Er zog ein kleines Spielzeug Auto durch den Matsch des Grabes und schien geduldig warten zu wollen bis seine Mutter keine Lust mehr hatte tot zu sein.
Lurker wußte nicht wohin er sich wenden sollte. War auch dieses Szenario in den Bildern seines `Traumes´vorgekommen ? Oder spielte ihm sein entsetzen nur einen Streich und reihte diese Apokalypse zu den schrecklichen Bildern dazu ? Perlen voller Alpträume, aufgezogen auf eine Haltschnur aus Wahnsinn.
Lurkers Blick traf den des Jungen, doch der Kleine sah ihn nicht. Er starrte in den Nachthimmel und sein kleiner Verstand wehrte sich wahrscheinlich gerade erfolglos dagegen was er hier sah.
Er hätte hier von jedem Menschen trinken können, er konnte sich einfach jemaden packen und aussaufen, aber etwas hielt ihn zurück, ein Gedanke.
Von den Toten trinkt man nicht.
All diese Leute waren ebenfalls Untote. Sie hatten ihren Willen zu leben einfach hinter sich gelassen. Ihre Körper waren noch lebendig, doch ohne den Zusammenhalt des Geistes, des Wunsches nach Leben, würden sie wie Funken im Wind verglühen. Es würde wohl seine Zeit dauern, aber sie kamen in Scharen hier her um bereitwillig zu warten, bei den Toten die ihnen vorrausgegangen waren.
Lurker rannte los, wie von Zacharii persönlich gehetzt setzte er über die Grabsteine, stieß einige der Menschen dabei in den Schlamm und sprang in einem mächtigem Satz über die Friedhofsmauer auf die Straße.
Er rannte, als könnte er den Dingen die er gesehen hatte einfach davon laufen. Wenn er nur schnell genug war, weit genug lief.

Das vibrieren seines Telefones war das erste Normale in dieser Nacht, sein zersprungener Verstand fügte sich langsam wieder zusammen. Das Telefon. Umständlich nestelte er es mit der linken Hand aus seiner Tasche, denn die Rechte wollte ihm noch immer nicht gehorchen. Schließlich hatte er es geschafft.

Dimitri.

Nach einem kurzem Wortwechsel bekam sein laufen eine neue Richtung. Der Dom. Dort hatte es angefangen. Immer wieder der Dom...
 
Re: 19.04.04 - Schattenspiele

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Wir bitten um ihre Aufmerksamkeit für das obige Posting, das einfach nicht angezeigt werden wollte ;)



Out of Character
Edited - Malkav... joah....möglich ist generell fast alles :D
 
Re: 19.04.04 - Schattenspiele

Out of Character
Dieses Posting hat eigentlich nur den Sinn das das korrigierte Datum angezeigt wird. Also ist noch aktuell das Dingen hier :D
 
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