[17.05.2008] Gerechtigkeit...

"Ich habe nicht vor, sie in den Kreis der Leute auf zunehmen, die ich unterstütze", erwiderte Roxana und fühlte sich so langsam aber sicher von Moishe verarscht. "Ich bin mir dessen bewußt, dass sie mich nicht wollen und nur einen Grund suchen alle gegen mich aufzubringen."
 
"Das war mir schon vorher relativ klar Frau Dragomir, aber so viel zum Besten für alle wenn sie bereits jetzt entschieden haben wer sie berät und doch schon meinen Clan ausschliessen beziehungsweise nur Leute in Betracht ziehen die ihnen genehme Ratschläge geben. Das Erste in einem Amt das man wissen sollte ist das man es nie allen Recht machen kann, was Sie bisher ausgesagt haben ist im besten Fall wohlmeinend idealistisch aber politisch naiv so wie ich es schon befürchtet hatte. Jeder von uns wird daraus seine Konsequenzen ziehen. Danke für Ihre ehrlichen Antworten."
 
"Wenn sie vielleicht mal auf die Fragen achten würden, die sie stellen und nicht von anfang an, so voreingenommen wären, hätten sie auch nicht wieder alles in den falschen Hals bekommen", kam Roxana zurück, Moishe hatte ihr wohol nur das Wort im Mund rum drehen wollen.
"Ich sprach nicht von ihnen, Herr BenLevy, sondern von Mina, das ich die nicht unterstützen werde, wenn es recht ist.
und sicher kann ich es nicht jedem recht machen, doch ich kann dafür sorgen, dass nicht immer nur der selbe bevorzugt wird."
 
"Es liegt nicht immer am Zuhörer wenn man missverstanden wird Frau Dragomir" erwiderte Moishe ruhig und belies es damit dabei.
 
Monsignore Galante:

"Frau Dragmoir! Ihnen ist bewusst, dass dies eine Stadt der Camarilla ist? Frau deAuvergne und ich sind eingesetzt worden, die Interessen der Camarilla zu vertreten, daher werden Sie mir verzeihen wenn ich Ihren Vorschlag etwas kritisch sehe. Sofern sich nicht ein Großteil der hier Anwesenden für die Idee verwendet, muss ich Ihren Vorschlag ablehnen. Dies gilt in gleichem Maße natürlich für den Clan der Caitiff und den der Gangrel. Wir sind gekommen, um die Ordnung wieder herzustellen und nicht um einen neuen Krisenherd zu schaffen."

Nach Ansicht des Archonten, konnte niemand der Anwesenden die Sachlage anders sehen.

"Aber es gibt vielleicht einen Punkt, den ich eigentlich erst später hatte ansprechen wollen, der aber nun erwähnt werden sollte. Herr Oliver Buchet hat untrügliche Beweise vorgelegt, dass Frau Helena O'Niell durch einen Toreador gezeugt und im Sinne des Clans aufgezogen wurde. Hiermit erhebe ich sie, so sie dies denn wünscht, unwiderruflich in den Clan der Toreador. Dieser Akt ist genehmigt und beglaubigt durch Madame Guil persönlich und fand auch in den umligenden Städten breitwillige Zustimmung. Sollte Frau O'Niell dieses Angebot annehmen, wird sie trotzdem ihr Stimmrecht behalten. Allerdings im Namen der Clanlosen und nicht im Namen der Toreador. Ihre Enthebung als Priomogena wird erst im Anschluss an dieses Gericht vollzogen!"
 
Die Rosen waren also nicht dabei. Das war vermutlich eines der wenigen Dinge die Lurker ganz genau so im voraus berechnet hatte und die dann auch vollständig zu traf. Es passte zu Buchet, dass er bis zu letzt glaubte, dass er hier in der Lage war Forderungen zu stellen. Vermutlich war das die Portion Selbstvertrauen und Chuzpe die es brauchte um Prinz zu werden.
Beinahe traurig wurde das Bild aber, wenn der alte König immer noch auf seinem Thron saß, während um ihn herum die Bilder von der Wand genommen und die Teppiche eingerollt wurden.
Meyye und Enio machten ihre Sache eben so gut wie Moishe. Nur das die Gangrel ihrem Drang nachgab das Schlammbad vorzeitig zu verlassen war ungünstig. Dummerweise polterte der Archonten Prinz dann auch schon wieder los und drehte das Schiff neu in den Wind, so dass es zwar eigentlich Zeit wäre zu jubeln, weil man den Belgier schon beerdigt und Lichtlein für ihn angezündet hatte, aber andererseits nun ein weiteres Stück Arbeit losgehen sollte. Glücklicherweise waren die Alternativen zu dünn gesät.
Dann wurde der Nosferatu aber in seinen Überlegungen unterbrochen. Ausgerechnet von Helena. Dummerweise gingen bei Helena alle davon aus, dass sie auf der Seite Buchets stand, daher wäre der normale Gedankengang natürlich sofort, dass sie nur versuchte ihren Olli Prinzen doch noch irgendwie zu retten. Alles was er gehört hatte und was er zu wissen glaubte sprach dagegen der Caitiff zu helfen. Alles, abgesehen von dieser ersten Begegnung mit der heutigen Hüterin, damals, unterhalb der Rosendomäne, wo sie ihm die geheimen Tunnel gezeigt hatte, von denen zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal die Nosferatu gewusst hatten. Er hatte lange überlegt was der Grund dafür gewesen sein mochte. Heute glaubte er, dass es tatsächlich ein Zeichen von Respekt hatte sein sollen, mit dem sie die Herrschaft der Verborgenen unterhalb der Stadt akzeptierte und sich erbat, dass dieser Bereich für sie bleiben sollte.
Alles abgesehen von der Tatsache, dass sie immer noch hier in dieser Stadt war, die noch jeden verschlungen hatte, der nicht in ihrem Interesse handelte. Also würde er mal wieder gegen die offensichtlichen Fakten handeln und nach Bauchgefühl agieren? Kurz huschte sein Blick hinüber zum Fenster, als er daran dachte wie sehr jemandem dort draußen dieses chaotische Vorgehen gefallen mochte.

Und damit machte Lurker innerlich einen kleinen Satz und sprang ab.

Meyye...bitte, du bist die Einzige die noch hier ist, die auch alles was beim ersten Mal vorgefallen ist miterlebt hat. Wir sind die einzigen die sich gegenseitig bezeugen können was hier los war.

Seine Lautstärke genügte gerade das Meyye und diejenigen die bei ihm saßen ihn hören konnten, so dass er die Wortgefechte der Anderen nicht störte.
Vermutlich würde auch niemand außer der Gangrel ahnen können wie schwer es für den Nosferatu war die Andere um überhaupt irgendetwas zu bitten. Aber er hoffte einfach, dass Helena etwas plante das im Sinne der Stadt und der Gemeinschaft war und das sein verletzter Stolz ein geringer Preis sein musste.
Als nächstes galt es also Zeit zu schinden. Roxanas Vorstoß nahm der Verborgene mit milder Überraschung zur Kenntnis, immerhin hatte die Ravnos davon gesprochen nur dann nach dem Thron zu greifen, wenn sich außer Buchet niemand finden sollte der den Vortritt wünschte. Das brachte ihn ein wenig in die unangenehme Lage zwei Parteien unterstützen zu müssen. Aber es galt ja immer noch Zeit zu schinden, richtig?

Bitte...bitte..

Versuchte er Moishe und Roxana zu stoppen hier noch mehr Porzellan zu zerschlagen.

Ich würde gerne zunächst Magdalena Buchet zu diesem Thema hören. Sie müsste ihre Nominierung ja zunächst annehmen und vielleicht ein paar Worte dazu sagen. Grundsätzlich bin ich dieser Idee nicht abgeneigt, aber nur weil sie diese Stadt schon einmal regiert hat und zwar in einer schweren Krise und sie hat unumstritten dazu beigetragen das wir alle hier noch sitzen, aber das trifft auch auf Frau Dragomir zu, die ich auch unterstützen würde.

So. Zwei potentielle Redner mehr, die jeweils ein schönes Resümee halten konnten. Hoffentlich brachte das den Zeit Aufschub den Helena brauchte. Für was auch immer.

Hoffentlich bist du nicht einfach nur übergeschnappt.
 
Helena sah Galante an und blickte dann zu Buchet und dann zu Galante zurück. Hatte er ihr da gerade einen ganzen Satz Karten in die Hand gedrückt und erwartete, daß sie damit spielte.

Unumstössliche Beweise, daß sie eine Toreador war, hatten wir das Thema nicht schon vor so ca 50 Jahren und hatte damals nicht Johardo eindeutig gesagt, daß dem nicht so wäre. Du hast aber immer darauf bestanden und dann haben wir es einfach nicht mehr angesprochen, Oliver? Wenn das jetzt hier aber eine Eintrittskarte war, dann sollte sie die Erwartungen erfüllen. Sie hatte nie Prinz werden wollen, sie hatte nicht mal Hüterin oder Primogena werden wollen, aber seid wann wurde man danach gefragt.

"Ja, ich würde auch gerne von Magdalena Buchet hören", sagte sie. "Danach würde ich mich auch gerne zu einigen Dingen äußern."
 
Widerstrebend erhob sich Lena von ihrem Stuhl. Was sie zu sagen hatte war von großer Bedeutung, also hielt sie es für wichtig und nötig sich auf diese Weise den Blicken der anderen zu stellen. Oliver hatte sie, wie erwartet, für das Amt des Prinzen vorgeschlagen und sie hatte versprochen sich dieser Herausforderung zu stellen.

Dann mal los…

„Als erstes möchte ich Meyye dringend darum bitten, sich nicht von dieser Verhandlung zurückzuziehen. Mir ist wichtig was sie zu sagen hat und auch wenn sie mir gegenüber wohl eher negativ eingestellt ist, sollte ihre Stimme in die anstehende Entscheidung einfließen. Keine Entscheidung kann wirklich gültig oder gerecht genannt werden, wenn wir einen Clan aus dieser Abstimmung ausschließen. Sowohl Ravnos als auch Caitiff sind stimmberechtigt. Wie können wir uns anmaßen von einem fairen Urteil zu sprechen, wenn wir die kritischste Stimme von allen ignorieren? Meyye hat sich verdient gemacht um Finstertal, mehr als einmal, für mich genügt das vollkommen!
Des Weiteren möchte ich die Gelegenheit ergreifen und Helena O’Niell zu ihrer Rückkehr in den Clan beglückwünschen. Mir war es bereits bekannt, da Oliver direkt nach seiner Erweckung die entsprechenden Schriftstücke gesammelt und den beiden Archonten zur Entscheidung vorgelegt hatte. Es freut mich, dass auch Madame Guil ihr Einverständnis zu diesem Entschluss gegeben hat. Willkommen daheim!“

Natürlich war sich Lena darüber im Klaren, dass auch Helena nicht mehr zu ihren Befürwortern gehörte. Trotzdem war die Entscheidung der Archonten nur fair. Und, wenn man es genau nahm, sogar längst überfällig…

„Aber genug davon! Ich denke, Sie alle hier interessiert wahrscheinlich wesentlich mehr, wie ich dem Angebot meines Mannes gegenüberstehe!?“

Ein schüchternes Lächeln folgte.

„Ich hasse diese Idee! Aus tiefstem Herzen! Wie Ihnen vielleicht aufgefallen ist, sind die stimmberechtigten Primogene und Ahnen untereinander zerstritten, es herrschen Uneinigkeit und Zwietracht, ich selbst habe nur wenige Befürworter und aufgrund meiner Vergangenheit wird stets ein düsterer Schatten des Zweifels über mir schweben…“

Lena gab den Anwesenden kurz Zeit den dezenten Scherz sacken zu lassen.

„Die von Monsignore Galante angesprochene Regelung, auf eine Dreiviertelmehrheit zu bestehen, war meine Idee und Voraussetzung dafür, dass ich mich für dieses Amt habe aufstellen lassen. Wenn ich das Amt des Prinzen ausfüllen soll, dann kann ich das nur mit ausreichend Rückhalt. Was macht es für einen Sinn meinem Mann das Vertrauen zu entziehen und mich dann mit den gleichen Zweifeln an seine Stelle zu hieven?
Auch ich bin der tiefen Überzeugung das Finstertal eine Stadt der Toreador ist und auch eine solche bleiben muss. Auch das ist Teil des Hintergrundes für meine Entscheidung.
Sofern ich also von meinen Anklagepunkten freigesprochen und mit der erforderlichen Mehrheit in das Amt des Prinzen gewählt werde, wird es einige umfassende Änderungen geben. So werde ich einen Teil der Verantwortung dem Ältestenrat abtreten. Zum Beispiel werde ich das Amt des Sheriffs, der Harpyie, der Hüterin und das der Geißel zur Abstimmung freigeben. Frau O'Niell, Frau deGroot, Herr Trapper und Herr BenLevi machen ihre Arbeit ganz ausgezeichnet, das möchte ich an dieser Stelle ganz besonders betonen und darum geht es auch überhaupt nicht. Es ist eher so, dass wir unbedingt Ruhe in die Stadt bringen müssen. In unsere Geschicke aber auch ganz besonders in die Geschicke der Sterblichen. Also benötigen wir nicht nur einen Prinzen mit nötigem Rückhalt, sondern auch Amtsinhaber die das uneingeschränkte Vertrauen aller genießen.
Wenn das Herrn Zieglowski betreffende Gemälde in die Hand Madame Guils überstellt wird, bin ich einverstanden. Wer außer einer Justikarin wird besser wissen, wie mit einem solchen Gemälde zu verfahren ist?“

Ein kurzer Blick, nur einen verschwindend kurzen Augenblick lang, huschte zu Lurker hinüber. Lena war nach wie vor entschlossen das Gemälde zu vernichten. Aber das würde hier vor Ort niemand gutheißen. Die einzige Möglichkeit an das Bild heranzukommen war, Oliver Buchet dazu zu bringen das Versteck preiszugeben und dann zu tun was nötig war.

„Bezüglich Herrn Zieglowski selbst bin ich der tiefen Überzeugung, dass er dort wo er jetzt ist, wo immer das auch sein mag, sehr gut aufgehoben ist. Ich hoffe und bete, dass seine derzeitigen Kerkermeister wissen wie mit einem Wesen wie ihm zu verfahren ist. Ich denke, es ist kein Geheimnis, dass ich diesen Mann aus den tiefsten Tiefen meiner Seele verabscheue.
Wo wir aber gerade dabei sind, möchte ich einen letzten Punkt zur Sprache bringen. Herrn Zieglowskis Waffenkammer wird wieder eröffnet und durch die Gangrel Sarah Schmidt betrieben. Sie ist durch den Clan Ventrue erzogen und hat sich als vertrauensvoll erwiesen. Da ich gedenke, die derzeit gültigen Waffengesetze meines Mannes fürs Erste zu verschärfen, benötigen wir eine zentrale Anlaufstelle, die einen entsprechenden Umgang mit Feuerwaffen und Explosivstoffen überwacht. Frau Schmidt hat die nötigen Kenntnisse und Kontakte um ihre Kontrolle auch auf die Welt der Menschen auszudehnen und auch in dieser Richtung für weiteren Frieden zu sorgen!“

Lena setzte sich wieder.

„Das ist, was ich zu sagen habe! Nun ist es an Ihnen mich zu wählen oder einen anderen Anführer zu bestimmen. Ich danke Ihnen allen, dass Sie mir zugehört haben.“
 
Caitlin hatte den diversen Reden und Schlagabtauschen aufmerksam zugehört. Ihr weiteres Vorgehen musste sie sich nicht groß überlegen, denn hatte die Regentin sich entschieden, stand sie dazu. Und das war ein gutes Stichwort. Langsam aber offensichtlich für alle erhob sie sich und nutze als erste die Lenas Worten gefolgte Sprechpause. Mit einem schmalen Lächeln nickte sie erst Buchet, dann den Archonten und anschließend Noir sogar etwas tiefer zu. Grimm ignorierte sie völlig. Sie war aus seiner neutralen Miene nicht schlau geworden und außerdem spielte es sowie so keine Rolle, was er dachte oder sagen würde. Caitlin hatte ihre eigene gefestigte Meinung.

„Ich freue mich, dass Sie sich zur Wahl stellen, Lena und ich weiß aus unseren vorherigen Gesprächen, wie schwer Ihnen das fällt. Doch Sie haben in der Tat langjährige Erfahrung auf dem gesellschaftlichen und vor allem politischem Parkett. Ich traue Ihnen die Führung dieser schwierigen Stadt guten Gewissens zu.“ Caitlin schenkte Lena ein aufrichtiges Lächeln. „Ich möchte, dass Sie wissen, dass Sie auf meine volle Unterstützung zählen können. Aber auch die Primogene sollten sich auf das besinnen, was Ihre Aufgabe ist. Wir sind ein Rat und sollten Ihnen entsprechend beratend zur Seite stehen sodass Sie Lena, schließlich eine fundierte Entscheidung treffen können. Und ich für meinen Teil möchte dieser Aufgabe nachkommen und stimme mit BEIDEN meiner Stimmen für Lena Buchet.“

War es verfrüht? Hätte sie sich zurückhalten und das Zünglein an der Waage sein sollen? Aber das war einfach nicht Caitlins Art. Zumal es vielleicht richtungsweisend für die anderen war und ein Zeichen setzte. Finstertal konnte wieder eine stabiele Regierung haben. Jeder musste mithelfen, sonst würde die Stadt im Chaos versinken. Und mit Roxana? Sie wollte nichts negatives über Roxana sagen, aber außer dass diese uralt war, seit Ewigkeit am Rande von Finstertal, aber eben nicht mittendrin lebte und silberne Waffen besorgen konnte, also im Waffengeschäft steckte, wusste Caitlin nicht viel über die Ravnos. Also äußerte sich die Tremere gar nicht dazu. Aber das war auch nicht wichtig. Es gab eine Absprache und Lena war ihrer Verpflichtung nachgekommen, indem sie Caitlin ihr Vertrauen geschenkt hatte. Caitlin soeben auch.
 
Enio mußte ein wening an sich halten damit ihm die Kinnlade nicht herunterfiel. Der Italiener war sehr überrascht über die Entscheidung des Archonten aber vor allem weil das für ihn so plötzlich kam. Man hatte sich ein wenig heißdiskutiert und die Fronten geklärt und nun müßte doch eigentlich der Teil kommen an dem man sie alle verarschte. Aber der kam offenabar nicht. Stattdessen wurde Buchet kurzerhand des Amtes enthoben und quasi aus den weiteren Geschehnissen herausgeschrieben. Das war ja besser als Enio jemals zu hoffen gewagt hatte. Man hätte an der Stelle ruhig kurz mal inne halten können um eine Flasche Champus zu öffnen.

Aber nein… da war wohl nicht angebracht. Zumal die Brause beim Thema Ziege wieder einen faden Begeschmak bekam. Enio konnte einfach nicht anders und etwas verkrampfte sich in ihm bei dem Gedanken das Bild in Guils Händen zu wissen. Selbst dann wenn man davon ausging, daß man das Bild ihr ungeachtet der Forderung erst gar nicht in die Hände spielen wollte, sondern Alternativen einschlagen wollte. Nichtsdestotrotz nahm sich Enio vor einfach mal ein bißchen dagegen zu schießen und einen gespielten Einwand in den Raum zu werfen. Der Clischee-Brujah ist dagegen und mault rum. Ist doch toll!

Dann gab die eine Überraschung der anderen die Klinke in die Hand und Roxana sah die Gelegenheit kommen sich selbst als Prinzen anzubieten. Enio sah etwas verwundert drein und wechselte Blicke mit ein paar anderen Anwesenden. Das wär doch mal was! Enio hatte eine tiefe Verbundenheit mit dem Clan der Trickser und kaum jemand war ihm jemals so nahe gekommen wie der Ravnos Kamal. Konnte das reichen um einen Ravnos-Prinzen in einer Camarilla-Stadt zu haben? Enio würde sie zweifelsohne dulden und unterstützen aber den Vorschlag in dieser Versammlung zu unterstützen hielt er für gewagt. Nicht unmöglich aber doch etwas an den Haaren herbeigezogen. Enio fragte sich in wie weit das ganze einer komplizierteren Strategie der Ravnos folgte und sie damit nur etwas anderes verfolgte oder einfach nur diesen Rat hier ein wenig wachrütteln wollte. Von seiner Seite aus war es ihr jedenfalls gelungen. Den weiteren Streit mit Moishe blendetet Enio aus. Der Sheriff hatte sicherlich auch gute Argumente aber Enio war in dieser Angelegenheit nicht ganz sachlich und etwas… vorbelastet.

Dann meldetet sich Noir zu Wort nachdem Lurker das einzig richtige getan hatte und sie aufgefordert hatte Stellung zu ihrer Nominierung zu nehmen bevor er selbst konkrete Äußerungen dazu von sich geben wollte. Enio hätte nicht anders gehandelt. Die Toreador machte das jedenfalls recht geschickt und redegewandt. Der Brujah hatte nichts anderes erwartet. Sie hatte selbst auf diese recht ungewöhnliche ¾ Mehrheit bestanden? Interessant. Sehr gewagt aber man durfte ja auch mal ein Risiko eingehen. Größerer Pläne hatten in der Regel immer ein Risiko und wer wußte schon mit wievielen Kainskindern sich Noir im Vorfeld abgesprochen hatte. Für Enio blieb bei allem was Lady Noir von sich gab eines übrig. Ein flaues Gefühl im Magen und die Aussicht darauf, daß sie alle verarschte und doch ihr eigenes Spiel spielte. Sicher… es sprach alles mögliche dagegen und im Prinzip gab es warscheinlich im Moment keine idealere Besetzung aber trotzdem… das flaue Gefühl blieb. Enio wollte ihr nichts böses aber er traute ihr nur halbherzig. Das war sicherlich nicht die beste Vorraussetzung für eine Unterstützung aber Enio mußte nach anderen Prinzipien entscheiden. Das hatte warscheinlich Caitlin McKinney ebenfalls. Enio war angenehm überrascht. Nach Oliver Buchets Rausschmiß war wohl sie für die Regentin das nächst beste Zugpferd für Finstertal. Ob sie ihr tatsächlich uneingeschränkt über den Weg traute wagte Enio zu bezweifeln. Aber wenn er es nicht tat müßte er sie auch für dumm halten und das tat er nicht.

Uneingeschränktes Vertrauen! War das nicht eine Wortkombination, die man aus dem kainitischen Vokabular fairerweise streichen sollte? Aber dann wären ja solche eloquente Reden wie die der Noir gar nicht mehr möglich und nur noch halb so glatt. Enio ersetzte die Begriffe durch Kombinationen wie zweckdienliches Entgegenkommen, zeitweise Loyalität, vernunftbegabtes Einlenken oder opportunistisches Folgen. Enio war zwar jemand, der einem den Rücken stärken konnte und der der Camarilla und seinem Prinzen so weit es ging loyal war aber irgendwie hatte diese Stadt ihn etwas vorsichtiger werden lassen. Und somit mißtraute er Noir immer noch so weit, daß er sie im Auge behalten wollte und auch jeden anderen den Rat geben würde das genauso zu handhaben.

Aber seis drum. Irgendwann mußte man sich entscheiden. Selbst wenn die Kriterien dafür mehr als unzureichend waren. Ebenso wie er es Buchet zuvor unterstellt hatte… jetzt zockte Enio eben. Und wenn das Kartenhaus zerfallen sollte und er ebenfalls verlieren würde, gab es sicherlich schon irgendwo Kläger und ein Richter, die Platz nahmen und auf ihn warten würden.
Enio blieb sitzen. Worte klangen nicht klarer oder deutlicher wenn man sie im stehen aussprach. „Ich unterstütze Lena Buchet ebenfalls. Auserdem begrüße ich auserordentlich das ein Teil der Verantwortung auf den Ältestenrat übertragen wird. Wie genau das aussehen soll werden wir dann noch klären müssen.“

Enio war natürlich klar, daß er hier etwas vorgriff aber jedem mußte wohl klar sein, daß so ein System genau definiert werden mußte und der Brujah würde sich nicht auf halbgare Sachen einlassen und sich mit das sehen wir dann noch irgendwann abspeichen lassen. Aber Enio hatte noch einen Zusatz zu seiner bisher doch recht kurzen Ansage. „Aber nur fürs Protokoll. Aus den genannten Gründen bin ich dagegen, daß das Bild Madame Guil übergeben werden soll und das die beste Lösung für unser Problem ist. Aber mir ist selbstverständlich klar, daß man einer Justikarin so eine Forderung nicht abschlagen kann und deshalb werde ich mich in dieser Angelegenheit beugen und mich damit begnügen, daß wenigstens Ziege weiterhin auf Eis bleibt.“ Und noch ein paar Jahre lang jeden Tag sterben darf. Das ist der einzige Trost!

Dieser Zusatz mußte sein und Enio wünschte es sich insgeheim, daß Guil erfahren würde, daß er ihr das verdammte Bild nicht überlassen wollte. Zum Teufel mit den ganzen Forschern nach Unsterblichkeit. Sollten sie doch alle daran Zugrunde gehen.
 
Helena hatte sich die Sache angehört und dann ihre Entscheidung getroffen.

"Die Ideen sind schon mal nicht schlecht, allerdings ist das mit dem Vertrauen so eine Sache, bevor die Schuld von Lena Buchet genommen wurde. Zwar war es meine eigene Aussage, daß ich der Meinung bin, daß sie laut ihrer Aura nicht mehr direkt von ihr besessen ist", sagte sie dann. "Aber was von dem, was geschehen war, war deine Entscheidung?
Was war beeinflusst von der Portogiesin? Was hat die Blutuntersuchung erbracht, Caitlin. Immerhin hat sie es dir sehr freiwillig überlassen, so daß auch jeder hier ein Anrecht darauf hat, zu verfahren, was es zeigt", sagte sie. Lena würde wissen, daß sie die Sache mit dem Blut nie vergessen würde, die Lehre, niemals einem Tremere freiwillig sein Blut zu überlassen, egal wie vertraut dieser schien, hatte sich fest in ihren Geist eingebrannt.
"Ich gestehe, ich hatte gesagt, ich würde sie unterstützen, gestern noch, allerdings sahen da einige Dinge auch noch etwas anders aus."

Sie warf noch einmal einen Blick in Richtung der Archonten.

"Habe ich wirklich die vollen Rechte des Clans?"

Sie würde abwarten, bis sie eine Antwort erhielt.

"Unter den gegebenen Umständen, gibt es noch eine weitere Möglichkeit. Zwar hatte ich vor einigen Tagen abgelehnt Prinz von Finstertal zu werden, was zu der Zeit auch vollkommen richtig war, doch ich habe im Rahmen der Erziehung durch den Clan gelernt, was die einzelnen Ämter beinhalten. Von der selben Person wie Lena, allerdings mit der Prämisse niemals gebunden gewesen zu sein, durch jede Menge Höfe gegangen zu sein, um mir ein Bild machen zu können und auch mit der Möglichkeit in andere Regierungsformen Einblick zu nehmen.

Über die meisten Dinge habe ich ähnliche Ansichten wie Lena. Ich kann nicht sagen, daß ich mit der Absicht hierher gekommen bin, mich zur Wahl zu stellen, doch wer mich länger als 3 Tage kennt, weiß daß ich niemals unter dem Einfluss irgendwelcher seltsamer Mächte stand, niemals gegen die Interessen der Stadt gehandelt habe und das auch weiterhin nihct tun werde.

Den Status Quo auflösen und einen kompletten Neuanfang zu wagen, der jedem so gut wie möglich zu Gute kommt, wäre auch mein Plan, daß mir die Maskerade und das Wohl der Menschen der Stadt am Herzen liegt, sollte auch jeder mitbekommen zu haben. Wenn also mein Clan nicht mehr in Wege steht, wäre ich bereit mich der Aufgabe zu stellen, mit der notwendigen Absprache der Primogene natürlich, ohne Vorbehalte gegenüber den Clans und der Personen, die sich als tapfer und treu gezeigt haben.

Wie sie sehen, hebe ich keinen besonders hervor, denn damit würde ich denen nicht gerecht werden, die ich nicht nenne. Es kann nur mit allen gehen, wenn wir die Stadt wieder auf Vordermann bringen wollen.

Doch es sollte ihre Entscheidung sein."
 
"Ich unterstütze ebenfalls Lena Buchet!"

Mehr zu sagen war nicht nötig. Es war abgesprochen worden und nun ging es darum die Sache unter Dach und Fach zu bringen, gänzlich uneigennützig war das nicht, denn sowohl Roxana als auch Helena würden den Zielen des Ventrue im Weg stehen, aber Moishe hielt die beiden auch tatsächlich für zu weich und zu idealistisch um einen guten Prinzen abzugeben. Güte und Anstand waren nur dann eine gute Sache bei einem Anführer wenn der sie sich leisten konnte.
 
So, also die Frau von Buchet, die O´Niell und eine Ravnos...klingt wie die Wahl zwischen Pest und Cholera...aber eine Ravnos kommt unter keinen Umständen in Frage und die Toreador können über Helena zusammendichten soviel sie wollen, sie ist und bleibt Caitiff - Abschaum. Also eben den Vertrag von Wien mit der Guil umsetzen und eine Toreador wählen die nicht in völliger Opposition zu unserem Haus steht.

"Da ich den Rat von Prinz Oliver Buchet weiterhin schätze unterstütze ich Lena Buchet als nächsten Prinzen von Finstertal."
 
"Fürs Protokoll, ich stimme gegen Lena Buchet", kam es von Antonia. "Soll jetzt alles, einfach so alles vergeben und vergessen sein, was sie getan hat?"

Hätte sie Moishes Gedanken gekannt, hätte sie ihm vermutlich in den Hintern getreten.

"Sie sagen, die Caitiff und die Ravnos sollen mit abstimmen, allerdings sehe ich jetzt keine Caitiff mehr. Wurde jetzt Helena wieder zur Toreador gemacht, bis man sie wieder stürzen muss, um den Rest der Caitiff wieder zu unterdrücken?

Ansonsten gebe ich Herrn Pareto Recht, ich bin nicht dafür, das Bild an Madam Guil zu geben."
 
"Das haben Sie vielleicht missverstanden, Antonia. Helena gilt für diese Abstimmung nach wie vor als Primogena der Caitiff. Sie bekommt direkt im Anschluss an diese Versammlung ihren Status als Toreadorangehörige zurück." erklärte Caitlin der Harpie sanft und blickte dann Helena an. "Meinen herzlichlichen Glückwunsch dafür. Ist das leidige Thema endlich aus der Welt geschafft. Ich freue mich für dich." Sie klang absolut glaubwürdig, denn sie meinte es von ganzem Herzen.

"Was deine Frage zu der Blutanalyse betrifft, ist das in meinen Augen eine persönliche Sache zwischen Frau Buchet und mir. Ein Anrecht aller Anwesenden auf dieses Wissen kann ich nicht erkennen. Selbstverständlich werde ich die Ergebnisse gern offenlegen, wenn die ehrenwerten Archonten im Zuge dieses Gerichtverfahrens dies von mir verlangen oder aber Frau Buchet mich darum bittet."
sagte Caitlin schließlich. Sie übersah nicht, dass Grimm das Ergebniss im Prinzip schon rausposaunt hatte. Aber Ordnung war Ordnung und Caitlin war niemand, der derartiges Wissen herausposaunte oder Vertrauen ausnutzte. Sie hatte Lena ihr Wort gegeben und vielleicht war es ein Seitenhieb auf Grimm, der sie ebenso argumentieren lies. Innerlich ärgerte sie sich immernoch über ihn.

Zu dem abschließenden Bestimmungsort des Bildes äußerte sie sich nicht. Manchmal war es besser, den Dingen ihren Lauf zu lassen, was auch immer ihre persönlichen Motive dazu waren.
 
"Glückwunsch zu was, Caitlin?" fragte Helena zurück. "Glückwunsch dazu aus dem Spiel genommen zu werden?"

Sie drehte sich dann auch zu Lena um.

"Auch dich frage ich, Glückwunsch zu was? Vor ein paar Tagen noch hatte man mir gesagt, das wäre nichts zu machen und jetzt auch einmal, oh Wunder, auf einmal geht es und warum hast du mir das nicht gestern gesagt, als du das mit dem Brief gesagt hast? Ich bin sicher, dein Mann hat es gut gemeint, aber hattest du Angst, ich hätte dann nicht nach Wunsch reagiert?

War es so gedacht, daß du dir mein Ja abholst, dann die Bombe plstzen läßt und mich damit ruhigstellen kannst, weil ich als kleine Toreador-Neugeborene oder Ancilla eh nichts zu melden habe?"

War Helena schwach, verweichlicht oder gar zögerlich? Sicher nicht, dazu war sie zu lange im Geschäft, hatte zuviel gesehen. Sie sah zu den Archonten.

"Ich erbitte mir Bedenkzeit, ob ich überhaupt wieder in den Clan möchte. Vorausgesetzt natürlich das mit Clan Caitiff war nicht auch nur eine Finte."

'Wenn doch werde ich mit härteren Bandagen kämpfen müssen, denn hätte ich das gestern gewußt, hätte ich anders planen können und wäre heute nicht überrannt worden, dann hättest du einen ernsthaften Gegner und nicht eine Horde gekaufter Wähler.
 
Oliver Buchet:

"Unter Umständen kann ich diese Frage klären, damit sie ein für alle Mal vom Tisch ist! Die klaren Beweise, von denen hier die Rede ist, habe ich persönlich eingereicht. Vielleicht wäre es mir schon in der Vergangenheit möglich gewesen, aber ich habe in dir stets nur die Toreador gesehen, die du bist und die ich schätzen gelernt habe. Hätte ich deinen Leumund zu früh in Frage gestellt, angedeutet dass die Zugehörigkeit zum Clan Toreador nicht so selbstverständlich ist, wie alle angenommen haben, hätte ich dich unnötig angreifbar gemacht. Zweifel wären aufgekommen! Für mich warst du stets Teil der Familie, Helena. Der Punkt hätte niemals in Frage gestellt werden dürfen und es war mir ein dringendes Anliegen das er zu einer endgültigen Entscheidung kommt."

Er sah ihr direkt in die Augen.

"Das du dir Bedenkzeit ausbittest, verletzt mich. Aber ich verstehe deine Hintergründe!"
 
Es war schon lange her, daß Oliver Buchet sie gedutzt hatte.

"Ich weiss es", antwortete sie leise. "Ich bin auch dankbar dafür. Ich weiss genau, warum du es getan hast, das stand für mich nie in Frage, ich weiss auch, daß ich für dich zur Familie gehört habe. Ich habe auch nicht gesagt, daß ich keine Toreador sein will, doch es ist nichts mehr wie es war."

Sie lächelte und hielt den Blick fest.

"Es kann sein, daß ich es wegwerfe für Leute, die mir dafür nicht mal dankbar sind, wenn ich für sie kämpfe. Du hast mir noch was bei gebracht, immer das zu tun, was ich für richtig halte. Wenn ich das tun würde, was ich für richtig halte, komme ich hier nicht raus.

Wenn es nach mir ginge, würde ich das Leben wieder aufnehmen, wie es war, bevor dieses ganze Theater losging, aber ich weiß nicht, ob ich so tun kann als ob nichts gewesen wäre. Dazu weiss ich zuviel."
 
Monsignore Galante:

"Wir haben uns darauf verständigt, denjenigen zum Prinzen zu wählen, dem es gelingt Dreiviertel der Stimmen hinter sich zu vereinen. Ich gebe jedoch zu bedenken, dass die umliegenden Städte äußerst kritisch reagieren werden, wenn die Primogena der Caitiff, und sei sie noch so glaubhaft eine von uns, plötzlich der Prinz einer Stadt wie Finstertal ist. Allein die Tatsache, dass es hier überhaupt so etwas wie einen anerkannten Clan der Clanlosen gibt, wird nur an sehr wenigen Stellen mit Zustimmung aufgenommen. Die Katastrophen der letzten Wochen, haben nicht an den Grenzen unserer Stadt halt gemacht und wir sind nicht unbedingt das, was man beliebt nennen würde. Die Ernennung eines neuen Prinzen, ist ein Politikum, dass weite Kreise ziehen wird und von vielen anderen mit ängstlichem Interesse verfolgt wird."

Er notierte sich etwas auf seinem Notizblock.

"Bisher haben wir also drei Kandidaten für das Amt des Prinzen. Magdalena Buchet, Roxanna Dragomir und Helena O'Niell! Gibt es weitere Interessenten?"
 
"Und ein Küken mit Lasombra-Hintergrund ist kein Politikum?" fragte Roxana.
"Ich warte auch auf Stellungnahmen der Dinge, die Magdalena Buchet zur Last gelegt werden."
 
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