[17.05.2008] Gerechtigkeit...

Bis auf den Zustand seiner Kleidung, die zerschlissen und schmutzig war, gab es auch von Lurker zum Glück nicht soviel zu sehen mit dem man ein Problem haben musste. Man konnte zwar erahnen, dass sein Körper innerhalb des Mantels und der Kleidung mehr als nur bedenklich dürr war, vor allem wenn man seine langen, insektenfühlerartigen Finger betrachtete, aber sein Gesicht blieb Anderen ja glücklicherweise erspart. Ein wenig änderte sich das leider, als er Helenas Lächeln aufnahm und plötzlich eine Zahnreihe im unterem Bereich der Kapuze sichtbar wurde, die sich unter wulstigen, vernarbten Lippen beunruhigend weit nach rechts und links erstreckte.
Vermutlich meinte er dieses besondere Lächeln nett, aber es war ein wenig so, als wenn man jemandem mit einer abgetrennten Hand zu winkte. Freundliche Geste, aber bedenkliches Material zur Ausführung.

Ja, so ist es. Aber anders werden wir die Sache hier nie zur Ruhe bringen.

Damit setzte er sich in Bewegung und kehrte damit auch gleichzeitig wieder zurück in die Wahrnehmung. Allerdings würde sein Aufenthalt in der Realität nur von kurzer Dauer sein, denn er hatte vor in Helenas Windschatten an den Menschen vorbei zu passieren. Nicht wirklich unsichtbar, aber so, dass sie sich später nicht mehr genau daran erinnern würden wer mit der Hüterin den Ort betreten hatte.
Zum Glück war die Erscheinung der Caitiff dazu prädestiniert dahinter zu verschwinden, so dass es ihm ein Leichtes werden würde neben ihr nicht weiter aufzufallen und einfach nur ein Name in einer Liste zu sein, weil alle auf die hübsche Frau gestarrt hatten.

Ich muss prüfen ob es weitere Zugänge gibt.

Antwortete er ihr auf dem Weg hinein noch, so neutral und nichtssagend wie möglich, damit Lauscher nicht erahnen konnten worum es ging. Bislang hatte Lurker es immer für eine gute Idee gehalten nicht zu nahe an die Nester der Hexer heran zu gehen und wusste daher nichts von geheimen Zugängen.
Glücklicherweise war er aber im Besitz von Reißers Unterlagen. Die alte Nosferatu Geißel mochte darüber etwas hinterlassen haben in ihren Aufzeichnungen. Zu gute kommen würde ihnen hierbei, dass die Tremere nun in der Burg von Finsterburgh ihren Unterschlupf bezogen hatten. Früher war die Burg der Sitz des Feindes gewesen, als die beiden Städte noch nicht vereint waren und auf der anderen Seite des Berges der alte Brujah Prinz sein Regiment gegen die Toreador Stadt geführt hatte.
Daher war es also mehr als nur lohnend gewesen sich über geheime Zugänge Gedanken zu machen. Möglich das diese Tatsache ihnen heute in die Hände spielte. Gemeinerweise war das eine Sache die keiner der Hexer die in diesen Nächten in Finstertal weilten bewusst war, da sie einfach zu dieser Zeit noch nicht hier gewesen waren. Keiner von Ihnen war länger als ein paar Wochen hier in der Stadt. Für den Nosferatu allerdings, war es ein Heimspiel.

Damit würde Lurker also in Helenas Nähe bleiben, dafür sorgen das seine Anwesenheit zwar grundsätzlich in der Wahrnehmung der Anwesenden verankert blieb, aber immer genau so unter dem Radar fliegen, dass niemand auf seine Erscheinung wirklich achtete. Kunststück, wo die Pseudo Toreador einen so viel willkommeneren Anblick bot, als der fiese Lumpen von einer Kanalratte.
 
Helena merkte wie Lurker einen Schritt zurückfiel und dachte sich schon, daß er sich hin ihrem Kielwasser verstecken wollte, was ja auch bei den meisten gut klappte, keiner würde mehr wirklich auf den Nosferatu achten.
Zwar ließ Helena keine aktive Präsenz wirken, aber auch so reichte es um alle Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, wenn sie auch keine echte Torrie war, aber dann doch ziemlich nah dran.

Sie und Lurker waren sich im Wesentlichen einig, nicht in allem, aber in dem was wichtig war, alles andere könnte man hinterher klären.

Freundlich grüßte sie jeden mit einem Lächeln, selbst Grimm bekam eines ab.
 
Der Alte erlaubte sich nicht seine Überraschung wegen des Lächelns zu zeigen, lies sich aber tatsächlich zu einem begrüssenden Neigen des Kopfes gegenüber Helena hinreissen. Das sie mit Lurker erschien gefiel dem Tremere schon weniger. Das ist nicht gut, steht eine von denen auf die wir uns für Buchets Wiedereinsetzung verlassen etwa im Lager des Feindes?
Aber jetzt war es an der Zeit den Stier bei den Hörnern, will heissen den Nosferatu bei der schleimigen Haut zu packen.
"Ratsherr Lurker, auf ein Wort?" Es lag fast so etwas wie verbindliche Höflichkeit in der Stimme des Tremere. Grimm versuchte möglichst vernünftig zu wirken. Vielleicht konnte man die Sache ja mit einem Angebot regeln.
 
Grimm wäre vermutlich erstaunt, wenn er gewußt hätte, daß Helena das mit dem Gefallen, den sie dafür bieten müßte, daß sie einen Clan Caitiff bekommen hatte ganz anders sah, sie sah es eher als kleine Entschädigung dafür, daß man ihr den Primogensposten der Toreador abgenommen hatte. Sie sah es eher so, daß sie noch was bei den Archonten gut hatte, wobei sie eigentlich nicht so oft auf Gefallen bestand.

Außerdem gab es immer noch die Tatsache, daß es nur eine einzige Person gab, von der sie sich etwas sagen ließ.
 
Auch ein guter Plan konnte schief gehen. Wie so oft lief es dabei wirklich ausgezeichnet, Die Sicherheitsleute schauten entweder verstohlen an Helena rauf und runter, oder sie gaben sich doppelt Mühe ihren Job gut zu machen und schauten doppelt streng überall sonst hin. In beiden Fällen reichte es aus um nicht weiter aufzufallen. Sogar als er die Sicherheitskarte in Empfang nahm und argwöhnisch beäugte, bevor er das Ding einsackte, hatte der Mitarbeiter des Sheriff wenig Augen für den Nosferatu übrig und nahm lediglich seine Anwesenheit zur Kenntnis. Vermutlich kam ihm hier zu Gute, dass Moishe sich anscheinend Mühe gab seinen möglichst neutralen Umgang mit dem Clan der Verborgenen auch 'Zuhause' umzusetzen, so dass seine Leute nicht versuchten immer spitzere Finger zu bekommen, wenn sie einer Kanalratte etwas anreichen mussten. Sein Flug unter dem Radar wäre vermutlich auch perfekt weiter gelaufen, wenn da nicht diese Krähe von einem Hexer gewesen wäre. Jetzt würde es wohl deutlich schwieriger werden die Aufmerksamkeit der Menschen auf dem momentanem Niveau zu halten.

Kurz besah er sich die Gestalt des Tremere und schätzte ab wie er sein Verhalten würde anpassen müssen. Aufgrund der Erscheinung und der Stimme des Anderen schätze Lurker, dass die beste Möglichkeit um weiter unauffällig zu bleiben wohl sein würde sich darauf zu verlassen, dass die Erscheinung dieses Exemplars ebenfalls so unangenehm war, dass die Leute automatisch lieber woanders hin sahen, als dabei erwischt zu werden wie sie Grimm anstarrten. Ein kurzer Schritt zur Seite brachte ihn also aus Helena O'Niells Sphäre hinaus und er konzentrierte sich auf die Schwingungen des Tremere, der eine Dunstglocke aus stechenden Blicken, Herablassung und entnervter Gereiztheit verströmte, die sich der Nosferatu zu Nutze machte um die Blicke der Anwesenden Menschen weiter so weit unter der Aufmerksamkeitsschwelle zu halten das sie weiterhin wussten das dort noch eine Person war, aber niemand ihn genauer ansah und das geschundene Erscheinungsbild seiner Garderobe bemerken konnte.

Guten Abend

Begrüsste Lurker den Tremere, mit einem Nicken das man trotz Kapuze gut sehen konnte. Leider war der ehrwürdige Ratsherr von und zu Kanal, der sich nicht erinnern konnte schon einmal so angesprochen worden zu sein, in der Verlegenheit nicht wirklich zu wissen wie man diesen hier nun ansprach. Zwar war es einfach höflich zu bleiben, weil sein Gegenüber das auch war, zumindest für Nosferatu Verhältnisse bei denen man über Tonfall und Stimme gerne hinweg sah, aber da er ihn nicht 'Oberzauberer Grimm' nennen wollte und der Titel Regent so weit er wusste schon an die McKinney vergeben war, musste das wohl erstmal reichen.
 
Grimm registrierte natürlich das der Nosferatu sich nicht zu benehmen wusste. Man sollte meinen das ein Ratsmitglied seinesgleichen kannte. Allerdings war das nun nicht die Zeit um diesbezügliche Eitelkeiten an den Tag zu legen, auch wenn Grimm sich die kleine Kränkung durch die Kanalratte sorgfältig im Verdächtnis vermerkte.
"Ratsherr", die korrekte Anrede des anderen bewusst kleinlich erneut verwendend begann der Ahn, "gibt es wohl eine Möglichkeit unsere derzeitigen Unstimmigkeiten über Martin Zieglowsky zivilisiert beizulegen? Ich will garnicht bestreiten das der Kerl ein Unruhestifter ist, aber es bestehen leider gültige Pakte zwischen ihm und meinem Clan und wir wollen nicht als wortbrüchig in diesem Zusammenhang dastehen. Außerdem ist Wien der Ansicht das die Unerfahrenheit von Miss McKinney ausgenutzt wurde als man sie nötigte den Mann aus unserem gesicherten Gewahrsam an den Kriegsherren auszuliefern. Das gepaart mit Lord Johardos Versäumnis seine Nachfolgerin die Regentin über den Vertrag mit Herrn Zieglowsky zu informieren hat erst für diesen Zwist gesorgt. Haus und Clan Tremere ist bereit anzunehmen das die dem Clan des Kriegsherren innewohnende Impulsivität wohl zu dieser Situation beigetragen und die Krise erst erzeugt hat.
Wir würden auch gerne für ein Entgegenkommen in dieser Sache Ihnen, als auch dem Clan der Nosferatu großzügige Kompensation anbieten. Niemand wünscht das diese Streitigkeit weiter eskaliert, vor allem nicht in einer durch Maskeradebrüche so geplagten Domäne wie Finstertal. Was sagen Sie, kommen wir zu einer Übereinkunft?"
Auffällig für Lurker dürfte durchaus sein das sich Grimms Stimme bei der Nennung von Johardos Titel in durchaus abwertendem Ton verändert hatte.
 
Der alte Hexer würde sicher über den groben Nosferatu hinweg kommen. Ganz besonders wenn man bedachte, dass dieser ganz einfach mal nonchalant komplett vergaß sich bei seinem erstem Zusammentreffen mit einem anderem Vampir vorzustellen. Sicher war Lurker nicht der erste Etikette Löwe vor Ort, aber das man sich vorstellte wusste sogar er.
Man hätte sicher vermuten können, dass das Zauberlehrling Höschen bei dem Thema Zieglowski automatisch so nass wurde, dass sogar so banale Dinge wie die Grundregeln der Untoten Gesellschaft mit einem quieken über Bord gingen, aber zum Glück genügte dem Verborgenem in der Regel ein normal gesitteter Umgang, daher würde er nun nicht seinerseits mit dem albernem Vorstellungszirkus beginnen, der besonders deshalb wohl nur noch belehrend gewirkt hätte, weil der Alte Zauberer Zausel offensichtlich schon wusste wer Lurker war, sondern beschloss das zu sein was er im Grund halt war. Pragmatisch. Daher hörte er zu und nickte dann nachdenklich, was er dadurch transportierte, dass eine seiner Hände in der Kapuze verschwand, ganz so als würde er sie grüblerisch an sein Kinn legen.

Ich verstehe... wie unangenehm. Ich bin natürlich davon ausgegangen, dass die Regentin auch den nötigen Hintergrund und die Vollmachten hatte um zu tun, was sie getan hat. Nun sehen sie mich in der heiklen Situation, dass ich natürlich meinerseits gültige Verträge mit dem damaligem Kriegsherren habe und ich nicht einfach nach belieben die neue Stadtführung als Vertragspartner einsetzen kann, nur weil Herr Pareto diese Position zu diesem Zeitpunkt inne hatte. Daher muss ich also auch Enio Pareto gerecht werden, aber ich bin mir sicher, wenn ich ihm gegenüber erwähne dass sie bereit sind ihr ohnehin bestehendes Angebot von gestern noch zu erweitern, dann hat er mit Sicherheit etwas dazu zu sagen. Möchten sie das ich ihn für sie kontaktiere und einlade?

Und Schwupps, so schnell konnte man in eine Gefälligkeit rutschen. Wenn Grimm jetzt also zusagte, dann war Clan Nosferatu also auch noch so zuvorkommend und freundlich gewesen die Beziehungen zu Clan Brujah, auch noch zum Primogen von Clan Brujah, für Haus und Clan aufzumachen. Natürlich nicht so ganz kostenlos, wie das immer so war bei den Kanalratten.
Die Alternative wäre bei dem grantigem Brujah persönlich vorstellig zu werden und um ein Gespräch zu bitten, mit der Gefahr komplett abgewiesen zu werden, oder ein freundliches 'aber gern, wäre morgen in sieben Jahren recht?' zur Antwort zu bekommen.

Ganz sicher war Lurker kein Etikette Löwe, aber für eine Runde im Ring dem Hexer reichte es scheinbar.

Das die Tremere Krähe den ehrenwerten Lord Johardo entweder nicht leiden konnte, oder ihn zumindest glauben machen wollte das er ihn nicht leiden konnte, registrierte der Verborgene anhand des Tonfalls und legte es interessiert ab.
Jeder der mit dem Herrn Professor auf Kriegsfuß stand, musste im Grund schon einen sympatischen Kern haben in Lurkers Welt.
Interessant war wiederum der Gedanke, dass es ihm auch passieren konnte, dass er hier auf ganzer Linie verlor, Pareto wieder in die Karparten versetzt wurde, diesmal mit seinem Handtuch im Gepäck, so dass er auch fein dort bleiben sollte und Evangelistos beschloss, dass ein Handel mit den Hexern doch eine Alternative sein könnte.

Man brauchte schließlich auch einen Plan B, falls die Vernichtung des Luden doch fehl schlug. In dem Falle würde die Sicherheit der Verborgenen und deren Verbündeten vor dem Widergänger und seinem Tun absolut oberste Priorität haben. Da wäre dieser Kerl hier vielleicht gar kein übler Verhandlungspartner. Viel angenehmer als so geschwätziger Unterhändler, bei dem man nur noch darauf wartete, dass er gleich ein paar Heizdecken anpreisen würde.
Schon seltsam, dass Grimms Art, die vermutlich bei den meisten Vampiren einen Ausschlag verursachte vor lauter Freundlichkeit, bei dem Verborgenem ganz gut ankam.
 
Helena hielt immer noch die Leute gefangen, meisterhaft und immer noch ohne Anwendung von Präsenz schaffte sie es aus dem Radar zu verschwinden als Antonia ankam.

Sie sah sich um, ob Sybille in der Nähe war und würde dann doch ihre Ohren schärfen, um mitzubekommen, was der Widerling Grimm mit Lurker zu besprechen hatte. Man wußte ja nie, wie einem das zu Gute kommen würde. leider fiel ihr in dem Moment ein, daß sie vollkommen vergessen hatte, die Regentin zu bitten, einige ihrer Wahrheitsknochen mitzubringen.

Sie stand da, studierte also ihre Fingernägel und die Mail auf ihrem Handy und sah alles in allem mal wieder so unschuldig auf, wie es nur sie konnte.
 
"Wenn ich einen Augenblick um Ihre geschätzte Aufmerksamkeit bitten darf?", die blonde Archontin erhob ihre Stimme. Es gelang ihr problemlos, die sie umringenden Stimmen zu übertönen. Offensichtlich hatte sie Übung darin, sich auch gegenüber größeren Gruppen, Gehör zu verschaffen. "Mir ist bewusst, dass längst noch nicht alle Gäste erschienen sind, trotzdem möchte ich Sie alle bitten, sich im Verhandlungsraum einen Platz zu suchen."

Sybille wies den Weg mit einer galanten Armbewegung.

"Hier entlang bitte!"
 
Gerettet durch den Terrier! Zu irgendwas musste die ja auch in ihrem pitoreskem Unleben mal nutze sein. Soso, Clan Nosferatu spielt auf Zeit...na dann.
Grimm runzelte kurz die Stirn. "Darüber muss ich nachdenken, aber ich verweise auf Monsieur Galantes Bemerkung das wer zu einem gewissen Zeitpunkt etwas hat es auch behalten darf. Daraus folgt doch das Sie und Ihr Clan den Anspruch auf Zieglowsky haben, also sind Sie mein Ansprechpartner. Wenn Sie glauben sich der Erlaubnis der Brujah versichern zu müssen bleibt das gerne Ihnen vorbehalten...aber Prinz Galante hat schon festgelegt das Sie Zieglowsky haben und damit besitzen...selbstverständlich ist das keine abschliessende Anerkennung dieses Status durch meinen Clan, aber ich hoffe zuversichtlich das unsere beiden Parteien zu einer wohlwollenden Übereinkunft miteinander finden werden die weitere Streitigkeiten obsolet macht."
Damit deutete Grimm auf den Gerichtssaal, andeutend das man der Weisung der Archontin folgen möge.
"Wir solltenb eide noch einmal über das Gesagte nachdenken und uns im Anschluss an diese Veranstaltung weiter austauschen."
Damit ging Grimm auf den Saal zu, dabei aber auf Lurker wartend um die Unterhaltung nicht zu brüsk zu beenden. Mit spitzen Fingern zog er seine Durchgangskarte aus der Manteltasche und wurde gewahr das die Büttel doch tatsächlich jeden Teilnehmer einzeln durch die Tür schleusten und damit sichergingen das auch jeder seine Karte benutzen musste.
"Moderne Zeiten" grummelte Grimm missvergnügt, Titel des einzigen Exemplars dieses neumodischen Mediums Film das er je angesehen hatte. Dieser Charles Chaplin war einer der unkomischsten Personen deren Auftritten er je das Missvergnügen gehabt hatte beizuwohnen.
 
Enio hatte es sich im Vorraum gemütlich gemacht. Zumindest wo weit wie man es sich dort gemütlich machen konnte. Er lehnte lässig an einer Wand und sah teilnahmslos zu wie der eine oder andre Kainit herein kam. Jede Begrüßung wurde minimalistisch erwiedert aber von sich aus suchte Enio mit niemand ein Gespräch oder schnekte den anderen auch nur etwas mehr Aufmersamkeit. Jedenfalls schien es so. Tatsächlich beäugte der Brujah die anderen Blutsauger abschätzend. Er mußte sich eingestehen, daß er kaum eine Ahnung hatte wie sich jeder einzelne Verhalten würde und welchen Verlauf die heutige Nacht nehmen konnte. Er betrachtete von weitem, die Unterhaltung zwischen Lurker und Grimm und malte sich aus, daß die beiden sich über Dinge unterhielten, die sich eigentlich nur um ein Thema drehen konnten. Gleichzeitig war er froh, daß niemand versuchte noch kurz vor der Verhandlung aus ihm etwas herauszukitzeln oder abzuklopfen wie er die Sache mit Buchet sah oder ob er zufällig Ziege in der Hosentasche mitgebracht hatte.

Sybille beendeten die trägen und uneffizienten Gedanken des Italieners. Es ging also los. Wenn es doch nur schon vorbei wäre! Enio war sich momentan gar nicht mehr sicher was für ihn besser war. Politisches Haifischbecken, Intrigen, Pläne hinter Plänen oder einfach nur Krieg? Krieg bei dem man den Gegner kannte und selbst wußte wo man stand und was man eigentlich wollte. Im Moment war ihm Krieg warscheinlich lieber. Aber man lebte immer in der Situation und wie es war, war es oftmals große Scheiße. Zumindest hier in dieser Stadt. Die alte Lady Finstertal kannte einfach keine ruhige und angenehmen Zeiten.

Enio trottet unbeteiligt und stumm mit den anderen in den Raum. Der Brujah nahm Platz und achtete so gut wie gar nicht neben wem er eigentlich saß. Der Brujah-Ahn verhielt sich ruhig und unscheinbar. Es waren zunächst die anderen, die Ankläger, die das Wort ergreifen mußten. Enio würde dann sprechen wenn es nötig war oder wenn er dazu aufgefordert wurde. Er machte sich keine Gedanken ob das jemand tun würde… denn es war klar, daß heute jemand etwas von ihm haben wollte.
 
Auch Antonia hatte nicht die mindestes Lust, sich hier mit jemandem zu unterhalten, sie war mit ihren Gedanken überall nur nicht bei der Verhandlung und so würde keiner mehr als ein "Guten Abend" von ihr bekommen und sogar das war gelogen, wenn sie sich ehrlich war. Hier würde keiner die Wahrheit sagen, das war ihr sowas von klar.

Sie nahm die Karte entgegen, hörte sich die Belehrung an und glaubte erstmal nichts, von dem was man ihr sagte, trotzdem steckte sie sie erstmal ein.

Drinnen suchte sie sich einen Platz möglichst weit von Grimm weg.
 
Moishe, der gerade auf dem Gelände unterwegs war, erhielt Sybilles Aufforderung einzutreten von David per Email. Der Ventrue eilte zurück zum Gerichtssaal wo er wie alle anderen seine Magnetkarte nutzte und den Raum betrat. Anwesende die er noch nicht begrüsst hatte erhielten eine solche in Form eines knappen Nickens. Die Zeit der Konversation war aus seiner Sicht vorbei und er setzte sich schweigend und nachdenklich an den Rand einer an den Gang nach draussen grenzenden Stuhlreihe im hinteren Bereich, um wenn es Not tat schnell aus dem Saal zu gelangen. Dort hing er seinen Gedanken nach und harrte auf das was da kommen würde.
 
Da hatte aber jemand Dusel. Leider musste der Nosferatu es also auf später verschieben den Tremere zu fragen ob es sein ernst sei, dass der oberschlaue Meister Magier Grimm in einem Atemzug erklärte das, Kraft Prinzens Entscheidung, der Anspruch der Brujah an Zieglowski nichtig wäre, gleichzeitig aber der Anspruch der Hexer erhalten bleiben sollte und wie das logisch miteinander harmonieren sollte, da rettete ihn aber die Übergangsseneschall.

Sehr gerne.

Zusammen mit einer weiteren verbindlichen Verbeugung war das dann also erstmal alles was der Grimm von Lurker noch bekommen sollte. Wenn diese Nacht zu Ende war, würde alles was Prinzlein Galante in seiner erfreulich kurzen Amtszeit so gesagt hatte ohnehin nichtig sein. Jetzt wurde der eigentliche Reigen eröffnet. Mit einem Diener passierte der Verborgene die Ventrue Archontin und schlüpfte, wie ursprünglich geplant, wieder in Helenas Aura, damit er von den Menschen unbeachtet und möglichst Maskerade schonend in den Saal gelangen konnte.
Enio hatte er eben bereits gewunken, daher blieb noch ein Nicken quer durch den Raum für die Harpyie und dann noch eines für die Regentin von Haus und Clan, an der Lurkers Blick für einen Moment hängen blieb, weil es eigentlich aussah wie Kiera, aber doch anders wirkte, ohne das er den Finger hätte darauf legen können warum das so war. Vermutlich die Aufmachung.
 
Helena hatte mitbekommen, was Grimm gesagt hatte und konnte innerlich nur den Kopf schütteln. Aber wenn es hart auf hart kam und das würde es, wenn Caitlin wie signalisiert für Lena stimmen würde, dann konnte sie nur noch die Gemeinschaft der anderen Ratsherren retten und dann sollte sie einen kleinen Vertrauensvorschuss haben.

Die Tremere oder zumindest das Gros der Tremere würde alle anderen Clans betrügen wollen, soviel war klar und das durfte nicht geschehen. Wenn sie ehrlich war, wollte Helena alles, viel zu viel und viel mehr als sie erreichen konnte, aber sie hatte genug Karten in der Hand, um zu spielen, vielleicht würde es sich jetzt auszahlen, daß sie sich das Spiel an sovielen Prinzenhöfen hatte anschauen können.

Lurker war wieder da und so würden sie wohl auch in Saal zusammen zu sitzen kommen, wenn es keinen Sitzplan gab.
 
Sybille de Auvergene:

Sybille begab sich als eine der ersten an den langezogenen Tisch im geräumigen Verhandlungsraum. Sie setzte sich auf einen Stuhl der dem des Prinzen zur Rechten gelagert war. Ganz ordentliche Ventrue, öffnete sie eine bereitstehende Aktentasche, zauberte Papier, Füllfederhalter und einige Unterlagen hervor. Alles wurde von ihr sorgfältig auf der Tischplatte drapiert, dann faltete sie die Hände und wartete auf den Beginn der Verhandlung.

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Monsignore Galante:

Nur Augenblicke später betrat der Truchsess der Stadt Finstertal durch eine Seitentür den Raum. Der leitende Archont des Clans Toreador warf einen kurzen Blick in die Runde dann blickte er hinter sich und nickte kurz, worauf auch Oliver Buchet die Szenerie betrat. Beide Männer, tadellos bekleidet und von ihrem Äußeren her perfekt an den Grund der Zusammenkunft angepasst, begaben sich an den Tisch. Galante gebot dem ehemaligen Prinzen sich Sybille gegenüber an die linke Seite des Tisches zu setzen, dann erhob er das Wort an die Anwesenden.

"Wir haben noch knappe zehn Minuten Zeit, bis der anberaumte Gerichtstermin eröffnet wird. Trotzdem bitte ich alle Anwesenden darum ihre Stimmlagen ein wenig zu dämpfen und der Bedeutung dieses Ortes anzupassen. Ich weise daraufhin, dass Herr Oliver Buchet bis zur Verkündung des Urteils als angesehender Ahn des Clans Toreador anzusehen und entsprechend zu behandeln ist. Desweiteren bitte ich von Fragen, Anmerkungen und Beschuldigungen abzusehen, bis alle betreffenden Teilnehmer erschienen sind und ich die Verhandlung eröffnet habe. So denn, meine sehr geschätzten Damen und Herren! Nehmen Sie nun bitte ihre Plätze ein..."

Oliver Buchet setzte sich auf den ihm zugewiesenen Stuhl. Sein Gesicht zeigte keinerlei Regung. Er wirkte unbeteiligt und fast ein wenig desinteressiert. Von Schuld oder Nervosität war nichts zu spüren.

Galante sprach indess weiter.

"Es dürfte jedem der hier Anwesenden bewusst sein, da aber ein Verstoss gegen dieses Gesetz mit der sofortigen Vernichtung bestraft wird, halte ich es für angebracht, es wenigstens noch einmal zu erwähnen. Jeglicher Gebrauch einer vampirischen Macht innerhalb dieses Gebäudes, zu welchem Zwecke auch immer, ist bei strengster Strafe untersagt. Ausnahmen von diesem Gebot sind ausschließlich mit meiner ausdrücklichen Genehmigung vorzunehmen. Sein Sie versichert, dass Frau Auvergnes Fähigkeiten mehr als ausreichend sind, auch verstecktes Vorgehen sofort zu ergründen und aufzudecken."
 
Antonia grüsste alle freundlich und ihrem Rang entsprechend bevor sie sich setzte und besah sich das Equipment auf dem Tisch vor sich. Sie brauchte das nicht wirklich, aber sie wusste, dass es bestimmt andere gab, die damit gerne rumspielten.

So ganz klar, war es ihr immer noch nicht, was das sollte, vermutlich sollte nur so getan werden, als ob einer von ihnen eine Chance gehabt hätte etwas beizusteuern, in Wirklichkeit, hatten die Oberen doch längst alles unter sich geklärt, es würde sie wirklich wundern, wenn es hier anders wäre.
 
Man sah es Enio vielleicht nicht unbedingt an und er unterschrieb in dieser Hinsicht auch nicht unbedingt das Klischee des Brujah, aber Enio nahm Sitzungen oder Camarillaverhandlungen dieser Art sehr ernst und auch ihm war ein gewisser würdiger Rahmen in solchen Dingen wichtig. Daher benötigte der Brujah-Primogen die Hinweise des Archonten nicht um sich vor und nachher oder auch während der Verhandlung entsprechend zu verhalten. Selbst nach allen was er persönlich Buchet vorwarf, war der Toreador nunmal ein angesehener Ahn der Camarilla und unabhängig davon führte man Untersuchungen und Verhandlungen nicht wie ein wütender Mob, der die Fackeln bereits versteckt mitgebracht hatte und Holz für den Scheiterhaufen vor der Akademie aufgestapelt hatte. Enio war im Gegensatz zu Antonia auch nicht davon überzeugt, daß das Ende der Verhandlung schon klar und beschlossene Sache war. Man konnte ihn dafür gerne Idealist oder einfach nur naiv nennen aber irgendwie hatte sich der Italiener den Glauben an die Gerechtigkeit bewahrt und hofte immer noch auf eine gewisse Geradlinigkeit bei der Vampirsekte. Manchmal starb sogar noch die Naivität nach der Hoffnung.

Enio saß still da und beobachtete Buchet wie er hereinkam. Er vermutete, daß niemand, der Oliver Buchet schon länger kannte, davon ausgegangen war, daß er zerknirscht und reumütig den Raum betreten würde. Das hätte Enio sehr skeptisch gemacht und er hätte wohl vorschlagen müssen, daß man zuerst einmal den Toreador untersucht ob er wirklich er selbst ist und nicht schon wieder ein Unhold wilde Experimente mit seinem Äußeren angestellt hatte oder man ihnen einen schlecht gezeugten Clon vorsetzte. Sein Auftreten passte einfach zu ihm und Enio war wieder ein Stück mehr davon überzeugt, daß Buchet der Meinung war nichts Falsches gemacht zu haben und alle Risiken voll kalkuliert und vertretbar waren. Der verdammte Scheißkerl! Enio würde sehr interessieren was Buchet über seinen Brujah-Primogen dachte. Der ehemalige Prinz war sicher davpn überzeugt, daß der Turiner immer noch voll hinter ihm stand und das Höchstmaß an Loyalität ihm entgegenbrachte. Es gab eigentlich keinen Grund für ihn etwas anderes anzunehmen. Enio hatte sich ihm gegenüber immer als guter und loayler Untergebener gezeigt und immer das getan was von ihm erwartet wurde. Nun… nicht immer… aber wenn er es nicht getan hatte, hatte niemand ihn dabei erwischt. Das alleine zählte. Es wäre interessant zu erfahren was Buchet davon halten würden, wenn er erfahren sollte, daß Enio ihm nicht mehr vertraute und ihn nicht mehr als Prinz von Finstertal akzeptierte. Vielleicht würde Enio es ja im Lauf der Nacht erfahren.
 
Lena hatte die Akademie wenige Minuten vor Auftritt der kleinen Punkerin betreten, daher entging ihr das Vergnügen eines guten Dutzends umherflitzender Nackedeis.

Während der Durchsuchung im Einsatzbereich zeigte sich die Toreador zuvorkommend und kooperativ, folgte den Anweisungen des Personals und betrat erst dann den Verhandlungsraum, als ihr die Sicherheitsleute die Erlaubnis dazu gaben. Lena war froh darüber, dass die Archonten ihr erlaubt hatten aus eigenem Antrieb in der Akademie zu erscheinen. Anfangs hatte sie gedacht, dass sie als Mitangeklagte entsprechend vorgeführt wurde und war daher umso dankbarer, dass man ihr wenigstens bei dieser Gelegenheit die Möglichkeit gab, ein wenig Würde zu bewahren.

Oh? Er... er ist schon da?

Als ihr Blick auf ihren Ehemann fiel, kostete es Lena ihr gesamtes schauspielerisches Talent ihr inneres Gefühlschaos zu verbergen. Es gelang ihr, sogar soweit, dass sie ihm ein glaubhaft liebevolles Lächeln schenkte. Anschließend wandte sie sich den anderen Kainiten zu. Lena nahm sich die Zeit jeden einzelnen kurz persönlich zu begrüßen. Wo es möglich und erwünscht war, sogar mit Handschlag und ein paar netten Worten. Einzig die beiden Archonten nahm sie aus ihrer Begrüßung heraus. Sie waren die Ankläger und erschien der dunklen Toreador irgendwie falsch ihnen gegenüber eine falsche Vertrautheit vorzugaukeln.

Als die Begrüßung abgeschlossen war, setzte sich auch Lena an den Verhandlungstisch. Sofern möglich, suchte sie sich einen Sitzplatz direkt neben Lurker.

Stillscheigend wartete sie nun auf das, was die Nacht bringen würde...
 
Moishe erwiderte Lenas Begrüssung mit einem klassischen Handkuss der alten Schule und gab dabei unauffällig das verabredete Signal an die Toreador das vereinbart war und ihr signalisierte das Enio hinter ihrem Plan stand. Sein gemurmeltes "Ihnen viel Glück" konnte außer von Lena nur von denen aufgeschnappt werden die das Verbot von Diszplinsanwendungen im Verhandlungssaal missachteten.
 
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