[16.04.04] - Bibliothek, Wachablöse

Ardettes

Beziehungsweise Vergeben.
Registriert
9. Februar 2004
Beiträge
10.127
Georg hat sich in der Nacht ziemlich in die Recherchen vertieft, so das er erst merkte, das die Nacht um war, als kurz nach halb sieben Sandra auftauchte, um Ihre schicht anzutreten.

Ein verschlafenes "Morgen" kam sehr gedehnt über ihre Lippen.
Georg sah von den Büchern auf und brauchte erstmal eine Sekunde bis er sie erkannte. "Morgen Sandra." Ein Blick auf die Uhr. "Halb Sieben schon? Solltest du nicht schon um sechs hier sein?" Die Fragen kamen zwar neugierig, aber auch irgendwie schleppend über seine Lippen.
"Hab verschlafen... Was sindn das für Wälzer? ... Geschichte? Seit wann interessiert dich das denn?"
"Ich helf den beid... " Der Rest des Satzes blieb ihm im Hals stecken, als er Sandra seine beiden nächtlichen Besucher zeigen wollten, die aber schon lange weg waren.
"Komische Typen, sagen nichtmal, wenn sie verschwinden... naja, heute nacht waren zwei Typen hier. Studenten anscheinend. Wollten was für ihre Doktorarbeit heraussuchen. Jedenfalls haben sie mich gefragt, ob ich ihnen helfe. Und weil ich nichts besseres zu tun hatte hab ich ja gesagt. Kennst mich ja, wenn ich mich in ein Buch vertiefe, vergess ich alles um mich rum...
Jetzt weiß ich nichtmal wie ich sie wiederfinde...
Pass auf, ich lass dir eine Nachricht da, das ich morgen abend und die Nacht wieder Dienst hab. Die werden schon herkommen und fragen, wenn sie die Sachen hier sehen wollen."
"Und du glaubst die kommen wieder?"
"Denke schon. Wenn nicht hatte ich wenigstens eine Beschäftigung heute Nacht. ... Ich mach mich dann auf den Weg. Tschüß!"
Mit diesen Worten verlässt Georg die Bibliothek. Als er auf sein Fahrrad steigt hat er die beiden komischen Besucher schon fast vergessen.

Out of Character
@Eldrige: Wegen der verkürzten Woche mach ich das mal so... Können ja ausspielen, wie du die Nachricht abholst...
@SL: Ich hoffe das ist in Ordnung...
PS: Könnte mir mal jemand sagen, was ich hier gefunden habe? Danke
 
Der Tag blätterte sich kalt und veregnet dahin. In der Stadt war nichts zu hören gewesen als das spritzende Geräusch von Autos die sich mühsam über eine überflutete Fahrbahn quäalen.
Keine Kinder spielten, keine Tiere ließen sich blicken im Bereich der Bibliothek und Kälte biß gemein in jedes Körperteil das sie erhaschen konnte.
Dazu wurde es den ganzen Tag, wohl wegen der Wolken, nicht wirklich hell.
Kein Wunder also das sich niemand in der Bibliothek blicken ließ.
Zählfüssig fiel die Gegenwart in die Vergangenheit, trostlose Minute für Minute.
Die Jungen und Mädchen, die in der Bibliothek Ihre Schichten absaßen saßen völlig lustlos in dem Büro Sessel des kleinen Sekretariates hinter der Bedientheke.
Die Lichter auf den Straßen waren schon vor einiger Zeit summend angesprungen als Lurker die Bibliothek erreichte. Sein Hut und Sein Mantel waren völlig naß. Langsam begann die Feuchtigkeit auch unter die Überkleidung auf Lurkers Körper zu kriechen. Das war entnervend, denn dort wo sein Körper naß wurde rieb sich die Haut beim bewegen unangenehm ab. Immer wieder stopfte er sich das klamme Hemd in die Achselhöhlen um ein wenig Stoff dazwischen zu haben.
Er hatte nicht durch die Kanäle der Stadt gehen können, da diese zuviel Wasser führten. Also ging er langsam und schleppend durch die kleinen dunklen Nebenadern des Herzes namens Finstertal.
Seine Gedanken tanzten immer noch wie kleine bösartige Kobolde um ein Freudenfeuer und er wälzte die Geschehnisse im Cafe hin und her.

Er hätte beinahe dem Mädchen etwas angetan, weil er das Blut von Raphael gewollt hatte und er wollte es noch immer. Das war das belastenste, das er sich selber gestehen mußte das er ihn noch immer wollte, das es gut war wie er auf ihm gehockt hatte, das es erregend gewesen war als das Mädchen mit dem Stuhl dazwischen gegangen war, der Gedanke das er nach einem kurzem Kampf gleich zwei Leiber hätte haben können, lebendiges, duftendes, zartes Fleisch. Seit seinen Gesprächen mit Dimitri gelang es ihm nicht mehr so leicht diese Gedanken einfach beisseite zu schieben. Früher hatte er das getan, hatte sich mit der Verheißung dieses Monsters und seines wilden, ursprünglichen Verhaltens nicht hingeben wollen, hatte den quälend süßen Genuß der damit einher ging wenn man sich völlig darin verlor einfach vor sich selbst geleugnet. War er dadurch besser als Dimitri ? War er moralischer ? Nur weil er log ? Sich und alle Anderen belog ?
Er spürte stets eine tiefe Sympahtie für die Menschen, während er instinktiv für alles eine Abneigung in sich selber hinauf beschwor das mit den Verfluchten zu tun hatte. Er hatte das alles nicht gewollt, er wollte es noch immer nicht, diese Existenz, dieses widernatürliche ekelerregende Unleben, das ihn an diesen übernatürlichen Körper kettete.
Aber er hatte keine Wahl, niemand hatte ein Wahl, warum also ausgerechnet er ?
All diese Dinge, Fragen über sich selber, spukten durch Lurkers Gedanken als er durch den Seiteneingang der Biblitothek trat. Er klopfte auf der Schwelle das Wasser von sich herunter und schritt dann leise durch die vielen verschachtelten Gänge der Bücherregale.
Die Theke war leer. Durch die Türe in das Büro dahinter sah er einen aknegeplagten, hageren Jungen in einem Stuhl sitzen und ab und an die Hand an der Maus bewegen. Die Augen waren völlig leer und schienen gar nicht wirklich etwas wahrzunehmen. Lurker hätte sich wohl gar nicht anstrengen müssen um von diesem Kerl übersehen zu werden. Er stand an der Theke und schaute sich kurz um. Dort lag ein Lunchpaket in dem sowohl ein Schokoriegel, als auch ein Brot und ein Apfel zu finden waren. Alles davon war angeknabert, so als hätte jemand in alles einmal hinein gebissen und es dann lustlos beiseite gelegt. Daneben lagen ein paar Bücher Kartei Karten und ein Zettel. Lurker legte den Kopf ein wenig schief und konnte so in das einmal gefaltete Blatt hinein sehen. Er runzelte die Stirn.
Mit einem kurzem Blick zu dem Jungen, der immer noch völlig abwesend war, angelte Lurker nach der Notiz. Er laß sie schnell und nickte dann.
Sorgfältig faltete er sie nocheinmal und legte sie in sein ledernes Notizbuch.
Er strich nocheinmal besorgt darüber, aber das Buch würde nicht aufweichen. Immerhin mußte es Tag für Tag durch die Kanalisation transportiert werden, also hatte man darauf geachtet es Wasser unempfindlich genug dafür zu verarbeiten.
Mit einem zufriedenem Nicken wandte sich Lurker ab und glitt wieder in seine Gedankenwelt ab, während er wieder hinaus in den Regen trat und durch dessen rauschenden Schleier verschwand.
 
Dimitri saß in einer Ecke seiner Zuflucht. Brenda befand sich angelehnt neben ihm, als er Lurkers Nummer wählte.

Noch bevor Lurker auch nur Piep sagen konnte stieß Dimitri hervor: "Brenda ist hier, sie ist zurückgekommen. Und sie ist... einer von uns."

Gespannt auf Lurkers Reaktion wartete Dimitri und knetete an seinem Handballen herum.
 
Lurker spürte das Vibrieren seines Telefones an seiner Brust. Sofort wußte er das es etwas wichtiges geben mußte. Von seinem Clan konnte es aus Finstertal niemand sein.
Es war Tage her seit er das letzte mal etwas von seinen Blutsbrüdern gehört hatte. Vielleicht waren sie, als die ersten Gerüchte über ein Monster das Vampire zerfetzt hatte, auch wenn es Sabbat Vampire gewesen waren, geflohen weil sie den Verdacht hatten das ein bestimmtes Geheimniss aus der Vergangenheit der Nosferatu in die Stadt gekommen war.
Vielleicht wäre das die beste Entscheidung gewesen. War es May ? Lurker hatte das Gerät endlich aus seiner naßen Innentasche gewunden und aktivierte es.

Dimitris Stimme platzte aus dem Hörer, Lurker verstand zuerst nicht was er gesagt hatte. Dann holte sein Denken die Worte ein und gab ihnen Sinn. Dimitri hätte genauso gut behaupten können das alle Tzimisce fliegen können wenn sie stark genug mit den Armen wedeln, Lurkers Gesicht wäre wahrscheinlich ähnlich entglitten.

Brenda..

Ich bin auf dem Weg zu Dir !

Das war alles, Lurker drückte das Gespräch weg und begann zu rennen, durch den prasselnden Regen lief er den Rest des Weges, denn er war ohnehin unterwegs zu der Zuflucht seine Freundes gewesen.
 
Zurück
Oben Unten