[15.10.2015] La Casa Blanca (Lf1-b5)

Falkenlust nachts.jpg
„Ah, la Casa Blanca - das Weiße Haus wie der Spanier sagt,“ atmete Gustav von Bredow erleichtert auf, als er auf dem Kiesbett vor dem Haus aus dem Wagen stieg. Die Nacht versprach ein äußerst erfreuliches Ende zu finden.
Frank ließ ein ganz wenig seinen Stolz durchscheinen, seinem Domitor dieses Prachtstück präsentieren zu können, aber er wartete ruhig im Hintergrund bis von Bredow die Atmosphäre aufgenommen hatte und seine Dienste wieder benötigt würden.

„Nun, was kannst du mir über das Haus erzählen?“ fragte von Bredow dann, als sie gemeinsam die Vorhalle betraten.
„Das Schloss Falkenlust wurde in der Zeit von 1729 bis 1740 von de Cuvilliés als Jagdschloss errichtet. Es verfügt über 6 Zimmer im Erdgeschoss und im 1. Stock. In den beiden Geschossen liegt in der Mittelachse ein Vorraum, der zu einem Salon führt. Dahinter befinden sich je ein Schlafzimmer, ein Kabinett und eine Garderobe für den Herren des Hauses und einen Gast. Es gibt noch einige Kammern im Dachgeschoss und außerdem eine Aussichtsplattform auf dem Dach von wo aus man die Falkenjagd verfolgen konnte. Ich bin mir nicht sicher, ob es noch unterirdische Räume gibt. Auf den alten Plänen, die ich gefunden habe, waren keine eingezeichnet, aber möglicherweise wurden sie nachträglich errichtet.
Falkenlust Grundriss.jpg

Das Haupthaus wird von 2 Nebengebäuden flankiert und es gibt noch eine Oktagonförmige Kapelle von 1730 in den Grünanlagen. Das Gelände wird von einem einem hohen, schmiedeeisernen Zaun begrenzt.“
Falkenlust_003-.jpgKapelle.JPG

Frank macht eine kurze Pause, als sie durch einige der Räume im Erdgeschoss wandelten und an einem lebensgroßen Portrait zu stehen kamen, dass im Speisesalon über dem Kamin prangte.
„Hierbei scheint es sich um den Finstertaler Fürsten zu handeln, für den das Jagdschloss ursprünglich errichtet wurde,“ merkte Frank das Offensichtliche an.
Von Bredow nickte nur nachdenklich. Er würde später gerne detailliert die Geschichte des Finstertaler Adels studieren, um mehr über diese Person herauszufinden. Vielleicht war es sogar ein Mitglied von Clan der Blaublütigen? Ganz unwahrscheinlich war dies nicht.
„1760 hat wohl der legendäre Casanova ein Galadiner für die hohen Damen der Gesellschaft von Finstertal hier gegeben,“ fuhr Frank unterdessen mit seiner Führung fort.

Das Thema der Falkenjagd zog sich kunstvoll durch alle Räume des Hauses, auch durch das Treppenhaus, über das sie nach oben gelangten. Hier verstärkte sich noch weiter der Eindruck von barocken Prunk, wenngleich auch eine weibliche Note deutlicher wurde. Die Vermutung bestätigte sich nicht zuletzt durch einen Blick in einen Kleiderschrank voller prachtvoller Kleider und Gewänder. Die Augenbrauen von von Bredow wanderten etwas nach oben.
„Wer sagtest du, war der letzte Eigentümer?“

Frank hasste es Wissenslücken eingestehen zu müssen und ärgerte sich über seine Unzulänglichkeit.
„Dies ist nicht ganz klar,“ musste er eingestehen. „Sicher ist, dass es von 1832 bis 1960 im Besitz der Finstertaler Unternehmerfamilie Giesler war. Momentan befindet es sich wohl unter der Verwaltung einer Stiftung des Landes, die aber die hohen Unterhaltskosten scheut. Ich habe ein Verkaufsangebot eines Maklers vorliegen, dass legitim erscheint.“

„Dann sollten wir uns alsbald mit diesem treffen.“
 
Zuletzt bearbeitet:
Der Diener blätterte.
"Das Haus war seid 1960 in Händen des Clan Ventrue und gehörte einer Melissa de l'Abricotier, einer Ahnin und früherer Primogena, es steht seid 2006 leer, zuständig ist ein Verwalter der Ventrue, ein Freiher von Walther, soll ich einen Termin machen?"
 
Am Abend darauf, konnte der Guhl mitteilen, daß er für den 25. einen Termin im Hotel El Privilego bekommen hatte. Der Termin war gegen Morgen und offenbar hatte Freiherr von Walther vor hier auch den Tag über zu bleiben, wer wußte schon was die Hohen Herren des Clans so noch im Sinn hatten.
 
Die Nacht des 25. hatte von Bredow wieder im Büro verbracht, das langsam Gestalt annahm, aber selbst in seiner rudimentären Form den Räumlichkeiten des El Privilegio vorzuziehen war. Von dort nahm er die Akte mit, die ihm sein Personal über das Grundstück zusammen gestellt hatte und fuhr dann mit einem Taxi zurück zum El Privilegio um rechtzeitig zum Termin wieder dort einzutreffen.
 
Wenn Bredow ins Hotel kam würde ihm ein Mann auffallen der sich sehr intensiv mit dem Manger des El Privilego unterhält. Die Ausstrahlung von dem Mann ist sehr stark. Wenn du näher kommst, merkst du, daß es um Immobilien geht und der Name "La Croque" fällt.

Von irgendwelchen Asylanten ist übrigens nichts zu sehen, wenn Gustav nicht wüßte, daß sie da sind, käme er nicht auf die Idee, daß es sie gibt.

Also du bist dur sicher, daß der Mann da beim Manager der Gesuchte ist.
 
Der Ventrue näherte sich den beiden auf Hörweite, wartete aber in einem respektvollen Abstand bis diese ihr Gespräch beendet hatten. Solange horchte er mal, worum es ging und versuchte dem Gespräch zu folgen. Er war nicht gerade unaufällig dabei und schaute immer wieder zu den beiden rüber, aber schließlich wollte er ja auch ihre Aufmerksamkeit gewinnen.
 
Die beiden Männer redeten noch ein wenig über Auslastungen, Ausfallersatz und Rentabilitätsspannen und dann gab der Manager Herrn Walther eine Karte und verabschiedete sich.

Der Ventrue drehte sich zu Bredow um und lächelte etwas. Sein Anzug war teuer, ebenso wie seine Schuhe und dass die Uhrkette und die Rolex aus puren Gold waren, verstand sich von selbst.

"Ah, da sind sie ja", sagte er. "Herr von Bredow nehme ich an."
 
„Das ist korrekt. Gut das Sie da sind. Darf ich Sie an der Theke noch auf ein Getränk einladen oder wollen wir uns gleich zurück ziehen, um das Geschäftliche zu besprechen? Wie ich sehe, haben Sie ja noch einige andere Termine hier und ich will Ihre Zeit nicht länger als nötig beanspruchen.“

Von Bredow war etwas direkter als üblich aber für Dienstleister konnte er nicht viel Geduld aufbringen und schließlich wurden sie für ihre Arbeit bezahlt.
 
"Sicher, sie können gerne etwas trinken, wenn sie möchten, ich bleibe lieber bei meiner eigenen Marke", erwiderte Walther sehr freundlich aber bestimmt. "Ich denke meine Lieblingsmarke wird hier nicht zu bekommen sein, ich mache in der Regel nicht überall eine Vorbestellung."

Dann deutete er auf den Aufzug.

"Wollen wir uns in meine Suite begeben?"
 
„Aber sehr gerne. Gehen Sie nur voran.“

Von Bredow war bereits gespannt, ob sie in einem Zimmer nicht unähnlich seinem eigenen enden würden, dass vor Lichteinfall geschützt werden konnte. Er hatte nicht damit gerechnet, dass sich jemand vom Blute mit in seinen Augen so niedrigen Aufgaben befassen musste.
Das erweckte doch erheblich sein Interesse an der Person des Freiherrn von Walther.
Immerhin war ein Freiherr oder Baron schon ein betitelter Adeliger und da sich von Bredow besonders für deutsche Adelsgeschlechter interessierte, überlegte er bereits, ob er von diesem Sprössling bereits gehört oder gelesen hatte.
Ansonsten würde er ihn nach der Geschichte seine Adelshauses fragen müssen, falls sich die Gelegenheit in der Konversation ergab.
 
Natürlich hatte Bredow schon von Walther gehört, wenn er darüber nachdachte, immerhin gehörten diesem in Frankfurt etliche Hotels und auch einige im Umfeld, er war einer der Schatzmeister des Clans und es war bekannt, dass er es liebte, sich um hochrangige Objekte des Clans persönlich zu kümmern. Auch galt er als zwar fairer, aber unerbietlicher Verhandlungspartner.

So fuhren sie in das oberste Stockwerk und Walther öffnete die Tür zu einer Suite, die wirklich exqisit war, irgendwie besser als sein Zimmer, durch den Wohnraum führte er Bredow in ein angrenzendes Büro.

"Setzen sie sich, Herr von Bredow." Das von wurde besonders betont, immerhin waren gerade die, die keinen Adelstitel hatten, oft stolz auf ein von. "Nun, sie haben das Objekt schon besichtigt?"
 
Von Bredow war durchaus geschmeichelt, aber ein viel zu erfahrener Geschäftsmann, um sich davon beeinflussen zu lassen. Er erwartete lange und zähe Verhandlungen, aber nichts genoss er mehr, wenn am Ende ein erfolgreicher Abschluss stand.

„Danke. Ja, ich hab eine ganze Reihe Anwesen in Finstertal begutachtet, unter anderem auch dieses und war durchaus zufrieden, mit dem, was ich gesehen habe. Ich hätte da noch einige Fragen, was die Geschichte des Hauses angeht, bei denen Sie mir eventuell weiter helfen könnten. Als erstes würde ich gerne wissen, ob die Vorbesitzerin Melissa de l'Abricotier oder andere Parteien noch Ansprüche auf das Haus erheben können.“
 
"Die Vorbesitzerin hat dieses Gebäude nach dem Zweiten Weltkrieg aufgekauft und für ihre Bedürfnisse ausbauen lassen, da ihr Mündel nur ihre Geldmittel genommen hat, bestehen keine weiteren Ansprüche und Madam de l'Abricotier wird mit Sicherheit auch keine Ansprüche mehr erheben, zumal sie keine direkten Nachkommen hat", erwiderte Walther. "Ich denke, sie müssen nicht wissen, was mit der Clansschwester geschehen ist."

Er blätterte ein wenig in den Unterlagen.

"Das Exposé haben sie bestimmt bekommen?!"
 
Es überraschte von Bredow schon ein wenig, dass um das Verschwinden der Madame so ein Geheimnis gemacht wurde. Auch ben Levy hatte bei ihrem ersten Treffen bereits angedeutet, das Finstertal jetzt einige Ventrue weniger hat und es war zu vermuteten, dass die Madame eine davon war. Diese Andeutungen eröffneten Gerüchten Tür und Tor und von Bredow schätzte diese Informationspolitik nicht, auch wenn er darauf vertraute, dass seine Ahnen sicherlich ihre Gründe hatten. Über die Gründe konnte er nur spekulieren, aber da es keine natürlichen Tode unter Kainiten gab, ging Madames Ableben vermutlich erhebliche Intrigen voraus mit einem blutigen Ende. Wäre sie lediglich Opfer ein Sabbatüberfalls oder von Werwölfen gewesen, gäbe es keinen Grund das zu verheimlichen, aber das Schweigekartell hatte etwas Anrüchiges, ein Schandmal auf ihr weniger ehrenhaftes Dahinscheiden, dass sich auch rückwirkend negativ auf die Hinterbliebenen noch auswirken konnte. Von Bredow beschloss es erst mal dabei zu belassen. Es gab keinen Grund eine Erklärung zu forcieren und mit etwas Geduld würde alles früher oder später ans Licht kommen. Immerhin hatte er jede Menge Zeit.

„Ich gehe davon aus, aber bitte weisen Sie doch noch einmal auf die Ihrer Meinung nach wichtigsten Eckdaten hin,“ wandte er sich wieder den eigentlichem Thema des Treffens zu.
 
Hätte Gustav die Wahrheit gekannt, hätte er nicht mehr gedacht, daß er Zeit hatte, aber so sonnte er sich in seinem Nichtwissen und seiner Wichtigkeit, hätter er gewußt, daß Walther deswegen hier war, weil sein Clan grundsätzlich jedem in Gelddingen der Versuch sein Gegenüber zu übervorteilen unterstellte, wenn nur ein Guhl da war, hätte er manches anders gesehen.

"Nun, wenn sie das Exposé verstanden haben, dann wissen sie, daß zu dem Gebäude ein Grundstück von ca 2500 qm gehört, Kellerräume gibt es nicht und solche sind auch nicht vorgesehen, für alle Eventualitäten gibt es eine Notstromanlage, es gibt auch die Möglichkeit eines Stillen Alarms.

Sie haben eine Wohnfläche von 871 qm und dazu eine Nutzfläche von ca 300 qm.
Eines der Nebengebäude ist mit einer verborgenen Garage ausgestattet und das andere verfügt über einen sogenannten Panic-Room.

Durch die heutige gute Wirtschaftslage der Stadt, die wir zu einem nicht unerheblichen Teil ihrem Clansbruder verdanken, beträgt der momentane Verkehrswert 10,5 Millionen Euro."
 
Meinem Clanbruder? Ich denke doch unserem. Aber aus Höflichkeit sagte er nichts dazu.
Also gut, lassen Sie uns feilschen.

„Also 12.000 Euro pro Quadratmeter übersteigt doch erheblich den langfristigen Mittelwert sogar von Hamburgs besten Villenvierteln, der im Schnitt bei 8000-9000 Euro liegt. Finstertal muss da erst noch zeigen, wie nachhaltig die momentane Entwicklung ist.
Der abgelegene Panikraum in dem Nebengebäude scheint Frau de l'Abricotier auch nicht geholfen zu haben und ihr ungewisses Schicksal in ihrer Zuflucht könnte auch mir blühen.
Die vergangenen 10 Jahre Leerstand haben sicherlich auch einen beträchtlichen Investitionsstau verursacht, der von mir erst noch wieder behoben werden muss.
Alles in allem denke ich, dass 8 Millionen ein angemessener Verkaufspreis sind und dafür spart sich der Clan die laufenden Instandhaltungskosten und das Objekt bleibt in der Familie... falls Sie nicht ohnehin beabsichtigen ausschließlich an blaublütige Personen verkaufen, in welchem Fall die Zahl der potentiellen Kunden entsetzlich gering wäre.“
 
Walther lachte. "10, 5 ist der Verkehrswert, wenn ich runtergehen soll, dann müssen sie schon noch etwas in anderer Form drauflegen", erwiderte er. "Hamburg ist schon lange kein Vergleich mehr, zu 8 Millionen hätten sei es 2010 noch bekommen, bevor die Stadt quasi Vollbeschäftigung hat."

Auf die Einwände ging er nicht ein. Immerhin wußte er, warum Melissa der Panikraum nichts genutzt hatte, das hatte damals Alexander Stahl zu Protokoll gegeben.

"Wenn sie genauso gut arbeiten und wirtschaften wie Herr Ben Lewi sollte an der Nachhaltigkeit kein Zweifel bestehen, der Clan wird da ein Auge auf sie haben, auch wenn uns nie der Prinzenstitz in der Stadt zu gesprochen werden wird, so soll die Stadt wenigstens wirtschaftlich den Ventrue gehören."
 
Puh, das brachte Herrn von Bredow erst so richtig in Fahrt und sein Blut in Wallung.

„Die Vollbeschäftigung spielt keine Rolle, wenn Sie nicht beabsichtigen ein Arbeiterwohnheim daraus zu machen. Die Anzahl der Millionäre, die für den Erwerb der Immobilie in Frage kommen, hat sich in den letzten 5 Jahren wenn überhaupt nur marginal verändert. Selbst die Inhaber der Zulieferbetriebe kommen erst langsam von ihren Schuldenbergen runter, die sie während der langen Rezession angehäuft haben. Ob ich meine ökonomischen Fähigkeiten und Absichten zum Wohl von Finstertal einsetze oder nur zu meinen eigenem, sei mal dahingestellt.
Wenn ich noch etwas drauflegen muss, kommen Sie mir auch nicht entgegen, sondern meine Ausgaben bleiben unverändert und verschieben sich nur in andere Bereiche. Ich wäre aber bereit 9 Millionen an den Clan über einen Zeitraum von mehreren Jahren zu zahlen.“
 
Irgendwie veränderte sich der Gesichtsausdruck des Ahnen, da hatte Bredow anscheinend etwas gesagt, was diesem nicht gefiel

"Wie lange brauchen sie um den Betrag zu beschaffen?" fragte Walther. "Sie können nicht erwarten, wenn sie 1,5 Millionen weniger bezahlen wollen, daß wir die den Betrag dann abstottern lassen und vermutlich kommen sie auch noch auf die Idee, ein zinsloses Darlehn zu bekommen." Wenn es um Geld ging hatte man im Clan wenig Verständnis, man ging einfach davon aus, daß man das Geld hatte, wenn man beim Clan etwas erwerben wollte.
"Ich habe ein Angebot der Stadt Finstertal, die dafür 10 Millionen mit einem Zahlungsziel bis zum 31.12.2015 anbietet. Es ist ein Objekt, das nun endlich verwertet werden sollte, aber natürlich zum entsprechenden Preis. Natürlich wäre es mir lieber, es bliebe im Clan, aber man kann nicht alles haben.

Wenn sie sich das Objekt nicht leisten können, hätte ich vielleicht ein anderes Angebot. Nicht schlecht von der Lage her, mit 12 Zimmern auf 420 qm, dazu eine Doppelgarage mit Kellerzugang, müsste ein wenig renoviert werden und steht seid 8 Jahren leer, deswegen könnten sie das Objekt günstig erhalten."

Er griff in seine Aktentasche und legte Gustav ein Exposé vor.
 
Zurück
Oben Unten