[15.05.2008] Zentrale an...

"So sollte es sein! Ist es aber nicht. In dieser unserer Welt heißt ein Gefallen, selbst wenn er für einen Freund ist, unter Umständen seine eigenen Überzeugungen zu verraten. Glaub mir, ich stand schon häufiger vor diesem Problem."

Das Thema war Jenny unangenehm.
Ihr stand deutlich ins Gesicht geschrieben, dass sie tatsächlich ein großes Problem damit hatte. Daher war es nur logisch, dass sie das Thema wechselte.

"Blut zur Versorgung? Scheint als würde nicht alles rund laufen?"
 
"Möglich. Es sind immerhin Werwölfe... Aber nein - Frau de Groote hat das Zeug aus eigenem Antrieb nach Burgh gefahren damit sie es im Zweifelsfall schneller verteilen kann. Eigentlich war das Café hier als Rückzugsort gedacht."

Oh verdammt! Marta hoffte, dass die Harpyie die anderen auch unterrichtet hatte. Wenn nicht soll sie hat wieder zurückkommen. Aber eigentlich hatte sie das Richtige getan - ein hungriger Vampir würde wohl kaum durch die halbe Stadt reisen nur um seinen Hunger an schalen, abgestandenem Blut zu stillen, wenn Burgh selbst wesentlich näher war. Sie warf einen kurzen Blick auf die Zeit.

"Ich weiß nicht wie lange so etwas dauern sollte. Gehört habe ich jedenfalls nichts."

Ein fragender Blick an Maya, die sich nicht weiter eingebracht hatte. Du darfst dich ruhig beteiligen, wir beißen nicht. Zumindest nicht Maya - auch wenn diese wirklich zum anbeißen aussah.
 
Jenny leerte ihren Kaffee, vergewisserte sich das sie gezahlt hatte und steckte die bestellten Sachen ein. Dann schwang sie sich von ihrem Hocker.

"Ich mach mich mal wieder auf den Weg. Scheint, als könnte ich im Moment nicht viel tun, außer zu hoffen das der Rest unserer Sorte die Stadt nicht zu sehr in den Abgrund gestoßen hat. Es heißt immer, überall übrigens, das Finstertal ein verfluchter Ort wäre, an dem das Grauen selbst zu Hause ist. Wenn du mich fragst sind wir das einzige Problem dieser Stadt. Hätte die vorvorletzte Geißel nicht versucht einen der Wölfe zu erschießen -grundlos- wäre es niemals zu diesem Krieg gekommen. Hätte sich irgendwer in den letzten paar hundert Jahren die Mühe gemacht Zacharii den alten Geistermageneten, in seinem Grab zu ermorden, vorzugsweise mit einem Flammenwerfer oder so, wären niemals tausende Plagen über uns hergefallen. Ohne uns Vampire, ohne die Gier nach Macht und Blut, wäre Finstertal einfach nur eine Stadt."

Ihr Blick wurde sehr ernst.

"Ich hatte mal nen Kumpel. Fabian. Der hat versucht etwas zu unternehmen. Den Sturz der Stadt und die Ermordung der Obersten.... Leider war er ein wenig zu forsch und ist gescheitert. Damals hielt ich ihn für einen verdammten Idioten. Heute aber.... ich weiß nicht. Die Welt wäre ein besserer Ort ohne uns. Meinst du nicht?"
 
"Ich glaube kaum. Unsereins gibt es auch anderswo - an Orten, die wirklich 'einfach bloß eine Stadt' sind. Und man muss kein Vampir sein um nach Macht zu streben - die meisten Menschen tun das auf ihre Weise."

Die Blutgier lies sie bewusst außen vor. Das hatte schon genug Scherereien verursacht und Jenny hatte bestimmt ihre eigenen Leichen im Keller. Natürlich war der Vorgang moralisch zumindest fragwürdig. Doch sicher würde keine von ihnen ernsthaft darauf verzichten wollen. Dafür war es einfach zu schön.

"So wie dein Kumpel - im Grunde wollte er doch auch bloß Macht darüber haben, wer weiter lebt und wer strirbt. Das nichts anderes als das, was die Geißel macht..."

Da lieber vor einem Ahnen im Staub kriechen, als dass so ein Spinner mich von meiner Existenz 'erlöst'!

"Was ist aus ihm geworden?"
 
"Du verstehst mich falsch! Fabian ging es alleine ums Chaos. Dinge wie Macht waren ihm scheißegal. Leider aber auch Worte wie Loyalität und Treue. Für seinen letzten großen Masterplan opferte der Wichser alles. Auch meine Freundschaft. Er hinterging mich und meine Freunde, verriet alles woran wir gearbeitet oder geglaubt hatten und scheiterte letztlich trotzdem. Ich wollte ihn töten, aber es ist ihm gelungen zu fliehen. Ich weiß nicht wohin, überall habe ich nach ihm gesucht. Ohne Erfolg! Aber ich vergesse nicht. Irgendwann kreuzen sich unsere Wege ein weiteres Mal.... und dann reiße ich ihm den Arsch auf."

Damit hatte Jenny die Ausgangstür erreicht.

"Mach's gut! Wir sehen uns..."

Sie drückte die Klinke hinab und trat hinaus.
 
Maya sah zu Marta, dann Jenny hinterher und zuckte die Schultern.

"Ich kenne sie nicht andere und man weiss nicht, was sie war, bevor sie eine von ihrer Art wurde", sagte sie dann. "Und diesen Fabian kenne ich auch nicht."

Dann piepte ihr Handy und sie schaute drauf.

"Das war Frau de Groot, es scheint vorbei zu sein, aber einige wollen noch zur Höhle." Etwas erstaunte sie das schon, das sah man ihr an.
 
Also mal kein verrückter Prediger sondern ein waschechter Anarch. Das waren mal gute Neuigkeiten. Die Abschussliste solcher Leute deckte sich nämlich meist mit der lokalen Hierarchie - und da war Marta nun mal ganz unten. Trotzdem ist der Typ ein Sicherheitsrisiko. Marta würde lieber auf der Hut sein, sollte sie jemandem mit dem Namen 'Fabian' begegnen. Weil es da ja so wenige gibt... Doch Jenny war schon halb aus dem Café daher gab es wohl keine weiteren Hinweise.

"Ja, mach's gut!"

Der Gedanke, vielleicht nochmal bei Maya nachzufragen, viel beinahe sofort flach. Stattdessen gab es endlich mal eine Meldung von der 'Front'.

"Hat sie etwas über das Ergebnis geschrieben? Diese 'Höhle' ist die Mine, oder?" Ich dachte da gab es eine Extra-Truppe?
 
"Ich gehe mal davon aus, daß es die Mine ist", erwiderte Maya und hielt Marta dann die das Handy mit dem Display hin, in 160 Satzzeichen war nicht soviel Platz um Romane zu schreiben.
"Also von Verlusten steht nichts dabei, aber das werden wir schon noch erfahren, denke ich. Vielleicht ist in der Mine was schiefgegangen."

Die Guhlin wußte nicht wirklich viel darüber.
 
Nicht gerade aufschlussreich... War aber nicht anders zu erwarten. Die Harpyie war wohl kaum der Typ für militärisch präzise Informationsübermittlung. Marta zuckte mit den Schultern.

"Tja - dann werden wir wohl warten, bis es weitere Neuigkeiten gibt."

Sie war kurz unschlüssig, ob sie sich ein Getränk zum Zeitvertreib bestellen sollte, entschied sich dann aber dagegen. Hier einen Cocktail zu schlürfen, während die anderen kämpften, war mindestens unhöflich. Außerdem war sie ja sozusagen 'im Dienst'.

"Wenn ich mir die Frage erlauben darf: Sind sie dem Herrn Buchet schon einmal begegnet?"

Wäre schön zu wissen, für wen ich mir hier die Beine in den Bauch stehe. Das der ehemalige Prinz gute Kontakte zu den Hexern pflegte, war ihr ja schon bekannt. Naja - und das er ein Kunstliebhaber ist... Wer hätte das gedacht!
 
"Nein, ich habe ihn nicht getroffen, aber laut meiner Chefin muss er ein sehr guter Prinz sein", erwiderte Maya. "Ich bin ja kein Kainskind und von daher muss ich mich nicht vorstellen oder sowas."

Sie sah auf das Display und wählte dann die Nummer von Helena, doch irgendwie war deren Telefon gerade nicht erreichbar.

"Die scheinen wohl schon in der Mine oder Höhle zu sein. Haben sie jemanden, den sie fragen können?"
 
"Ich habe zwar die ein oder andere Nummer, glaube aber nicht, dass ein Anruf jetzt so viel bringt."

Außerdem bin ich niemandes Kindermädchen. Sollte tatsächlich jemand die Zeit haben den Anruf entgegenzunehmen, dann hätte er oder sie auch genug Zeit hier anzurufen, wenn es Probleme gab. Kein Grund jemandem auf die Nerven zu gehen.

"Verlassen wir uns erstmal auf Frau de Groote - bis zum Sonnenaufgang ist es ja noch eine Weile."
 
Die Zeit verging und der Sonnenaufgang rückte immer näher. Immer noch nichts... Natürlich konnte das lediglich an der Mine liegen, doch selbst dann... Bald geht die Sonne auf... Ein Blick auf die Zeit. Noch eine Stunde. Marta sah fragend zu Maya hinüber. So langsam läuft uns - mir - die Zeit davon. Sie hatte noch eine begrenzte Hoffnung, dass Maya noch etwas erfahren hatte, als sie einge Zeit vorher kurz in den Hinterräumen verschwunden war. Aber dann hätte sie doch etwas gesagt.

"Immer noch nichts?"

Wenn sich nicht bald etwas tat, musste sie etwas unternehmen. Rettungsversuche fielen sicherlich aus. Dazu hatten sich weder die notwendige Stärke noch die nötige Zeit. Und wenn du nicht rechtzeitig loskommst... An einem öffentlichen Ort zu übertagen war ihr nicht recht geheuer, selbst wenn es sich um ein überwachtes Elysium handelte. Oder gerade weil es sich um ein überwachtes Elysium handelte. Warum kann sich nicht endlich jemand melden?
 
Was zum... Diese verdammte Ghulin schien sie zu ignorieren und verschwand dann auch noch im Hinterzimmer. Hey Mädchen - deine Herrin ist da draußen! Was glaubst du was die mit dir machen, wenn sie nicht zurückkommt. Realistisch gesehen war die Chance gut, dass jemand Anspruch auf die Dienerin anmeldete - vergleichbar ebenmäßige Personen waren kaum zu finden. Sollen sie von inneren Werten reden, wie sie wollen...

Doch im Moment gab es andere Sorgen. Die Zeit wurde knapp und schließlich hatte Marta die Entscheidung getroffen, noch zu warten. Bis jetzt. Der erste Anruf ging an Helena. Sollte das nicht funktionieren standen noch Trapper und ben Levy - in dieser Reihenfolge - auf der Liste. Dienstweg einhalten... Marta hoffte, dass sie wenigstens einen erreichen konnte, denn danach kam die Harpyie. Und schließlich die Akademie, sollte es nötig sein. Bitte nicht...
 
Maya hatte nur den Kopf auf die Frage geschüttelt und sich denn entschlossen mit Jonathan zu sprechen, was dann aber doch Marta nicht mitbekommen musste, wenn sie nicht lauschte.

Auch der schien anzufangen was zu organisieren und da er wußte wo Helena schon überall übertagt hatte, war in er in dem Zusammenhang noch nicht so wirklich besorgt, zudem hatte ihm die Caitiff gesagt, daß er es merken würde, wenn ihr was passiert.
 
Es klingelte dreimal auf Moishes Festnetznummer bevor abgehoben wurde. "Apparat ben Levy, sie sprechen mit David" meldete sich eine freundliche Männerstimme.
 
David? Einer seiner 'Angestellten'? Marta schien heute immer die Angestellten abzubekommen. Aber wenigstens erreichst du jemanden. Marta war erleichtert, ließ sich aber nicht anmerken. Die stimme am Telefon klang, wenn überhaupt, geschäftlich.

"Guten Morgen, hier ist Hagen. Ist ihr Vorgesetzer in der Nähe?"
 
"Herr ben Levy ist derzeit leider nicht abkömmlich." antwortete David mit einem freundlichen Lächeln in der Stimme während er sich fragte ob er diese Frau Hagen kannte. Moishe hat irgendwas von einem nächtlichen Spaziergang in unserer Nacht hier erzählt, aber allzu vertrauensselig darf ich auf dieser Leitung nicht sein, hier rufen auch zu viele sterbliche Bekannte von Moishe an. "Kann ich Ihnen vielleicht weiterhelfen Frau Hagen oder Herrn ben Levy etwas ausrichten?"
 
Noch während Marta telefonierte, kam bei Maya eine SMS an.

"Maya, bitte trommeln sie alle Guhle mit Autos zusammen, damit diese zur Mine fahren, es könnte knapp werden, wenn die Leute da raus kommen. ADG"
 
Damit hatte sie schon einmal die richtige Adresse erwischt. Allerdings war immer noch nicht ganz klar, in wie weit der Herr an der anderen Seite mit ihren Machenschaften vertraut war. Also wieder um den heißen Brei herum.

"Herr ben Levy war diese Nacht mit einigen Kollegen an einer Unternehmung beteiligt, die scheinbar noch andauert. Da die Zeit ja mittlerweile doch etwas fortgeschritten ist, wäre es vorteilhaft, ein Update bezüglich des Status zu haben. Vor allem wenn man die möglichen Folgen bedenkt..."

Der Stimme nach zu urteilen hätte es sich genau so gut um eine weit überzogene Besprechung handeln können. Und jetzt zum Punkt.

"Von meiner Seite reicht die Information, ob noch alles wie geplant verläuft, oder ob es zu Komplikationen kam."
 
"Ich bin nicht über den Verlauf der aktion informiert, kann Ihnen nur sagen das es wohl eine erfolgreiche Zusammenkunft gab und man sich danach entschieden hat weiterzuziehen um die begonnene Arbeit abzuschliessen. Über den Verlauf des zweiten teils des Abends bin ich nicht informiert und vermute das Herr ben Levy dort über kein Telefonnetz verfügt."
 
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