In der Mine ? Das war für sie im Moment in der Tat nur... mittelbar hilfreich. Aber man konnte nicht alles haben, und was Helena und die Vorbereitungen für morgen anging würde sie sehen müssen wie weit sie mit dem kam, was zur Verfügung stand. Wenn sie bloß mehr Zeit hätte ! In Situationen wie diesen fühlte sie wieder diesen leichten Anflug von Frustration, der sich in ihr aufstaute, wenn sie merkte wie sie einigen Situationen immer noch mit der Hilflosigkeit eines Kükens gegenüberstand, und auch die Problemlösestrategien die sie hatte, nur teilweise aushalfen, weil immer noch zuviel außerhalb ihres Einflusses lag. Problem war, durch solche wenig internen Monologe verschenkte man bloß noch mehr Zeit und erreichte nichts. Es mußte sich was tun, sobald sich etwas tat, konnte man sehen, was man dabei rausholen konnte.
"Ich verstehe, trotzdem vielen Dank, Josef !"
Sie überschlug die Situation nochmal. Kein Grimm, kein Schwarzenberg, keine McKinney würden ihr hier raushelfen. Wenn man es produktiv sehen wollte, war das eigentlich kaum ein Unterschied zu sonst, nur eben, daß sie nichtmal dann nach was fragen könnte, wenn sie gewollt hätte. Leicht verschärfte Prüfungsbedingungen, sozusagen. Sie stieg die Treppe wieder herab. Wie es aussah, würde sie tatsächlich ein paar Änderungen einbauen müssen und dann sehen, was die ihr zugänglichen Bereiche der Bibliothek hergaben. Aber erstmal würden sie sehen, was genau sich Helena auf die Wunsch- oder Vorstellungsliste geschrieben hatte, das würde alles andere maßgeblich beeinflussen. Aber erstmal anfangen. Spontan fiel ihr eine alte Phrase aus ihrer Kindheit ein, die diese Situation gut zusammenfaßte.
'Räder müssen rollen für den Sieg !'
Haben die damals ne Ahnung gehabt... dachte sie ironisch. Wenns nicht so ernst gewesen wäre, hätte sie drüber lachen können.
Ihr Ghul, saß zwischen einem Telefon, einem Haufen Papiere und einem Block voller Zahlen und Formeln. Man sah ihm deutlich an, daß in jedem Comic bereits wahlweise eine große Rauchwolke oder eine Menge Zahnräder über seinem Kopf zu sehen wären. Er hatte sie noch nicht bemerkt, also beobachtet sie ihn kurz, wie er am machen und tun war. In manchen Augenblicken machte er es ihr einfach viel zu leicht zu vergessen, weshalb sie ihn in ihre Dienste geholt hatte, aber in Situationen wie diesen bewies er seinen Wert. Naja, genug von der Gefühlsduselei, sie schritt vernehmlich auf seinen Standort zu.
"Was haben wir ?" wollte sie wissen. Der Ghul sah kurz auf, unterbrach seine Arbeit allerdings nur kurz. "Das meiste sollte einigermaßen pünktlich dasein, ein paar Sachen laufe ich noch hinterher. Die Salpetersäure macht mir Sorgen, aber mit ein bißchen Geduld und Spucke kriegen wir die auch noch !" Die Säure... natürlich. Ohne die würden sie nichtmal richtig anfangen können, wo wäre denn auch der Witz, wenn es mal nicht hakte ?
"Gut, bleiben sie am Ball. Ich werde ihnen noch genauere Instruktionen zukommen lassen, kann sein, daß sie das Feuerwerk ohne mich abbrennen müssen. Kriegen Sie das hin ?" Calvin starrte seine Chefin eine Weile nur starr an. Daß er ziemlich schwer schluckte, war fast zu hören, aber im Moment konnte sie nicht ausmachen, ob er versuchte, sich mit dem Gedanken abzufinden oder ob er einfach nur abgeschaltet hatte, damit er nicht panisch schreiend im Kreis lief. Sie wußte ja nun, daß er noch nicht die Flexibilität und Improvisationsbereitschaft aufwies, die sie sich zu Thema 'äußerst kurzfristiges Umdisponieren' von ihm wünschte, auch wenn er auf einem guten Weg war.
"Sie wissen was Sie zu tun haben und was auf dem Spiel steht. ich weiß, Sie werden einen guten Job machen, auch wenn Sie das noch nicht wissen."
Sie klopfte ihm auf die Schulter und begab sich zum Empfangsbereich, wo Helena auch bald auftauchen würde.