[12.05.2008] Ein Brief an die Hüterin

Antonia nickte kurz, doch das konnte Helena ja nicht sehen.

"Ja, habe ich getroffen, wollte für eine Jugendmusikschule sammeln, leidlich brauchbare Stimme und mit etwas Technik läßt sich aus seinem Spiel was machen. Ansonsten der typische Junge, dem immer alles zuviel war und dem nie jemand gezeigt hat, dass er nicht der Herr der Welt ist. Hält sich anscheinend für einen Anarchen, wieder so einer wie Richard oder Estebhan, die sterben nicht aus.
Hat er dir auch das Lied gesungen, wie lieb die Anarchen in LA waren?"
 
Upps, hatte die Harpyie etwa schon ihren Richtspruch über Jack gespochen? Naja, dann würde es ihr bestimmt gefallen, daß er die Hüterin im Elysium bedroht hatte.
"Ja, und weil ihn die Barone von LA so toll fanden, ist er jetzt hier und tut als wäre er Graf Koks vom Gaswerk." Helena lachte. "Er dachte hier in meinem Büro den dicken Maker markieren zu müssen und wurde sauer, weil ich wohl etwas konnte, was er nicht kann. Jedenfalls hat er mich im Elysium bedroht." Dann kam ihr das mit der Musikschule zu bewußt sein.
"Der will was mit Jugend machen? Halte ich für keine gute Idee, wer weiß, geistiger Missbrauch, wenn er denen seine verdrehten Gedanken einpflanzt ist noch das geringste, aber wer weiß auf was für Ideen so einer noch kommt."
 
Daran hatte Antonia noch nicht gedacht, sie hielt ihn bis jetzt einfach nur für einen kleinen vorlauten Spinner, aber es stimmte natürlich, kaum einer, der Neuankömmlinge hatte sich als ehrhaft erwiesen. Im Gegenteil, alle haben sie den Schwanz eingezogen, als es um was ernsthaftes ging, warten ob die Grossen fallen und dann die gierigen Finger ausstrecken um das eine oder andere einzusacken, das sie in ihrer Unfähigkeit nie bekommen würden.

Vorallem, die die nicht so ganz zur ehrenwerten Gesellschaft gehörten, hatten hier immer ein Auskommen gehabt und die trauten sich am wenigsten was zu sagen oder zu fragen.

"Ich werde mal sehen, was sich so in den anderen Städten über ihn erfahren läßt, vielleicht gibt es ja was, Trunksucht, Randale in Hotels, unerklärliche Unfälle, Drogen, der läuft so neben der Spur, der kann nicht sauber sein."
 
"Gut, hör dich um, ansonsten walte deines Amtes."

Zum ersten Mal seid die Archonten da waren, war sie froh darüber, denn Oliver Buchet hätte vermutlich nur zu ihr gesagt: Helena sehen sie zu, wie sie die Sache so in Grenzen halten, daß es nicht die Maskerade stört.

Hatte sie doch Jahrzehnte lang die Hände schützend über die Unfreien und Caitiff gehalten und hatte nun schon geplant eine Initiative zu starten, daß die Caitiff überall anerkannt würden. Das alles würde sie sich bestimmt nicht durch so jemanden wie Jack kaputt machen lassen.
 
"Ich walte meines Amtes und werde als erstes in der Kunstakademie melden, dass Herr Cunningham ab jetzt keinerlei Status mehr hat und beantrage seine Unfreiheit", erwiderte Antonia. "Es ist ausgesprochen ungeschickt, dass Clan Brujah jetzt keinen Primogen mehr hat." Ein glucksendes Lachen. "Ich sehe schon kommen, die werden dir zu geordnet.

Ansonsten werde ich sehen, was sich finden läßt und auch was es so über seine Militärzeit gibt, vielleicht unangenehm aufgefallen. Stell ihn doch beim Kampf zusammen mit dem Duke in die erste Reihe. Wobei ich schätze es gibt was, was größer ist als seine Klappe, seine Feigheit."

Es klingelte irgendwo im Hintergrund.

"Meine Schüler kommen, ich melde mich später bei dir."
 
"Ich werde mich gegen die beiden Volltrottel wehren", entgegnete Helena noch. "Und ich will nicht verlieren, weil die Brujah unfähig und machtgeil sind. Vielen Dank jedenfalls, bis später."

Dann legte sie auf, es war schließlich noch mehr zu tun. Das Hotel war auch überfüllt ohne Ende.
 
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