AW: [07.05.2008] Treffen mit Lurker
Das waren immerhin ein paar Neuigkeiten. Eigentlich wären die privaten, kleinen Fehden zwischen einzelnen Blutsaugern nur eine Fußnote in Nächten wie diesen, wo Wohl und Wehe der gesamten Domäne auf dem Spiel standen. Überall sonst wäre so eine Information sicher einen ordentlichen Preis Wert, nur Finstertal hatte das verdammte Problem keine normale Stadt zu sein. Dennoch wusste Lurker nicht nur den Wert solcher Dinge korrekt einzuordnen, nein, Informationen die Stray betrafen hatten auch stets oberste Priorität.
Lillian Flynn? Lilly, die neue Brujah?...Interessant.
Das pikierte Stirnrunzeln wich wieder der bekannten Mischung aus Amüsement und Grübelei. Dabei schlang er einen seiner Arme um den eigenen Leib und hob die Hand des anderen Armes so, dass er mit dem Zeigefinger vor seine Schneidezähne tippen konnte. Es machte Klickende Geräusche, während er dies hin und her wälzte.
Lilly hatte eigentlich keinen üblen Eindruck gemacht und hatte sich nicht nur korrekt verhalten, sondern sich vor zwei Nächten, als Lurker sie hier im Nosferatu Gebiet aufgegabelt hatte, auch als potentielle Verbündete einer Anarchen Front geoutet. Zusätzlich hatte sie sich um den merkwürdigen zweiten Streuner gekümmert, der hier plötzlich aufgetaucht war und hatte diesen zur Akademie geschleift. Zumindest hatte er das ihrem Gespräch entnommen, dass er belauscht hatte. Er durfte sich im Augenblick nicht dabei erwischen lassen, dass er die Pläne seiner Tochter offiziell unterstützte, denn die Oberen des Clans hatten ihm eindeutig Camarilla Treue verordnet, aber er konnte sich immer noch einmischen und diese sich möglicherweise anbahnende Fehde beenden. Nicht nur, weil es im Augenblick dringendere Probleme gab, sondern auch, weil er potenzielle Verbündete für seine Tochter in der Stadt haben wollte. Wenn diese von Clan Brujah waren, dann galt ihm das als umso besser, denn der Clan der Krawallbrüder war mit Enio unter guter Führung und nützlich. Schließlich nickte er sachte und griff nach einem kurzem Blick und einem Nicken auf den Zettel das Stück Papier wieder und notierte eine zweite Nummer darauf.
Das ist eine gute Information. Ich danke dir. Ich habe diese Frau Flynn vor zwei Tagen hier in unserem Gebiet getroffen. Sie war auf der Suche nach Stray und hat durchblicken lassen, dass sie Tendenzen zu den Anarchen hat, oder diesen zumindest nicht abgeneigt ist. Sie machte einen ganz vernünftigen Eindruck, könnte aber natürlich immer noch ein falscher Fünziger sein. Wenn dem so ist, mache dir keine Sorgen. Entweder wird sie dann mit auf die Liste der vermissten Personen wandern, oder, was wahrscheinlich unangenehmer für sie werden würde, Stray bekommt sie selber in die Finger und zerreißt sie wie eine nasse Papiertüte. Wenn sie ehrliche Absichten hat, könnte sie uns aber noch von Nutzen sein. Ich werde mit der Brujah sprechen und auch mit Stray. Hoffentlich bevor sie Flynn zu fassen bekommt und einkassiert.
Er grinste Nagaj verschwörerisch zu. Scheinbar war der Nosferatu von der Wehrhaftigkeit seiner Tochter überzeugt. Er hatte ihr auch versprochen sie nicht dauernd beschützen zu wollen, aber das war natürlich nur ein Lippenbekenntnis. Jedesmal, wenn sie sich Gefahr brachte und das war im Grunde jede Nacht, sorgte er sich um sie und würde sich mit einem ganzem Bus voller Werwölfe anlegen, wenn es denn sein musste. Gleichzeitig hatte er aber zugestimmt, sie nicht zu bevormunden.
Wenn er sich in diese Sache mit Lillian Flynn einmischte, tat er dies schließlich auch nicht um seine Tochter zu beschützen, sondern damit sie die Brujah nicht ausstopfte und so ihre wunderbaren Beziehungen zum Clan der Proleten nicht den Bach runterging. Zumindest würde er es ihr gegenüber so verkaufen, damit sie ihn nicht schalt, weil er sich wiedereinmal einmischte. So waren Väter nunmal.
Er hatte den Neuen also mit dem Wissen bezahlt, wer Lillian Flynn war und das sie dem Clan durchaus schon bekannt war. Das war die Information um den sich anbahnenden Streit absolut Wert. Für gewöhnlich nahm man keinen Preis von Clansbrüdern oder Schwestern, aber es war höflich sich mit einer Aufmerksamkeit zu bedanken und außerdem mochte es noch wichtig für Nagaj sein. Blieb noch die Frage zum morgigem Treffen.
Wir werden sehen. Wenn eine Uhrzeit feststeht, wirst du sie erfahren. Ich werde versuchen das Treffen so früh wie möglich abzuhalten.
Wahrscheinlich würde wieder eine Katastrophe die Nächste jagen, aber was sein musste, musste eben sein. Er konnte seine Familie nicht durch die Stadt laufen lassen, ohne dass sie im Bilde waren was vor sich ging.
Zur Kommunikation kannst du ruhig die üblichen Kanäle verwenden. Lerne die Stadt zu lesen, du wirst sehen, dass unser Netz hier sehr gut ausgearbeitet ist. Es gibt überall in der Stadt tote Briefkästen und auch Adressen bei denen man Nachrichten hinterlassen kann, so dass sie weitergereicht werden. Außerdem kommunizieren wir hier über Wände und Plakate indem wir unsere Nachrichten als diese Schmierereien der Menschenkinder tarnen...Graphiti nennen die Halbstarken das. Oder wir schalten Kleinanzeigen in der lokalen Presse mit bestimmten Kodewörtern. Wir benutzen die üblichen Verschlüsselungen unseres Clans um sie zu lesen. Das übliche halt.
Jeder Nosferatu kannte Diverse Möglichkeiten um Nachrichten für Andere zu hinterlassen. Gerade weil die schrecklichen Mobiltelefone Lurker ein Graus waren, arbeitete er hier besonders Intensiv mit diesen Zeichen und geheimen Botschaften. Ein Nosferatu der wusste wonach er Ausschau zu halten hatte, konnte sich praktsich ohne Karten oder Pläne durch die Stadt bewegen, indem er einfach nur 'die Stadt las' wie er sich ausgedrückt hatte. Auch Tiere taugten zum Überbringen von Nachrichten. Nagaj würde sicher wissen was gemeint war. Es mochte dem neuem Nosferatu umständlich vorkommen ohne Emails, Instant Nachrichten oder Mobiltelefon zu arbeiten, aber spätestens wenn einmal ein Sabbat Großangriff auf die Stadt den Strom lahm legte und alle Leitungen nach Außen kappte, würde er die alten Wege seines Blutes wohl zu schätzen lernen.
Lurker nickte ihm Aufmunternd zu und ergriff eine der Sprossen.
Dann wünsche ich dir noch eine erfolgreiche Nacht und sieh zu, dass du dir einen wirklich sicheren Unterschlupf suchst. Ich meinte dass völlig ernst mit den letzten Brüdern die hier her gekommen sind. Deren Unterkünfte waren anscheinend nicht sicher genug. Also bis morgen Nacht.