[07.05.2008] Es wird Zeit aufzufallen

Das Arkanum

Atheist von Gottes Gnaden
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An Tagen wie diesen war Delta froh, wenn sie nicht an die Oberfläche musste. Es regnete und noch schlimmer als sein Dasein als Nosferatu zu fristen, war es sein Dasein als nasser Nosferatu zu fristen. Der Regen strömte von der Oberfläche in den Untergrund der Stadt und machte sicher einige Wege für geraume Zeit unpassierbar. Die alte Kanalisation bot jedoch genug Raum, dass man auf andere Routen ausweichen konnte, um an sein Ziel zu kommen - ganz besonders mit einem solch erfahrenen Lotsen.

"Los, dann zeig mir mal, wo die anderen sind!" Die Worte blieben unausgesprochen, doch die kalten, blutunterlaufenen Reptilienaugen verstanden sie.

Out of Character
Wer mag? Eldrige oder Kalanni?
 
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Das Wasser war seit dem Ende des Tages mehr und mehr angeschwollen. Zuerst nur in nebelfeinen Tröpfchen doch mit jeder Stunde verdichtete sich dieser Schleier in der Luft zu Regen. Beharrlich fiel es und füllte die Rinnsteine, floss über die Straßen und lief durch die Gitter und Abflüsse hinab in ihr Reich. Schlick und Schlamm hatten sich um sie gesammelt und sie in eine schleimige Decke gehüllt, unter der sie ihren trägen Gedanken nachhängen konnte. Ein Herzschlag vollzog sich unendlich langsam, ein Atemzug dauerte an und war so flach und kaum wahrnehmbar, dass ihn niemand außerhalb ihres Körpers wahrzunehmen vermochte. So konnte sie überdauern und abwarten.

Nur selten musste sie sich hinaus stemmen aus ihrem dösigem Schlaf und durch ihr unterirdisches Revier schleichen, hinüber zu dem altem Klärbecken, wo so angenehm oft ertrunkenes, aufgequollenes Fleisch auf sie wartete. Katzen, Hunde, Menschen. Kalt und mit schlammigem Abwässern vollgesogen ließ sich alles gleich angenehm zerreißen. Alles Fressen unterschied sich somit nur in der Größe.

Jetzt näherte sich aber etwas anderes. Eine von ihnen. Die Neue. Die Gute. Die nicht so geizig war von sich zu geben. Die Nähe der wandelnden Leiche ließ ein Auge aus seiner ledrigen Ruhestätte gleiten. Ganz sachte hob sie den Kopf und schuppige Nüstern öffneten sich, sogen testend die muffige, vergorene Luft des Kanals in sich auf. Es war gut, dass die Neue hier war. Sie fühlte sich stärker, seit dem letztem mal.

Die Leiche suchte die Anderen. Sie fühlte, dass sie ihre Art suchte. Was mochte sie wohl von denen wollen? Aber die Kadaver rotteten sich immer zusammen. Dauernd hockten sie aufeinander, befühlten und betatschten gegenseitig ihr geschundenes, verfluchtes Fleisch. Sie brauchten einander. Es war nur eine Frage Zeit gewesen, bis auch diese hier zu ihnen wollte. Aber was war, wenn die Neue erst bei den Anderen war? Dann würde sie sicher nichts mehr von ihr bekommen. Die Leichen brauchten einander und sie waren niemals schlecht zu ihr gewesen, aber seit die Alte weg war und der Andere in ihrem Revier war, hatte sie nichts mehr bekommen.

Sie würde sie für die Neue finden. Der Duft und der Hunger nach Blut wanderte durch die Poren des empathischen Bandes zu der Nosferatu. Der Alligator öffnete sein riesiges Maul ein Stück und ein Brodem aus Fäulnis und Tod schwängerte die Luft zwischen Delta und dem Tier. Sie fühlte ein leichtes Zerren und drängen in ihrem Innerem. Es war leicht zu erraten, was die schuppige Panzerechse von ihr wollte, bevor sie sich auf den Weg machten.
 
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War es wirklich so einfach? Blut gegen Loyalität. Delta hatte es bereits oft erlebt, was Blut aus den Adern eines Vampirs mit Mensch und Tier tun konnte. Der geistigen folgte oft die körperliche Verwahrlosung. Vitae mochte dem Körper zwar einen gewissen Grad der Stärke und Zähigkeit verleihen, doch diese Geschenke waren im Vergleich zu den langfristigen Folgen eines solch parasitären Lebens zu setzen. Nicht das sich Delta aus Menschen machte - ja, die Zeit veränderte einen, besonders die Zeit als Nosferatu - doch blieb die Frage Kosten und Nutzen einer solchen Beziehung abzuwägen. Ganz klar, diese Beziehung im Speziellen hatte zur Zeit einen gewaltigen Nutzen, doch hieß es vorsichtig zu sein, dass dies auch so blieb.

Delta biss sich mit ihren unorientierten scharfen Fängen in den ausgemerkelten Unterarm und hielt ihn über das Maul des Alligators. "Fein. Bald wird es dir besser gehen. Wir sind jetzt Freunde und ich werde dich nicht alleine lassen, wie es die anderen gemacht haben. Versprochen." Die Echse sollte sich erstmal an ihr neues Frauchen gewöhnen, sie sollte soviel haben, wie sie wollte. Später würde es ihr schwerer fallen sich Deltas Willen nicht zu beugen.
 
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Die ersten Spritzer des Blutes benetzten die bebende Zunge des schuppigen Riesen, der begierig wartete. Wo sie auftrafen war es, als schlügen winzige Meteoriten aus Wonne in sie hinein. Zuerst war es wie Feuer, dann wie Eis. Mit einem Knistern der Nerven verästelte sich der Geschmack, zuckte hier hin und dort hin um dann in einer wohligen Welle zu verebben. Blut war niemals etwas schlechtes. Es war normal, dass es aus dem Futter herausspritzte, wenn man es zermalmte. Aber das Blut der belebten Leichname war etwas völlig anderes. Es sorgte dafür, dass man wuchs, weit über das gewöhnliche Maß hinaus. Man fühlte sich größer und man fühlte sich nach mehr. Je mehr man davon trank, desto klarer wurden die Dinge. Plötzlich sah man Vernetzungen und Zusammenhänge, wo ansonsten nur roher Instinkt arbeitete. Futter war gut, aber wenn man einen Plan machte, konnte man mit wenig Mühe viel mehr und viel besseres Futter bekommen. Dafür benötigte man aber zunächst das Bewusstsein, dass es so etwas wie Pläne überhaupt geben konnte. Das war die eigentliche Macht des Blutes. Natürlich gab es enorme Stärke, aber sie war niemals schwach gewesen. Sicher dehnte es die Zeit, aber ihre Art war ohnehin langlebig und wurde alt, das spürte sie in ihren Knochen und im Gesang ihrer Ahnen. Das alles waren aber nur nette Spielereien. Viel wichtiger als alles, war das Bewusstsein. Dessen wurde sie sich gerade klar. Alleine dass sie so etwas fühlte, machte deutlich, dass sie langsam wieder die Alte wurde.

Es war ihr leicht möglich den Impuls zu unterdrücken, die Neue zu packen und zu verschlingen, obwohl sie voll von diesem köstlichem Blut war und es sicher eine Freude sein musste, wenn sie ihren Kiefer mit einem lautem Knall um den dürren Körper der Untoten zuschnappen ließ. Knochen würden Bersten und ihr Lebenssaft würde wie eine Blase zerplatzen und in ihren Schlund spritzen. Aber es war klüger dies nicht zu tun. Wenn man die Dinger zerfetzte und auffraß, konnte man nicht auf lange Sicht von ihnen nehmen. Außerdem schmeckten diese Leichen nicht wie richtige Leichen. Sie zerfaserten zu übel schmeckendem Staub, den man kaum geschluckt bekam, und der sich erstickend auf den Rachen legte. Nein, es war viel besser mit dieser hier zusammenzuarbeiten. Das hatte sie zuvor auch schon mit der anderen Leiche getan. Die, die fort gegangen war.

Die Echse erhob sich in ihrer Kammer und es war ein einschüchternder Anblick, wie sich der Koloss aus narbig, verschuppter Haut, knorrigen Panzerplatten, Klauen, Zähnen und einem Schädel so groß wie ein Kleinwagen herumwälzte. Wie konnte so etwas sich nur hier unten verstecken? Es gab hier mit Sicherheit mehr Gänge und Wege, die zu klein für dieses Ding waren. Die Antwort lag wohl in dem feinem Summen aus dem Bewusstsein des Tieres, dass klar machte, dass es nicht nur keine Angst vor den Untoten hatte, sondern regelrecht um sie zu wissen schien und sogar ein Gefühl hatte, wo sich noch mehr ihrer Art aufhielten. Wenn dieses Ding mit den Vampiren verbunden war, dann hatte es sich vielleicht einen Teil deren Talente angeeignet? Tiere dieser Art waren es gewohnt ungesehen und aus dem Hinterhalt anzugreifen. Sie schlichen sich an ihr Opfer heran, ungesehen, unbemerkt und schlugen dann völlig überraschend zu. Was wäre wohl, wenn dieses natürliche Talent durch die Künste der Verborgenen unterstützt würde?

Der mächtige Schwanz schlug aus, wand sich aber so geschickt und geschmeidig in der kleinen Kammer herum, dass er nichts berührte, außer schlammigem Wasser, das aufspritzte. Dann setze die Echse sich in Bewegung. Delta sollte ihr folgen, zumindest spürte sie, dass ihre neueste Freundin ein Ziel hatte und es teilen würde.
 
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Alleine die Größe der Echse war beeindruckend. Das Blut eines Vampirs, gerade das von Nosferatu, hatte auf Tiere gelegentlich recht groteske Auswirkungen. Selbst einige menschliche Ghule haben mit Teilen des Fluch ihres Dominitors zu kämpfen. Diese gewaltige Größe konnte eine solche Abberation sein. Doch das sollte Delta egal sein, sie gehörte ihr.

Delta sattelte den Vorschlaghammer, der noch immer in ihrer Unterkunft an der Wand lehnte und den sie vorsichtshalber mitgenommen hatte auf ihre Schultern, und folgte ihrer neuen Freundin, ein zufriedenes Lächeln auf dem widerlichen Gesicht.
 
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Der Guhl bewegte sich herrschaftlich durch die alten Abwassersysteme. Wen oder was sollte man auch fürchten? Wann immer sie eine Öffnung passierten, oder nahe eines Wartungsbereiches vorbei kamen an dem noch gearbeitet wurde und ein wenig Licht auf sie fiel, konnte man noch deutlich besser erahnen, dass dieses Ding Teil des Clans war. Der Panzer des Tiers war an einigen Stellen verwachsen und die knöchernen Platten hatten sich gegeneinander verschoben, so wie Kontinentalplatten Gebirge auftürmten. An anderen Stellen wuchsen regelrechte Dornen aus der Kreatur. Die Haut war fleckig und vernarbt, wo Ekzeme aufgebrochen und unter dem Schuppenkleid wieder verheilt waren. Wenn Delta lange genug bleiben würde, gäbe es irgendwann wieder neue Geschwüre an der Echse.

Ihr Pfad führte sie in östlicher Richtung und die neue Verbündete kannte bald jeden Stein und jede Pfütze, wie es schien, denn sie setzte selbst in völliger Dunkelheit, sicher und lautlos einen Fuß vor den Anderen. Schließlich hatte sie jahrzehntelang unter der Mülldeponie gelebt, damals noch unter dem altem Nosferatu der sie gefunden und aufgezogen hatte. Von allen Leichen vermisste sie ihn immer noch von Zeit zu Zeit. Zumindest dann, wenn das Blut der Verfluchten ihr die Erinnerungen an die alten Zeiten brachte, und das Gefühl etwas verloren zu haben.

Schließlich wurde ihre Umgebung älter. Die Rohre wurden rostiger und der Boden wies mehr und mehr Löcher und Unebenheiten auf. Gitter waren aus dem Weg gebogen worden. Einmal glitt die Echse mehrere Meter an einer Wand hinunter, wo einmal eine Treppe gewesen sein mochte. Sie blieben jedoch in der Kanalisation und tauchten nicht weiter hinab in die tieferen Tunnel unter der Stadt. Als sie die Mülldeponie passiert hatten, hielt sich das Tier ein wenig nördlich und hielt auf das hiesige Klärwerk zu.

Der Wasserstand war hoch, so dass sie einige Male hinab tauchen mussten in das schmutzige Brackwasser, um eine Passage zu durchwandern, die vollständig geflutet war. Allerdings brauchte sich die Nosferatu sicherlich keine Sorgen zu machen, dass ihre Frisur von dem schlammigem Abwasser ruiniert wurde. Mitglieder ihres Clans hatten andere Sorgen als eine versaute Frisur, oder schmutzige Kleidung. Jeder Nosferatu, der seine ersten Nächte überstanden hatte, lernte schnell seine Habe in Wasserdichten Behältnissen mit sich zu führen. Solche Wege wie der Alligator sie ging, waren nicht ungewöhnlich.

Durch das Band das sie mit ihrem neuem Vertrauten geknüpft hatte, spürte sie die Unruhe einige Sekunden, bevor das Wesen mit dem Schwanz schlug und dabei das Wasser aufpeitschte. Etwas hatte sich verändert, die Schatten, die durch ein tanzendes gelbes Überflutungssignal, das sich hier einsam in der Finsternis drehte, an die Algen und Moosüberwucherten Wände geworfen wurden, waren nicht länger leer. Es hing ein Rascheln und ein Scharren in ihnen. Die dunkle Tiefe hatte ein paar Augen geöffnet und diese Augen starrten Delta nun an.
Den Guhl machte die Anwesenheit dieses Etwas aufmerksam, löste aber keine Furcht aus. Zugegeben, wovor sollte sich so ein Ding auch fürchten?

Wen haben wir denn da? Guten Abend. Du bist neu in der Stadt. Aber anscheinend hast du ja schnell Freunde gefunden.

Die Stimme gehörte zu einem Schemen, der sich auf einem Podest schräg über von der Wand löste. Es war ein rauhes Flüstern, fast ein wenig wie ein Würgen. Anscheinend war Delta am Ziel.
 
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Delta hatte sich vorbereitet, bevor sie in die Stadt kam. Tatsächlich war sie weit besser vorbereitet als die Geißel. Die Geißel versuchte das mit Tatendrang und ihrer Fähigkeit Anbandeln mit Anderen (Arschkriechen in Fachkreisen genannt) wettzumachen, Delta verließ sich guten Gewissens auf fundierte Berichte ihrer Verwandten. Sie wusste, was sie erwartet. Sie wusste natürlich auch bereits, dass die Domäne des Clans im Osten der Stadt lag, sie selbst hat hier ihre Zuflucht aufgeschlagen. Und Aufgeschlagen war in diesem Fall ernst zu nehmen. Dieser Teil der Stadt war wie für Nosferatu geschaffen. Baufällige Häuser, dunkle Ecken und betäubte Bewohner. Ideale Jadggründe für die Verborgenen, ohne jegliche Konkurrenz von den Herrschaftlichen und Dekadenten, den Besserwissern und den Eitlen. Sie wusste nur gerne, wo genau sie zu suchen hat. Nosferatu verstanden: Es war das eine jemanden zu finden, das andere gefunden zu werden. Erfolg und Scheitern.

Delta hatte erwartet, dass es nass werden könnte. Delta hatte die ersten Jahre nach ihrer Verwandlung in einer Nekropolis unter München verbracht. Regelmäßig flutete der Regen einige der Gänge und Tunnel. Machten es unmöglich sie zu passieren, zumindest für aerobe Organismen.

Delta stieg aus dem Wasser und zog den Vorschlaghammer hinter sich her. Sie waren da.
Oder ich bin schon länger hier, als man denkt...

"Guten Abend... Lurker, nehme ich an...
Ich habe das arme Ding verlassen und hungrig in den Kanälen gefunden. Es war nicht schwer sich anzufreunden, wenn man sovieles gemeinsam hat." Das grotske Gesicht formte sich zu einem Grinsen, an dem man sehr gut erkennen konnte, dass hier kein unschuldiges Mädchen stand. "Ich empfand es als nötig mich langsam wenigstens meinen Verwandten vorzustellen. Mein Name ist Delta, mein Erzeuger ist sowas wie der "Bürgermeister" von München."
 
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Ein kleiner Schritt nach vorne brachte den Nosferatu in den vom Zwielicht erhellten Bereich. Die Gestalt trug einen schweren Ledermantel mit prächtigen Flecken und Verfärbungen, sowie viele Schichten von Kleidung darunter. Eine große, dunkelgrüne Kapuze verstecke den Kopf und das Gesicht. Lurker lehnte sich lässig nach vorne und überkreuzte die Arme auf dem Geländer vor sich. Jemand der seine Hausaufgaben gemacht hatte, sehr schön.

Ja...der gehörte einer Schwester. Ist immer hungrig, die Gute. Wir werfen ihr immer zu was so abfällt, aber ich glaube sie käme auch ganz ohne uns zu recht.

Er zuckte mit seinen dürren Schultern. Das krächzende Leiern sprach in einem regelrechtem Plauderton. Aber er hatte seine Kapuze nicht abgenommen. Er blieb freundlich, schien ihr aber nicht hundertprozentig zu trauen. Wahrscheinlich hätte sie ihn auch für dämlich gehalten, wenn er es getan hätte.

Und richtig...ich bin Lurker. Willkommen in Finstertal Delta aus München. Du hast dir interessante Zeiten ausgesucht für einen Besuch.

Er würde nicht weiter nachfragen. Ihre Formulierung machte einwandfrei klar, dass sie sich nicht bei den offiziellen Stellen der Stadt anmelden wollte. Viele Mitglieder des Clans waren schon auf der Durchreise hier gewesen, ohne sich anzumelden. Manche waren sogar wochenlang geblieben, ohne das jemand von den Damen und Herren der Verwaltung auch nur eine leise Ahnung hatten. Niemand hatte ernsthaft Lust das Schlangennest zu öffnen und zu prüfen ob auch die richtige Anzahl von Nattern in der Grube hockten. Solange es einen Ansprechpartner gab, lies man die Verborgenen in Frieden. Ob sich nun zwei, drei oder fünf von ihnen hier unten verlustierten, war nun wirklich einerlei. Außerdem wäre es peinlich dort oben zu zugeben, dass man die Kanalratten auch gar nicht kontrollieren konnte, selbst wenn man wollte. Wer wusste am Ende, ob nicht andauernd mächtige, alte Verborgene überall unter ihnen unterwegs waren, von denen nicht einmal die jüngeren Clansmitglieder wussten? Sie konnten völlig unbemerkt überall hin.

Lurker würde nicht damit angeben gehen wieviele Nosferatu heimlich in der Stadt sein konnten, wenn sie es nur wollten und die Akademie würde keine Fragen stellen. So wurde Frieden gemacht.

Am unteren Rand des Schattens den die Kapuze warf wurde eine Zahnruine sichtbar, die so etwas wie ein warmes Lächeln zu imitieren versuchte. Sie waren gelblich und derartig schartig, dass sie eher an an ein altes Sägeblatt erinnerten, als an eine freundliche Geste, aber wenn man zur Familie gehörte war man nicht pingelig und verstand einen freundlichen Händedruck auch dann, wenn er schleimiges Sekret hinterließ.

Und was treibt dich her? Suchst du etwas, oder jemanden? Bist du auf der Durchreise?

Es verstand sich ebenfalls von selber, dass er helfen würde. Sie war kein gerade geschlüpfter Frischling, sie wusste dass sie auf Unterstützung zählen konnte, so wie sie ihrem Clans Bruder helfen würde, wenn die Zeit sich so weit gedreht hatte, dass die Zeichen andersherum sein würden. Man sieht sich immer zweimal im Leben. Und danach noch viel öfter.
 
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"Die interessanten Zeiten haben mich hier her geführt. - Ein Küken, gerade noch Ghul und schon Seneschall. Jetzt hat's den Prinzen in dieser Stadt wohlmöglich auch noch zerlegt. Plötzlich und unerwartet, natürlich. Ich wüsste garnicht, wem ich mich, neben dir, vorstellen sollte ohne mir selbst blöd vorzukommen!" Deltas Schmunzeln kehrte zurück in das, was einst ein schönes Gesicht war. Lurker würde merken, dass das Lächeln aufgesetzt wirkte. Es war unschwer zu erkennen, was diese Nosferatu derart beschäftigte, Fairness und Verachtung.
"Ganz zu schweigen von den Werwolfangriffen, Dämonen und umher laufenden Koldunen." Lurker durfte ruhig merken, dass Delta nicht nur die Hausaufgaben gemacht, sondern gleich die freiwilligen Aufgaben mit gelöst hatte. Ob sie dabei Hilfe hatte, wie die von Meyye, spielte dabei keine Rolle und war auch nicht erkennbar. Doch musste Delta auch früher oder später etwas zurückschalten, es machte sie nicht gerade vertrauenswürdiger so viel zu wissen.
"Ich denke, ich werde länger bleiben - und mir die Entwicklungen etwas verfolgen. - Wie lief es an der Ruine?"
 
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Es war doch auch mal schön, wenn man die Früchte seiner Arbeit zu sehen bekam, und jemand den ganzen Kram, den man so in das Netzwerk einspeiste aus mal las. Natürlich war der Clan hellhörig geworden, nicht erst seit so viele Mitglieder sang und klanglos verschwunden und wahrscheinlich von den Wolfsmonstern zerrissen worden waren. Inwiefern das in die Ziele der 'Neuen' hineinpasste, würde sich noch zeigen. Dennoch ratterte sie eine derartig beachtliche Menge an Informationen herunter, dass man nur von guter Arbeit sprechen konnte. Auf ihre Frage hin lachte Lurker kurz auf. Es klang als würde man gegen einen Sack voller Scherben und Granitplatten treten.

Wie es an der Ruine lief? Sag du es mir doch. Wobei ich eigentlich ja antworten müsste 'welche Ruine?' um nicht in die offensichtliche Falle zu laufen, nicht wahr? Aber sparen wir uns das. Es gibt noch nichts neues zu berichten. Wir werden erst heute Nacht sehen wieviele vernichtet wurden und was wir erreichen konnten.

Ein amüsiertes Glucksen hüpfte in seiner Stimme mit. Scheinbar fand er den schnellen Umschwung den sie in ihrem letztem Satz vollzogen hatte und die Frage, die sie mit der Geschwindigkeit einer zubeißenden Klapperschlange hinterher gejagt hatte, amüsant. Die meisten Gesprächspartner hätte das sicher aus dem Konzept gebracht. Er glaubte nicht, dass sie das mit eingestreut hatte um anzugeben.

Wenn du also bei uns bleibst, wozu du natürlich herzlich eingeladen bist, bringst du uns dann auf Dauer eher Stabilität, oder Ärger? Im Augenblick muss ich auf Stabilität bestehen, aber die Zeit wird sich weiterdrehen und wenn wir dann alle noch hier sind, weiß ich jemanden der sich mit Freuden mit dir über den 'Ärger' und wie man ihn veranstalten kann, unterhalten werden wird, aber ich will wissen was vor sich geht.

Die Menge an Neuzugängen in der Stadt ließ entweder auf Katastrophentouristen oder auf Terroristen die ihre Chance zum großem Coup witterten schließen. Die wirklich großen und mächtigen Spieler, waren eher Aasgeier. Die würden ihre Leute erst schicken, wenn sich hier alle Parteien soweit zerfleischt hatten, dass man mühelos Einzug halten mochte. Möglich, dass man schon den einen oder anderen Lakaien in die Stadt geschickt hatte, aber noch war es für die 'Einkäufer' der anderen Domänen zu früh um sich in Lauerstellung zu begeben.

Wenn Delta nun also eine Terroristin war, dann sollte sie erst anfangen sich aus zu toben, wenn die neuen Fundamente zumindest gegossen und angetrocknet waren. War sie allerdings eine Spionen aus einer anderen Stadt und stand hinter ihr eine interessierte Person, war das genauso wichtig für ihn, denn dann musste man frühzeitig dafür sorgen, dass man einen guten Platz bekam.
 
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Deltas Grinsen wurde breiter, weit über das menschliche Maß hinaus. Sie war wohl in der Lage gewissen Tieren mühelos den Kopf abzubeißen. Jedoch bevorzugte sie wohl etwas größere Beute als Ossys ledriger Leibspeise. Ihr Maul, musste man sagen, hatte zumindest die Werkzeuge dafür, dass es schnell ging.

"Manchmal bedeutet Ärger Stabilität und Stabilität Ärger. Und diese Stadt versteht es wohl am besten stabil Ärger zu produzieren. Wie soll ich also auf die Frage antworten? - Ich versuche es mal so auszudrücken: Alles was ich hier anstellen werden - oder sollte ich sagen, was wir anstellen können -, kann es nur besser machen. Und wie ich da raushöre, sind wir ein paar Veränderungen nicht abgeneigt."

Delta ging griff nach dem Rücken der Echse und stich ihr über den Rücken. Sie wirkte etwas Kraft aus, um einen massierenden Effekt durch ihre Schuppen auszuüben.
"Ich möchte, dass du weißt, dass ich deine Sorgen verstehe." Ihr Stimme hatte selbst in dieser ekelhaften Verkleidung einen wirklich verführerisch klingende Phonetik, wenn sie wollte. "Ich habe bereits einige Gerüchte von Leuten gehört, die hierher kommen wollen, um sich an der chaotischen Situation bereichern. Ich habe auch hier schon ein paar Leute kennen gelernt oder aus zweiter Hand von Leuten erfahren, auf die das durchaus zutrifft. Ich wette 9 von 10 wissen ganz genau worauf sie sich einlassen, 7 von 10 sondieren erstmal die Lage und verschwinden nach kurzer Zeit wieder aus unterschiedlichen Gründen und ein trauriger Idiot hat in seinem erbärmlichen Unleben noch nie von Finstertal gehört und schlittert hier in die größte Scheiße seines Lebens.
Ich bin alleine hier, mein Erzeuger hat mir abgeraten hierher zu kommen. Meine Freunde haben es wir ausreden wollen und - naja - einige andere haben mir angeboten meinen Koffer zu packen. Ich weiß also was mich erwartet und bin bereit alles zu tun, was nötig ist." ... auch wenn das Konfrontation mit einigen hier bedeuten sollte.

"Ich danke dir also für deine Gastfreundschaft und stehe jederzeit zur Verfügung!"
 
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Die Neue sagte die richtigen Dinge auf die richtige Art. Mühelos beherrschte sie den Spagat offen, geradeaus und unverschnörkelt etwas zu sagen, ohne konkret zu werden und gegen die Regeln zu verstoßen.
Sicher, im Grunde war völlig klar, dass sie nicht hier war um an ihrer Karriere innerhalb der Cammarilla zu arbeiten, aber im Augenblick war lediglich für Lurker die Parole herausgegeben worden, dass man doch bitte den Sektentreun Anschein zu wahren hätte, wenn man nicht auf ein Sonnenbad Wert legte. Was andere Leute taten oder sagten, solange es nicht zu offensichtlich wurde und den Nosferatu in die Situation brachte als Mittäter da zu stehen, war nicht sein Problem.

Seine Tochter hatte schließlich mindestens ähnliche Tendenzen. Wenn es eine Stadt gab, die für so ein Experiment prädestiniert war, dann sicher Finstertal. Wenn es hier Prinzen gab, die Friedenverträge mit Werwölfen schlossen und sich Tzimiscen Blutsklaven als Haustiere hielten, warum sollte dann nicht auch eine gesellschaftliche Utopie eingesetzt werden? Solange sein Clan die Fäden in die Finger bekam, war es ihm egal was von draußen für ein Etikett auf der Stadt klebte. Lurker war kein absoluter Feind von Veränderungen. Er konnte sie problemlos akzeptieren. Solange alles beim alten dabei blieb.

Also stimmte er in Deltas vergnüglichen Grinse Wettbewerb ein und so zeigte sich, dass es auch zwischen ihr und Lurker eine gewisse 'Familienähnlichkeit' gab, denn auch sein Grinsen war deutlich zu weit gefasst für ein Gesicht nach menschlichen Maßstäben.

Ich sehe wir verstehen uns. Wunderbar. Bitte passe aber gut auf dich auf. Die letzten drei Brüder die hier herkamen sind sang und klanglos verschwunden. Ich hoffe sie sind nach meiner Zusammenfassung einfach nur zu dem Schluss gekommen, dass es angenehmere Orte als diesen hier gibt und weiter gereist. Aber ich muss das Schlimmste annehmen. Die Werbestien suchen uns am Tag und zerren uns hinaus ins Sonnenlicht.

Bis er Delta überprüft hatte, konnte er wenig mehr tun, als ihr soviele Informationen zu geben wir nötig, damit sie durchkam und so wenig wie es einer Fremden gebührte. Mehr ging nicht. Schließlich mochte die Nosferatu genauso gut eine uralte und mächtige Vertreterin seiner Art sein, die hierher beordert wurde, nachdem er in das Clans Netzwerk eingespeist hatte, dass man ihn feierlich zum obersten Sündebock seines Blutes hier ernannt hatte, um nun zu prüfen ob man ihn hier lassen, oder besser entsorgen sollte.

Auch wenn der Primogen Firlefanz grober Unfug war, so machte er Lurker auf gewisse weise verantwortlich. Ansprüche der anderen Clans oder der hiesigen Machtstrukturen konnten ihm gestohlen bleiben, aber Verantwortung innerhalb der Familie war eine ernste Sache, die er nicht auf die leichte Schulter nehmen würde.

Also sei vorsichtig, diese Stadt hat schon mehr Untote verschlungen als das Fegefeuer. Von den Zweien in deiner Rechnung die übrig bleiben, schafft es nämlich nicht zwingend Einer hier zu überleben. Manchmal muss man zwei oder drei Schwünge an Neuzugängen abwarten, um einen Überlebensfähigen zu finden.

Sie würde einfach auf sich aufpassen müssen und um Hilfe bitten wenn es nötig war.

Du findest uns jederzeit hier im Ostteil der Stadt. Im Bereich der Mülldeponie. Mein Büro habe ich in der Bibliothek der Stadt eingerichtet. Dort gibt es ein Postfach auf den Namen 'Ludger'. Ansonsten findest du überall stumme Briefkästen mit den üblichen Markierungen und hier unten die üblichen Wegweiser. Unser Reich in dieser Stadt ist riesig und ich übertreibe nicht, wenn ich sage, dass wir damit wohl die größte Domäne von Finstertal haben. Früs erste muss ich jetzt leider los. Ich habe noch einen Termin. Wenn du deinen Anmelde Status in der Stadt also so belassen möchtest wie er bis jetzt ist, dann war es mir eine Freude dich nicht getroffen zu haben.

Er straffte seine Gestalt so gut das mit seinem Wuchs und dem üblen Buckel möglich war und nickte Delta freundlich zu. Wenn sie noch etwas dringendes hatte, würde sie es schon sagen. Sie konnte problemlos auch mit ihm gemeinsam ein Stück gehen und alles mögliche mit ihm unterwegs besprechen, aber er glaubte, dass sie sich nur kurz hatte vorstellen wollen.
 
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Oh ja, sie verstanden sich und sobald Lurker Delta überprüft hatte, würde er auch wissen, dass sie nicht gelogen hat. Er würde vielleicht auch feststellen, dass es nicht so einfach war Delta auf eine gewisse Sektentreue festzulegen, ihre Clanstreue war jedoch - bis auf kleinere Meinungsverschiedenheiten - eindeutig belegt.

Delta wusste nicht, ob sie verraten sollte, dass man sie in der Nähe des Bahnhofs finden konnte. Sie wusste auch nicht, ob es nötig war den Strassenstrich zu erwähnen, von dem aus sie ihre Beute und ihr "Verdienst" bezog. Deshalb verschwieg sie es erstmal. Natürlich war es auch ein guter Indikator dafür, wieviel Lurker über sie herausbekam.

"Ich werde mich nicht anmelden. Das macht es mir einfacher und ersparrt dir letzten Endes unliebsame Fragen von der Oberfläche. Ich werde auf mich aufpassen. Danke." Jetzt war auch Delta bereit für einen Handedruck.

Danach würden Delta und ihre Freundin wieder in der Tiefe abtauchen. Sie war gespannt, ob Malik noch lebte.
 
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