AW: [05.05.2008] Eine weitere Leiche im Keller
Anna hatte noch gar keine Zeit gehabt, sich den neuen Wagen anzusehen. Zu mindest hatte Gabriel sie noch nicht darauf angesprochen und Anna wollte der Regentin möglichst viele Ergebnisse vorweisen können, so bald sie kam. Sie war halt eine Streberin und so war sie direkt im Untersuchungsraum anzutreffen, wo sie bereits gestern die Werwölfe unter die Lupe genommen hatte. Ausnahmsweise waren die Notizen von gestern noch in ihrem Laptop, denn sie waren nicht für sie allein bestimmt. Sie hatte sie ausgedruckt und war so eben dabei, sie in einen Ordner zu sortieren. Einen weiteren Tag würden die Daten in ihrem Laptop nicht überleben.
Die Regentin sprach sie beim Vornamen an? Wieder so ein Ding. Es viel Anna ja eh nicht schwer ruhig zu bleiben, also blieb sie es auch dieses mal. sie hatte ja schon gemerkt, dass hier einiges anders lief, als sie es gewohnt war. Die Regentin war wohl allerdings die einzige Person in Finstertal, die so ohne weiteres ihres Vornamen benutzen durfte. Klar, mit Max hatte sie sich auf das 'du' geeinigt, aber das war etwas anderes, weil es gegenseitig war. Bei einseitigen Geschichten nahm Anna es sehr genau und nur Personen, die in der Tremere-Hierachie über ihr standen würden sich das ohne irgend einen Einwand, Protest, Annahme eines gegenseitigen Angebotes oder einen vielleicht spitzen Hinweis erlauben können. Ein Herr Stahl zum Beispiel hätte verwunderte Worte von ihr gehört und sie hätte sich entschuldigt, vergessen zu haben, dass sie sich auf Vornamen geeinigt hatten. Da nützte es ihm weder, dass er Ahn war noch Primogen. Sie war eine anerkannte Tremere und als solche hatte er sie mit einem gewissen Respekt zu behandeln. Innerlich schüttelte sie sich immer noch bei dem Gedanken daran, dass er sie auf die Schulter geklopft hatte. Auf die Schulter geklopft!
"Guten Abend, Regentin.", sprach sie also Caitlin mit ihrem Titel an und vermied es so zu mindest erst einmal Vor- oder Nachnamen zu gebrauchen. "Ich denke, es ist gut gegangen." Sie schlug wieder den Ordner auf und legte der Regentin die Ergebnisse vor. "Ich habe wie besprochen mit der Untersuchung der Leichen begonnen. Eine der männlichen Leichen und die Wölfin habe ich seziert. Dabei sind keine Besonderheiten auffällig geworden. Ich habe die Organe entnommen und konserviert, der dritte Werwolf ist als Referenzexemplar noch in einem Stück in der Kühlung. Das Blut der Werwölfe wurde entnommen, der größte Teil wurde mit Konservierungsmittel versetzt. Kleine Proben lagern ohne Konservierung ebenfalls in der Kühlung. Genauere wissenschaftliche Untersuchungsmethoden sind mir selbst nicht möglich, da meine medizinischen Kenntnisse begrenzt sind. Allerdings vermute ich, dass das Werwolfblut eine höhere Konzentration an Hormonen besitzt als üblich. Ich würde das Blut gern auf die uns eigene Art verkosten um mehr über das Blut zu erfahren. Ihre Schwester warnte mich jedoch, dass das Blut süchtig machen könne und zu Raserei führen. Gabriel erwähnte, sie seien in der Lage unter Umständen einen rasenden Geist zu beruhigen. Bevor ich den Test durchführe, wollte ich ihre Meinung einholen.
Die Leiche aus dem Grabmal habe ich lediglich gereinigt um die Spuren des Gases zu entfernen. Wegen der Vermutung sie könne die Lasombra sein, habe ich einen Spiegel verwendet. Ihr Spiegelbild ist völlig normal. Wenn diese Frau etwas mit der Lasombra zu tun hat, ist es wohl höchstens ein Körper, der nach ihrem Ebenbild geformt wurde. Für den fehlenden Verwesungsprozeß habe ich keine Erklärung gefunden."