[04.05.2008] - Im Schatten des Domes

AW: [04.05.2008] - Im Schatten des Domes

Die Option das ihm der Atem stockte gab es nicht mehr. Das war aber, wie so oft, eher ein unangenehmer Nachteil, als es das süße Versprechen einer alterlosen, ewig währenden Exitstenz ahnen ließ, denn als Lurker über die Schwelle trat, stockte an stelle des Atems scheinbar die Realität. Meistens war man sich der zahllosen Geräusche der Welt überhaupt nicht bewusst, aber sie verursachte Lärm. Es fiel auf, wenn er fehlte. Wann immer der Nosferatu dieses verfluchte Gemäuer betrat, hatte er an dieser Stelle das Gefühl gehabt, dass sich das Summen der Straßenbeleuchtung dort draußen steigerte. Es schwoll an, gemeinsam mit dem knirschen der Reifen auf dem Asphalt, den hastigen Schritten der vorbei eilenden Nachtschwärmer, der dumpfen Ahnung von Musik, die von einer gepolsterten Kneipentüre gedämpft wurde und dem hektischem Flügelschlag einer Motte, die surrend um eine strahlend helle Reklametafel schwirrte. Immer lauter wurden alle diese stillen Geräusche der Nacht, begannen sich zu drehen, um am ende wie ein scheußliches Lärmkarussel in seinem Kopf zu rotieren. Kurz bevor drinnen war, glaubte er sogar das knistern der Glühfäden in den Leuchtmitteln hören zu können. Dann trat mit einem dröhnendem Hall das absolute Schweigen des Doms ein, schnitt alles einfach ab. Die Welt schien über die Türschwelle zu stolpern.

Ein untrügliches Zeichen dafür, dass er im innerem angekommen war. Jetzt erst bemerkte er, dass er die Augen geschlossen hatte. Gut das der Brujah hinter ihm ging. Auch wenn man seine Augen gar nicht hätte sehen können, wäre es ein peinlicheres Gefühl gewesen, wenn Pareto vor ihm gewesen wäre und ihm entgegen hätte sehen können. Wie so oft, war es nur der Antrieb einer anderen Person, die ihn dazu brachte diesen Ort zu betreten. Ohne den Sheriff hinter sich, wäre er mit Sicherheit vor dem letztem Schritt zurück geschreckt.
Belustigend auch, wie die Gedanken sich auf Wanderschaft begaben, wenn das Entsetzen nur groß genug wurde und einen dazu anhielt, dass sich der Verstand bloß nicht mit der momentanen Lage auseinander setzen sollte. Er dachte daran, dass es tatsächlich am Dom gewesen war, wo er den Italiener kennengelernt hatte. Damals war er noch nicht der Sheriff der Stadt gewesen, hatte aber dennoch die Führung inne gehabt. Ein weiterer Indikator für die Führungspersönlichkeit dieses Mannes. In die richtigen Bahnen gelenkt, war das genau was die Verborgenen hier brauchten.

Konzentrier dich du Schwachkopf... und mach verdammt noch mal endlich deine Augen auf.

Auf Geheiß seiner inneren Stimme, riss er die Lider seiner fahlen, gräulichen Augen absurd weit auseinander. Sein Sprachgebrauch hatte sich nicht nur verbal an die etwas herbere Ausdrucksweise des Brujah angepasst, um diesen empathisch für sich einzunehmen, sondern machte scheinbar auch vor seiner Gedankenwelt nicht halt. Trotz seiner rüden Eigenansprache gab es aber einen wahren Kern. Es hätte wohl keinen Sinn gemacht weiter mit geschlossenen Augen und zusammengekauert im Eingangsbereich zu hocken.

Der Mittelgang des Kirchenschiffs lag vor ihm. düster melanchonisch ächzte das dunkle Holz der Kirchenbänke rechts und links von ihm, gebogen durch die Last der Jahre und unzähligen bußfertigen Knien. Weihrauch zog in wabernden Schwaden durch die Luft und dunkles Zwielicht glänzte verspielt auf den Gemälden. Einen Tick zu schnell und hektisch wandte er sich zur Seite, als sein Blick am Ende des Ganges auf den Altar gefallen war. Wäre sein Blick nur wenig weiter hinauf gewandert, hätte er das riesige Kreuz direkt angestarrt, auf dem das in Holz geschnitzte Antlitz des Heilandes mit unendlichem Bedauern auf ihn hinab blickte. Ohne sich noch einmal umzusehen schlurfte er hinüber zur Sakristei. Wenn sie nichts aufhielt, würde er dort an das Loch hinab in die Unterwelt herantreten.
 
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Warscheinlich war Enio in letzter Zeit einfach ein paar mal zu oft in diesem Gebäude gewesen als das er noch einen Gedanken an Zögern beim Betreten des Domes verschwenden konnte. Es war mitlerweile fast schon eine schlechte Angewohnheit geworden. Der Brujah konnte sich nicht daran erinnern jemals zuvor so oft und so kurz hintereinander ein Bauwerk des Glaubens betreten zu haben. Wozu auch... es gab für den Italiener normalerweise keinen Grund dazu. Mit diesem Dom hier war es aber wohl anders. Aber in dieser Stadt war so vieles anderes und anders hieß in diesem Fall ganz sicher nicht besser.

Enio bekam natürlich nicht mit was für Gedanken Lurker beschäftigten und welche Ängste er überwinden mußte um das zu tun was sie gerade taten. Der Sheriff hatte seine eigenen Gedanken und die drehten gerade unstete und völlig von der Norm abweichende Kreise. Der Dom war dafür ganz sicher nicht verantwortlich. Vielleicht die Verletzungen des Brujahs und die bisherigen Geschehnisse der Nacht? Oder der Inhalt des vorangegangenen Gespräches mit dem Nosferatu? Ganz sicher aber der Grund warum sie schon wieder auf dem Weg in die Sakristei waren. was zur Hölle hatte es mit dieser Lasombra auf sich? Würde sie Antworten liefern oder wieder nur neue Fragen aufwerfen? Enio hatte so dermaßen gestrichen die Schnauze voll von neuen Fragen. Er wollte endlich Antworten. Antworten und einen endgültig vernichteten Koldunen, der nie wieder irgend eine Rolle in Enios Existenz spielen würde. Antworten die in Blut geschrieben waren!

Wortlos folgte Enio dem Verborgenen. Es würde wieder nach unten gehen. Erneut in den Abgrund des Doms und erneut auf die Spur des Unholdes Zacharii. Vielleicht zum letzten Mal. Hoffentlich zum letzten Mal!
 
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Noch immer wies der Zugang zu den unteren Gewölbe die Reste einer amtlichen Absperrung auf. Nach dem Brand hatte die hiesige Feuerwehr anscheinend das Feuer gelöscht und anschließend diesen Teil des Doms als potentiell gefährdet eingestuft. Bauwerke mit dem gesetzten Alter des finstertaler Gotteshauses aber, waren durch einen mittleren Kellerbrand nur noch schwer zu beeindrucken. Von einer Einsturzgefährdung konnte nach Einschätzung der Fachleute, selbstverständlich alles Architekturprofessoren, Dozenten und Gutachter mit Lehrstuhl an der hiesigen Akademie, nicht die Rede sein. Der Dom war auf massivem Fels gebaut und der Keller sorgfältig aus diesem gehauen! Es bräuchte einiges mehr als Hitze um hier bleibenden Schaden anzurichten. Soviel zu den Fachleuten. Menschen übrigens denen irgendwelche unnütz gewordenen Absperrungen herzlich gleichgültig waren.

Lurker und Enio bewegten sich die steinerne Treppe hinab.
Ein weiteres Mal, auch das wurde beinahe zur Gewohnheit, ergriff die beiden sofort dieses seltsame Gefühl einer fremden, übermächtigen Präsenz. Sie war unverändert stark und noch immer so fühlbar boshaft wie die vielen Male davor. Glücklicherweise verhielt sich die nicht zu beschreibende Wesenheit, aber noch überwiegend friedlich.
Überwiegend deshalb, weil Enio sich sicherlich noch gut an den Übergriff auf seinen Geist erinnern konnte. Irgendjemand hatte versucht Besitz von ihm zu ergreifen und irgendjemand anderes hatte ihn damals in letzter Minute gerettet.
Wie pervers muss das Gefühle sein, wenn man Zeuge wird, wie zwei fremde Mächte sich nachdrücklich um die Seele von einem selber zu streiten beginnen. Das Hirn als Schlachtfeld und die Gedanken als Waffe.
Wenn es wenigstens die Gewissheit gäbe das es der Kampf Gut gegen Böse gewesen war, aber selbst dies lies sich, zumindest mit Hinblick auf das Gute, nicht mit Bestimmtheit sagen.

All dies aber, blieb den beiden zumindest noch erspart. Die fremde Präsenz begnügte sich damit ihre Anwesenheit zu verdeutlichen.
 
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Enio hatte allein in dieser Nacht bereits wieder soviele Dinge erlebt, daß er sich beim Betreten des Domes überhaupt nicht mehr für irgendwelche weltlichen Dinge interessierte und deshalb kaum Notitz nahm von einer Absperrung oder Ähnlichem oder sich noch nicht einmal eine halbe Sekunde über so etwas wie Feuerwehr oder der Polizei Gedanken machte. Normal war das nicht unbedingt für den Brujah, da er sich eigentlich stets um solche Dinge kümmerte. Vielleicht hatten die vielen Berührungen mit dem Okkulten in den letzten Nächten den Realitätstunnel von Enio auf eine Weise erweitert, die andere Dinge, die erst vor ein paar Wochen noch wichtig und präsant waren, plötzlich nichtig und irrelevant wirken liesen? Der Sheriff würde wohl in nächster Zeit ein paar Dinge neu bewerten müssen und eine neue Ordnung in seiner Prioritätenliste vornehmen müssen. Finstertal hatte ihn verändert und mitlerweile glaubte Enio sogar selbst daran, daß er noch nicht einmal abschätzen konnte wie sehr die Stadt das gemacht hatte. Wie war das nochmal? Wenn du lange genug in einen Abgrund schaust, schaut der Abgrund auch in dich hinein? War Finstertal in dem Fall vielleicht der Abgrund?

Ach ja... apropos Abgrund. Enio stand mitlerweile vor dem Loch und wollte hinunter zu dieser Lasombra. Das wiederum gab dem Begriff „Abgrund“ erneut eine Doppeldeutigkeit über die man vielleicht nicht länger nachdenken sollte. Aber genau in solchen Dingen war Enio manchmal ganz gut. Deshalb dachte er nicht lange nach und setzte einen Fuß vor den anderen und stieg Lurker folgend die Steintreppe in die Sakristei hinab.

Es dauerte auch gar nicht lange bis sich ein bekanntes Gefühl wieder meldete. Ja... da war es wieder und Enio war sich fast sicher, auch ohne das Gesicht des Verborgenen zu erkennen, das Lurker es ebenfalls spüren konnte. Ein Stück weit war Enio mitlerweile darauf gefasst aber eigentlich war das auch schon wieder das Erschreckende daran. Es war so einfach sich an manche Dinge zu gewöhnen. Aber war es das denn überhaupt? Hatte Enio sich schon daran gewohnt oder war es heute Nacht einfach nur anders? Ja das mußte es sein. Es war wie der Atem des Drachens, den man spürt wenn man an dessen Schnauze vorbei läuft. Er schläft und man ist im Moment noch sicher... aber irgendein Narr wird mit Sicherheit stolpern, hinfallen oder einfach nur einen Eimer in einen alten Brunnen fallen lassen... und schon wird sich alles ändern. Alle werden laufen und schreien. Klingen werden gezogen, Krallen gewetzt und Zähne gebleckt... und dann wird Blut fliesen. Das tat es immer!

Heute Nacht war es vielleicht sogar noch einfacher. Niemand würde Lärm machen müssen oder jenen Eimer in den besagten Brunnen fallen lassen müssen um den Drachen zu wecken. Heute genügte es vielleicht schon nur eine Tür zu öffnen. Ungeachtet all der Überlegungen schritt der Brujah weiter voran und auf das Ziel zu. Es war nicht der Ort und nicht die Gelegenheit aber vor allem nicht der Partner mit dem er in die Katakomben hinab gestiegen war um einen auf verkorksten Helden zu machen oder einfach nur den coolen Desperado heraushängen zu lassen. Deshalb scheute sich der Brujah-Primogen auch nicht der ganzen Atmophäre noch die Krone aufzusetzen in dem er leise zu dem Nosferatu vor ihm sprach und in seine Stimme den ansonten so barschen und ruppigen Ton aufgab und durch ein beängstigendes Flüstern ersetzte. „Sie spüren das auch nicht wahr?“
 
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Wenn man sowieso nicht so recht Teil von dem war, was Andere als die wirkliche Welt nannten, wenn man Abseits stand und mehr und mehr ein Beobachter wurde, während man aufhörte ein Teilnehmer zu sein, dann veränderte dies natürlich auch die Wahrnehmung. Die Verborgenen trugen die Tatsache, dass sie nicht mehr Teil der Gesellschaft und damit Teil der Welt der Anderen waren offen zur Schau und Lurker hätte gar nicht beantworten können, wann ihn das Letztemal eine Absperrung oder so etwas banales wie ein verschlossene Türe, ein Riegel oder ein Verbot davon abgehalten hatte einen Ort zu betreten.
Er war Nosferatu, er konnte überall hingehen, wo es ihm beliebte. Viel quälender wurde für ihn in letzter Zeit die Frage, wenn einen niemand an einem Ort wahrnahm, war man wirklich und tatsächlich dort? Definierte sich die Anwesenheit, vielleicht sogar die Existenz nicht zum Teil dadurch, das man Spuren hinterließ, die Andere erkennen und zuordnen konnten? Insofern passierte er die Markierungen völlig desinteressiert. Seine Sinne waren ohnehin im Augenblick auf ganz andere Dinge gerichtet. Sogar der Schrecken den die rußgeschwärzte Oberfläche der Steine, die auf einen außerordentlichen Brand hinwiesen, und der verkohlte Geruch für ihn bereithielten wurden in den Hintergrund gedrängt, von der plötzliche überhand nehmenden Ahnung von bösartigkeit.

Gerade hatte er den Fuß auf die Erste Stufe gesetzt, als er es spürte. Die Haut zog sich merkwürdig zusammen und das Summen einer drohenden Agonie schwappte wie Kälte durch sein Inneres. Es durchzog die Luft, wie Dampfschwaden nach einer besonders heißen Dusche. Lurker schluckte einen besonders harten, trockenen Brocken herunter. Auch wenn er imaginär war, konnte er ihn deutlich spüren. Fahrig kramte er in seinen Manteltaschen herum und holte eine kleine Taschenlampe zum Vorschein. Wie lächerlich kam es ihm plötzlich vor, dass er sich eben noch gefürchtet hatte ein Gotteshaus zu betreten. Wenn es irgendwo einen Grund gab vor Entsetzen zu schlottern, dann doch wohl hier in diesem Loch. Vorsichtig und leise wie eine Maus schlich er die steinerne Treppe hinab. Enios Frage ob er etwas spürte beantwortete beinahe noch im selben Augenblick, als er plötzlich herumfuhr und das Licht anknipste. Der Lichtstrahl der der kleinen Lampe wanderte hektisch durch die Dunkelheit, glitt über Steine und verbrannte Erde, die wie gebacken wirkte. Rissig und spröde.
Da war jemand. Oder Etwas. Er hatte es so deutlich in seinen Knochen gespürt, wie er die Anwesenheit Paretos hinter sich wahrnahm. Die Tatsache, dass seine Lampe nur spöttische Leere bestrahlte, wo er eigentlich eine Gestalt vermutete, machte die Sache nur noch verstörender. Er war sich absolut sicher, dass dort jemand war, auch wenn sein Verstand ihm etwas anderes sagte. Für gewöhnlich war er und seinesgleichen dieses Gefühl, das einen mitten in einer selbstversunkenen Arbeit inne halten und plötzlich mit gerunzelter Stirn aufschauen ließ, weil man dachte jemand wäre hereingekommen. Lurker stand immer nur am anderen Ende, wenn jemand sich umblickte, weil er glaubte im Augenwinkel eine Bewegung gesehen zu haben.
Nun wurde er selber Opfer einen solchen Situation. Es war unheimlich und zutiefst erschreckend, wenn man sich selbst nicht mehr so recht trauen konnte.

Ja, jemand ist hier. Für einen kurzen Moment war es, als stünde er direkt hier neben uns. Es fühlt sich an, als müsse man sich nur umdrehen um denjenigen zu sehen.

Es war das erstemal das der Nosferatu diesen Tunnel betrat. Beim Letztenmal hatte er am Eingang für die Anderen Schmiere gestanden. Stray hatte von diesem Ort als 'irgendwie unheimlich' gesprochen. Er hätte wissen sollen, dass es schon ziemlich heftig sein musste um die Adoptiv Nosferatu zu solch einer Äußerung zu veranlassen. Er hatte wohl den Fehler gemacht seine eigenen Maßstäbe an diese Aussage anzulegen und daher damit gerechnet, dass es vielleicht ein wenig schauerlich werden würde. Sein Fehler, dass er das nicht bedacht hatte.
Der flüsternde Tonfall des sonst so raubautzigen Sheriff machte es aber deutlich, dass man sich wohl nicht schämen brauchte, wenn man hier Angst hatte.

Erinnern sie sich an unsere wilde Theorie darüber, dass der Koldune einen Übergang in unsere Welt sucht? Einen Ort wo sich seine und unsere Existenzebene nahe sind?

Er ließ es unausgesprochen, aber wenn er einen Ort beschreiben müsste an dem er sich so etwas vorstellen konnte, dann hätte er mit der heutigen Nacht einen neuen Favouriten.
Lurker kramte erneut in seinem Mantel herum. Zum einem öffnete er die Laschen und Sicherungen der Diversen Waffen die er umgeschnallt hatte und lockerte sie ihn ihren Halterungen, so dass er sie schnell zur Hand hatte, zum Anderen suchte er nach etwas. Schließlich holte er den massiven Schlüssel hervor, den er von der Stadtgangrel Sarah Schmidt bekommen hatte.

Gut, legen wir los. Wir suchen nach einer sternenförmigen Einbuchtung oder einem Schloss für dieses Ding hier.

Der Nosferatu hielt den Schlüssel in das Licht um zu verdeutlichen nach was sie Ausschau halten würden. Es würde hoffentlich helfen sich mit etwas greifbarerem und vor allem etwas begreifbarerem zu beschäftigen, als mit dieser schattenhaften Anwesenheit die hier unten lauerte.
 
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Wenn man erstmal weiß wonach man suchen muss, ist es ganz einfach. So ist es oft und so war es auch hier! Die kleine Öffnung befand sich unscheinbar inmitten der Tür und fiel auf den ersten Blick nicht als Schlüsselloch oder sonst irgendeinem Öffnungsmechanismus ins Auge. Es war eben eine von vielen Verzierungen im Holz.
Jetzt wo man aber einen Vergleich hatte, waren die Umstände klar.

Schlüssel rein,
umdrehen und
'Sesam öffne dich!'

Wenigstens war dies der Plan. Ob am Ende dann aber alles auch so klappen würde, wusste man erst wenn man den Schlüssel gedreht hatte. Und zum Zögern oder Zaudern war man schließlich nicht hierher gekommen.
Oder?
 
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Ja er hätte sich die Frage gut und gerne sparen können. Zumal er durch Lurkers Körpersprache und wie er die nahe Umgebung betrachtete einen einigermaßen deutlichen Eindruck gewinnen konnte, daß der Verborgene selbstverständlich etwas von der Präsenz mitbekommen hatte. Enio nickte stumm als Lurker seinen ersten Eindruck von sich gab. Ja so konnte man es durchaus beschreiben... aber auch nur heute Nacht. Wenn Lurker erahnen würde wie es sich beim ersten mal angefühlt hatte als der Sheriff dieser Entität begegnet war, würde er warscheinlich nie wieder diesen Gang betreten wollen. Enio ging es jedenfalls so... und doch wurde er wieder und wieder unter dieses verfluchte Gemäuer gerufen und jedesmal kostete es ihn mehr Überwindung.

Dann brachte der Verborgene die Gefühlte Anwesenheit einer anderen Macht mit ihren Spekulationen von vorhin in Zusammenhang. Enio konnte das natürlich nicht stichhaltig entkräftigen aber seiner Vorstellung entsprach das nicht. Zumindest hatte für ihn das was er in den Katakomben empfunden hatte und gerade empfand nicht viel mit dem zu tun was er erst vorhin auf dem Hügel gesehen hatte. Aber was wußte er schon? Es konnte gut sein, daß diese verfluchte, überdimensionierte Gottesanbeterin nur ein kleiner Teil eines viel größeren und mächtigeren Gegenspielers auf der anderen Seite war. Irgendwie mußte das ganze doch irgendwie zusammenhängen. Oder?
Enio konnte es trotz allen Überlegungen nicht unterlassen noch einen Kommentar zu dieser Sache beizusteuern... und sei es nur um das was Lurker gerade empfand noch ein bißchen zu relativieren und ihm einen Eindruck zu vermitteln wie es sein konnte und schon war. „Glauben sie mir. Das was wir beide hier gerade spüren ist nur wie ein kleines Echo von dem was schon einmal hier präsent war. Heute fühlt es sich nur an als ob wir in einem Käfig sitzen und von irgendetwas beobachtet werden. Beim ersten mal als ich hier unten war sprach etwas zu mir in einer Sprache, die nur das Tier in mir spricht und versteht... und es hat gut verstanden und jedes Wort in vollen Zügen genossen. Wenn es etwas gibt, das die Aufmerksamkeit und das Interesse unserer dunkelsten und furchbarsten Abgründe anspricht und ihnen schmeichelt und gut zuredet wie es nur ein Herrchen bei seinem untertänigsten Hund machen kann... das ist es diese bösartige Präsenz hier unten.“ Lurker würde vielleicht abschätzen können was es für den Brujah bedeutet so frei von der Leber weg mit einem anderen Kainskind über solche Dinge zu sprechen. Vielleicht konnte er sich so leichter ein Bild verschaffen wie es hier unten sein konnte und was für ein Glück der Deputy heute Nacht hatte.

Aber sie sollten ihr Glück auch nicht überstrapazieren... und hier noch länger als nötig herumstehen. Deshalb begann Enio sofort mit der Suche nach dieser Einbuchtung. Dabei viel ihm erst wieder ein, daß er ja eine wesentlich brauchbarere Taschenlampe bei sich hatte als der Nosferatu. Er schaltete das globige Ding ein, das er für viel zu viel Geld erst diesem Straßenarbeiter abgekauft hatte und flutete die Tür in Licht. Der merkwürdige Schlüssel sah recht markant aus und wenn es hier tatsächlich eine Einbuchtung geben würde, dann müßten sie sie auch finden. Es war eigentlich lächerlich wie schnell das Auge auf die passende Öffung fiel. Enio vermutet, daß Lurker sie ebenfalls schon bemerkt hatte als er fast schon unnötigerweise darauf deutete. „Dann können wir nur mal hoffen, daß ihr Schlüssel nicht den Mechanismus, der hinter der Tür steckt, trotzdem in Gang setzt und wir bald unter mehreren Tonnen Gestein begraben sind. Wär ein scheiß Abgang!“ Tja... irgendwie hatte der Sheriff ja recht. Schlüssel hin oder her aber wer sagte ihnen, daß das schon alles war um den Mechanismus auser Kraft zu setzen?
 
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Das Licht seiner Lampe wippte bei jedem Schritt auf den Wänden des Ganges auf und ab. Überall waren die Spuren festgebackener Algen oder Moose zu sehen. Schließlich änderte sich der Boden und ihre Schritte wurden gedämpft von der fettigen Asche des verbrannten Hautganges. Hier und dort waren noch verkohlte Gewebe Bröckchen zu sehen, verschmort zu kleinen Klumpen. Der merkwürdige Geruch des Verbrannten Fleisches war noch zu schmecken. Ganz hinten auf der Zunge hinterließ er eine bittere Ahnung. Gut das sich sogar Angst abnutzte, denn seine Furcht hatte schon beim Betreten des Domes angefangen in ihm hin und her zu rennen, wie ein Tiger in seinem Käfig. Zusammen mit dem Umstand, dass er heute bereits einen Ort aufgesucht hatte, an dem das Feuer deutlich präsenter gewesen war, bargen die Spuren des hier vergangenen Feuers nicht mehr so viel Schrecken wie sie es wohl unter anderen Umständen getan hätten.
Aber so war es wie Zahnschmerzen, die von einem heftigem Migräne Anfall überlagert wurden. Vielleicht war sein Pensum an Angst einfach schon leer für heute Nacht? Oder er gewöhnte sich einfach immer mehr an solche Dinge.

Der Sheriff sprach von der Wonne des Ungetüms, jenem Teil von ihnen, den die meisten am liebsten Weg sperren und Verleugnen wollten. Kurz blieb der Nosferatu stehen und musterte den Turiner. Wenn dieser Aufmerksam genug war, mochte er in dem trübem, abmessendem Blick Lurkers mehr Verstehen aufblitzen sehen als vielleicht gut war. Dann nickte die Kapuze und mit einem bestätigendem Brummen wandte er sich um und ging weiter.

In der Tat, gibt es einige... nennen wir es mangels eines besseren Wortes dafür einfach einmal Rituale beim Clan des Drachen, die aus den schwarzen Phantasien der Bestie geboren zu sein scheinen. Ein normal bemessener Verstand funktioniert nicht richtig, wenn er ihre...Abartigkeit erfassen soll.

Der Nosferatu klang wie ein Feldforscher, der über einen Eingeborenen Stamm sprach. Dann flammte das Licht von Enios Lampe auf und fraß sich in die Finsterniss. Beinahe sofort flutete es über die Einbuchtungen an der Türe und jetzt, mit dem richtigem Schlüssel, ergaben die Schatten und Formen Sinn. Lurker setzte den Schlüssel in die entsprechende Form und sein Blick suchte den des Brujah. Jetzt war es extrem Auffällig, dass trotz der lokalen Helligkeit und der Nähe des Verborgenen zur Lichtqulle, dessen gesicht nicht mehr war, als ein paar trüber flecken mit milchigen Pupillen und einigen grauen Umrissen, die man mehr ahnen als sehen konnte. Die Dunkelheit in Lurkers Kapuze, ließ sich nicht von dem Licht vertreiben. Wie es wohl aussähe, wenn Pareto direkt in das Gesicht des Anderen leuchtete?

Anstatt den Schlüssel sofort zu drehen, schien Lurker einige Sekunden über die Worte des Italieners nachzudenken. Ein leises Schmatzen war zu hören, so als kaute der bucklige Hilfssheriff auf seinen Gedanken herum. Dann begann er mit dem Fuss die Asche hinweg zu fegen und räumte einen Bereich rund um die Türe herum beiseite.

Suchen sie nach Markierungen auf dem Boden. Vielleicht müssen wir an einer bestimmten Position stehen, wenn wir die Gruft öffnen.

Sorgfältig leuchtete der Nosferaut den Boden ab, puhlte mit einem schmutzigem Fingernagel in Ritzen und Unebenheiten herum, auf der Suche nach etwas, das so aussah, als sollte man genau dort stehen. Ab und an pustete er auch geräuschvoll um eine Stelle freizulegen. Wenn sie etwas beachten mussten in dieser Hinsicht, dann war es sehr wahrscheinlich, dass es eine Stelle in unmittelbarer Umgebung der Türe gab, wo derjenige stand, der den Schlüssel drehte und vielleicht ein paar Schritte hinter dieser Position, wo ein geduldiger Meister stand und darauf wartete, dass sein emsiger Sklave die Türe öffnete.

Erst wenn diese Suche etwas ergeben hätte, zu einem Fund führte oder eben nichts weiter hervorbrachte, sei es eine solche Vorrichtung auf der man zu stehen hatte, oder etwa eine Sicherung in der Nähe der Türe selber, die man gedrückt halten, oder auch nur berühren sollte, würde er langsam und vorsichtig den Schlüssel zum Grabmal der Lasombra drehen.
 
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Auch bei näherem Hinsehen konnte keiner der beiden etwas auffälliges entdecken. Sollte es weitere Fallen geben, so würden sie sich ihnen stellen müssen, denn Zeichen oder andere Hinweise hatte der Tzimisce nicht hinterlassen.

Als Lurker den Schlüssel langsam herumdrehte, spürte er wie der Mechanismus im Inneren der schweren Tür sich gehorsam bewegte und zu allen Richtungen hin verschiedene Sperren löste. Es wglich dem Aufziehen einer kleinen Spielzeugpuppe. Auch wenn man nicht sah was geschah, so wusste man doch, dass sich im Inneren des Spielzeuges einiges tat. So war es auch bei der Tür vor ihnen.
Der Nosferatu musste den Schlüssel zweimal vollständig um die eigene Achse drehen, dann endlich arretierte er. Zudem erklang ein leises Klicken. Ganz leise nur und vollkommen unspektakulär.
Nach all den Fallen die die Regentin der Tremere im Inneren des Raumes vor ihnen beschrieben hatte, war diese Reaktion beinahe enttäuschend. Leider bewegte sich an dem Zugang selbst, nichts weiter.

Was war nun zu tun, einfach aufschieben?
 
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Ein Gedanke, der sich Enio förmlich aufdrängte, als Lurker seine Kentnisse über „Drachenrituale“ zum Besten gab und dabei sein Gesagtes für Enios Geschmack ein bißchen zu kompliziert ausdrückte, war: Ein normal bemessener Verstand? Mann! Solange du deinen eigenen einigermaßen beisammen behältst!

Genau das war vielleicht in den letzten Nächten und denen, die noch folgen könnten, die Hauptschwierigkeit... den Verstand zu behalten. Schon alleine heute Nacht hatten Lurker und Enio sich über Dinge ausgetauscht, die an manchen Nächten locker ausreichen würden um als Malkavianer-Ahn durchzugehen. Die Spekulationen rissen nicht ab und die Kainskinder von Finstertal mußten sich wieder einmal gegen Feinde behaupten, die fern jeglicher Erfahrungwerte lagen. Ja... da sehnten man sich manchmal richtig nach einer richtig großen und handfesten Auseinandersetzung mit dem Sabbat. Da wußte man wenigstens mit wem man es zu tun hat und wie man vorgehen muß.

Enio hatte kein Bedürfnis sein Gespräch mit Lurker zum jetzigen Zeitpunkt noch zu vertiefen. Wer könnte dabei schon erraten auf was für gruselige Dinge sie noch zu sprechen kommen würden. Stattdessen bemühte sich Enio den Boden auszuleuchten und wie ihm Lurker empfohlen hatte nach irgendwelchen Auffälligkeiten zu suchen. In dem schmalen Gang gab es ja nicht wirklich viel Möglichkeiten. Deshalb gaben sie auch recht schnell eine ausgedehnte Suche auf. Aber es war trotzdem wichtig gewesen nachzuschauen und der Sheriff war in diesem Augenblick froh darüber mit einem besonnenen Nosferatu anstatt mit einem Heißsporn wie Jenny hier unten zu sein.

Aber es nutzte nichts. Man war hier herunter gekommen um sich Zugang zu der schlafenden Hüterin zu verschaffen und als Lurker letztendlich den Schlüssel drehte war die Spannung kaum noch zu überbieten. Jedes ach so leise Geräusch, daß das Schloss von sich gab löste in dem Italiener einen kleinen Fluchtinstinkt aus. Leise und unspektakulär waren in diesemfall zwei ausgezeichnetet Adjektive, die man an dieser Stelle ruhig laut aussprechen hätte können als das letzte Klick von der Tür ertönte und der Mechanismus anscheinend zuende gedreht war. Entäuscht war Enio dabei eigentlich zunächst mal gar nicht. Immerhin fielen ihm gerade keine 50 Tonnen Fels auf den Kopf... und das war schon mal positiv. Aber auf ging das Ding auch nicht. War doch eigentlich naheliegend, daß man ihr einen kleinen Schubs geben mußte. Aber in welche Richtung ging sie auf? Nach Ausen oder nach Innen? Enio überlies Lurker die Entscheidung. Er hatte den Schlüssel in der Hand... er sollte entscheiden ob er es wagen wollte. „Na dann! Drücken oder ziehen? Sieht nicht so aus als ob sich da von selbst noch mehr tut.“ Bis hierher war alles gut gegangen. Sollte es doch einfach so bleiben.
 
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Es kostete ihn, während der entnervend langen Zeit die es brauchte um den Schlüssel zu bewegen, einige Mühe nicht immer mehr Abstand zwischen sich und die Tür zu bringen. Hätte er diesem Impuls nachgegeben, wäre er am Ende sicher mit ausgestrecktem Arm da gestanden, das Gesicht abgewandt, die Augen zugekniffen und den Schlüssel so gerade noch mit den Fingerspitzen berührend. Er konnte aber nicht verhindern, dass er bei jedem Klick Geräusch ein wenig kleiner und gebeugter wurde, so dass er am Ende deutlich zusammengekauerter vor dem Portal hockte, als zu Beginn. Er spürte das Vibrieren im Gestein, als im Innerem Bolzen und Riegel hin und her geschoben wurden. Vor seinem geistigem Auge sah er Pendel hin und herschwingen, Räder ineinandergreifen und merkwürdige Kegel rotieren. Schließlich, mit einem finalem Knirschen, hörte sowohl das reale Schloss, als auch die eingebildete Mechanik im Kopf des Nosferatu auf sich zu drehen.

Nichts geschah. Ein paar Herzschläge, die nicht hier unten in den Katakomben stattfanden, wartete er ab, dann wandte er sich kurz zum Sheriff um, ob dieser noch etwas vorschlagen oder sagen wollte.
Ganz Enio Pareto, hatte dieser aber nicht vor eine Rede zu halten oder auch nur ein paar gesalbte Worte vom Stapel zu lassen, sondern war mit seinen Gedanken wohl ganz beim Öffnen des Grabes. Sehr gut, denn so gerne sich Lurker dem Pathos hingab, so wenig mochte er ihn bei Anderen. Da war ihm ein Partner der sein Gewehr durchlud, ein wenig mit den Zähnen knirschte und dann mit einem grimmigem, 'lass uns tanzen' los marschierte deutlich lieber.

Die Beschreibung der Kammer sorgte dafür, dass sich der Nosferatu eher einen kleinen Raum vorstellte, in den man die Tür kaum nach Innen aufbekommen würde. Also erschien ihm ziehen logischer. Er umfasste den Schlüssel, wenn er denn nichts besseres fand an dem er sich festhalten konnte und begann sanft zu ziehen. Wenn sich nichts rühren wollte, würde er langsam mehr Kraft hineinlegen. Schlimmstenfalls würde er seine unnatürliche Kraft einsetzen, die ihn stärker machte als sein untotes, verdorrtes Muskelgewebe dies dem aussehen nach eigentlich hergeben durfte. Schließlich war es möglich, dass nur besonders kräftige Wesen diesen Verschluss öffnen sollten. Eine sinnvolle Maßnahme, derer sich die Verborgenen auch oft bedienten in ihren Bauten , um Menschen fernzuhalten. Trotzdem hieß es vorsichtig bleiben und den Schlüssel nicht beschädigen. Sollte das alles nichts bewirken, würde eben drücken, oder versuchen den Stein des Portales nach Oben, Unten oder zur Seite zu bewegen. Gut möglich sogar, dass sich die Türe auf einer Mittelachse drehte und man sie somit wie eine Drehtüre öffnen musste. Geheimgänge waren oft so angelegt.
 
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Es waren die Seiten, die endlich dem Bemühen nachgaben. Ein wenig musste man die Flügel der Tür zwar tatsächlich nach außen ziehen. Sie stoppten erst als ein Winkel von etwa fünfzehn Grad erreicht war. Danach ging es nicht mehr weiter und man musste sie, wenn man denn eintreten wollte, anschließend einfach in den Fels hineingleiten lassen.
Wagte man während dessen einen verstohlenen Blick nach oben, ließen sich tatsächlich mehrere Streben erkennen, die unübersehbar dazu gedacht waren, im Falle eines gewaltsamen Eindringens, alles zum Einsturz zu bringen. Die simple Bewegung des Schlüssels hatte sie aber durch weitere Bolzen abgestützt und die Konstruktion schien sicher genug zu sein um den Raum zu betreten.
Kaum hatten die beiden die Höhe der Türzarge erreicht, flackerten im Inneren des Raumes exakt ein dutzend scharzer Kerzen auf. Der Geruch verriet das sie noch aus Bienenwachs gefertigt waren, allerdings gaben sie trotz ihrer Größe nur einen schwachen Schein ab. Warum sie sich entzündeten war nicht zu sehen und es bewies sich einmal mehr, dass auch die simpelsten Geschehnisse zu wahrem Grauen mutieren konnten, wenn sie denn genug gegen die Naturgesetze verstießen.

Neben den zwei schwach glimmenden Sechserreihen links und rechts, befand sich nur noch der steinerne Sarg in der Gruft. Und tatsächlich zeigte sein Deckel das erwartete Wappen...
 
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Es war nur eine kleine Hürde die sie genommen hatten als es schießlich Lurker gelang die Tür zu öffnen. Jedenfalls kam es Enio so vor und das mochte durchaus daran liegen, daß er ein zweckorientierter verdammter Pessimist war und felsenfest davon überzeugt war, daß wenn etwas schief gehen konnte es auch garantiert schief ging. Er war schon zu lange im Geschäft um etwas anderes annehmen zu können. Aber eines nach dem anderen. Für den Moment war Enio schon damit zufrieden, daß die Tür offen war und das Gebäude es unterlassen hatte über ihren Köpfen zusammenzubrechen.

Doch bei allem Pragmatismus, der Enio schon im Ansatz verbot sich zu viel Gedanken über gewisse Dinge zu machen, konnte es der Sheriff nicht unterlassen den Mechanismus etwas genauer unter die Lupe zu nehmen als man einen flüchtigen Blick darauf werfen konnte. Unweigerlich fragte sich Enio wie man es nur zustande gebracht hatte diese verdammte Tür für Nebel undurchlässig zu machen. Diese ganze Mechanik alleine war schon der reine Wahnsinn aber die Tür auch noch Luftdicht zu versiegeln lies auf eine Paranoia hindeuten, die eigentlich nur in einem sehr sehr alten Kainitenhirn entstanden sein konnte. Letztendlich hatte es aber trotzdem nichts gebracht. Fast schon wieder lustig! Zuviel darüber zu hirnen würde sie aber wohl nicht weiter bringen und konnte sogar im Zweifelsfall eher hinderlich sein. Also ab dafür! Und ohne Hast aber auch ohne jegliches Gefühl für Respekt oder gar Ehrfurcht gegenüber einer solchen alten Ruhestätte betrat der Brujah-Ahn den kleinen Raum.

Als ob die Nacht nicht schon sonderbar genug verlaufen war, mußten die Kerzen in dem Raum wie von Geisterhand angehen. Hätten sie das mal lieber nicht getan. Enio half es jedenfalls überhaupt nicht locker zu bleiben und die Sache professonell und sachlich anzugehen. Aber wieso auch professionell? Der Sheriff hatte ganz andere Stärken und war eigentlich nur durch einen total dummen Zufall zum Dungeon-Crawler mutiert. Eine Gewohnheit wollte er ganz sicher nicht daraus machen. Vermutlich würde ihm auch bei diesem Vorsatz irgendjemand einen Strich durch die Rechnung machen. Warscheinlich saß jetzt schon irgendwo eine Gestalt mit schadenfrohem Lächeln auf der Fratze und machte sich Gedanken darüber wie er wohl das nächste mal Enio Pareto in ein Loch, das weit unter die Erde führt, bekommen würde. Ganz sicher... so mußte es sein! Der Sheriff hielt in seinen Schritten inne als die Kerzen angingen und warf dem Nosferatu an seiner Seite einen mißtrauischen Blick zu. Lurker hatte vermutlich auch keine Idee wie die Kerzen angegangen waren. Enio sah sich den Sarg an. Ja... das Wappen der Lasombra. Der Feind! Zumindest war er das schon immer... seit der Italiener zurück denken konnte. Und eigentlich galten die Lasombra als der schlimmere Feind im Vergleich zu den Unholden... aber Enios Einstellung dazu hatte sich grundlegend geändert. Er würde mit der Witwe im Inneren einen Walzer tanzen, wenn sie ihm irgendwie helfen könnte Zacharii endgültig zu vernichten und auch das letzte bißchen seiner Essenz aus dieser Welt zu tilgen... und zwar aus jeder verfluchten Ebene dieser Welt. Aber Enio war heute nicht zum tanzen hier her gekommen.

Der Sheriff betrachtete den Sarg und umrundete ihn dabei. Gab es irgendwo einen Hinweis ob man den Schlüssel ebenfalls zum Öffnen dieses Sarges benötigte? Reichte rohe Gewalt um den Deckel zu heben? Bestimmt war es wieder komplizierter. Das war es doch immer!
 
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Meistens wäre das richtigere Wort, denn in diesem Fall ließ sich der Deckel problemlos anheben. Zumindest für Enio, denn er besaß ein beeindruckend hohes Gewicht. Egal ob Enio die schwere Platte vorsichtig an die Seite stellte oder sie achtlos zu Boden fallen lies, in beiden Fällen würde sie nicht den geringsten Schaden nehmen.
Als der Blick in das Innere der Liegestatt freigegeben war, fiel er auf eine ansprechend hübsche Frau mittleren Alters. Ihr wie schlafend wirkender, vollkommen unversehrter Körper, ruhte in einer peinlich sauberen Einfassung aus reinstem Samt. Alles wirkte, als wäre es erst vor wenigen Minuten hergerichtet worde. Dies natürlich mit jeder nur erdenklichen Sorgfalt. Wüssten es die beiden Eindringlinge nicht besser, hätten sie sicherlich geschworen das die tote Frau erst kürzlich zur letzten Ruhe gebettet wurde und das irgendjemand dabei größte Sorgfalt hatte walten lassen, ihr ein würdiges Begräbnis zu bereiten.

Die Tote besaß auffallend helle Haut die von gut gepflegtem, lockig schwarzen Haar umrahmt wurde. Ihre geschlossenen Augen , wie auch der Rest des Gesichts, strahlten eine nicht zu leugndende Würde aus. Die Frau die hier bestattet wurde, war einst unübersehbar sehr mächtig gewesen. Derart, dass es zu einem Teil ihrer selbst geworden war.
Unter überkreuzten Armen war der Körper in ein Gewand aus schwarzer Seide gekleidet. Der Stoff war in ausgezeichnetem Zustand und glänzte matt im Schein der sie umringenden Kerzen. Direkt über der Stelle an der die Handgelenke in höhe des Busens übereinandergelegt waren, fiel als letztes noch ein silbernes Medallion auf. In lateinischer Sprache zeigte es folgenden Wortlaut:

Meiner ewigen Liebe!
Geheimnisvolle Frau die keinen Namen besitzt und doch mit allen gerufen wurde.
Finde den Schlaf der dir gebührt und träume von den Zeiten an denen ich dich
ein weiteres Mal an meine Seite rufen werde. Wir trotzen dem Tod und obsigen
gegen den Unbill des Schicksal. Nimm dies als meinen Schwur, auf ewig Dein!!!
Z.
 
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Ein kurzes Ziehen, dann konnte man die Tür aus dem Weg bugsieren. Der Mechanismus funktionierte reibungslos und außergewöhnlich gut, was eigentlich nur zwei Schlüsse zuließ. Entweder war er sehr simpel im Aufbau und funktionierte daher wartungsfrei, oder er wurde regelmäßig in Schuss gehalten. Letzteres war sicher leicht herauszufinden, denn dann müsste es nach Fett oder Öl riechen. Ohne regelmäßig ein Schmiermittel bereit zu halten funktionierte so ein Ding nicht. Bevor Lurker sich aber den Mechanismus genauer betrachten konnte, um sich etwa so weit hinein zudenken, dass er ihn zu blockieren vermochte, flammten plötzlich besagte Kerzen auf. Erschrocken ließ der Nosferatu sich in die Hocke fallen und riss einen Arm vor sein Gesicht. Ein Zischen entfuhr ihm. Sekunden später hatte sein Verstand ihn aber eingeholt. Kerzen, nur ein paar Kerzen.

Allerdings beinhalteten diese keinen Schrecken für ihn, wenn man vom Überraschungsmoment einmal absah, denn er vermutete nichts übernatürliches an ihnen. Viele Scharlatarne benutzten einen ähnlichen Effekt von sich selbst entzündenden Flammen um Leichtgläubige zu beeindrucken. Vor vielen Jahren, als er noch in dieser Richtung recherchiert hatte und selber solche 'Geisterbeschwörer' besucht hatte, gehörte so etwas zum gutem Ton jeder Seance, diese so zu beginnen. Für gewöhnlich wurde die chemische Reaktion durch die Erhöhung der Sauerstoffzufuhr ausgelöst, wie beim öffnen von Türen und Fenstern. Wieder schnüffelte er kurz, ob er Salpeter roch. Dieses wurde gerne in so einem Zusammenhang verwendet. Da es allerdings genau das Problem hatte, dass man es riechen konnte, wurde oft wenig davon verwendet und Profis arbeiteten mit Magnesium. Allerdings brannte dieses beim Entflammen auffällig hell und verriet sich eben dadurch.
Es war auch für Lurkers Nervenkostüm deutlich angenehmer, diesen Effekt als Budenzauber abzutun.

Er ließ den Sheriff an sich vorbei passieren und folgte ihm erst nach ein paar Sekunden in den Raum hinein. Obwohl, oder gerade weil, der Sarg im Zentrum alle Aufmerksamkeit einforderte, würdigte der Nosferatu ihn zunächst keines Blickes. Wie könnte man schließlich in einem solchem Raum besser etwas verbergen, als etwas auffälliges zentral zu präsentieren? Also besah er sich Wände, Decken und Boden ausführlich, prüfte kurz eventuelle Einrichtungsgegenstände, bevor er sich erlaubte den Sarg in den Kegel seiner Wahrnehmung zu rücken. Problemlos lüftete Pareto den Deckel und so standen die beiden Untoten vor dem Sarg und starteten hinab.

Allerdings sah Lurker dort nicht den Feind. Er sah ein erhabenes Antlitz, das Stolz zeigte und eine tiefgehende Würde. Die Schwünge des Gesichts waren kühn und kein bisschen zurückhaltend oder verlegen rundlich, wie man das bei puppenhaften Schönheiten oft sah. Nein, ihre Schönheit war forsch und traute sich außergewöhnlich zu sein. Diese Schönheit hatte keine Furcht vor einem kräftigem Profil, einer ausgeprägten Stirn und einer ausdrucksstarken Nase.
Ohne es zu bemerken wanderte eine Hand des Verborgenen unter seine Kapuze und seine Fingerspitzen fuhren die schorfigen, zerbrochenen Konturen von dem entlang, was er sein Gesicht nannte. Er konnte einfach nur da stehen und ihre Haut betrachten. Hell und strahlend war sie, wie frische Milch und das Haar fiel um sie herum wie perfekte geformte Flocken aus Mahagoni Holz, das dort in Kringeln ausgebreitet worden war.

Erst Augenblicke später, wenn entweder der Sheriff den Bann brach oder die Pause in der sie beide verblüfft in den Sarg stierten so peinlich lang wurde, dass sie irgendwann wie aus einem Traum blinzelnd erwachten, würde der Verstand des Nosferatu wieder anspringen und Dinge bemerken, wie die samtene Kleidung, die völlig intakt war. Sie konnte unmöglich in diesem Kleid seit mehr als ein paar Jahrzehnten hier unten ruhen. Entweder hatte jemand diese Frau, oder vielmehr ihre Kleidung, ähnlich in Stand gehalten, oder besser gesagt erneuert, wie die Mechanik, oder der Raum musste völlig unter einem Vakuum versiegelt gewesen sein, dass den Verfall aufgehalten hatte. Wenn sie aber davon ausgingen, dass diese Person zu Zeiten des Unholdes Zacharii hier unten zur letzten Ruhe gebettet worden war, dann wäre es praktisch unmöglich gewesen den Raum wirklich luftdicht zu versiegeln und vor allem die darin vorhandene Luft abzupumpen. Wenn also jemand hier regelmäßig nach dem Rechten sah, dann musste er Spuren hinterlassen haben. Fußabdrücke im Staub etwa. Oder gab es überhaupt keinen Staub? Das wäre ein noch deutlicheres Zeichen, denn von der Decke musste im Laufe der Jahrhunderte etwas hinabgerieselt sein.
 
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Lurkers kritischer Blick verriet nur allzudeutlich wie sehr er mit seinen Befürchtungen im Recht war und wie wenig der unbekannte Dritte seine Zeit darauf verschwendet hatte, dies zu verheimlichen. Der Boden der Gruft war nicht nur staubfrei, sondern sogar sorgfältig gereinigt. Es fehlte zudem an Spinnweben und all den anderen Anzeichen eines länger verlassenen Raumes. Anscheinend hielten es selbst Insekten nicht für die beste Idee sich hier häuslich nierderzulassen. Ja sogar die sonst so schwetr zu kontrollierende Welt der Gerüche hielt sich artig zurück und verweigerte es, die Umgebung in die sonst für derartige Räume so muffige Atmosphäre zu tauchen.
Die Tür waren sorgsam eingefettet und selbst mit einer durchschnittlichen Nase ohne besondere Begabungen konnte man es - dank des beschrieben neutralen Umfeldes - deutlich in dem kleinen Raum riechen. Auch der Trick mit den Kerzen war handgemachten Ursprunges. Neben einem deutlichen Schwefelgeruch konnten sich tatsächlich leichte Nuancen von Salpeter erschnüffeln lassen.

Ansonsten war aber alles äußerst peinlichst genau hergerichtet worden. Das Kleid war handgearbeitet und ein Erzeugnis höchster Handwerkskunst, die Haare der Toten liebevoll frisiert, die Nägel manikürt und peinlich sauber gepflegt.

Irgendjemandem, der hier anscheinend problemlos ein und aus hatte gehen können, hatte sich mit dieser Aufbahrungsstätte größte Mühe gegeben. Liebevolle Pflege als Bezeichnung war fast untertrieben. Wenn aber der Zugang in der Skaristei sich nur einmal im Jahr für eine beschränkte Zeit öffnete, reichte dies für einen derartigen Reinigungsrundumschlag? Wenn ja, wer war hier gewesen, denn das jemand erst kürzlich alles hergerichtet hatte, war ja kaum zu übersehen...
Oder gab es einen weiteren Zugang hier unten den sonst keiner kannte?
 
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Enio begnügte sich damit die Platte vorsichtig auf den Boden zu stellen. Es hätte ihm keine Befriedigung gebracht die Abdeckung achtlos in die Ecke zu pfeffern oder sie sogar zu zerstören. Auserdem hätte das einen Höllenlärm gemacht und das war gerade etwas was Enio überhaupt nicht gebrauchen konnte. Nachdem der Sargdeckel abgelegt war stand der Sheriff vor dem Körper und betrachtete ihn wortlos und wie Lurker ebenso… eigentlich viel zu lange. Man mußte es diesen verdammten Lasombras einfach neidlos zugestehen, daß sie etwas Erhabenes an sich hatten… zumindest einige von ihnen. Das hatte zwar noch nie etwas daran geändert, daß Enio Pareto sie eigentlich immer bekämpft und verachtet hatte aber das eine hatte nicht zwangsläufig mit dem anderen etwas zu tun.
Fasziniert von der pflegsamen und mehr als ordentlichen Aufbarung der Kainitin fiel Enios Blick zwangsläufig auch auf das Medallion um ihren Hals. Enio war zwar ungewollt sprachbegabt geworden aber Latein hatte sich zu seinem Fremdsprachenschatz nicht dazugesellt. Dennoch gelang es dem Brujah ein paar vereinzelte Worte ins rechte Licht zu rücken, da seine Landessprache doch einige Ähnlichkeiten mit dem Latein aufweisen konnte und man dadurch zumindest einen guten Ansatz zum Raten finden konnte. Das „Z“ am Ende war wiederum unverkennbar und lies sich gut zuordnen. Was genau hatte den Unhold mit dieser sagenumwobenen Lasombra verbunden? War Zacharii tatsächlich in der Lage gewesen so etwas wie Liebe zu empfinden? Enio konnte sich das beim besten Willen nicht vorstellen.

Irgendwann löste sich die Faszination und Enio sah für einen kurzen Moment nach Oben. War da nicht eine kleine Luke, die mit Glas abgedeckt war? Hatte Caitlin nicht etwas davon erzählt? Enio leuchtete nach Oben und besah sich die Decke während sich der Verborgene um die nicht vorhandene Spuren kümmerte. Enio selbst hatte bisher nicht viel Zeit und Gehirnschmalz in die Idee mit den Spuren verwendet. Vielleicht lag das ja auch einfach nur in der allzu großen Ablenkung, die da in dem Sarg lag. Irgendwann leuchtete Enio erneut auf die Lasombra. War das jetzt wirklich ein Kainskind oder handelte es sich bei diesem Körper tatsächlich nur um ein Tzimiscen-Konstrukt, das keine Seele in sich barg und auch noch nie besessen hatte? Man konnte lediglich raten. Irgendjemand würde sich den Körper genauer ansehen müssen. Aber wer? Konnte er der Regentin soweit trauen? Oder mal doch lieber an Kiera wenden? Enio würde das nicht jetzt und hier erörtern. Weder mit sich selbst noch mit Lurker.

Es vergingen ein paar Augenblicke und irgendwann fasste Enio das in Worte was eigentlich offensichtlich war und dem Nosferatu mit Sicherheit auch schon aufgefallen war. „Hmm… mal ehrlich… die Alte sieht eigentlich nicht so aus als ob sie hier schon besonders lange liegt. Schätze mal sie hat nen guten Schönheitschirurgen. Ich hab jedenfall schon Kainiten in Starre gesehen, die nicht sehr viel mehr hergemacht haben als ein altes Gerippe oder vielleicht noch ne gut erhaltene, vertrocknete Mumie. Miss Portugal hier aber sieht aus wie frisch aus dem Ei gepellt. Irgendwie fällt es mir schwer mir vorzustellen, daß Ziege für die Pflege dieser Ruhestätte verantwortlich gewesen sein soll.“ Blieb zudem die Frage was sie jetzt mit ihr tun sollten. Es war nur äußerst selten ein guter Ratschlag ein in Starre liegendes Kainskind sich über die Schulter zu werfen und einfach mit ihr davon zu spazieren. Blieb natürlich immer noch die Option sie einfach zu vernichten. Klar… viel Neues würden sie dabei nicht erfahren aber sie würden sich somit bestimmt nicht noch mehr Schwierigkeiten aufhalsen. Oder vielleicht doch? Hergott warum war denn immer alles so kompliziert?!!!

Wie in einem schlechten Film wo die Akteuere in der Eingangssequenz meistens alle sofort sterben und das meistens noch nur weil einer von ihnen etwas völlig unbedachtet gemacht hat, steckte Enio seinen Arm aus und zeigte mit dem Zeigefinger auf die Hüterin. Langsam näherte er sich ihr und fast in Zeitlupe stupste er die Lasombra mit dem Zeigefinger in den Oberarm. War das jetzt der Zeitpunkt wo der Körper aufspringen würde und das Ende der Welt eingeläutet wird? Wohl kaum! Enio vermutete jedenfalls das nichts passieren dürfte. Er hatte mitlerweile seine eigene Theorie.
 
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Als er endlich den Blick von der Frau abwandte und beschämt bemerkte, dass seine Lippen stumm Worte geformt hatten, während er so in sich gekehrt da stand, folgte sein Blick dem Lichtstahl von Enios Taschenlampe. Irgendwo musste hier ein weiterer Eingang sein, entweder zu dieser Kammer, oder zu dem gesamtem unterirdischem Komplex. Kurz überlegte er, ob es nicht sinnvoll wäre hier unten zu warten bis dieser Zieglowski auftauchte um nach dem Rechtem zu sehen. Vermutlich würde das in den nächsten Tagen geschehen. Das hätte direkt noch den angenehmen Vorteil, dass man das Menschlein direkt schnappen konnte. Allerdings hatte der schöne Plan einen simplen Haken. Der Kerl würde ganz sicher nicht so dämlich sein und hier Nachts herkommen. Am Tage konnte Lurker hier aber nicht Wache halten, also war der Plan den Wicht fangen zu lassen und das Wissen um den zweiten Eingang aus ihm herauszufoltern der Bessere.

Der Mensch wäre aber eine logische Alternative. Wenn er es nicht selber getan hat, dann hat er wahrscheinlich zumindest jemanden beauftragt. Vielleicht Sarah Schmidt, wer weiß. Auf jedenfall wird diese Kammer hier regelmäßig in Stand gehalten. Nirgends liegt Staub oder andere Spuren des Alters, die Türmechanik ist frisch gefettet und auch diese 'Zauberkerzen' müssen regelmäßig mit Chemikalien behandelt werden, sonst zünden sie nicht mehr. Wahrscheinlich gibt es irgendwo einen zweiten Eingang. Wenn auch wohl nicht in diesem Raum hier.

Ja, es wäre regelrecht Unsinn diese Kammer hier mit so einem aufwändigem Mechanismus zu schützen, der einem ganzem Rudel Drehbuchautoren für alte Abenteurer Filme die Tränen in die Augen zu treiben vermochte mit seinem aufwändigem Schlüssel und der boshaften Falle, und dann einen zweiten, weniger geschützten Zugang hier hinein zu bauen. Viel wahrscheinlicher war, das es irgendwo noch einen Zugang in die Katakomben gab.

Ob dem Sheriff auffiel was seinem Deputy an Details und Indizien durch den Kopf gegangen war, seit sie die Kammer betreten hatte, dass er selber die Kerzen für einen weiteren magischen Trick gehalten hatte zum Beispiel, bemerkte der Nosferatu nicht. Im Gegensatz zu dem Turiner war er das herumkriechen in alten Verließen, Ruinen und unterirdischen Anlagen eben einfach gewohnt.

Auch über den Transport und ihr weiteres Vorgehen schien er sich kaum Gedanken zu machen. Ungerührt beobachtete er, wie Pareto den Körper der Frau berührte, so als vermutete er, dass sie gleich aufspringen mochte. Wenn dies hier die Frau aus Zacharis Geschichte war, dann hatten die Werwölfe irgendetwas mit ihr angestellt, dass sie in diesen totenähnlichen Zustand versetzt hatte. So wie der Tagesschlaf der Untoten, denn Tagsüber sahen sie wohl alle so aus wie dieser Körper hier. Leblos und konserviert im Augenblick ihres Todes. Wenn Zacharii nicht in der Lage war sie zu erwecken, dann würde der Transport die Hüterin ganz sicher nicht wecken.
Dennoch ging er einen kleinen Schritt zurück. Sicher ist sicher.

Aber nichts geschah. Die Lasombra fuhr nicht aus ihrem Grabe auf und der Geist Zachariis prasselte nicht auf sie hernieder. Das mochte sich aber gleich noch ändern, denn das der Koldune auf eine unbestimmte Art und Weise anwesend war, hatten sie bereits festgestellt. Ob und wie er ihre Anwesenheit oder das was sie taten wahrnahm vermochte Lurker sich nicht vorzustellen, aber dass eine Reaktion geben würden, wenn sie den Körper hier entfernten, war immerhin nicht völlig abwegig.

Ich schlage vor wir bringen sie zur weitergehenden Untersuchung hier erst einmal weg und am besten schnell, bevor wir 'jemandes' Aufmerksamkeit erregen. Brauchen sie Hilfe? Soll ich Oben oder Unten anfassen?

So wie der Nosferatu es betonte, war klar, dass er den Geist des Koldunen meinte. Offensichtlich hatte der Deputy wirklich vor, die Frau zu packen und schnell hier herauszuschleifen. Vielleicht hätte er in diesem Augenblick einen sehr guten Brujah abgegeben? Oder war der Sheriff jetzt, so kurz vor dem Erreichen des Ziels mit dem sie hier hinabgestiegen waren, zu vorsichtig? Verwunderlich wäre es nicht, nach allem was er heute schon gesehen hatte. Da wollte es ihm vielleicht zu recht nicht in den Kopf, das es wirklich so simpel sein sollte die Lasombra zu bergen.
 
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Als Enio den Raum an verschiedenen Stellen ausleuchtete hatte er ähnliche Gedanken wie Lurker und malte sich aus, daß Ziege ganz sicher nicht nachts hierher kommen würde. Auserdem hätte der Sheriff tagsüber ein noch viel größeres Problem als die meisten Vampire ohnehin hatten. Enio schlief einfach zu gut während den Tagesläufen. Letztendlich genoss er es auch ein Stück weit, da seither die Tage wenigstens ohne Alpträume vorübergingen und das so manches Mal die Nächte angenehmer beginnen lies. Jedenfalls verhinderte diese Veränderung, daß Enio jemals wieder in die Versuchung kommen würde einem Menschen oder anderem Wesen tagsüber aufzulauern. Es war einfach ein Ding der Unmöglichkeit geworden.

Die weiteren ausgesprochenen Überlegungen des Nosferatu veranslassten Enio zu einem Schulterzucken. Ja… irgendjemand war hier drinnen gewesen. Wer das gewesen war würde sich vielleicht noch herausstellen. Aber um das herauszufinden waren sie eigentlich nicht hergekommen. „Die Vermutung über einen zweiten Zugang war eigentlich schon naheliegend als ich überhaupt zum ersten Mal von dieser Kammer gehört hatte. Bis vor kurzem wurde der Gang drausen und somit auch der Zugang durch diese Tür durch diesen Hautgang vollständig bedeckt. Kann mir nicht vorstellen, daß da jemand ständig ein und aus ging. Aber naja… keine Ahnung was so Tzimiscengebilde alles bewerkstelligen können.“ Enio leuchtete wieder kurz nach Oben Richtung Decke. „Eigentlich hatte ich gedacht, daß irgendwie noch von oben ein Zugang wäre, da es dort oben noch diese verglaste Lucke gibt. Einerseits kann man da aber auch nichts erkennen und es ist sowieso viel zu klein… andererseits stellt sich aber auch zwangsläufig die Frage warum zur Hölle irgendjemand hier drinnen so etwas wie ein Oberlicht einbauen sollte oder was dieses Ding da oben für einen Zweck erfüllen soll.“ Alles Überlegungen, die sie hier offenbar nicht weiterbirngen würden. Vielleicht mußten sie sich einfach damit abfinden, daß sie nicht herausfinden mußten wie es sich mit den ganzen Detaills verhielt und sich tatsächlich nur um die Lasmonbra zu kümmern brauchten. Immerhin war das Entwenden dieses Körpers ganz sicher etwas das dem Feind weh tat und ihm in die Suppe spuckte. Oder war das auch der Plan im Plan und Enio und Lurker verhielten sich gerade genau so wie Zacharii es von ihnen erwartete? Man könnte durchdrehen wenn man zu lange und zu intensiv darüber nachdachte.

Dem Brujah-Primogen war sofort klar wen genau der Verborgene gemeint hatte als er von „Jemandes“ sprach und es half durchaus Enio ein wenig anzutreiben. Nein er hatte auch nicht vor länger als notwendig hier unten zu bleiben. Paranoia hin oder her, Enio sah kaum eine andere Möglichkeit die Hüterin hier heraus zu bringen als sie sich einfach über die Schulter zu werfen. Im Prinzip glaubte der Sheriff sowieso nicht daran, daß dieser Körper überhaupt fähig war sich zu erheben oder das es sich überhaupt um eine vollwertige Kainitin handelte. Eine handelsübliche Lasombra sozusagen! Enio winkte ab als Lurker ihm seine Hilfe anbot. Die Alte da heraus zu tragen wäre kein Problem für den Italiener… solange sie nur still hielt und weiterhin reglos herumhing. Nichtsdestotrotz legte der Sheriff wohl wert auf ein Minimum an Sicherheitsvorkehrung. Ob die Sinn machten oder nicht war jedoch fraglich. Der Brujah nahm aus seinem Mantel ein Stück Seil, das aussah als ob er es in einem Outdoorladen besorgt hätte und man es gut und gerne zum Bergsteigen benutzen könnte. Enio verband mit dem Seil die Hände der Lasombra vor ihrem Bauch. Eigentlich fast albern. Enio selbst würde dieses Seil warscheinlich zerreisen können also wieso sollte es die Lasombra daran hindern sich ebenso daraus zu befreien. Aber der Turiner hatte noch an etwas Praktisches bei der Sache gedacht. „Ich gehe davon aus, daß sie nicht mit einem Auto gekommen sind. Wir werden die Hüterin an meine Rückband beziehungsweise an mich binden müssen, wenn ich sie auf dem Motorrad mitnehmen soll. Geht aber… hab ich schon öfters gemacht.“ Wie und unter welchen Umständen Enio das schon probiert hatte war vielleicht interessant aber im Moment komplett irrelevant. Der Sheriff kramte erneut in seinem Mantel. Wieviele Taschen hatte dieses Kleidungsstück überhaupt? Er holte noch einen kleineren Leinensack hervor und machte sich daran der Lasombra den über den Kopf zu stülpen und ihn am Hals festzubinden. Eine weitere Vorsichtsmaßnahme die man warscheinlich leicht aushebeln konnte aber im Fall der Fälle würde alles Enio Zeit verschaffen und manchmal konnte das ausschlaggebend sein.

Ferig? Ja eigentlich schon. Enio nahm ohne jegliche Anstrengung den Körper der potugisischen Witwe aus dem Sarg und legte sie sich über den Körper. Die Arme fielen nutzlos auf Enio Rücken herab und baumelten ein bißchen unschick und wenig elegant hin und her. Ja… auf Enios Schulter hatte die Hüterin durchaus ein bißchen an Stil und Erhabenheit eingebüßt. „Können wir?“ Enio war bereit. Konnte man das wirklich sein in Finstertal? Bereit?
 
AW: [04.05.2008] - Im Schatten des Domes

Ein kurzes Nicken auf die Geste des Turiners. Er wollte den Körper also lieber selber tragen, was sicherlich auch praktischer war. Es sah auch nicht so aus, als würde ihn seine Last behindern. Der Nosferatu würde alles annehmen, was der Sheriff ihm vielleicht in die Hand drücken wollte um die Hände freizuhaben.

Eine Haut als Durchlass, ein Gitter aus Knochen oder eine Wand aus Muskulatur sind gern genommene Mittel unter den Formern. Auch für ihre Zufluchten. Ein Schloss kann immerhin jeder knacken, aber lebendes Gewebe verschieben um hindurch zu gelangen vermögen nur sie selber. Wenn man ein paar Münder mit einarbeitet, erhält man auch eine prächtige Alarmanlage, falls jemand versucht sich durchzuschneiden. Ein wichtiger Sklave wäre durchaus in der Lage so ein Gebilde zu bedienen.

Ob die Phantasie des Italieners ausreichte um sich ein röchelnd atmendes Gebilde aus Fleisch vorzustellen, das gespickt war von sabbernden, schmatzenden und beständig auf und zu schnappenden Mündern, die allesamt eine gequälte Kakaphonie von Tönen ausstießen, wenn man versuchte sich gewaltsam den Weg zu bahnen wusste Lurker nicht. Seine hatte nicht gereicht. Er war froh tot zu sein und keine Träume zu haben während des Tages. Alleine die Idee, das ihn die Bilder seiner Reise zu den Unholden in den Schlaf folgten hätten gereicht um nie wieder ein Auge zu schließen.

Kurz überlegte er, ob er noch etwas auf das Problem der Größe des Durchlasses erwidern sollte. Zumindest einige der mächtigeren Tzimiscen waren in der Lage jede Öffnung zu passieren, indem sie sich in eine Lache aus Blut verwandelten. Er hatte mit eigenen Augen gesehen, wie Dimitri einen Teil seines Körpers, Haut, Knochen, Fleisch, vollständig in die Essenz aus Blut verwandelt hatte, die sie alle Antrieb. Aber er war nicht sicher ob das eine Rolle spielte. Es war nicht vorstellbar, dass der Sklave Zieglowski dazu in der Lage war und außerdem war das Wissen für das man eine Bezahlung verlangen würde.

Also beschloss der Nosferatu, dass er Enio darauf hinweisen würde, dass man mit den Möglichkeiten des Drachenclans durchaus Öffnungen zu nutzen vermochte, durch die ein Mensch für gewöhnlich nicht passen würde, wenn er der Meinung war, dass die Öffnung in der Decke dazu groß genug wäre.
Es wäre sicher denkbar, dass sich ein Tzimiscen Diener durch einen Tunnel, oder einen anderen Durchgang, quetschen konnte in den man eigentlich nur einen Arm hinein bekommen würde. Darum war er noch einen letzten, genaueren Blick auf den Bereich der Decke den der Sheriff meinte um zu schätzen ob ein verformter Mensch dort hindurch gelangen mochte. Angenehm war der Gedanke an einen sechs Meter langen, wurmartigen Menschen, der nur noch zwanzig Zentimeter durchmesser hatte allerdings nicht.

Sie wollen den Körper mit dem Motorrad transportieren? Ich hätte vorgeschlagen wir tragen ihn in den Untergrund. Es gibt ein altes Labor unter dem Hovel, das wäre perfekt um sie zu lagern und zu untersuchen. Auf dem Motorrad kann nicht dabei behilflich sein das wir nicht behelligt werden.

Eigentlich wusste er nicht einmal wirklich, ob er in der Lage wäre sich, Enio und das Vehikel vor den Augen der Welt zu verbergen. Er wusste nur, dass er es ganz sicher nicht ausprobieren würde.
Allerdings wäre es ein leichtes sie beide und ihre Fracht ungesehen hier heraus und überall hin zu bringen, solange sie nur zu Fuß gingen. Inwieweit sich der Sheriff überhaupt Gedanken darüber gemacht hatte, dass es wohl keine gute Idee wäre mit einer Leiche über der Schulter durch die Gegend zu laufen war eigentlich egal, denn selbst wenn er erst jetzt das erste mal an dieses Problem dachte, mit der Hilfe Lurkers wäre das Ganze natürlich erfreulich einfach.
 
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