Was für Plots hatten die Fans im Netz entwickelt? Hatte nur gehört, dass sie unzufrieden waren, aber was hätte man denn tun können?
Generell ist das Problem, das in Zeiten von sozialen Medien, Youtube-Labertaschen die aus einem 20-Sekunden-Trailer eine dreistündige Analyse basteln und hübsch aufbereiteten Trope/Klischeekatalogen wie TVTropes jeglicher Versuch, ein "echtes" Mysterium zu präsentieren von vorneherein zum Scheitern verurteilt, sofern die Publikation (sei es Film, Buch, Serie oder Comic) einen gewissen Bekanntheitsgrad überschreitet.
Aber wir reden davon, den Leutchen am Spieltisch eines vor die Nase zu setzen, nicht der breiten Allgemeinheit.
Generell würde ich als (Ex-)Spielleiter grob in 3 Kategorien unterteilen:
1. Zufallsmysterien.
Das kann die vergessene Haustüre von weiter oben sein, der streunende Hund bei dem "Magie Entdecken" anschlägt, der zufällig erwürfelte Beutegegenstand - Aus irgendeinem Grund haben die Spieler einen Narren an dem Ding gefressen und ignorieren den Plot, um dem Mysterium™ hinterherzusteigen.
Als SL ist man hier ganz besonders gekniffen, da man sich meistens was aus den Fingern saugen muss, am besten innerhalb der nächsten 10 Minuten. Nichts anmerken lassen, locker weiteratmen,
sicherstellen das einen niemand Schwitzen sieht.
2. Plotrelevante Mysterien.
Da hat man sich als SL nun hingesetzt und einen Mystery-Plot mitsamt logischer (obligatorisches "ja, also von MEINEM Standpunkt aus war alles logisch!!1einself!!) Erklärung für den ganzen Zinnober und stimmungsvoller Präsentation vorbereitet.
Spieler tendieren dazu, diesen zu ignorieren. Hier am besten nicht die Gruppe in den Zug der transsibirischen Plotrailroad setzen, sonder getreu dem Motto "alle Wege führen nach Rom" bzw zum Bosskampf alternative Hooks und Pfade setzen. Schön, euch ist egal wer hier die lokalen NPC-Bevölkerung verknuspert, und ihr wollt auch nicht für einen Scoobie-Snack der Sache nachgehen. Ach, das nette Mädel von der Kneipe "zum lustigen Auftraggeber" hats euch angetan? Memo an mich selbst - ganz oben auf die Verknusperliste setzen.
Hat man die Spieler erstmal am Schlafittchen und sie steigen den Plot nach, beginnen meist die ersten (wirren) Theorien zu kreisen. Sollte eine davon besser sein als die eigene, ZUGREIFEN! Gut geklaut ist besser als schlecht erfunden, und gelegentlich sind die Gedankengänge der Spieler logischer als die des Spielleiters.
Für das Mysterium selbst gilt bei mir eigentlich "logische Grundstruktur aufbauen" und dann "mit allerlei übernatürlichem Schnickschnack und abergläubischem Geschwätz ausschmücken", eventuell noch "geheimnisvolle Prophezeiung!" zum Nachwürzen. Hier ist die Präsentation meist wichtiger als der eigentliche Sachverhalt.
3. Settingsmysterien.
Gerne auch Teil des Metaplots, unangenehm häufig vom Verlag angerissen und nie zuende erklärt. Meistens auch für die Gruppe relativ uninteressant, da die Elemente selten(st) zum Tragen kommen.
Es gibt ein paar gute Ansätze in neueren Regelwerken, in dem man die Hintergrundsmysterien entweder erklärt, oder, besser, mehrere alternative Erklärungen anbietet und somit eine Richtlinie für eigene Ansätze gibt. Überpitzt Ausgedrückt dürften die Inhalte meist einfach als "Iss halt so" von den Spielern akzeptiert werden ("He, wieso hat der Hansel da übernatürliche Kräfte und fummelt mit einem bunten Leuchtstab rum?" "Das ist ein Jedi, Han(s)..." "Ach So(lo)!"). Es hat abso-fucking-lut keinen Interessiert, das die alle Midichlorianerbefall haben und daher mit Awesome! infiziert sind.
Auch das Herumreichen von Kinderbildern des Big Bad Evil Guy ist zu vermeiden. Es untergräbt die Authorität und die Aura des Mysteriösen des BBEG und ist zum Fremdschämen, wenn man einer solchen Präsentation beiwohnen muss. Hier ist weniger mehr.